Strategie
Die Firma der Eltern übernehmen – eine gute Idee?

Wer die Firma der Eltern übernehmen will, sollte die Zahlen nüchtern betrachten - und das Zwischenmenschliche nicht unterschätzen. Was Betriebsberater Hartmut Drexel rät.

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In die Schuhe des Vorgängers schlüpfen: Ist es klug, die Firma der Eltern zu übernehmen?
In die Schuhe des Vorgängers schlüpfen: Ist es klug, die Firma der Eltern zu übernehmen?
© Karin & Uwe Annas / Fotolia.com

impulse: Herr Drexel, gerade kleine Handwerker haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Oft hängt ihre Versorgung im Alter daran, dass sie noch Geld für den Betrieb bekommen.

Hartmut Drexel: Aber der Preis muss für den Nachfolger belastbar sein. Es muss Luft für Investitionen bleiben. Deswegen sollte man bei der Übernahme von Verbindlichkeiten äußerst vorsichtig sein. Auch für die Altersvorsorge der Eltern ist der Nachfolger eigentlich nicht zuständig. Es ist heute schon schwer genug, seine eigene Vorsorge zu erwirtschaften. Auch wenn es hart klingt: Wenn es den Eltern im Alter schlecht geht, ist das erst einmal ihr eigenes Problem. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Wie kann ich denn herausfinden, ob es eine gute Idee ist, die Firma der Eltern zu übernehmen?

Hartmut Drexel: Der Junior muss sich die richtigen Fragen stellen: Wie geht es der Branche? Wo steht die Konkurrenz? Was kann ich besser als mein Vater? Wo sind meine Alleinstellungsmerkmale? Bin ich kaufmännisch und fachlich qualifiziert genug? Außerdem sollte er sich zuerst einmal zwingend von Fachverbänden oder Kammern beraten lassen. Die können klären, ob das Konzept langfristig trägt. Und da läuft kein Gebührenzähler.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Hartmut Drexel: Handwerker haben häufig mit Mitte 50 schon erwachsene Kinder. Sie müssen früh über die Nachfolge nachdenken, bevor sich der Sohn oder die Tochter einen anderen Job suchen.

Warum scheitern Ihrer Erfahrung nach so viele Übergaben in der Familie?

Der Experte
Hartmut Drexel leitet die Betriebsberatung bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern.  

Hartmut Drexel: Das Zwischenmenschliche verursacht erhebliche Reibungsverluste. Der Vater, der sein Lebenswerk übergibt, erkennt seine Endlichkeit. Vielleicht erkennt er auch, dass der Sohn oder die Tochter nicht der ideale Nachfolger ist. Der Nachfolger merkt bald, dass der Betrieb nicht auf der Höhe der Zeit ist. Und dann mischt sich auch noch die Schwiegertochter mit altklugen Kommentaren ein …

Also sind immer die Eltern Schuld?

Hartmut Drexel: Natürlich kann es auch am Nachfolger liegen. Vielfach glauben die Kinder auch, dass sie sich einfach ins gemachte Nest setzen können.

Das Firmenerbe ausschlagen – das fällt vielen Kindern nicht leicht. Schließlich geht es ja um das Lebenswerk der Eltern.

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Hartmut Drexel: Sicher, aber die entscheidende Frage sollte sein: Ist das Geschäft in den nächsten 30 bis 40 Jahren tragfähig? Kann es mich also solange ernähren, bis ich in Rente gehe?

Dann ist Dichtmachen manchmal besser als die Weitergabe in der Familie?

Hartmut Drexel: Es kommt schon vor, dass wir dem Junior sagen: „Lass es!“, nachdem wir die Bilanzen und das Potenzial des Betriebs analysiert haben. Dem Jungen ist damit durchaus gedient, dem Alten natürlich eher nicht.

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impulse: Herr Drexel, gerade kleine Handwerker haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Oft hängt ihre Versorgung im Alter daran, dass sie noch Geld für den Betrieb bekommen. Hartmut Drexel: Aber der Preis muss für den Nachfolger belastbar sein. Es muss Luft für Investitionen bleiben. Deswegen sollte man bei der Übernahme von Verbindlichkeiten äußerst vorsichtig sein. Auch für die Altersvorsorge der Eltern ist der Nachfolger eigentlich nicht zuständig. Es ist heute schon schwer genug, seine eigene Vorsorge zu erwirtschaften. Auch wenn es hart klingt: Wenn es den Eltern im Alter schlecht geht, ist das erst einmal ihr eigenes Problem. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wie kann ich denn herausfinden, ob es eine gute Idee ist, die Firma der Eltern zu übernehmen? Hartmut Drexel: Der Junior muss sich die richtigen Fragen stellen: Wie geht es der Branche? Wo steht die Konkurrenz? Was kann ich besser als mein Vater? Wo sind meine Alleinstellungsmerkmale? Bin ich kaufmännisch und fachlich qualifiziert genug? Außerdem sollte er sich zuerst einmal zwingend von Fachverbänden oder Kammern beraten lassen. Die können klären, ob das Konzept langfristig trägt. Und da läuft kein Gebührenzähler. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Hartmut Drexel: Handwerker haben häufig mit Mitte 50 schon erwachsene Kinder. Sie müssen früh über die Nachfolge nachdenken, bevor sich der Sohn oder die Tochter einen anderen Job suchen. Warum scheitern Ihrer Erfahrung nach so viele Übergaben in der Familie? Hartmut Drexel: Das Zwischenmenschliche verursacht erhebliche Reibungsverluste. Der Vater, der sein Lebenswerk übergibt, erkennt seine Endlichkeit. Vielleicht erkennt er auch, dass der Sohn oder die Tochter nicht der ideale Nachfolger ist. Der Nachfolger merkt bald, dass der Betrieb nicht auf der Höhe der Zeit ist. Und dann mischt sich auch noch die Schwiegertochter mit altklugen Kommentaren ein ... Also sind immer die Eltern Schuld? Hartmut Drexel: Natürlich kann es auch am Nachfolger liegen. Vielfach glauben die Kinder auch, dass sie sich einfach ins gemachte Nest setzen können. Das Firmenerbe ausschlagen – das fällt vielen Kindern nicht leicht. Schließlich geht es ja um das Lebenswerk der Eltern. Hartmut Drexel: Sicher, aber die entscheidende Frage sollte sein: Ist das Geschäft in den nächsten 30 bis 40 Jahren tragfähig? Kann es mich also solange ernähren, bis ich in Rente gehe? Dann ist Dichtmachen manchmal besser als die Weitergabe in der Familie? Hartmut Drexel: Es kommt schon vor, dass wir dem Junior sagen: "Lass es!", nachdem wir die Bilanzen und das Potenzial des Betriebs analysiert haben. Dem Jungen ist damit durchaus gedient, dem Alten natürlich eher nicht.
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