Mompreneur
„Mein Kind motiviert mich, etwas zu bewegen“

Mutter und Unternehmerin sein – eine echte Herausforderung. Muss man zwangsläufig eine der Welten aufgeben? Nein, sagt impulse-Bloggerin Anabel Ternès. Sie hat Wege gefunden, beides miteinander zu vereinbaren.

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Das Kind mit ins Büro nehmen - für Unternehmerinnen ist das einfacher als für Angestellte.
Das Kind mit ins Büro nehmen - für Unternehmerinnen ist das einfacher als für Angestellte.
© vadimguzhva / iStock / Getty Images Plus

Das Bild der taffen Unternehmerin passt für viele nicht mit dem der fürsorglichen Mutter zusammen. Ich finde: Mütter und Unternehmerinnen haben vieles gemeinsam. Gerade Unternehmerinnen haben ein paar unschätzbare Vorteile auf ihrer Seite, wenn es ums Muttersein geht. Und ist nicht jede Mutter irgendwie eine Art Managerin des Unternehmens „Familie“?

Wir sind selbstbestimmter als viele angestellte Mütter. Wir sind zwar meist unter Strom, aber auch flexibler – denn wir können uns unsere Zeit freier einteilen und auch unser berufliches Umfeld besser anpassen. Das ist eine Chance, die viele angestellte Frauen auch in Führungspositionen heute immer noch nicht haben.

Ein Chef sagte mir mal: „Ich würde es an Deiner Stelle verheimlichen, wenn Du schwanger bist. Denn mit Kind kannst Du keine Karriere mehr machen, da traut man Dir nicht zu, dass Du weiterhin Gas gibst – auch wenn Du die gleiche Zeit und Power hast wie vorher.“

Mir als Unternehmerin hat das Muttersein einen weiteren Schub darin gegeben, das zu tun, was mir wichtig ist und womit ich etwas bewegen kann, für eine bessere Zukunft, für eine Welt, in der Digitales unser Leben und unsere Umwelt verbessert, weil wir es uns sinnvoll zunutze machen. Auch, weil mein Kind in dieser Welt aufwächst.

Offen mit dem Elternsein umgehen

Deswegen finde ich es auch wichtig, offen mit dem Elternsein umzugehen, authentisch zu sein und die eigenen Mitarbeiter mit einzubeziehen. Auf diese Weise kann das Team mich besser verstehen und in Notfällen unterstützen.

Und Notfälle gibt es immer wieder. „Schatz, ich hab‘ noch einen wichtigen Termin reinbekommen, sorry, kann unser Kind doch nicht nehmen“, rief mir mein Mann schnell noch zu, bevor er aus der Haustür verschwand. Was jetzt? Ich hatte selbst einen wichtigen Besprechungstermin mit meinen Mitarbeitern. Unser Kind mit in den Termin nehmen?

Eigentlich wollte ich das nicht – neben dem Besprechungstisch eine Kinderwippe mit meinem Kind darin, während wir uns die Köpfe heiß redeten. Aber es klappte – mein Kind schlief dabei ein. Vielleicht wirkte das Stimmengewirr sogar beruhigend.

Mittlerweile ist die Kuscheldecke mit Schiffmotiv in mein Büro eingezogen – genauso wie Rasseln, Bilderbücher und Spieltiere. Wer reinkommt, weiß gleich, was Sache ist: Hier arbeitet eine Mutter.

Mein Team stört das nicht – im Gegenteil. Wenn mein Kind da ist, kommt man besonders gern in mein Büro. Einige Mitarbeiter sind so liebevoll im Umgang mit ihm, dass sie top als Erzieher wären. Ich muss nur aufpassen, dass weder meine Arbeit, noch die meiner Mitarbeiter – noch die Aufmerksamkeit für mein Kind darunter leidet. Wie das geht? Im Büro eigentlich nur, wenn es schläft.

Ab und zu kann es vorkommen, dass ich das Gefühl habe, gar keinem gerecht zu werden. Will ich mich beklagen? Auf keinen Fall. Als Unternehmerin aufhören? Das käme mir nie in den Sinn. Schon allein deshalb nicht, weil ich nie die Mutter sein möchte, die ihrem Kind später sagt: Für dich habe ich das alles aufgegeben, nun sei mal dankbar.

