Selbstmanagement
Visitenkarten und Händeschütteln: Was in China anders läuft

Wussten Sie, dass man eine Visitenkarte in China mit beiden Händen überreicht – und warum alles andere unhöflich wäre? Martina Müller-Krüger berät seit vielen Jahren Unternehmen, die Geschäfte mit der Volksrepublik machen. impulse hat sie ihre wichtigsten Tipps verraten.

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In China gilt es als respektvoll, die Visitenkarte mit beiden Händen zu überreichen.
In China gilt es als respektvoll, die Visitenkarte mit beiden Händen zu überreichen.
© Jenner - Fotolia.com

Hätten Sie gewusst, dass man eine Visitenkarte nicht einfach in die Hosentasche oder ins Portemonnaie stecken darf, nachdem man sie von einem Gesprächspartner aus China bekommen hat? Wer mit Unternehmern aus der Volksrepublik Geschäfte machen will, muss einige wichtige Dinge beachten. Martina Müller-Krüger, Expertin für interkulturelle Kommunikation und chinesische Kultur, gibt wichtige Tipps – vom ersten Treffen bis hin zu Geschäftsverhandlungen:

Vor dem ersten Kennenlernen
Die goldene Regel für Verhandlungen mit China lautet: Lernen Sie Ihr Gegenüber möglichst gut kennen! Informieren Sie sich deshalb vorab über Ihren Verhandlungspartner – er wird genauso vorgehen.

Wichtig ist auch zu wissen, wer die eigentlichen Entscheider sind, und wer mit wem vernetzt ist. In China herrscht ein besonderes Beziehungsverständnis – das des Geben und Nehmens. Wenn Sie jemandem einen Gefallen tun, fühlt er sich auch verpflichtet, Ihnen etwas Gutes zu tun. Dieses Beziehungsgeflecht ist wie ein dichtes Spinnennetz von Menschen, die miteinander verbunden sind.

Sie sollten sich deshalb klarmachen, in welchem Beziehungsnetzwerk sich die Person befindet, mit der Sie es zu tun haben: Entscheidungen können beispielsweise davon abhängen, was derjenige sagt, demgegenüber Ihr Verhandlungspartner verpflichtet ist.

Bei der Begrüßung
Beginnen Sie bei der Begrüßung mit der wichtigsten Person. Auch wenn der Sprecher oder Dolmetscher Ihnen als erster die Hand schüttelt, sollten Sie anschließend direkt weiter zum hierarchisch am höchsten Gestellten gehen.

Händeschütteln – oder lieber nicht?
Händeschütteln ist keine chinesische Tradition, aber hier passen Chinesen sich den Europäern an. Sie sollten dabei allerdings nicht fest zudrücken. Ein leichtes Händegeben oder eine zurückhaltende Begrüßung ist in der Volksrepublik ein Zeichen von Respekt – und nicht der Unsicherheit. Seien Sie nicht irritiert, wenn zudem der Augenkontakt weniger intensiv ist: Je höher die Position des Gegenübers, desto zurückhaltender auch der Augenkontakt. Sind Chinesen unter sich, nicken sie sich nur zu oder sagen etwas – auf körperliche Berührung verzichten sie.

Gesprächseinstieg: Small Talk – ja oder nein?
Beim Thema Smalltalk kommt es in China sehr stark darauf an, welcher Generation der Gesprächspartner angehört: In der älteren Generation ist Small Talk wichtig. Die jüngere Generation geht oft sehr schnell zum Geschäftlichen über. Wichtig ist dabei, eine gute Atmosphäre zu schaffen, indem man über etwas Angenehmes spricht oder etwas, worüber man schnell eine Gemeinsamkeit herstellen kann.

Visitenkarten übergeben
Ein erster Schritt in Richtung Beziehungsaufbau ist das Überreichen einer Visitenkarte. Für Deutsche ist eine Visitenkarte ein Stück Papier mit Kontaktdaten, das man schnell in die Jacke steckt. In China ist eine Visitenkarte ein Symbol für eine Person – und die lassen Sie nicht einfach mal eben in der Tasche verschwinden, sondern beachten sie mit Interesse. Interesse können Sie zum Beispiel ausdrücken, indem Sie fragen, wie der Name ausgesprochen wird oder ob er eine Bedeutung hat.

Wichtig ist außerdem: Wenn Ihnen ein chinesischer Geschäftspartner mit zwei Händen die Visitenkarte gibt, dann müssen Sie sie auch mit zwei Händen entgegennehmen. Eine Visitenkarte mit beiden Händen zu übergeben und entgegenzunehmen, ist eine Geste des Respekts, deren Wurzeln weit zurückreichen: Auf diese Art wurden früher dem Kaiser Geschenke überreicht. Auch heute werden Geschenke noch mit zwei Händen übergeben.

