Persönliche Lehren
5 Erkenntnisse einer Mehrfach-Unternehmerin, die Ihnen Stress ersparen können

impulse-Bloggerin Anabel Ternès hat in 14 Jahren Unternehmertum mehrere Start-ups und soziale Organisationen gegründet. Auf einige Erfahrungen hätte sie gerne verzichtet: ihre wichtigsten Lektionen.

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Persönliche Lehren
© 3d_kot/ iStock / Getty Images Plus / Getty images

Schon als Jugendliche konnte ich das Unternehmerdasein etwas kennenlernen, ich habe damals im Unternehmen meines Vaters mitgearbeitet. Heute führe ich selbst ein Unternehmen, habe seit 2008 einige gegründet.

Es lag mir schon immer, Dinge parallel zu schaffen, mich gut zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen: Ich habe in meiner Kindheit Klavierkonzerte gegeben und war in Leichtathletik auf Landesebene engagiert. Oft bin ich für meine Eltern zu Elternsprechtagen gegangen. Selbstorganisation musste ich nicht lernen, um mehrere Unternehmen gleichzeitig zu leiten. Doch das Unternehmertum hielt einige andere Lehren für mich bereit. Hätte ich diese Erkenntnisse früher gehabt, hätten sie mir Einiges erspart.

1. Geschäftspartner sorgfältig auswählen

Mit Geschäftspartnern ist es wie in einer Beziehung: Man sollte nicht denken „Das wird schon irgendwie klappen, der ist doch super“, wenn man Zweifel hat. Meine Erfahrung ist, dass es dann schiefgeht.

Es ist unglaublich wichtig, dass es mit einem Geschäftspartner, etwa einem Co-Gründer, wirklich passt. Nicht nur, dass man sich gut versteht und vertraut. Man sollte bei der Auswahl eines Businesspartners auch darauf achten, dass man die gleichen Werte vertritt, engagiert ist, ähnliche Ziele hat und ähnlich schnell arbeitet.

Eine besonders unangenehme Erfahrung, die ich gemacht habe: Ein ehemaliger Geschäftspartner putschte Zahlen auf. Für mich aber sind Transparenz und Ehrlichkeit ein grundlegender Wert. Deshalb ging das für mich gar nicht. Und es war schnell vorbei mit der Partnerschaft.

Bei neuen Geschäftspartnern ist es mir deshalb wichtig darauf zu achten, welchen Fokus jemand hat: Schaut er oder sie nur direkt vor sich, hat aber nicht das große Ganze im Blick? Wenn es trotz sorgfältiger Auswahl nicht passt, stelle ich mir mittlerweile schneller die Frage, ob ich die Geschäftsbeziehung beende, weil mich das sonst zu sehr mitnimmt und auch zu viel Zeit kostet.

2. Sich bei neuen Mitarbeitenden nicht auf Empfehlungen verlassen

Ich habe zwei Erfahrungen gemacht, die ich mir und meinem Team gern erspart hätte. Wir suchten neue Leute und ich habe das Team nach Empfehlungen gefragt. Denn oft ist es ja so, dass jemand Kolleginnen und Kollegen aus früheren Jobs kennt, die wirklich etwas auf dem Kasten haben. Das war dann auch so: Teammitglieder haben zwei Personen empfohlen, die sie richtig gut fanden. Wir stellten sie ein.

Auf den ersten Blick waren es Top-Empfehlungen: Sie hatten ein professionelles, sympathisches Auftreten, wirkten engagiert. Aber ich merkte schnell: Da kommt nichts bei rum. Die haben viel telefoniert, Listen über Listen geführt. Aber einen richtigen Output gab es nicht. Das war für mich schlecht, unangenehm für diejenigen, die die Neulinge vorgeschlagen hatten – und für die Neuen natürlich auch. Auf Empfehlungen verlasse ich mich daher nicht mehr, wir suchen lieber selbst. Damit ist auch klar: Die Verantwortung für Neueinstellungen – und wenn diese schiefgehen – liegt bei uns.

3. Egal, wie stressig es ist: Zeit fürs Team nehmen

Auch wenn sich die Aufgaben stapeln und Deadlines drängen: Ich versuche immer, mit meinem Team durchgehend in Kontakt zu sein. Dabei sind besonders Vier-Augen-Gespräche wichtig.

Wie wichtig das ist, hat mir vor allem ein Erlebnis vor mehreren Jahren gezeigt: Ein engagierter, kompetenter Kollege kündigte – für mich aus heiterem Himmel. Es stellte sich dann raus, dass er sich mit einem anderen Kollegen verkracht hatte. Und weil so viel los gewesen sei, so sagte er, habe er das mir gegenüber nicht angesprochen. Dabei hätten wir den Konflikt vielleicht gemeinsam lösen können. Das war wirklich ein großer Verlust für mich und fürs Team.

Mittlerweile sprechen wir sehr viel häufiger und regelmäßig mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als damals. Das ist etabliert. Wenn ich weiß, wie es meinem Team geht, kann ich reagieren, sollte jemand unzufrieden sein. Und ich schaffe damit eine Vertrauensbasis. Das stellt sicher, dass ich schon frühzeitig einbezogen werde, wenn jemand andere berufliche Pläne verfolgt.

