Politik und Unternehmertum
Wie politisch will ich als Unternehmer sein?

Bald wird in Deutschland gewählt. Wie positioniert man sich da als Unternehmer? Sven Franzen, impulse-Blogger und Chef einer Marketing-Agentur, über Diskussionen mit Kunden und ein "Politik-Praktikum".

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Politik Unternehmertum
© Eliza / Photocase

Ich bin ein politischer Mensch. Und ich äußere gern meine Meinung. Ich genieße den Austausch mit anderen – das ist mir wichtig. Deswegen scheue ich mich auch nicht vor politischem Austausch mit Kunden und Geschäftspartnern.

Mag sein, dass andere Unternehmerinnen und Unternehmer da vorsichtiger sind. Um sich zu schützen, aber auch, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich glaube, ich trage mein Herz auf der Zunge und sage gern, was ich fühle und denke – unabhänging von möglichen Konsequenzen.

Ich finde politische Diskussionen bereichernd

Das heißt nicht, dass ich mit jedem potenziellen Kunden im ersten Gespräch über Politik spreche. Aber mit guten, engen Kontakten und mit meinen Geschäftspartnern diskutiere ich gern. Meine Erfahrungen sind da durchweg positiv: Erst vor Kurzem habe ich mich zum Beispiel mit einem Kunden über die Corona-Maßnahmen ausgetauscht und einen sehr guten Dialog gehabt. Ich bin sehr offen und höre gern zu. Das führt meiner Erfahrung nach dazu, dass auch mein Gegenüber offen ist und wir uns auf Augenhöhe mit Respekt und Akzeptanz für unsere – häufig auch gegensätzlichen – Meinungen begegnen.

Manchmal fühle ich mich in solchen Gesprächen in meiner Position bestärkt und denke: Stimmt, da liege ich total richtig. Dann habe ich aber auch Aha-Erlebnisse und denke: Wie bin ich nur dazu gekommen, diesen Schluss zu ziehen? Ich empfinde solche Diskussionen daher als sehr bereichernd. Es bringt mich jedes Mal weiter, mein eigenes Denken weiterzuentwickeln.

Ich habe auch einen Mitarbeiter, mit dem ich öfter mal diskutiere. Er sieht politisch einiges anders als ich. Auch diesen Austausch finde ich wertvoll. Egal, mit wem ich über Politik spreche: Mir ist dabei immer wichtig, dass wir uns mit Respekt, Toleranz und auf Augenhöhe begegnen.

Ich bin in der Kommunalpolitik aktiv

Im vergangenen Jahr habe ich den Entschluss gefasst, mich aktiv politisch zu engagieren. Ich bin bei den Freien Wählern eingetreten und habe mich bei der Kommunalwahl hier in Offenbach als Kandidat aufstellen lassen.

Das würde ich jetzt nicht direkt auf meine Website schreiben. Aber wer mich googelt, findet natürlich etwas über meine Kandidatur. Ich bin damit offen umgegangen. Bei der IHK-Vollversammlung, in der ich ehrenamtlich tätig bin, habe ich mich erkundigt, wie die Vollversammlung dazu steht, wenn sich Mitglieder politisch engagieren. Ich wollte da gern Klarheit – und habe volle Unterstützung erhalten.

Kontakte zu Politikern über die Wirtschaftsjunioren

Ich bin außerdem schon lange bei den Wirtschaftsjunioren aktiv. Auch dort spielt Politik natürlich eine Rolle. Vor zehn Jahren haben wir zum Beispiel gemeinsam eine Demo am Brandenburger Tor organisiert. Wir haben schon damals vor dem Fachkräftemangel gewarnt und die Politik dazu aufgerufen, etwas zu ändern.

Sven Franzen (rot umkreist) auf der Demo der Wirtschaftsjunioren am Brandenburger Tor.

Bei den Wirtschaftsjunioren gibt es auch eine regelmäßige politische Woche, die sich Know-how-Transfer nennt. Da darf man dann eine Woche lang ein Mitglied des Bundestages begleiten. Ich habe das schon mehrfach gemacht und fand es immer wahnsinnig spannend. Man bekommt hautnah mit, wie eingebunden die Politikerinnen und Politiker sind. Die haben einen Termin, dann fährt die schwarze Limousine vor und sofort geht es weiter zum nächsten. Die Agenda ist unglaublich starr. Man fragt sich da manchmal schon, wie viel sie überhaupt selbst gestalten können.

In sozialen Netzwerken halte ich mich zurück

In diesem kurzen „Politik-Praktikum“ wurde ich immer wieder gefragt: Was wollen Sie als Unternehmer? Was wünschen Sie sich von der Politik? So konnte ich die Themen platzieren, die mir wichtig sind: Das Bild, das man in Deutschland von Unternehmertum hat, positiver besetzen, Gründen einfacher machen, Bürokratie abbauen, das Steuersystem vereinfachen. Vor allem junge Menschen begeistern, Unternehmer zu werden und die Bildung und Start-Chancen in Deutschland erheblich zu verbessern. Wir haben hier viel Potential. Auch diesen Austausch fand ich immer sehr gewinnbringend.

Wo ich mich tatsächlich mit politischen Äußerungen zurückhalte, ist in den sozialen Medien. Ich poste bei Facebook, Instagram oder LinkedIn gerade insgesamt wenig, ich spüre da eine gewisse Müdigkeit. Aber ich denke auch generell: Politische Statements will ich an dieser Stelle raushalten. Das Internet vergisst schließlich nicht – und Dinge, die uns im Moment vielleicht sehr bewegen, sind in ein oder zwei Jahren überhaupt nicht mehr relevant. Da ist mir ein neutrales Bild lieber.