Verteilen Sie die Visitenkarten immer so, dass Ihr Gegenüber sie direkt lesen kann und legen Sie sich eine Variante mit einer chinesischen Rückseite und mit chinesischem Namen zu.

Anzug und Krawatte oder eher leger?
Chinesen orientieren sich bei ihrer Kleidung sehr am klassischen amerikanischen Ideal und tragen Anzug und Krawatte – aber nur bei den offiziellen Anlässen. Im Arbeitsalltag haben sie in der Regel eine Stoffhose und ein Hemd an. Frauen können ihre Garderobe flexibel handhaben. Zum Abendessen sollten Sie ein eher klassisches Outfit wählen.

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Gästebetreuung
Der Betreuungsaufwand von Gästen ist wesentlich größer als in Deutschland üblich. Wenn Sie Gäste aus China empfangen, müssen Sie diese auch am Flughafen abholen. Geben Sie ihnen nach einem Jetlag Zeit zum Ausruhen und packen Sie die ersten beiden Tage nicht zu voll. Anschließend werden Ihre Gäste aber erwarten, dass Sie sich von morgens bis abends um sie kümmern.

Gemeinsam essen gehen – aber wohin?
Essenspläne sollten Sie mit den Sekretärinnen Ihrer Geschäftspartner absprechen. Die meisten chinesischen Gäste lassen sich gerne auch mal auf typisch deutsches Essen ein – aber eigentlich mögen sie es nicht wirklich. Insofern ist es ratsam, mit chinesischem Essen zu beginnen und dann auszuloten, ob Ihre Gäste auch die deutsche Küche ausprobieren möchten.

Die meisten Chinesen sind europäisches Essen nicht gewöhnt, vor allem nicht große Stücke Fleisch. Mit Messer und Gabel zu essen, ist eine Herausforderung – genauso wie Milchprodukte und Käse.

 
Im zweiten Teil des Gesprächs mit impulse lesen Sie nächste Woche, was bei Verhandlungen und Besprechungen wichtig ist.

 

Martina_Mueller_Krueger_P6_2_200x240
Martina Müller-Krüger berät seit 2005 mit ihrer Firma Chinaplus Führungskräfte, die mit Geschäftspartnern aus China kooperieren. Sie hat Moderne Chinakunde sowie Volkswirtschaftslehre und Jura studiert. Vor ihrer Selbständigkeit arbeitete sie von 1998 bis 2004 als interne Personalentwicklerin bei BASF.
 