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Eine ehemalige Assistentin etwa hat mit mir offen über ihren Traum geredet, irgendwann in die Forschung zu gehen. Als sie dann kündigte, weil sie eine Doktorandinnen-Stelle an der Uni angeboten bekommen hatte, war das zwar überraschend – aber ich war darauf vorbereitet, dass diese Situation irgendwann eintreten könnte.

4. Aus Trennungen Positives ziehen

Ich habe schon viele gute Leute beschäftigt, die einen spitzen Job machten und auf die ich mich quasi blind verlassen konnte. Einige sind nach wie vor an Bord. Doch ich musste über die Jahre lernen, damit umzugehen, dass auch Top-Leute irgendwann gehen.

Mir fiel es manchmal schwer, das nicht persönlich zu nehmen. Denn es fühlte sich beinahe an wie das Ende einer Beziehung. Aber wir trennen uns immer im Guten, wenn nichts Schwerwiegendes vorgefallen ist und zur Kündigung geführt hat. Etwa, indem ich scheidende Teammitglieder in die Suche nach Nachfolgern einbeziehe. Sie kennen die Jobanforderungen schließlich am besten.

Ich bleibe außerdem in Kontakt mit Ehemaligen. Das hat sich schon mehrfach bewährt: Meine frühere Assistentin ist zum Beispiel inzwischen ehrenamtlich für uns tätig. Und ein Ex-Mitarbeiter ist zu einer Agentur gegangen, mit der wir mittlerweile eng zusammenarbeiten.

5. Erwartungen klar kommunizieren

Klare Kommunikation ist für mich grundlegend wichtig. Ich bin eine Freundin kurzer Wege, will nicht lang drum herum reden müssen. Ich erwarte von meinem Team, dass es mir sagt, wenn es irgendwo hakt, wenn Probleme auftauchen.

Eine Zeit lang war meinem Team diese Erwartung offenbar nicht klar: Ich hatte ihnen unbewusst das Gefühl gegeben, dass sie mich stören, weil ich viel zu tun habe. Zusätzlich hatte meine ehemalige Assistentin mich vor ihnen abgeschirmt – sie wollte mich vor zu viel Arbeit schützen. Mein Team traute sich deshalb nicht, mit Zwischenständen oder Schwierigkeiten zu mir zu kommen.

Was half: Meine Erwartung ganz klar zu kommunizieren. Ich sage meinen Leuten heute selbst, dass sie mich jederzeit ansprechen dürfen. Dass ich lieber frühzeitig über etwas spreche, anstatt dass wir uns in eine Sackgasse bewegen. Und dass wir uns einfach für einen späteren Zeitpunkt verabreden können, wenn es gerade nicht passt.

