Vorteile und Nachteile von Factoring
Kunden zahlen nicht? So kommen Sie trotzdem an Ihr Geld – auch ohne Inkasso

Wenn Kunden spät oder gar nicht zahlen, kann Factoring helfen, dennoch an das Geld zu kommen. Das sind die Vorteile und Nachteile – und so prüfen Sie, ob Factoring für Ihr Unternehmen infrage kommt.

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Vor- und Nachteile von Factoring
© the_burtons / Moment / Getty images

Der Auftrag ist erledigt, die Rechnung gestellt – doch das Geld geht einfach nicht auf dem Geschäftskonto ein. Kunden, die nicht oder verzögert zahlen, nerven und machen Arbeit. Schlimmstenfalls bedrohen verschleppte Zahlungen sogar die Existenz des Unternehmens. Einen Ausweg bieten Factoring-Gesellschaften: Sie kaufen den Unternehmen Forderungen ab. Nur wie funktioniert das genau? Und eignet sich diese Art der Finanzierung für jedes Unternehmen?

Was ist Factoring überhaupt?

Von Factoring wird gesprochen, wenn ein Unternehmen seine Forderungen an einen Dritten abtritt. Das Prinzip: Statt zu warten, bis der Kunde zahlt, verkauft das Unternehmen seine ausstehenden Forderungen an einen Finanzdienstleister, den sogenannten Factor. „Das bedeutet: Die Liquidität kommt sehr planbar und zeitnah beim Unternehmen an“, sagt Hauke Kahlcke, Vorstand der Aktivbank AG und langjähriges Vorstandsmitglied im Deutschen Factoring-Verband.

Wie funktioniert Factoring konkret?

Unternehmen X führt für einen Firmenkunden Y einen Auftrag aus. Für die erbrachte Leistung fordert Unternehmen X eine Summe von 200.000 Euro. Diese Forderung verkauft das Unternehmen an eine Factoring-Gesellschaft. Die zahlt die Summe an Unternehmen X aus – in der Regel innerhalb von 24 Stunden – und fordert sie dann von Firma Y ein. Für diese Dienstleistung erhält der Factoring-Anbieter eine Gebühr.

Die Firma Y bezahlt die Rechnung über 200.000 Euro dann an die Factoring-Gesellschaft. Geschieht dies nicht, kümmert sich der Factor in vielen Fällen auch um das Mahnwesen – oder trägt das Risiko für den Fall, dass die Zahlung ausfällt.

Was sind die Vorteile von Factoring?

Liquiditätsgewinn

„Den meisten mittelständischen Unternehmen, die sich für Factoring entscheiden, geht es darum, die Liquidität zu verbessern“, sagt Kahlcke. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt Wochen oder gar Monate zu warten, bis ein Kunde endlich zahlt, bekommen Unternehmen beim Factoring das Geld sofort. Da der Factor die Außenstände der Firma übernimmt, erhalten sie größeren finanziellen Spielraum. Den können Unternehmen etwa nutzen, um stärker als bislang Skonto zu bekommen, weil sie Rechnungen frühzeitig begleichen. Oder sie können umgekehrt ihren Kunden längere Zahlungsziele einräumen.

Risikoabsicherung

Im Regelfall übernimmt ein Factoring-Anbieter auch das Risiko von Forderungsausfällen: Wenn ein Kunde Insolvenz anmeldet oder die Rechnung nicht zahlt – Geld bekommen die Factoring-Kunden trotzdem: Factoring-Institut. Zwar lässt sich das Ausfallrisiko auch mit einer Warenkreditversicherung absichern. Die hat im Vergleich zum Factoring aber den Nachteil, dass das Geld nicht sofort verfügbar ist. Denn es dauert länger, bis eine Versicherung den Forderungsausfall ausgleicht. Der Factor reduziert sein Risiko üblicherweise, indem er im Vorfeld eine Bonitätsprüfung der Kunden vornimmt.