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Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Äußern Sie sich im Gespräch mit Kunden und Geschäftspartnern politisch oder behalten Sie Ihre Meinung lieber für sich?

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Ich bin ein politischer Mensch. Und ich äußere gern meine Meinung. Ich genieße den Austausch mit anderen - das ist mir wichtig. Deswegen scheue ich mich auch nicht vor politischem Austausch mit Kunden und Geschäftspartnern. Mag sein, dass andere Unternehmerinnen und Unternehmer da vorsichtiger sind. Um sich zu schützen, aber auch, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich glaube, ich trage mein Herz auf der Zunge und sage gern, was ich fühle und denke - unabhänging von möglichen Konsequenzen. Ich finde politische Diskussionen bereichernd Das heißt nicht, dass ich mit jedem potenziellen Kunden im ersten Gespräch über Politik spreche. Aber mit guten, engen Kontakten und mit meinen Geschäftspartnern diskutiere ich gern. Meine Erfahrungen sind da durchweg positiv: Erst vor Kurzem habe ich mich zum Beispiel mit einem Kunden über die Corona-Maßnahmen ausgetauscht und einen sehr guten Dialog gehabt. Ich bin sehr offen und höre gern zu. Das führt meiner Erfahrung nach dazu, dass auch mein Gegenüber offen ist und wir uns auf Augenhöhe mit Respekt und Akzeptanz für unsere - häufig auch gegensätzlichen - Meinungen begegnen. Manchmal fühle ich mich in solchen Gesprächen in meiner Position bestärkt und denke: Stimmt, da liege ich total richtig. Dann habe ich aber auch Aha-Erlebnisse und denke: Wie bin ich nur dazu gekommen, diesen Schluss zu ziehen? Ich empfinde solche Diskussionen daher als sehr bereichernd. Es bringt mich jedes Mal weiter, mein eigenes Denken weiterzuentwickeln. Ich habe auch einen Mitarbeiter, mit dem ich öfter mal diskutiere. Er sieht politisch einiges anders als ich. Auch diesen Austausch finde ich wertvoll. Egal, mit wem ich über Politik spreche: Mir ist dabei immer wichtig, dass wir uns mit Respekt, Toleranz und auf Augenhöhe begegnen. Ich bin in der Kommunalpolitik aktiv Im vergangenen Jahr habe ich den Entschluss gefasst, mich aktiv politisch zu engagieren. Ich bin bei den Freien Wählern eingetreten und habe mich bei der Kommunalwahl hier in Offenbach als Kandidat aufstellen lassen. Das würde ich jetzt nicht direkt auf meine Website schreiben. Aber wer mich googelt, findet natürlich etwas über meine Kandidatur. Ich bin damit offen umgegangen. Bei der IHK-Vollversammlung, in der ich ehrenamtlich tätig bin, habe ich mich erkundigt, wie die Vollversammlung dazu steht, wenn sich Mitglieder politisch engagieren. Ich wollte da gern Klarheit – und habe volle Unterstützung erhalten. Kontakte zu Politikern über die Wirtschaftsjunioren Ich bin außerdem schon lange bei den Wirtschaftsjunioren aktiv. Auch dort spielt Politik natürlich eine Rolle. Vor zehn Jahren haben wir zum Beispiel gemeinsam eine Demo am Brandenburger Tor organisiert. Wir haben schon damals vor dem Fachkräftemangel gewarnt und die Politik dazu aufgerufen, etwas zu ändern. [caption id="attachment_7606326" align="alignnone" width="430"] Sven Franzen (rot umkreist) auf der Demo der Wirtschaftsjunioren am Brandenburger Tor.[/caption] Bei den Wirtschaftsjunioren gibt es auch eine regelmäßige politische Woche, die sich Know-how-Transfer nennt. Da darf man dann eine Woche lang ein Mitglied des Bundestages begleiten. Ich habe das schon mehrfach gemacht und fand es immer wahnsinnig spannend. Man bekommt hautnah mit, wie eingebunden die Politikerinnen und Politiker sind. Die haben einen Termin, dann fährt die schwarze Limousine vor und sofort geht es weiter zum nächsten. Die Agenda ist unglaublich starr. Man fragt sich da manchmal schon, wie viel sie überhaupt selbst gestalten können. In sozialen Netzwerken halte ich mich zurück In diesem kurzen "Politik-Praktikum" wurde ich immer wieder gefragt: Was wollen Sie als Unternehmer? Was wünschen Sie sich von der Politik? So konnte ich die Themen platzieren, die mir wichtig sind: Das Bild, das man in Deutschland von Unternehmertum hat, positiver besetzen, Gründen einfacher machen, Bürokratie abbauen, das Steuersystem vereinfachen. Vor allem junge Menschen begeistern, Unternehmer zu werden und die Bildung und Start-Chancen in Deutschland erheblich zu verbessern. Wir haben hier viel Potential. Auch diesen Austausch fand ich immer sehr gewinnbringend. Wo ich mich tatsächlich mit politischen Äußerungen zurückhalte, ist in den sozialen Medien. Ich poste bei Facebook, Instagram oder LinkedIn gerade insgesamt wenig, ich spüre da eine gewisse Müdigkeit. Aber ich denke auch generell: Politische Statements will ich an dieser Stelle raushalten. Das Internet vergisst schließlich nicht – und Dinge, die uns im Moment vielleicht sehr bewegen, sind in ein oder zwei Jahren überhaupt nicht mehr relevant. Da ist mir ein neutrales Bild lieber. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Äußern Sie sich im Gespräch mit Kunden und Geschäftspartnern politisch oder behalten Sie Ihre Meinung lieber für sich?