Olde Bass
Wenn Schiffskapitäne auf Papier verzichten sollen

Der Start der impulse-Tour „Deutschland Digital“ führt das impulse-Team nach Borkum: zu einem Gründer, der Schiffe 24 Stunden am Tag mit Treibstoff versorgen und den Verbrauch über eine Software dokumentieren kann – ein Novum. Und ein Ärgernis für Wettbewerber.

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Jan Tebbe-Simmendinger
Jan Tebbe-Simmendinger digitalisiert mit seiner Firma Olde Bass das Bunkern von Schiffs-Treibstoff.
© Dörthe Hagenguth

Ja, man kann (wie ich nächste Woche) ins Silicon Valley fliegen, um zu sehen, was auf uns zukommt, zu erfahren, an welchen Technologien gerade gearbeitet wird, mit welcher Geschwindigkeit neue Ideen Form annehmen, die bald auch bei uns Einzug halten. Man kann aber auch (wie ich gestern) mit dem Katamaran nach Borkum übersetzen, vom Hafen aus zu Fuß das kleine Sträßchen „Am Nordufer“ entlanggehen, hinter dem zweiten roten Schuppen links einbiegen und dann am Kai links das unscheinbare Schiff „Olde Bass“ betreten – um zu erleben, was Digitalisierung verändern kann.

„Olde Bass“, auf Hochdeutsch „Alter Chef“? Quatsch. Jan Tebbe-Simmendinger ist 39 Jahre alt. Und auch der Name seiner Firma täuscht: STS Shipping klingt nach einer stinknormalen Reederei. Ist sie aber nicht. Für die einen ist der Unternehmer – ein Borkumer, der in Hamburg eine Anwaltskanzlei führt – ein neuer Player mit attraktivem Angebot. Für die anderen, die sich über Jahrzehnte hinweg an den Status quo gewöhnt und damit gut gelebt haben, ist er ein Ärgernis: Tebbe-Simmendinger hat damit begonnen, das Bunkern von Treibstoff – so heißt das maritim korrekt, wenn Schiffe betankt werden – anders zu organisieren und digital abzuwickeln.

Kapitäne müssen das Bunkern von Treibstoff nicht mehr lange im Voraus anmelden. Sie erhalten stattdessen einen Chip und können ihre Schiffe zu jeder Tag- und Nachtzeit selbst betanken, so wie es gerade passt. Sie müssen sich nicht mehr mit bürokratischem Papierkram herumschlagen und sparen Zeit bei der Abwicklung. Dauerte es früher Tage oder Wochen, bis unterschriebene Papierbelege vom Tankschiff auf See im fernen Büro landeten, geschieht dies jetzt binnen weniger Minuten – dank der STS-Software. Auch schafft STS erstmals Transparenz über den Treibstoffverbrauch – und damit einen Anreiz, Vergleiche anzustellen und Kosten zu sparen. Für die konservative Reedereibranche ist solch ein 24/7-Service ohne Voranmeldung samt Software-Abwicklung und Dokumentation nichts weniger als eine Revolution.

1143 Kilometer quer durch Deutschland

Dabei ist es eigentlich nur ein Beispiel dafür, wie sich vermeintlich unveränderliche Abläufe digital besser gestalten lassen – schneller, günstiger, transparenter. Für uns, das impulse-Team, war das Treffen auf Borkum die erste Station unserer Tour „Deutschland Digital“, die uns binnen einer Woche von der Nordseeküste bis in die Alpen führt, von Borkum bis Berchtesgaden. Die Idee: Auf diesen 1143 Kilometern quer durch Deutschland bei zehn innovativen Firmen Halt zu machen, die die Digitalisierung erfolgreich meistern und von denen sich etwas lernen lässt. Man muss ja nicht – siehe oben – immer ins Silicon Valley fliegen, um Anregungen zu erhalten, was sich alles umsetzen lässt. Ab Mitte April veröffentlichen wir die Filme mit den wichtigsten Erkenntnisse aus den Firmen-Stationen auf www.impulse.de/deutschland-digital; zudem gibt es im Sommer ein eigenes Magazin rund um das Thema Digitalisierung.

Als ich am späten Nachmittag mit der Fähre zurück nach Emden fahre – mit impulse-Reportern, einer Fotografin, einem Kamerateam und weitere Kolleginnen aus dem Team –, entsteht auf dem Deck eine geradezu idyllische Atmosphäre: Die Luft ist eiskalt, aber glasklar. Die Abendsonne taucht alles in ein phantastisches Licht, leicht fröstelnd blicke ich auf die glitzernde Nordsee. Mit einem Mal treten die Konturen, die im hellen Tageslicht noch verschwammen, sehr viel schärfer hervor – genauso wie Strukturen einer Branche, die bei oberflächlicher Betrachtung kaum sichtbar sind. Man muss sich schon die Mühe machen, genauer hinzuschauen. Eigentlich bräuchte Deutschland sehr viel mehr Menschen, die sich – wie der STS-Gründer – nicht mit dem begnügen, was sie vorfinden, und sich irgendwie durchlavieren, sondern benennen, was nicht gut läuft. Und Alternativen entwickeln.