Hinzu kommt: Mein Job macht mir Spaß, großen sogar. Ich freue mich, dabei viel bewegen zu können, jeden Tag aufs Neue. Die Arbeit gibt mir die Power für die Zeit mit meinem Kind – und umgekehrt. Ich möchte beides nicht missen. Wobei, wenn ich in einer Situation die Entscheidung treffen müsste: Mein Kind hat ganz klar Vorrang.

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Machen ist wie wollen, nur krasser
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Die impulse-Mitgliedschaften - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer

Geheimniskrämerei ums Baby

Meine Freundin Birgit, die auch Unternehmerin ist, handhabt das anders. Vor einem Jahr erreichte sie plötzlich keiner mehr – und das über etwa sechs Wochen nicht. Wir machten uns Sorgen.

Als sie endlich anrief und wir uns trafen, sah ich auf Birgits Bildschirmschoner ein Baby-Foto. „Dein Neffe? Wie niedlich“, entfuhr es mir. „Nein, mein Sohn, aber psst, nicht weitererzählen.“ Ich war erstaunt. „Wo kommt der denn her?“ Birgit hatte sich in den letzten vier Wochen vor der Geburt zurückgezogen, um dann zwei Wochen nach der Geburt zurückzukehren – von Babybauch keine Spur.

Warum die ganze Geheimniskrämerei? Birgit erzählte mir, sie habe zu Beginn ihrer Schwangerschaft Kunden erzählt, dass sie ein Kind erwarte – aber dennoch weiterarbeiten wolle. Sie musste sich dann die immer gleichen Vorwürfe anhören: Sie wolle das arme Kind zuhause lassen, bei einer Nanny? Wozu sie denn dann überhaupt ein Kind bekäme, wenn sie ihren Mutterpflichten nicht nachkommen wolle!

Birgit sagte, sie würde sich professioneller fühlen, wenn sie nicht als Mutter gesehen wird, die Windeln wechselt und Schlaflieder vorsingt. Und wo bleibe denn die Emanzipation? Nach dem Mann an ihrer Seite und wie der es mit dem Kind handhabt, habe keiner gefragt.

Ich finde, das kann es nicht sein, dass man als Unternehmerin sein Kind und sein Muttersein verschweigen muss. Denn Unternehmerinnen, die vorleben, dass man sehr wohl Kind und Unternehmensführung miteinander vereinbaren kann, können Vorbilder für andere Frauen sein.

