Konkurrenzangebote
„Mehr Geld, sonst kündige ich“: Wenn Mitarbeiter Ihnen die Pistole auf die Brust setzen

Mit besseren Konkurrenzangeboten den Chef erpressen – das ist keine Seltenheit. Doch einfach nachgeben ist laut Personalberater Oliver Hohmann keine Option. Wie Chefs stattdessen reagieren sollten.

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Konkurrenzangebote
© knallgrün / photocase.de

Ein Mitarbeiter bewirbt sich bei einem Konkurrenzunternehmen, bekommt dort ein Angebot, das deutlich besser ist als die Konditionen in seinem bisherigen Job. Er konfrontiert damit seinen aktuellen Arbeitgeber und sagt: „Hey Boss, schau her, das bin ich der Konkurrenz wert. Wenn ich bei dir bleiben soll, dann musst du mir genauso viel zahlen.“

In Zeiten des Fachkräftemangels häufen sich solche Erpressungsversuche in vielen Branchen. „Der Unternehmer kommt dadurch in eine schwierige Situation“, sagt Oliver Hohmann, Leiter des Competence Centers Medien, Werbung & Digital bei der Deltacon Personalberatung.  „Es geht dem Mitarbeiter nicht darum, eine möglicherweise legitime Forderung umzusetzen, sondern er will seine Verhandlungsposition dreist ausspielen.“ Mit den folgenden Tipps beugen Sie heiklen Situationen vor – oder meistern Sie diese.

Den Mitarbeitern deutlich machen: Erpressung läuft hier nicht

Wichtigste Regel ist, dass Sie als Unternehmer Ihren Mitarbeitern frühzeitig deutlich machen, dass Sie sich auf keinen Fall erpressen lassen. Quasi per Grundsatzerklärung. Das lässt sich in Personalgesprächen vermitteln, in den Unternehmensleitlinien im Intranet, bei Betriebsversammlungen oder im Austausch mit dem Betriebsrat.

Denn für Unternehmer gilt: Wer Erpressungen einmal nachgibt, macht sich dauerhaft erpressbar. So reagieren Sie klüger:

Prüfen, ob die Forderung berechtigt ist

Es kann tatsächlich sein, dass der Mitarbeiter nicht marktgerecht bezahlt wird. Entweder, weil er bei Gehaltserhöhungen vergessen wurde, er selbst nicht darum gebeten hate – oder das Unternehmen schlichtweg den Markt nicht im Blick hat. Dann können Sie Verständnis für den Mitarbeiter zeigen – ihm trotzdem freundlich, aber deutlich vermitteln, dass seine erpresserische Vorgehensweise befremdlich ist.

Aber: „Oftmals will der Mitarbeiter nicht einfach nur ein höheres Gehalt. Meist geht es auch um mehr Wertschätzung, interessantere Aufgaben oder eine Karriereperspektive“, sagt Berater Hohmann.

In dem Fall sind Personalberater Hohmann zufolge intensive Gespräche notwendig, in dem Fragen wie diese beantwortet werden sollten:

  1. Was kann ich dem Mitarbeiter jenseits einer Gehaltserhöhung bieten?
  2. Wohin will er sich beruflich entwickeln?
  3. Sind Weiterbildungsangebote eine Option?
  4. Bringt eine Zusatzqualifikation mehr Zufriedenheit?
  5. Hilft vielleicht auch mehr Urlaub oder eine Arbeitszeitreduzierung ohne Lohnverzicht?
  6. Könnte eine Boni-Regelung motivierend wirken?
  7. Ist ein höherwertiger Titel für den Mitarbeiter attraktiv?

Das Ziel: ein Paket für den Mitarbeiter schnüren. Um ihm anschließend etwas sagen zu können wie: „Wenn du dich entsprechend qualifizierst, dann ist etwa in einem halben Jahr eine Beförderung möglich mit einer entsprechenden höheren Vergütung.“

„So eine Strategie lässt sich auch intern besser verkaufen als das plumpe Erfüllen einer Gehaltsforderung“, versichert Oliver Hohmann. Denn es ist ja möglich, dass auch andere Mitarbeiter von so einer Verhandlung erfahren, deswegen Fragen aufkommen und die Gerüchteküche brodelt. Der Rat von Experte Hohmann: „Ziel muss immer sein, eine Balance herzustellen zwischen den Interessen des Unternehmens und denen des Mitarbeiters.“

Der Experte
Oliver Hohmann ist Managing Partner und Geschäftsführer der Deltacon Köln GmbH Executive Search & Recruiting. Innerhalb des Unternehmens verantwortet er das Competence Center Medien, Werbung & Digital.

Nur realistische Versprechungen machen

Wichtig: Egal, ob die geforderte Gehaltserhöhung berechtigt ist oder nicht: Sie sollten dem Mitarbeiter keine unrealistischen Angebote unterbreiten. Wie etwa: „Ich mache Sie zu meiner rechten Hand.“ Denn wenn diese Offerten als Luftschlösser entlarvt werden, verspielt der Unternehmer Vertrauen – und macht sich schlimmstenfalls lächerlich.

