Kill Your Company
Warum Sie für eine erfolgreiche Zukunft Ihr Unternehmen töten sollten

Die Firma läuft gut – aber wie lange noch? Die „Kill Your Company“-Methode hilft Unternehmern, Bedrohungen durch Konkurrenten zu erkennen und eine Strategie für die Zukunft zu entwickeln.

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Kill your company
© Nattakan P / EyeEm / Getty Images

Erinnern Sie sich an Kameras und Filme von Kodak? An die Kataloge von Neckermann oder Quelle? An den einstigen Erfolg der Handys von Nokia? All diese Unternehmen waren mit ihren Produkten einmal Marktführer – verschliefen aber neue Trends und Entwicklungen, wie die Digitalfotografie oder den Online-Versandhandel. Die Folge: Die Konkurrenz stampfte sie ein. Kodak und Nokia gibt es zwar noch heute, an ihren früheren Erfolg können sie aber nicht anknüpfen. Quelle und Neckermann meldeten Insolvenz an und wurden vom ehemaligen Konkurrenten, der Otto Group, aufgekauft.

Auch kleinere Unternehmen sind nicht davor gefeit, von Konkurrenten überholt zu werden. „Viele Unternehmer beschäftigen sich zu wenig mit Entwicklungen, die die Zukunft der Firma bedrohen. Verständlich: zu überlegen, dass die eigene Firma kaputtgehen könnte, tut unglaublich weh“, sagt Dominique Stroh, Coach und Beraterin. Viele Chefs reagierten demnach erst, wenn es schon zu spät sei – nämlich dann, wenn Mitarbeiter gehen und der Umsatz einbricht.

Die gute Nachricht: Eine Methode kann Unternehmern helfen, genau das zu verhindern. „Kill Your Company“ (deutsch: „Töten Sie Ihr Unternehmen“) heißt sie. Die Idee dahinter: Verdrängen Sie Ihre Firma in einem Gedankenspiel vom Markt, um so Risiken aufzudecken und Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Dominique Stroh stellt „Kill Your Company“ in ihrem Buch „Agil geht anders“ vor. Wie die Methode funktioniert und was Chefs dabei beachten sollten.

Vorbereitung für die „Kill Your Company“-Methode

Entscheidend dafür, dass die Methode Nutzen bringt, ist laut Stroh die Unternehmenskultur: „Mitarbeiter müssen sich trauen, frei zu sprechen. Führungskräfte müssen kritische Gedanken annehmen. Denn bei der Methode geht es darum, über den Tellerrand zu schauen und seine Komfortzone zu verlassen.“

Wer „Kill Your Company“ in seinem Unternehmen ausprobieren will, sollte mindestens zwei Stunden dafür einplanen. Auch ein tagesfüllender Workshop ist Stroh zufolge möglich. Chefs sollten dafür ein Team aus drei bis sechs Mitgliedern zusammenstellen – inklusive sich selbst. Wichtig dabei: Das Team sollte möglichst gemischt sein, etwa aus Führungskräften, Mitarbeitern mit weniger Verantwortung und Neulingen bestehen. „Die Andersartigkeit eines Teams führt zu verschiedenen Perspektiven, das sollte nicht reine Chefsache sein“, sagt die Beraterin.

Bevor Chefs ihr Team zum Workshop versammeln, sollten sie alle Teilnehmer auf einen ähnlichen Wissenstand bringen. Stroh: „Sie müssen vorher ein Bewusstsein dafür schaffen, was auf dem Markt los ist.“ Denn nicht jeder setze sich ständig mit Wettbewerbern auseinander oder beschäftige sich mit Firmen, die von anderen verdrängt wurden.

So funktioniert die „Kill Your Company“-Methode

Das Team sollte sich anschließend in drei Schritten überlegen, wie es das eigene Geschäftsmodell killen könnte – und im vierten Schritt überlegen, wie sich das Unternehmen vor dem Aus bewahren ließe.

Zum Buch
In "Agil geht anders" stellt Dominique Stroh, Führungskraft, Beraterin und Agile Coach, neben "Kill Your Company" 19 weitere Methoden für den Führungsalltag vor. Erschienen im Schäffer-Poeschel Verlag, 141 Seiten, 19,95 Euro.

1. Schritt: Unser Geschäftsmodell stirbt, wenn unser Wettbewerber es schafft …

Zu Beginn geht es darum, Szenarien zu entwickeln, in denen Konkurrenten durch neue Erkenntnisse oder Innovationen die eigene Firma schachmatt setzen. Die Teilnehmer sollten sich fragen: „Was fehlt allen? Was ist so wichtig, dass es denjenigen, der die Lücke erkennt, zum Marktführer macht?“

Ein Werkzeughersteller könnte etwa fürchten, dass ein Konkurrent die eigenen Kunden abgreift, in dem er Schleifmaschinen, Bohrer und andere Geräte günstig verleiht, womöglich sogar liefert.

Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Als es noch zahlreiche Videotheken gab, erkannten die Netflix-Gründer, dass viele Menschen aus Bequemlichkeitsgründen lieber DVDs per Post bestellten und nutzten diesen Trend, um den Streaming-Dienst zu entwickeln. Während es heute kaum noch Videotheken gibt, ist Netflix einer der weltweit erfolgreichsten Video-Streaming-Anbieter.

2. Schritt: Wer wird unser künftiger Wettbewerber sein und wie bedroht er unser Geschäftsmodell?

Die derzeitige Konkurrenz ist überschaubar oder kaum vorhanden? Das kann sich jederzeit ändern: Die Deutsche Bahn wurde vom plötzlichen Erfolg der Fernbusse überrascht. Taxifahrer in vielen Ländern verlieren Kunden an Fahrdienste wie Uber.

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Um ähnliches zu verhindern, sollten die Workshop-Teilnehmer überlegen, wer in Zukunft den Markt bestimmen könnte. Welches Startup, welches Unternehmen aus einer anderen Branche wartet nur darauf, der Firma mit einer guten Idee Konkurrenz zu machen? Und welche Idee könnte das sein?

3. Schritt: Unser Angebot hat keinen Wert mehr für …, wenn …

Im dritten Schritt müssen die Teilnehmer versuchen, sich in die Lage von Kunden, Mitarbeitern oder Geschäftspartnern zu versetzen. Welchen Wert hat das Angebot noch für diese Gruppen, wenn eines der zuvor überlegten Szenarien eintritt – oder aber ein völlig anderes, das durch politische Entscheidungen, Trends oder technologische Entwicklungen bedingt ist?

Welchen Wert hätten etwa die Motorräder eines traditionellen Herstellers, wenn Verbrennungsmotoren verboten würden? Oder wenn viele Städte plötzlich große Auto- und Kraftrad-freie Zonen schafften?

4. Schritt: Was haben wir vor, damit es gar nicht erst so weit kommt?

Der letzte Schritt ist laut Stroh die größte Herausforderung: Ideen für konkrete Maßnahmen gegen die Bedrohungen zu sammeln. Könnte der Motorrad-Hersteller etwa auch Elektromotoren verbauen? Womöglich sogar ein Verleihsystem entwickeln?

Ein Energieversorger, bei dem Stroh die Methode angewandt hat, erkannte im Laufe des Workshops, dass ihm eine Strategieabteilung fehlte. „Sie haben sich dann eine Art Innovations-Café gegönnt und einmal die Woche Mitarbeiter Ideen spinnen lassen, wie die Firma in den nächsten Jahren aussehen könnte“, sagt Stroh.

Es geht also nicht darum, in kurzer Zeit durchdachte Lösungen für die Worst-Case-Szenarien zu entwickeln, sondern vielmehr darum, langfristige Prozesse anzustoßen und weitere Schritte zu planen. Das Team sollte überlegen, welche Informationen es noch benötigt, welche Ideen es als erstes angehen will – und wann es dafür erneut zusammentrifft.