Mehr dazu hier: Warenkreditversicherungen: Für wen sich eine Kreditversicherung lohnt

Besseres Rating

Mit Factoring können Unternehmen ihre Bilanzstruktur optimieren: Weil die Factoring-Gesellschaft den Ausfallschutz übernimmt, kann die Forderung aus der Bilanz gebucht werden. Dadurch wird eine Risikokomponente entfernt und die Eigenkapitalquote steigt. Das kann die Ratingnote und damit letztlich auch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens verbessern.

Mehr dazu hier: Ratingnoten von Unternehmen: Wissen Sie, wie kreditwürdig Ihre Firma ist?

Arbeitsentlastung

Die Factoring-Gesellschaft verwaltet, wenn gewünscht, die kompletten Außenstände. Das heißt, sie schreibt Rechnungen und Mahnungen und überwacht den Geldeingang. Wenn Unternehmen Factoring nutzen, können sie also teilweise auch gleich die Verwaltung von Forderungen durch die Buchhaltung (Debitorenmanagement) auslagern. Das spart Zeit, Mühe und Kosten.

Mehr zum Thema: Außenstände eintreiben: Was tun, wenn Kunden nicht zahlen?

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Was sind die Nachteile von Factoring?

Beschränkungen

Factoring ist nicht für alle Branchen geeignet. Vor allem die verarbeitende Industrie und der entsprechende Großhandel kann mit diesem Instrument seine Außenstände absichern. Schwierig wird es bei Dienstleistungen: Diese Außenstände übernimmt eine Factoring-Gesellschaft nur, wenn sie sich genau definieren lassen. Das heißt, Projektaufträge wie Bauten bei Ingenieuren und Architekten lassen sich nicht mit Factoring absichern.

„Bei Rechnungsstellung muss die Leistung bereits erbracht worden sein“, sagt Kahlcke. Ist das nicht der Fall sei auch ein Ankauf der Rechnungen nicht möglich. „In jeder Branche gibt es Geschäftsmodelle, für die Factoring aus diesem Grund nicht infrage kommt.“

Auch Forderungen gegen Privatkunden sichern Factoring-Anbieter nur in Ausnahmefällen ab. Einzelhändler können daher kaum auf dieses Finanzierungsinstrument zurückgreifen.

Zusätzliche Kosten

Aus reiner Menschenfreundlichkeit übernimmt kein Factoring-Institut die Außenstände. Für seine Dienste verlangt der Factor ein Entgelt, das von Umsatz, Risiko und Arbeitsaufwand abhängt. Hinzu kommt in den meisten Fällen eine Pauschale für eine eventuelle Bonitätsprüfung der Kunden. Außerdem fallen für die bereitgestellte Liquidität Zinsen an, ähnlich wie bei einem Kredit von der Bank. Die allerdings würde zusätzliche Sicherheiten verlangen.

Was kostet das Factoring?

Die Kosten für das Factoring liegen regelmäßig im Bereich zwischen 0,6 und 2,5 Prozent vom angekauften Forderungsbestand. Was genau das Factoring kostet, hängt vom Anbieter und der konkreten Dienstleistung ab: Übernimmt die Factoring-Gesellschaft nur die Finanzierung und das Risiko – oder auch das Mahnwesen? Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus.

Eine Rolle beim Pricing spielt auch das Auftragsvolumen: Je mehr Geld er mit einem Firmenkunden umsetzt, desto günstiger kann der Factor seinen Preis kalkulieren. Auch die Branche und Bonität des Unternehmens, das Factoring nutzen möchte, spielt eine Rolle: „Das größte Ausfallrisiko besteht aus Sicht des Factors auf der Seite des Kunden – und nicht bei einzelnen aufgekauften Rechnungen“, sagt Hauke Kahlcke von der Aktivbank AG.

Was bedeutet das nun konkret? „Bei einem Dax-Unternehmen gibt sich ein Factor möglicherweise schon mit einer Factoring-Gebühr von 0,1 Prozent zufrieden“, erläutert der Experte. Bei einem kleinen Betrieb mit größeren Unwägbarkeiten in der Produktion würde die Gebühr vielleicht eher bei drei oder gar vier Prozent liegen. Dazu kommen noch die Zinsen für das Geld, das sich der Factoring-Anbieter für den Zeitraum zwischen Forderungsankauf und Zahlungseingang leihen muss.