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Das Bild der taffen Unternehmerin passt für viele nicht mit dem der fürsorglichen Mutter zusammen. Ich finde: Mütter und Unternehmerinnen haben vieles gemeinsam. Gerade Unternehmerinnen haben ein paar unschätzbare Vorteile auf ihrer Seite, wenn es ums Muttersein geht. Und ist nicht jede Mutter irgendwie eine Art Managerin des Unternehmens „Familie“? Wir sind selbstbestimmter als viele angestellte Mütter. Wir sind zwar meist unter Strom, aber auch flexibler – denn wir können uns unsere Zeit freier einteilen und auch unser berufliches Umfeld besser anpassen. Das ist eine Chance, die viele angestellte Frauen auch in Führungspositionen heute immer noch nicht haben. Ein Chef sagte mir mal: „Ich würde es an Deiner Stelle verheimlichen, wenn Du schwanger bist. Denn mit Kind kannst Du keine Karriere mehr machen, da traut man Dir nicht zu, dass Du weiterhin Gas gibst – auch wenn Du die gleiche Zeit und Power hast wie vorher.“ Mir als Unternehmerin hat das Muttersein einen weiteren Schub darin gegeben, das zu tun, was mir wichtig ist und womit ich etwas bewegen kann, für eine bessere Zukunft, für eine Welt, in der Digitales unser Leben und unsere Umwelt verbessert, weil wir es uns sinnvoll zunutze machen. Auch, weil mein Kind in dieser Welt aufwächst. Offen mit dem Elternsein umgehen Deswegen finde ich es auch wichtig, offen mit dem Elternsein umzugehen, authentisch zu sein und die eigenen Mitarbeiter mit einzubeziehen. Auf diese Weise kann das Team mich besser verstehen und in Notfällen unterstützen. Und Notfälle gibt es immer wieder. „Schatz, ich hab‘ noch einen wichtigen Termin reinbekommen, sorry, kann unser Kind doch nicht nehmen“, rief mir mein Mann schnell noch zu, bevor er aus der Haustür verschwand. Was jetzt? Ich hatte selbst einen wichtigen Besprechungstermin mit meinen Mitarbeitern. Unser Kind mit in den Termin nehmen? Eigentlich wollte ich das nicht – neben dem Besprechungstisch eine Kinderwippe mit meinem Kind darin, während wir uns die Köpfe heiß redeten. Aber es klappte – mein Kind schlief dabei ein. Vielleicht wirkte das Stimmengewirr sogar beruhigend. Mittlerweile ist die Kuscheldecke mit Schiffmotiv in mein Büro eingezogen – genauso wie Rasseln, Bilderbücher und Spieltiere. Wer reinkommt, weiß gleich, was Sache ist: Hier arbeitet eine Mutter. Mein Team stört das nicht – im Gegenteil. Wenn mein Kind da ist, kommt man besonders gern in mein Büro. Einige Mitarbeiter sind so liebevoll im Umgang mit ihm, dass sie top als Erzieher wären. Ich muss nur aufpassen, dass weder meine Arbeit, noch die meiner Mitarbeiter – noch die Aufmerksamkeit für mein Kind darunter leidet. Wie das geht? Im Büro eigentlich nur, wenn es schläft. Ab und zu kann es vorkommen, dass ich das Gefühl habe, gar keinem gerecht zu werden. Will ich mich beklagen? Auf keinen Fall. Als Unternehmerin aufhören? Das käme mir nie in den Sinn. Schon allein deshalb nicht, weil ich nie die Mutter sein möchte, die ihrem Kind später sagt: Für dich habe ich das alles aufgegeben, nun sei mal dankbar. Hinzu kommt: Mein Job macht mir Spaß, großen sogar. Ich freue mich, dabei viel bewegen zu können, jeden Tag aufs Neue. Die Arbeit gibt mir die Power für die Zeit mit meinem Kind – und umgekehrt. Ich möchte beides nicht missen. Wobei, wenn ich in einer Situation die Entscheidung treffen müsste: Mein Kind hat ganz klar Vorrang. Geheimniskrämerei ums Baby Meine Freundin Birgit, die auch Unternehmerin ist, handhabt das anders. Vor einem Jahr erreichte sie plötzlich keiner mehr – und das über etwa sechs Wochen nicht. Wir machten uns Sorgen. Als sie endlich anrief und wir uns trafen, sah ich auf Birgits Bildschirmschoner ein Baby-Foto. „Dein Neffe? Wie niedlich“, entfuhr es mir. „Nein, mein Sohn, aber psst, nicht weitererzählen.“ Ich war erstaunt. „Wo kommt der denn her?“ Birgit hatte sich in den letzten vier Wochen vor der Geburt zurückgezogen, um dann zwei Wochen nach der Geburt zurückzukehren – von Babybauch keine Spur. Warum die ganze Geheimniskrämerei? Birgit erzählte mir, sie habe zu Beginn ihrer Schwangerschaft Kunden erzählt, dass sie ein Kind erwarte – aber dennoch weiterarbeiten wolle. Sie musste sich dann die immer gleichen Vorwürfe anhören: Sie wolle das arme Kind zuhause lassen, bei einer Nanny? Wozu sie denn dann überhaupt ein Kind bekäme, wenn sie ihren Mutterpflichten nicht nachkommen wolle! Birgit sagte, sie würde sich professioneller fühlen, wenn sie nicht als Mutter gesehen wird, die Windeln wechselt und Schlaflieder vorsingt. Und wo bleibe denn die Emanzipation? Nach dem Mann an ihrer Seite und wie der es mit dem Kind handhabt, habe keiner gefragt. Ich finde, das kann es nicht sein, dass man als Unternehmerin sein Kind und sein Muttersein verschweigen muss. Denn Unternehmerinnen, die vorleben, dass man sehr wohl Kind und Unternehmensführung miteinander vereinbaren kann, können Vorbilder für andere Frauen sein.