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Erinnern Sie sich an Kameras und Filme von Kodak? An die Kataloge von Neckermann oder Quelle? An den einstigen Erfolg der Handys von Nokia? All diese Unternehmen waren mit ihren Produkten einmal Marktführer – verschliefen aber neue Trends und Entwicklungen, wie die Digitalfotografie oder den Online-Versandhandel. Die Folge: Die Konkurrenz stampfte sie ein. Kodak und Nokia gibt es zwar noch heute, an ihren früheren Erfolg können sie aber nicht anknüpfen. Quelle und Neckermann meldeten Insolvenz an und wurden vom ehemaligen Konkurrenten, der Otto Group, aufgekauft. Auch kleinere Unternehmen sind nicht davor gefeit, von Konkurrenten überholt zu werden. "Viele Unternehmer beschäftigen sich zu wenig mit Entwicklungen, die die Zukunft der Firma bedrohen. Verständlich: zu überlegen, dass die eigene Firma kaputtgehen könnte, tut unglaublich weh", sagt Dominique Stroh, Coach und Beraterin. Viele Chefs reagierten demnach erst, wenn es schon zu spät sei – nämlich dann, wenn Mitarbeiter gehen und der Umsatz einbricht. Die gute Nachricht: Eine Methode kann Unternehmern helfen, genau das zu verhindern. „Kill Your Company“ (deutsch: „Töten Sie Ihr Unternehmen“) heißt sie. Die Idee dahinter: Verdrängen Sie Ihre Firma in einem Gedankenspiel vom Markt, um so Risiken aufzudecken und Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Dominique Stroh stellt „Kill Your Company“ in ihrem Buch „Agil geht anders“ vor. Wie die Methode funktioniert und was Chefs dabei beachten sollten. Vorbereitung für die "Kill Your Company"-Methode Entscheidend dafür, dass die Methode Nutzen bringt, ist laut Stroh die Unternehmenskultur: "Mitarbeiter müssen sich trauen, frei zu sprechen. Führungskräfte müssen kritische Gedanken annehmen. Denn bei der Methode geht es darum, über den Tellerrand zu schauen und seine Komfortzone zu verlassen." Wer „Kill Your Company“ in seinem Unternehmen ausprobieren will, sollte mindestens zwei Stunden dafür einplanen. Auch ein tagesfüllender Workshop ist Stroh zufolge möglich. Chefs sollten dafür ein Team aus drei bis sechs Mitgliedern zusammenstellen – inklusive sich selbst. Wichtig dabei: Das Team sollte möglichst gemischt sein, etwa aus Führungskräften, Mitarbeitern mit weniger Verantwortung und Neulingen bestehen. "Die Andersartigkeit eines Teams führt zu verschiedenen Perspektiven, das sollte nicht reine Chefsache sein", sagt die Beraterin. Bevor Chefs ihr Team zum Workshop versammeln, sollten sie alle Teilnehmer auf einen ähnlichen Wissenstand bringen. Stroh: "Sie müssen vorher ein Bewusstsein dafür schaffen, was auf dem Markt los ist." Denn nicht jeder setze sich ständig mit Wettbewerbern auseinander oder beschäftige sich mit Firmen, die von anderen verdrängt wurden. [mehr-zum-thema] So funktioniert die "Kill Your Company"-Methode Das Team sollte sich anschließend in drei Schritten überlegen, wie es das eigene Geschäftsmodell killen könnte – und im vierten Schritt überlegen, wie sich das Unternehmen vor dem Aus bewahren ließe. 1. Schritt: Unser Geschäftsmodell stirbt, wenn unser Wettbewerber es schafft ... Zu Beginn geht es darum, Szenarien zu entwickeln, in denen Konkurrenten durch neue Erkenntnisse oder Innovationen die eigene Firma schachmatt setzen. Die Teilnehmer sollten sich fragen: „Was fehlt allen? Was ist so wichtig, dass es denjenigen, der die Lücke erkennt, zum Marktführer macht?“ Ein Werkzeughersteller könnte etwa fürchten, dass ein Konkurrent die eigenen Kunden abgreift, in dem er Schleifmaschinen, Bohrer und andere Geräte günstig verleiht, womöglich sogar liefert. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Als es noch zahlreiche Videotheken gab, erkannten die Netflix-Gründer, dass viele Menschen aus Bequemlichkeitsgründen lieber DVDs per Post bestellten und nutzten diesen Trend, um den Streaming-Dienst zu entwickeln. Während es heute kaum noch Videotheken gibt, ist Netflix einer der weltweit erfolgreichsten Video-Streaming-Anbieter. 2. Schritt: Wer wird unser künftiger Wettbewerber sein und wie bedroht er unser Geschäftsmodell? Die derzeitige Konkurrenz ist überschaubar oder kaum vorhanden? Das kann sich jederzeit ändern: Die Deutsche Bahn wurde vom plötzlichen Erfolg der Fernbusse überrascht. Taxifahrer in vielen Ländern verlieren Kunden an Fahrdienste wie Uber. Um ähnliches zu verhindern, sollten die Workshop-Teilnehmer überlegen, wer in Zukunft den Markt bestimmen könnte. Welches Startup, welches Unternehmen aus einer anderen Branche wartet nur darauf, der Firma mit einer guten Idee Konkurrenz zu machen? Und welche Idee könnte das sein? 3. Schritt: Unser Angebot hat keinen Wert mehr für ..., wenn ... Im dritten Schritt müssen die Teilnehmer versuchen, sich in die Lage von Kunden, Mitarbeitern oder Geschäftspartnern zu versetzen. Welchen Wert hat das Angebot noch für diese Gruppen, wenn eines der zuvor überlegten Szenarien eintritt – oder aber ein völlig anderes, das durch politische Entscheidungen, Trends oder technologische Entwicklungen bedingt ist? Welchen Wert hätten etwa die Motorräder eines traditionellen Herstellers, wenn Verbrennungsmotoren verboten würden? Oder wenn viele Städte plötzlich große Auto- und Kraftrad-freie Zonen schafften? 4. Schritt: Was haben wir vor, damit es gar nicht erst so weit kommt? Der letzte Schritt ist laut Stroh die größte Herausforderung: Ideen für konkrete Maßnahmen gegen die Bedrohungen zu sammeln. Könnte der Motorrad-Hersteller etwa auch Elektromotoren verbauen? Womöglich sogar ein Verleihsystem entwickeln? Ein Energieversorger, bei dem Stroh die Methode angewandt hat, erkannte im Laufe des Workshops, dass ihm eine Strategieabteilung fehlte. "Sie haben sich dann eine Art Innovations-Café gegönnt und einmal die Woche Mitarbeiter Ideen spinnen lassen, wie die Firma in den nächsten Jahren aussehen könnte", sagt Stroh. Es geht also nicht darum, in kurzer Zeit durchdachte Lösungen für die Worst-Case-Szenarien zu entwickeln, sondern vielmehr darum, langfristige Prozesse anzustoßen und weitere Schritte zu planen. Das Team sollte überlegen, welche Informationen es noch benötigt, welche Ideen es als erstes angehen will – und wann es dafür erneut zusammentrifft.
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