Sternglas
Wie ein Uhren-Start-up mit einer kreativen Lösung Kurzarbeit verhinderte

Was tun, wenn ein Vertriebskanal wegbricht? Vor diesem Problem stand der Uhrenhersteller Sternglas, als die Juweliere schließen mussten - und fand eine kreative Lösung. Ein Interview mit Sternglas-Gründer Dustin Fontaine.

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Sternglas-Gründer Dustin Fontaine: „Es ist eine Win-Win-Situation für alle.“
Sternglas-Gründer Dustin Fontaine: „Es ist eine Win-Win-Situation für alle.“
© Sternglas

Das Hamburger Uhren-Start-up Sternglas ging 2016 mit selbstdesignten und -produzierten Uhren im Bauhausstil an den Markt. Die Firma vertreibt ihre Produkte über einen eigenen Webshop sowie über ein Handelsnetz von 150 Juwelieren. Nachdem die Einzelhändler in der Corona-Krise ihre Geschäfte schließen mussten, verlor auch Sternglas ein Drittel der Einnahmen.

impulse: Herr Fontaine, wie haben Sie auf den Umsatzeinbruch reagiert?

Dustin Fontaine: Mir schossen einige Gedanken durch den Kopf: Der Umsatzeinbruch kann auch für uns Kurzarbeit bedeuten. Wie können wir den verlorenen Umsatz wieder reinholen? Dann dachte ich an unsere Fachhandelspartner. Können wir den Juwelieren helfen? Mit dem Schließen der Geschäfte brach deren Umsatz quasi sofort ein. Eine echte Existenzbedrohung. Es musste also schnell eine Lösung her.

Wie sieht die Lösung aus?

Zusammen mit unserem kaufmännischen Geschäftsleiter habe ich in einer Nacht- und Nebelaktion eine Idee entwickelt und sie am nächsten Tag umgesetzt. Sternglas richtet jetzt Juwelieren innerhalb von 48 Stunden einen individuellen Onlineshop ein. Wir übernehmen darüber hinaus auch das lokale Onlinemarketing. Sternglas schaltet über Social Media und Google Anzeigen in dem Ort, in dem auch das Juweliergeschäft sitzt. Denn: Nur weil ich plötzlich einen Webshop habe, heißt das nicht, dass ich auch verkaufe.

Was kostet das die Juweliere?

Wir berechnen einen niedrigen vierstelligen Betrag. Unsere Kunden können in Raten zahlen. Sternglas gibt außerdem eine 30-Tage-Zufriedenheitsgarantie.

E-Commerce ist nichts Neues. Wieso haben sich die Juweliere nicht schon vorher damit beschäftigt?

Das ist leichter gesagt als getan: Wem das technische Verständnis fehlt, der braucht oft doppelt so lange wie jemand, der in der digitalen Welt großgeworden ist. Ich war früher selbst Web-Entwickler und erinnere mich an Zeiten, in denen ich Kunden erst einmal eine Computergrundschulung geben musste, damit sie mit dem Webshop umgehen konnten.

Wie ist die Resonanz auf Ihr neues Angebot?

Bislang haben sich gut 100 Interessenten gemeldet, die gerne eine Webseite haben möchten – darunter einige unserer Partner, aber auch Neukunden, mit denen wir zuvor gar nichts zu tun hatten. Wir bekamen sogar eine Anfrage eines Fleischers, die wir nun bearbeiten – ein Onlineangebot ist gerade jetzt auch für den gesamten Einzelhandel attraktiv.

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Wer baut die Webshops?

Der Großteil meines 22-köpfigen Teams ist bereits fit in E-Commerce. Die vier Mitarbeiter, die sich um den stationären Verkauf gekümmert haben, lernen gerade das Webshopbauen.

Wie?

Die Shops basieren auf Shopify (Anmerkung der Redaktion: Shopify bietet Webshops an, die sich nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen lassen. Weitere Anbieter sind Jimdo, Wix und 1&1 Ionos. Programmierkenntnisse sind nicht notwendig), derselben E-Commerce-Software wie bei unserem eigenen Internetshop. Ich habe am Anfang ein dreistündiges Videotutorial mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Bau einer Webseite aufgenommen. Anschließend habe ich eine Projektleiterin ernannt. Sie verteilt nun die Arbeitspakete unter den Mitarbeitern. Der Prozess ist also weitestgehend standardisiert. Und meine Mitarbeiter sagen mir, die Abwechslung und etwas Brandneues zu lernen, mache ihnen Spaß.

Was hat Ihnen Ihre Idee bisher gebracht?

Es ist eine Win-Win-Situation für alle. Die Juweliere können weiterhin Uhren verkaufen, wir können den Umsatzeinbruch etwas auffangen, und meine Mitarbeiter sind ausgelastet. Wir mussten bei Sternglas keine Kurzarbeit anmelden.

Wollen Sie auch nach der Corona-Krise neben Uhren Webshops verkaufen?

Ich glaube, eine hybride Lösung aus Onlineshop und stationärem Handel befriedigt Kundenbedürfnisse am besten – auch in der Zukunft. Heißt also: Wir wollen auch nach der Krise weiterhin Onlineshops für Juweliere bauen.

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