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Schon als Jugendliche konnte ich das Unternehmerdasein etwas kennenlernen, ich habe damals im Unternehmen meines Vaters mitgearbeitet. Heute führe ich selbst ein Unternehmen, habe seit 2008 einige gegründet. Es lag mir schon immer, Dinge parallel zu schaffen, mich gut zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen: Ich habe in meiner Kindheit Klavierkonzerte gegeben und war in Leichtathletik auf Landesebene engagiert. Oft bin ich für meine Eltern zu Elternsprechtagen gegangen. Selbstorganisation musste ich nicht lernen, um mehrere Unternehmen gleichzeitig zu leiten. Doch das Unternehmertum hielt einige andere Lehren für mich bereit. Hätte ich diese Erkenntnisse früher gehabt, hätten sie mir Einiges erspart. 1. Geschäftspartner sorgfältig auswählen Mit Geschäftspartnern ist es wie in einer Beziehung: Man sollte nicht denken „Das wird schon irgendwie klappen, der ist doch super“, wenn man Zweifel hat. Meine Erfahrung ist, dass es dann schiefgeht. Es ist unglaublich wichtig, dass es mit einem Geschäftspartner, etwa einem Co-Gründer, wirklich passt. Nicht nur, dass man sich gut versteht und vertraut. Man sollte bei der Auswahl eines Businesspartners auch darauf achten, dass man die gleichen Werte vertritt, engagiert ist, ähnliche Ziele hat und ähnlich schnell arbeitet. Eine besonders unangenehme Erfahrung, die ich gemacht habe: Ein ehemaliger Geschäftspartner putschte Zahlen auf. Für mich aber sind Transparenz und Ehrlichkeit ein grundlegender Wert. Deshalb ging das für mich gar nicht. Und es war schnell vorbei mit der Partnerschaft. Bei neuen Geschäftspartnern ist es mir deshalb wichtig darauf zu achten, welchen Fokus jemand hat: Schaut er oder sie nur direkt vor sich, hat aber nicht das große Ganze im Blick? Wenn es trotz sorgfältiger Auswahl nicht passt, stelle ich mir mittlerweile schneller die Frage, ob ich die Geschäftsbeziehung beende, weil mich das sonst zu sehr mitnimmt und auch zu viel Zeit kostet. 2. Sich bei neuen Mitarbeitenden nicht auf Empfehlungen verlassen Ich habe zwei Erfahrungen gemacht, die ich mir und meinem Team gern erspart hätte. Wir suchten neue Leute und ich habe das Team nach Empfehlungen gefragt. Denn oft ist es ja so, dass jemand Kolleginnen und Kollegen aus früheren Jobs kennt, die wirklich etwas auf dem Kasten haben. Das war dann auch so: Teammitglieder haben zwei Personen empfohlen, die sie richtig gut fanden. Wir stellten sie ein. Auf den ersten Blick waren es Top-Empfehlungen: Sie hatten ein professionelles, sympathisches Auftreten, wirkten engagiert. Aber ich merkte schnell: Da kommt nichts bei rum. Die haben viel telefoniert, Listen über Listen geführt. Aber einen richtigen Output gab es nicht. Das war für mich schlecht, unangenehm für diejenigen, die die Neulinge vorgeschlagen hatten – und für die Neuen natürlich auch. Auf Empfehlungen verlasse ich mich daher nicht mehr, wir suchen lieber selbst. Damit ist auch klar: Die Verantwortung für Neueinstellungen – und wenn diese schiefgehen – liegt bei uns. 3. Egal, wie stressig es ist: Zeit fürs Team nehmen Auch wenn sich die Aufgaben stapeln und Deadlines drängen: Ich versuche immer, mit meinem Team durchgehend in Kontakt zu sein. Dabei sind besonders Vier-Augen-Gespräche wichtig. Wie wichtig das ist, hat mir vor allem ein Erlebnis vor mehreren Jahren gezeigt: Ein engagierter, kompetenter Kollege kündigte – für mich aus heiterem Himmel. Es stellte sich dann raus, dass er sich mit einem anderen Kollegen verkracht hatte. Und weil so viel los gewesen sei, so sagte er, habe er das mir gegenüber nicht angesprochen. Dabei hätten wir den Konflikt vielleicht gemeinsam lösen können. Das war wirklich ein großer Verlust für mich und fürs Team. Mittlerweile sprechen wir sehr viel häufiger und regelmäßig mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als damals. Das ist etabliert. Wenn ich weiß, wie es meinem Team geht, kann ich reagieren, sollte jemand unzufrieden sein. Und ich schaffe damit eine Vertrauensbasis. Das stellt sicher, dass ich schon frühzeitig einbezogen werde, wenn jemand andere berufliche Pläne verfolgt. Eine ehemalige Assistentin etwa hat mit mir offen über ihren Traum geredet, irgendwann in die Forschung zu gehen. Als sie dann kündigte, weil sie eine Doktorandinnen-Stelle an der Uni angeboten bekommen hatte, war das zwar überraschend – aber ich war darauf vorbereitet, dass diese Situation irgendwann eintreten könnte. 4. Aus Trennungen Positives ziehen Ich habe schon viele gute Leute beschäftigt, die einen spitzen Job machten und auf die ich mich quasi blind verlassen konnte. Einige sind nach wie vor an Bord. Doch ich musste über die Jahre lernen, damit umzugehen, dass auch Top-Leute irgendwann gehen. Mir fiel es manchmal schwer, das nicht persönlich zu nehmen. Denn es fühlte sich beinahe an wie das Ende einer Beziehung. Aber wir trennen uns immer im Guten, wenn nichts Schwerwiegendes vorgefallen ist und zur Kündigung geführt hat. Etwa, indem ich scheidende Teammitglieder in die Suche nach Nachfolgern einbeziehe. Sie kennen die Jobanforderungen schließlich am besten. Ich bleibe außerdem in Kontakt mit Ehemaligen. Das hat sich schon mehrfach bewährt: Meine frühere Assistentin ist zum Beispiel inzwischen ehrenamtlich für uns tätig. Und ein Ex-Mitarbeiter ist zu einer Agentur gegangen, mit der wir mittlerweile eng zusammenarbeiten. 5. Erwartungen klar kommunizieren Klare Kommunikation ist für mich grundlegend wichtig. Ich bin eine Freundin kurzer Wege, will nicht lang drum herum reden müssen. Ich erwarte von meinem Team, dass es mir sagt, wenn es irgendwo hakt, wenn Probleme auftauchen. Eine Zeit lang war meinem Team diese Erwartung offenbar nicht klar: Ich hatte ihnen unbewusst das Gefühl gegeben, dass sie mich stören, weil ich viel zu tun habe. Zusätzlich hatte meine ehemalige Assistentin mich vor ihnen abgeschirmt – sie wollte mich vor zu viel Arbeit schützen. Mein Team traute sich deshalb nicht, mit Zwischenständen oder Schwierigkeiten zu mir zu kommen. Was half: Meine Erwartung ganz klar zu kommunizieren. Ich sage meinen Leuten heute selbst, dass sie mich jederzeit ansprechen dürfen. Dass ich lieber frühzeitig über etwas spreche, anstatt dass wir uns in eine Sackgasse bewegen. Und dass wir uns einfach für einen späteren Zeitpunkt verabreden können, wenn es gerade nicht passt.
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