Wolfgang Hölkers größter Fehler
„Ich wollte alles selbst machen“

Wolfgang Hölker konnte nicht loslassen. Wegen großer Existenzangst bündelte er alle Aufgaben bei sich. Was den Unternehmer schließlich doch zum Abgeben bewegte.

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Wolfgang Hölker, 64, ist geschäftsführender Gesellschafter des Coppenrath-Verlags aus Münster.
Wolfgang Hölker, 64, ist geschäftsführender Gesellschafter des Coppenrath-Verlags aus Münster.
© Christoph Gödan / impulse

Auch wenn viele sagen, dass ich wie die Rheinländer oft lustig sein kann und das ja auch stimmt, so bin ich doch im Innersten ein nachdenklicher und vorsichtiger Mensch, eben ein bekennender Westfale. Ich hatte immer Existenzangst.

Im Verlag bedeutete dies etwas ganz Altmodisches: dass ich stets nur das bestellt ­habe, was ich auch bezahlen konnte, und das meiste Kapital im Unternehmen beließ. Zugleich wollte ich die Kontrolle behalten. „Warte nicht auf andere, mach es selbst“, lautete ein Kernsatz, den ich auch auf meine Mitarbeiter bezog. Aber häufig war ich unzufrieden. Es gibt ja den schönen Satz: „Wer glaubt, dass Geschäftsführer Geschäfte führen, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.“ Letztlich bin ich es, der für den Verlag geradestehen muss, und so lief lange alles bei mir zusammen. Das war ein großer Fehler.

„Es ging vor allem um mein eigenes Ego“

Ich hätte sehr viel früher Mitarbeitern die Möglichkeit geben sollen, selbstständiger zu arbeiten. Ich bewundere den alten Herrn Mohn, der sein Unternehmen durch die Auswahl von Managern schon früh nach vorn gebracht hat. Ich war da häufig viel zu kleinkariert, wollte alles selbst machen. Es ging dabei vor allem um mein eigenes Ego. Wenn ich anderen etwas übertrage, muss ich auch damit leben, dass sie es anders machen. Nur so kann man Breite und Vielfalt erreichen. Dies gelang mir erst, als wir vor fast 20 Jahren neben dem Buchgeschäft ins Merchandising einstiegen. Da musste ich notgedrungen Aufgaben abgeben.

Aber loszulassen fällt mir bis heute schwer. Hin und wieder grätsche ich noch mal rein, mache irgendwo Korrekturen, obwohl ich weiß, dass ich mich eigentlich zurückhalten sollte. Das ist nicht immer angenehm für die Mitarbeiter, auch wenn wir ein ausgezeichnetes ­Betriebsklima haben. Heute sehe ich meine Hauptaufgabe darin, Mutmacher zu sein und Mitarbeitern zu vermitteln, dass wir eine eigene Community sind.

 

 

 

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Auch wenn viele sagen, dass ich wie die Rheinländer oft lustig sein kann und das ja auch stimmt, so bin ich doch im Innersten ein nachdenklicher und vorsichtiger Mensch, eben ein bekennender Westfale. Ich hatte immer Existenzangst. Im Verlag bedeutete dies etwas ganz Altmodisches: dass ich stets nur das bestellt ­habe, was ich auch bezahlen konnte, und das meiste Kapital im Unternehmen beließ. Zugleich wollte ich die Kontrolle behalten. "Warte nicht auf andere, mach es selbst", lautete ein Kernsatz, den ich auch auf meine Mitarbeiter bezog. Aber häufig war ich unzufrieden. Es gibt ja den schönen Satz: "Wer glaubt, dass Geschäftsführer Geschäfte führen, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten." Letztlich bin ich es, der für den Verlag geradestehen muss, und so lief lange alles bei mir zusammen. Das war ein großer Fehler. "Es ging vor allem um mein eigenes Ego" Ich hätte sehr viel früher Mitarbeitern die Möglichkeit geben sollen, selbstständiger zu arbeiten. Ich bewundere den alten Herrn Mohn, der sein Unternehmen durch die Auswahl von Managern schon früh nach vorn gebracht hat. Ich war da häufig viel zu kleinkariert, wollte alles selbst machen. Es ging dabei vor allem um mein eigenes Ego. Wenn ich anderen etwas übertrage, muss ich auch damit leben, dass sie es anders machen. Nur so kann man Breite und Vielfalt erreichen. Dies gelang mir erst, als wir vor fast 20 Jahren neben dem Buchgeschäft ins Merchandising einstiegen. Da musste ich notgedrungen Aufgaben abgeben. Aber loszulassen fällt mir bis heute schwer. Hin und wieder grätsche ich noch mal rein, mache irgendwo Korrekturen, obwohl ich weiß, dass ich mich eigentlich zurückhalten sollte. Das ist nicht immer angenehm für die Mitarbeiter, auch wenn wir ein ausgezeichnetes ­Betriebsklima haben. Heute sehe ich meine Hauptaufgabe darin, Mutmacher zu sein und Mitarbeitern zu vermitteln, dass wir eine eigene Community sind.      
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