Unbezahlte Rechnungen
Ich will mein Geld!

Ein Kunde bezahlt die Rechnung nicht, weil er unzufrieden war, hat dem Dienstleister aber keine Chance zur Nachbesserung gegeben. Wie geht man damit um? So hat impulse-Bloggerin Manuela Nikui reagiert.

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Unbezahlte Rechnungen sind ärgerlich. Schließlich möchte man das Geld für seine Leistung auch im Portemonnaie haben.
Unbezahlte Rechnungen sind ärgerlich. Schließlich möchte man das Geld für seine Leistung auch im Portemonnaie haben.
© cydonna / photocase.de

„Wieso soll ich Ihre Rechnung bezahlen? Mit Ihrem Text war ich nicht einverstanden, und überhaupt haben wir doch gar keinen Vertrag.“ Das habe ich kürzlich als Antwort auf eine Zahlungserinnerung erhalten. Der Kunde hatte sich wochenlang quasi totgestellt, auf meinen zweiten Textvorschlag überhaupt nicht reagiert und auch nicht wie versprochen zurückgerufen. Wie nun damit umgehen?

Ich war wütend und enttäuscht. Zum einen, weil ein solches Verhalten meiner Wertewelt völlig fremd ist. Weil mein Vertrauen missbraucht wurde. Und weil dieser Kunde es wirklich nicht nötig hat, sich so zu benehmen: Er hat mehr Geld, als er jemals ausgeben kann. Also habe ich tief Luft geholt, meine schlechte Laune beiseitegeschoben und folgende Schritte unternommen.

  • Ich habe darüber in meinem Netzwerk gesprochen und dabei festgestellt: Mit solchen Erfahrungen bin ich nicht allein. Das beruhigt. Und ich habe Empfehlungen bekommen, wer mir helfen könnte. Eine Kollegin empfahl mir ein Inkassobüro, das sie in einem ähnlichen Fall unterstützt hat – mit Erfolg.
  • Ich habe mich bei Inkassounternehmen informiert. Diese kümmern sich darum, dass Unternehmer ihr Geld erhalten und den Kopf wieder frei für ihr Business haben. Sollte der säumige Kunde einen Anwalt beauftragen, können Unternehmer immer noch entscheiden, ob sie bereit sind, vor Gericht zu gehen, wenn es sein muss, oder lieber auf ihr Geld verzichten. Entscheidend sind aus meiner Sicht die Chancen auf Erfolg und die Kosten, die auf einen zukommen könnten.
  • Ich habe mich bei meiner Rechtsschutzversicherung erkundigt, ob diese die Kosten übernimmt, wenn ich einen Anwalt einschalte. Die Antwort: leider nein. Dafür müsste ich erheblich höhere Beiträge zahlen und die sind mir im Verhältnis zu den Forderungen, die ausfallen könnten, einfach zu hoch.
  • Ich habe geprüft, ob es eine Berufskammer gibt, in der mein Kunde Mitglied sein könnte, wie beispielsweise bei Steuerberatern. Diese schauen ihren Mitgliedern auf die Finger und achten darauf, dass sie ihren Beruf ordentlich ausführen. So ein Wink der Kammer kann Wunder bewirken. Für den Beruf meines Kunden gibt es leider keine.

Ich habe mich dazu entschlossen, das Inkassounternehmen zu beauftragen, das mir die Kollegin empfohlen hat. Die damit verbundenen Kosten kann ich vertreten. Immerhin besteht die Chance, dass der Kunde über meine Reaktion so verblüfft ist, dass er zahlt. Denn er rechnet bestimmt nicht damit, einen offiziellen Mahnbescheid zu erhalten.

Es geht um Gerechtigkeit

Meine Aussichten, an mein Geld zu kommen, stehen wohl fifty-fifty. Mein Kunde hat genug finanzielle Mittel, einen Rechtsstreit bis zum bitteren Ende durchzuziehen, mir würde irgendwann die Puste ausgehen. Außerdem gibt es keine Erfolgsgarantie. Die Forderung, um die es geht, beläuft sich auf etwas mehr als 500 Euro. Dieser Betrag ist für mich Gott sei Dank nicht überlebenswichtig. Dennoch – der Kunde soll merken, dass ich mir sein Verhalten nicht so einfach gefallen lasse. Warum?