Sollte sich ein Unternehmer zudem auf eine zu hohe Forderung einlassen, dann läuft er Gefahr, das Gehaltsgefüge im Unternehmen durcheinander zu bringen. Oliver Hohmann kennt sogar Fälle, bei denen Mitarbeiter so druckvoll aufgetreten sind, dass sie am Ende besser bezahlt wurden als ihre Vorgesetzten.

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Die weitere Zusammenarbeit konstruktiv gestalten

Auch wenn der Unternehmer sich mit seinem Mitarbeiter aufs gemeinsame Weitermachen einigen konnte, wird ein schaler Beigeschmack bleiben. Das Vertrauensverhältnis ist beschädigt, denn der Mitarbeiter gilt seitdem als geldgieriger Absprungkandidat.

Oliver Hohmann rät aber davon ab, ihn besonders zu beobachten oder zu kontrollieren. Stattdessen empfiehlt er eine „wertschätzende Begleitung“ und meint damit gelegentliche zwanglose Gespräche in der Teeküche, bei dem die aktuelle Zufriedenheit des Mitarbeiters abgeklopft wird. „Wenn dieser beispielsweise beklagt, dass die laufende Fortbildung öde oder langweilig sei, muss man auf der Hut sein“, warnt Hohmann.

Versuchen, potenzielle Erpresser vorab zu erkennen

Bleibt die Frage, ob man potenzielle Erpresser nicht frühzeitig identifizieren kann, um unangenehme Situationen zu vermeiden. „Nein“, sagt Experte Hohmann, „die entsprechenden Mitarbeiter sind meist clever genug, vorab nicht darüber zu reden“.

Aber es gibt Hohmann zufolge Warnsignale für den Unternehmer: Wenn etwa die Leistung eines Beschäftigten spürbar nachlässt oder wenn er nicht mehr bereit ist, die berühmte „Extrameile“ zu gehen. Dann sei es Zeit für ein Personalgespräch.

Wovon Oliver Hohmann dringend abrät, ist der Anruf beim Konkurrenzunternehmen, um das vermeintliche Angebot zu verifizieren. Dagegen sprechen vor allem datenschutzrechtliche Gründe.

Im Fall einer Trennung im Guten auseinandergehen

Sollten alle Verhandlungen und Angebote beim Mitarbeiter nicht verfangen und er tatsächlich zur Konkurrenz geht,  muss der Unternehmer dafür sorgen, dass diese Trennung im Guten erfolgt.

Dafür ist Personalberater Hohmann zufolge auf jeden Fall ein letztes Gespräch notwendig, in dem noch einmal deutlich werden muss, was den Mitarbeiter gestört hat. Hohmann: „Der Unternehmer bekommt in so einem Gespräch ungefilterte Informationen und kann daraus Optimierungspotenzial für seinen Betrieb ableiten.“

Und: Wer sich im Guten voneinander trennt, der sorgt dafür, dass beide Seiten eines Tages wieder zusammenfinden können.