 
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Hätten Sie gewusst, dass man eine Visitenkarte nicht einfach in die Hosentasche oder ins Portemonnaie stecken darf, nachdem man sie von einem Gesprächspartner aus China bekommen hat? Wer mit Unternehmern aus der Volksrepublik Geschäfte machen will, muss einige wichtige Dinge beachten. Martina Müller-Krüger, Expertin für interkulturelle Kommunikation und chinesische Kultur, gibt wichtige Tipps - vom ersten Treffen bis hin zu Geschäftsverhandlungen: Vor dem ersten Kennenlernen Die goldene Regel für Verhandlungen mit China lautet: Lernen Sie Ihr Gegenüber möglichst gut kennen! Informieren Sie sich deshalb vorab über Ihren Verhandlungspartner – er wird genauso vorgehen. Wichtig ist auch zu wissen, wer die eigentlichen Entscheider sind, und wer mit wem vernetzt ist. In China herrscht ein besonderes Beziehungsverständnis – das des Geben und Nehmens. Wenn Sie jemandem einen Gefallen tun, fühlt er sich auch verpflichtet, Ihnen etwas Gutes zu tun. Dieses Beziehungsgeflecht ist wie ein dichtes Spinnennetz von Menschen, die miteinander verbunden sind. Sie sollten sich deshalb klarmachen, in welchem Beziehungsnetzwerk sich die Person befindet, mit der Sie es zu tun haben: Entscheidungen können beispielsweise davon abhängen, was derjenige sagt, demgegenüber Ihr Verhandlungspartner verpflichtet ist. Bei der Begrüßung Beginnen Sie bei der Begrüßung mit der wichtigsten Person. Auch wenn der Sprecher oder Dolmetscher Ihnen als erster die Hand schüttelt, sollten Sie anschließend direkt weiter zum hierarchisch am höchsten Gestellten gehen. Händeschütteln – oder lieber nicht? Händeschütteln ist keine chinesische Tradition, aber hier passen Chinesen sich den Europäern an. Sie sollten dabei allerdings nicht fest zudrücken. Ein leichtes Händegeben oder eine zurückhaltende Begrüßung ist in der Volksrepublik ein Zeichen von Respekt – und nicht der Unsicherheit. Seien Sie nicht irritiert, wenn zudem der Augenkontakt weniger intensiv ist: Je höher die Position des Gegenübers, desto zurückhaltender auch der Augenkontakt. Sind Chinesen unter sich, nicken sie sich nur zu oder sagen etwas – auf körperliche Berührung verzichten sie. Gesprächseinstieg: Small Talk – ja oder nein? Beim Thema Smalltalk kommt es in China sehr stark darauf an, welcher Generation der Gesprächspartner angehört: In der älteren Generation ist Small Talk wichtig. Die jüngere Generation geht oft sehr schnell zum Geschäftlichen über. Wichtig ist dabei, eine gute Atmosphäre zu schaffen, indem man über etwas Angenehmes spricht oder etwas, worüber man schnell eine Gemeinsamkeit herstellen kann. Visitenkarten übergeben Ein erster Schritt in Richtung Beziehungsaufbau ist das Überreichen einer Visitenkarte. Für Deutsche ist eine Visitenkarte ein Stück Papier mit Kontaktdaten, das man schnell in die Jacke steckt. In China ist eine Visitenkarte ein Symbol für eine Person – und die lassen Sie nicht einfach mal eben in der Tasche verschwinden, sondern beachten sie mit Interesse. Interesse können Sie zum Beispiel ausdrücken, indem Sie fragen, wie der Name ausgesprochen wird oder ob er eine Bedeutung hat. Wichtig ist außerdem: Wenn Ihnen ein chinesischer Geschäftspartner mit zwei Händen die Visitenkarte gibt, dann müssen Sie sie auch mit zwei Händen entgegennehmen. Eine Visitenkarte mit beiden Händen zu übergeben und entgegenzunehmen, ist eine Geste des Respekts, deren Wurzeln weit zurückreichen: Auf diese Art wurden früher dem Kaiser Geschenke überreicht. Auch heute werden Geschenke noch mit zwei Händen übergeben. Verteilen Sie die Visitenkarten immer so, dass Ihr Gegenüber sie direkt lesen kann und legen Sie sich eine Variante mit einer chinesischen Rückseite und mit chinesischem Namen zu. Anzug und Krawatte oder eher leger? Chinesen orientieren sich bei ihrer Kleidung sehr am klassischen amerikanischen Ideal und tragen Anzug und Krawatte – aber nur bei den offiziellen Anlässen. Im Arbeitsalltag haben sie in der Regel eine Stoffhose und ein Hemd an. Frauen können ihre Garderobe flexibel handhaben. Zum Abendessen sollten Sie ein eher klassisches Outfit wählen. Gästebetreuung Der Betreuungsaufwand von Gästen ist wesentlich größer als in Deutschland üblich. Wenn Sie Gäste aus China empfangen, müssen Sie diese auch am Flughafen abholen. Geben Sie ihnen nach einem Jetlag Zeit zum Ausruhen und packen Sie die ersten beiden Tage nicht zu voll. Anschließend werden Ihre Gäste aber erwarten, dass Sie sich von morgens bis abends um sie kümmern. Gemeinsam essen gehen – aber wohin? Essenspläne sollten Sie mit den Sekretärinnen Ihrer Geschäftspartner absprechen. Die meisten chinesischen Gäste lassen sich gerne auch mal auf typisch deutsches Essen ein - aber eigentlich mögen sie es nicht wirklich. Insofern ist es ratsam, mit chinesischem Essen zu beginnen und dann auszuloten, ob Ihre Gäste auch die deutsche Küche ausprobieren möchten. Die meisten Chinesen sind europäisches Essen nicht gewöhnt, vor allem nicht große Stücke Fleisch. Mit Messer und Gabel zu essen, ist eine Herausforderung - genauso wie Milchprodukte und Käse.   Im zweiten Teil des Gesprächs mit impulse lesen Sie nächste Woche, was bei Verhandlungen und Besprechungen wichtig ist.   Martina Müller-Krüger berät seit 2005 mit ihrer Firma Chinaplus Führungskräfte, die mit Geschäftspartnern aus China kooperieren. Sie hat Moderne Chinakunde sowie Volkswirtschaftslehre und Jura studiert. Vor ihrer Selbständigkeit arbeitete sie von 1998 bis 2004 als interne Personalentwicklerin bei BASF.    
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