  • Es geht ums Prinzip. Leistung muss bezahlt werden. Sie bestellen ja auch nicht einfach ein Schnitzel, essen es auf und zahlen es dann nicht, weil es nicht geschmeckt hat.
  • Es geht um Fairness. Fehler passieren. Darüber spricht man und gibt dem anderen die Möglichkeit, den Fehler zu korrigieren. Abtauchen und jeglichen Kontakt zu verweigern ist unfair.
  • Ich bin es mir selbst schuldig. Der Kunde und ich hatten keinen schriftlichen Vertrag im eigentlichen Sinne, das stimmt. Aber es gibt Gesprächsprotokolle und eine E-Mail-Korrespondenz. Die Zusammenarbeit ist also nachweisbar.

Natürlich können Sie jetzt sagen: Wenn Sie das Geld nicht unbedingt brauchen, lassen Sie den Kunden ziehen und sparen Sie sich den ganzen Ärger. Verschwenden Sie keine weitere Energie. Sie haben einerseits recht. Doch das widerspricht meinem Gerechtigkeitssinn. Ich möchte meine Möglichkeiten ausloten. Wenn ich letztendlich auf dem Betrag sitzenbleibe, okay. Aber ich kann für mich sagen, ich habe alle meine Möglichkeiten ausgeschöpft. Das ist mir wichtig.

Aus unschönen Erfahrungen lernt man am meisten

Solche unschönen Erfahrungen sind ja bekanntlich die, aus denen man am meisten lernt. So ist es auch bei mir. Welche Lehren ich daraus gezogen habe:

  • Ich lasse mir künftig jegliche Form der Zusammenarbeit bestätigen. Wenn man keinen Vertrag machen will, dann kann man dem Kunden ein Angebot schicken und sich dieses freigeben lassen.
  • Ich höre auf mein Bauchgefühl. Bei diesem Kunden hat es sich gemeldet und ich habe es ignoriert. Warum? Er kam über eine Empfehlung, ich wollte meinen Kontakt nicht vor den Kopf stoßen. Diese Denke verbanne ich ab sofort aus meinem Kopf.
  • Ich lasse mir mein Selbstbewusstsein von so etwas nicht kaputtmachen. Ich habe meine Leistung erbracht. Dass ich keine Möglichkeit bekommen habe, Fehler zu korrigieren, berechtigt noch lange nicht dazu, dass jemand meine Rechnung ignoriert.

Auftraggebern, die nicht bezahlen wollen, werde ich wahrscheinlich immer wieder mal begegnen. Sie werden es jedoch nicht schaffen, mir mein Vertrauen in die Menschen kaputtzumachen.