Ein Mitarbeiter bewirbt sich bei einem Konkurrenzunternehmen, bekommt dort ein Angebot, das deutlich besser ist als die Konditionen in seinem bisherigen Job. Er konfrontiert damit seinen aktuellen Arbeitgeber und sagt: „Hey Boss, schau her, das bin ich der Konkurrenz wert. Wenn ich bei dir bleiben soll, dann musst du mir genauso viel zahlen.“ In Zeiten des Fachkräftemangels häufen sich solche Erpressungsversuche in vielen Branchen. „Der Unternehmer kommt dadurch in eine schwierige Situation“, sagt Oliver Hohmann, Leiter des Competence Centers Medien, Werbung & Digital bei der Deltacon Personalberatung.  „Es geht dem Mitarbeiter nicht darum, eine möglicherweise legitime Forderung umzusetzen, sondern er will seine Verhandlungsposition dreist ausspielen.“ Mit den folgenden Tipps beugen Sie heiklen Situationen vor – oder meistern Sie diese. Den Mitarbeitern deutlich machen: Erpressung läuft hier nicht Wichtigste Regel ist, dass Sie als Unternehmer Ihren Mitarbeitern frühzeitig deutlich machen, dass Sie sich auf keinen Fall erpressen lassen. Quasi per Grundsatzerklärung. Das lässt sich in Personalgesprächen vermitteln, in den Unternehmensleitlinien im Intranet, bei Betriebsversammlungen oder im Austausch mit dem Betriebsrat. Denn für Unternehmer gilt: Wer Erpressungen einmal nachgibt, macht sich dauerhaft erpressbar. So reagieren Sie klüger: Prüfen, ob die Forderung berechtigt ist Es kann tatsächlich sein, dass der Mitarbeiter nicht marktgerecht bezahlt wird. Entweder, weil er bei Gehaltserhöhungen vergessen wurde, er selbst nicht darum gebeten hate – oder das Unternehmen schlichtweg den Markt nicht im Blick hat. Dann können Sie Verständnis für den Mitarbeiter zeigen – ihm trotzdem freundlich, aber deutlich vermitteln, dass seine erpresserische Vorgehensweise befremdlich ist. Aber: „Oftmals will der Mitarbeiter nicht einfach nur ein höheres Gehalt. Meist geht es auch um mehr Wertschätzung, interessantere Aufgaben oder eine Karriereperspektive“, sagt Berater Hohmann. In dem Fall sind Personalberater Hohmann zufolge intensive Gespräche notwendig, in dem Fragen wie diese beantwortet werden sollten: Was kann ich dem Mitarbeiter jenseits einer Gehaltserhöhung bieten? Wohin will er sich beruflich entwickeln? Sind Weiterbildungsangebote eine Option? Bringt eine Zusatzqualifikation mehr Zufriedenheit? Hilft vielleicht auch mehr Urlaub oder eine Arbeitszeitreduzierung ohne Lohnverzicht? Könnte eine Boni-Regelung motivierend wirken? Ist ein höherwertiger Titel für den Mitarbeiter attraktiv? Das Ziel: ein Paket für den Mitarbeiter schnüren. Um ihm anschließend etwas sagen zu können wie: „Wenn du dich entsprechend qualifizierst, dann ist etwa in einem halben Jahr eine Beförderung möglich mit einer entsprechenden höheren Vergütung.“ „So eine Strategie lässt sich auch intern besser verkaufen als das plumpe Erfüllen einer Gehaltsforderung“, versichert Oliver Hohmann. Denn es ist ja möglich, dass auch andere Mitarbeiter von so einer Verhandlung erfahren, deswegen Fragen aufkommen und die Gerüchteküche brodelt. Der Rat von Experte Hohmann: „Ziel muss immer sein, eine Balance herzustellen zwischen den Interessen des Unternehmens und denen des Mitarbeiters.“ [zur-person] Nur realistische Versprechungen machen Wichtig: Egal, ob die geforderte Gehaltserhöhung berechtigt ist oder nicht: Sie sollten dem Mitarbeiter keine unrealistischen Angebote unterbreiten. Wie etwa: „Ich mache Sie zu meiner rechten Hand.“ Denn wenn diese Offerten als Luftschlösser entlarvt werden, verspielt der Unternehmer Vertrauen – und macht sich schlimmstenfalls lächerlich. Sollte sich ein Unternehmer zudem auf eine zu hohe Forderung einlassen, dann läuft er Gefahr, das Gehaltsgefüge im Unternehmen durcheinander zu bringen. Oliver Hohmann kennt sogar Fälle, bei denen Mitarbeiter so druckvoll aufgetreten sind, dass sie am Ende besser bezahlt wurden als ihre Vorgesetzten. Die weitere Zusammenarbeit konstruktiv gestalten Auch wenn der Unternehmer sich mit seinem Mitarbeiter aufs gemeinsame Weitermachen einigen konnte, wird ein schaler Beigeschmack bleiben. Das Vertrauensverhältnis ist beschädigt, denn der Mitarbeiter gilt seitdem als geldgieriger Absprungkandidat. Oliver Hohmann rät aber davon ab, ihn besonders zu beobachten oder zu kontrollieren. Stattdessen empfiehlt er eine „wertschätzende Begleitung“ und meint damit gelegentliche zwanglose Gespräche in der Teeküche, bei dem die aktuelle Zufriedenheit des Mitarbeiters abgeklopft wird. „Wenn dieser beispielsweise beklagt, dass die laufende Fortbildung öde oder langweilig sei, muss man auf der Hut sein“, warnt Hohmann. Versuchen, potenzielle Erpresser vorab zu erkennen Bleibt die Frage, ob man potenzielle Erpresser nicht frühzeitig identifizieren kann, um unangenehme Situationen zu vermeiden. „Nein“, sagt Experte Hohmann, „die entsprechenden Mitarbeiter sind meist clever genug, vorab nicht darüber zu reden“. Aber es gibt Hohmann zufolge Warnsignale für den Unternehmer: Wenn etwa die Leistung eines Beschäftigten spürbar nachlässt oder wenn er nicht mehr bereit ist, die berühmte „Extrameile“ zu gehen. Dann sei es Zeit für ein Personalgespräch. Wovon Oliver Hohmann dringend abrät, ist der Anruf beim Konkurrenzunternehmen, um das vermeintliche Angebot zu verifizieren. Dagegen sprechen vor allem datenschutzrechtliche Gründe. Im Fall einer Trennung im Guten auseinandergehen Sollten alle Verhandlungen und Angebote beim Mitarbeiter nicht verfangen und er tatsächlich zur Konkurrenz geht,  muss der Unternehmer dafür sorgen, dass diese Trennung im Guten erfolgt. Dafür ist Personalberater Hohmann zufolge auf jeden Fall ein letztes Gespräch notwendig, in dem noch einmal deutlich werden muss, was den Mitarbeiter gestört hat. Hohmann: „Der Unternehmer bekommt in so einem Gespräch ungefilterte Informationen und kann daraus Optimierungspotenzial für seinen Betrieb ableiten.“ Und: Wer sich im Guten voneinander trennt, der sorgt dafür, dass beide Seiten eines Tages wieder zusammenfinden können.
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