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Ja, man kann (wie ich nächste Woche) ins Silicon Valley fliegen, um zu sehen, was auf uns zukommt, zu erfahren, an welchen Technologien gerade gearbeitet wird, mit welcher Geschwindigkeit neue Ideen Form annehmen, die bald auch bei uns Einzug halten. Man kann aber auch (wie ich gestern) mit dem Katamaran nach Borkum übersetzen, vom Hafen aus zu Fuß das kleine Sträßchen „Am Nordufer“ entlanggehen, hinter dem zweiten roten Schuppen links einbiegen und dann am Kai links das unscheinbare Schiff „Olde Bass“ betreten – um zu erleben, was Digitalisierung verändern kann. „Olde Bass“, auf Hochdeutsch „Alter Chef“? Quatsch. Jan Tebbe-Simmendinger ist 39 Jahre alt. Und auch der Name seiner Firma täuscht: STS Shipping klingt nach einer stinknormalen Reederei. Ist sie aber nicht. Für die einen ist der Unternehmer – ein Borkumer, der in Hamburg eine Anwaltskanzlei führt – ein neuer Player mit attraktivem Angebot. Für die anderen, die sich über Jahrzehnte hinweg an den Status quo gewöhnt und damit gut gelebt haben, ist er ein Ärgernis: Tebbe-Simmendinger hat damit begonnen, das Bunkern von Treibstoff – so heißt das maritim korrekt, wenn Schiffe betankt werden – anders zu organisieren und digital abzuwickeln. Kapitäne müssen das Bunkern von Treibstoff nicht mehr lange im Voraus anmelden. Sie erhalten stattdessen einen Chip und können ihre Schiffe zu jeder Tag- und Nachtzeit selbst betanken, so wie es gerade passt. Sie müssen sich nicht mehr mit bürokratischem Papierkram herumschlagen und sparen Zeit bei der Abwicklung. Dauerte es früher Tage oder Wochen, bis unterschriebene Papierbelege vom Tankschiff auf See im fernen Büro landeten, geschieht dies jetzt binnen weniger Minuten – dank der STS-Software. Auch schafft STS erstmals Transparenz über den Treibstoffverbrauch – und damit einen Anreiz, Vergleiche anzustellen und Kosten zu sparen. Für die konservative Reedereibranche ist solch ein 24/7-Service ohne Voranmeldung samt Software-Abwicklung und Dokumentation nichts weniger als eine Revolution. 1143 Kilometer quer durch Deutschland Dabei ist es eigentlich nur ein Beispiel dafür, wie sich vermeintlich unveränderliche Abläufe digital besser gestalten lassen – schneller, günstiger, transparenter. Für uns, das impulse-Team, war das Treffen auf Borkum die erste Station unserer Tour „Deutschland Digital“, die uns binnen einer Woche von der Nordseeküste bis in die Alpen führt, von Borkum bis Berchtesgaden. Die Idee: Auf diesen 1143 Kilometern quer durch Deutschland bei zehn innovativen Firmen Halt zu machen, die die Digitalisierung erfolgreich meistern und von denen sich etwas lernen lässt. Man muss ja nicht – siehe oben – immer ins Silicon Valley fliegen, um Anregungen zu erhalten, was sich alles umsetzen lässt. Ab Mitte April veröffentlichen wir die Filme mit den wichtigsten Erkenntnisse aus den Firmen-Stationen auf www.impulse.de/deutschland-digital; zudem gibt es im Sommer ein eigenes Magazin rund um das Thema Digitalisierung. Als ich am späten Nachmittag mit der Fähre zurück nach Emden fahre – mit impulse-Reportern, einer Fotografin, einem Kamerateam und weitere Kolleginnen aus dem Team –, entsteht auf dem Deck eine geradezu idyllische Atmosphäre: Die Luft ist eiskalt, aber glasklar. Die Abendsonne taucht alles in ein phantastisches Licht, leicht fröstelnd blicke ich auf die glitzernde Nordsee. Mit einem Mal treten die Konturen, die im hellen Tageslicht noch verschwammen, sehr viel schärfer hervor – genauso wie Strukturen einer Branche, die bei oberflächlicher Betrachtung kaum sichtbar sind. Man muss sich schon die Mühe machen, genauer hinzuschauen. Eigentlich bräuchte Deutschland sehr viel mehr Menschen, die sich – wie der STS-Gründer – nicht mit dem begnügen, was sie vorfinden, und sich irgendwie durchlavieren, sondern benennen, was nicht gut läuft. Und Alternativen entwickeln.
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