„Wieso soll ich Ihre Rechnung bezahlen? Mit Ihrem Text war ich nicht einverstanden, und überhaupt haben wir doch gar keinen Vertrag.“ Das habe ich kürzlich als Antwort auf eine Zahlungserinnerung erhalten. Der Kunde hatte sich wochenlang quasi totgestellt, auf meinen zweiten Textvorschlag überhaupt nicht reagiert und auch nicht wie versprochen zurückgerufen. Wie nun damit umgehen? Ich war wütend und enttäuscht. Zum einen, weil ein solches Verhalten meiner Wertewelt völlig fremd ist. Weil mein Vertrauen missbraucht wurde. Und weil dieser Kunde es wirklich nicht nötig hat, sich so zu benehmen: Er hat mehr Geld, als er jemals ausgeben kann. Also habe ich tief Luft geholt, meine schlechte Laune beiseitegeschoben und folgende Schritte unternommen. Ich habe darüber in meinem Netzwerk gesprochen und dabei festgestellt: Mit solchen Erfahrungen bin ich nicht allein. Das beruhigt. Und ich habe Empfehlungen bekommen, wer mir helfen könnte. Eine Kollegin empfahl mir ein Inkassobüro, das sie in einem ähnlichen Fall unterstützt hat – mit Erfolg. Ich habe mich bei Inkassounternehmen informiert. Diese kümmern sich darum, dass Unternehmer ihr Geld erhalten und den Kopf wieder frei für ihr Business haben. Sollte der säumige Kunde einen Anwalt beauftragen, können Unternehmer immer noch entscheiden, ob sie bereit sind, vor Gericht zu gehen, wenn es sein muss, oder lieber auf ihr Geld verzichten. Entscheidend sind aus meiner Sicht die Chancen auf Erfolg und die Kosten, die auf einen zukommen könnten. Ich habe mich bei meiner Rechtsschutzversicherung erkundigt, ob diese die Kosten übernimmt, wenn ich einen Anwalt einschalte. Die Antwort: leider nein. Dafür müsste ich erheblich höhere Beiträge zahlen und die sind mir im Verhältnis zu den Forderungen, die ausfallen könnten, einfach zu hoch. Ich habe geprüft, ob es eine Berufskammer gibt, in der mein Kunde Mitglied sein könnte, wie beispielsweise bei Steuerberatern. Diese schauen ihren Mitgliedern auf die Finger und achten darauf, dass sie ihren Beruf ordentlich ausführen. So ein Wink der Kammer kann Wunder bewirken. Für den Beruf meines Kunden gibt es leider keine. Ich habe mich dazu entschlossen, das Inkassounternehmen zu beauftragen, das mir die Kollegin empfohlen hat. Die damit verbundenen Kosten kann ich vertreten. Immerhin besteht die Chance, dass der Kunde über meine Reaktion so verblüfft ist, dass er zahlt. Denn er rechnet bestimmt nicht damit, einen offiziellen Mahnbescheid zu erhalten. Es geht um Gerechtigkeit Meine Aussichten, an mein Geld zu kommen, stehen wohl fifty-fifty. Mein Kunde hat genug finanzielle Mittel, einen Rechtsstreit bis zum bitteren Ende durchzuziehen, mir würde irgendwann die Puste ausgehen. Außerdem gibt es keine Erfolgsgarantie. Die Forderung, um die es geht, beläuft sich auf etwas mehr als 500 Euro. Dieser Betrag ist für mich Gott sei Dank nicht überlebenswichtig. Dennoch – der Kunde soll merken, dass ich mir sein Verhalten nicht so einfach gefallen lasse. Warum? Es geht ums Prinzip. Leistung muss bezahlt werden. Sie bestellen ja auch nicht einfach ein Schnitzel, essen es auf und zahlen es dann nicht, weil es nicht geschmeckt hat. Es geht um Fairness. Fehler passieren. Darüber spricht man und gibt dem anderen die Möglichkeit, den Fehler zu korrigieren. Abtauchen und jeglichen Kontakt zu verweigern ist unfair. Ich bin es mir selbst schuldig. Der Kunde und ich hatten keinen schriftlichen Vertrag im eigentlichen Sinne, das stimmt. Aber es gibt Gesprächsprotokolle und eine E-Mail-Korrespondenz. Die Zusammenarbeit ist also nachweisbar. Natürlich können Sie jetzt sagen: Wenn Sie das Geld nicht unbedingt brauchen, lassen Sie den Kunden ziehen und sparen Sie sich den ganzen Ärger. Verschwenden Sie keine weitere Energie. Sie haben einerseits recht. Doch das widerspricht meinem Gerechtigkeitssinn. Ich möchte meine Möglichkeiten ausloten. Wenn ich letztendlich auf dem Betrag sitzenbleibe, okay. Aber ich kann für mich sagen, ich habe alle meine Möglichkeiten ausgeschöpft. Das ist mir wichtig. Aus unschönen Erfahrungen lernt man am meisten Solche unschönen Erfahrungen sind ja bekanntlich die, aus denen man am meisten lernt. So ist es auch bei mir. Welche Lehren ich daraus gezogen habe: Ich lasse mir künftig jegliche Form der Zusammenarbeit bestätigen. Wenn man keinen Vertrag machen will, dann kann man dem Kunden ein Angebot schicken und sich dieses freigeben lassen. Ich höre auf mein Bauchgefühl. Bei diesem Kunden hat es sich gemeldet und ich habe es ignoriert. Warum? Er kam über eine Empfehlung, ich wollte meinen Kontakt nicht vor den Kopf stoßen. Diese Denke verbanne ich ab sofort aus meinem Kopf. Ich lasse mir mein Selbstbewusstsein von so etwas nicht kaputtmachen. Ich habe meine Leistung erbracht. Dass ich keine Möglichkeit bekommen habe, Fehler zu korrigieren, berechtigt noch lange nicht dazu, dass jemand meine Rechnung ignoriert. Auftraggebern, die nicht bezahlen wollen, werde ich wahrscheinlich immer wieder mal begegnen. Sie werden es jedoch nicht schaffen, mir mein Vertrauen in die Menschen kaputtzumachen.
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