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Der Experte
Hauke Kahlcke Hauke Kahlcke ist Mitglied im Vorstand der Aktivbank AG. Der Factoring-Anbieter aus Frankfurt am Main betreut rund 10.000 Firmenkunden bundesweit – ein Schwerpunkt ist der Großhandel unter anderem mit Baustoffen. Kahlcke war außerdem langjähriges Vorstandsmitglied im Deutschen Factoring-Verband – ein Amt, das er 2023 nach 15 Jahren niederlegte.

Welche Arten von Factoring gibt es?

Verschiedene Factoring-Varianten ermöglichen eine Finanzierung je nach den Bedürfnissen des Unternehmens:

Full-Service-Factoring

Das Verfahren wird auch Standard-Factoring genannt. Der Factor finanziert dabei die Forderungen und trägt das Risiko für den Fall, dass der Schuldner nicht zahlen kann. Außerdem wird den Kunden zu großen Teilen das Debitorenmanagement abgenommen. Das bedeutet: Die Factoring-Gesellschaft wickelt die komplette Rechnungslegung für den Kunden ab und verschickt auch Mahnungen. Sinnvoll ist das vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ohne eine große eigene Buchhaltung.

Inhouse-Factoring

Diese Variante – auch Eigenservice-Factoring oder Bulk-Factoring genannt – dient der Finanzierung und Risikoabsicherung durch die Factoring-Gesellschaft. Verwaltungsaufgaben wie Debitorenmanagement und Mahnwesen verbleiben bei der Firma, die ihre Forderungen abtritt. Sie kümmert sich weiterhin darum, dass der Kunde bezahlt – quasi als Treuhänderin des Factors. Dieser streckt das Geld vor und springt ein, wenn der Schuldner ausfällt. Dieses Modell kommt vor allem für große Unternehmen in Frage.

Fälligkeits-Factoring

Eine weitere Spielart ist das Fälligkeits-Factoring. Der Unternehmer nutzt bei dieser Variante die Vorteile der Risikoabsicherung und der Entlastung beim Debitorenmanagement, verzichtet aber auf die sofortige Regulierung des Kaufpreises, also den Finanzierungseffekt des Factorings. Es geht in erster Linie darum, buchhalterische Arbeiten auszulagern. Diese Form erleichtert die Finanzplanung des Kunden, da mit dem Factor bestimmte Zahlungstermine vereinbart werden können, unabhängig von den Zahlungen der Debitoren. Diese Variante kommt in der Praxis jedoch eher selten vor.

Echtes/Unechtes Factoring

Übernimmt der Factor das Ausfallrisiko des Unternehmens (Delkredereschutz), spricht man von echtem Factoring – beim unechten Factoring wird dieses Risiko nicht übernommen. Es handelt sich dabei also nicht um einen echten Rechnungsankauf, sondern um eine Form der Vorfinanzierung, die auch die Bilanz des Unternehmens nicht entlastet. In Deutschland werde seit Jahren fast ausnahmslos echtes Factoring praktiziert, so Kahlcke.

Offenes/Stilles Factoring

Beim stillen Factoring hält sich der Dienstleister im Hintergrund und verschickt Rechnungen und Mahnungen im Namen des Unternehmens, das ihn beauftragt hat. Beim offenen Factoring tritt der Dienstleister gegenüber dem Endkunden in Erscheinung: Der wird über den Forderungsverkauf informiert und aufgefordert, direkt an den Factor zu zahlen. Das kann durchaus gewünscht sein: „Oft möchte man, dass im Mahnwesen eine dritte Partei auftritt, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen“, sagt Kahlcke. Hierzulande wird überwiegend die offene Abtretung praktiziert.

Für wen lohnt sich Factoring?

Bis vor wenigen Jahren war Factoring noch vor allem eine Finanzierungsform für Großunternehmen. Viele Factoring-Gesellschaften haben Rechnungen nur dann aufgekauft, wenn pro Jahr eine gewisse Mindestsumme erreicht wurde. Doch das hat sich geändert: Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, die auch kleinen Unternehmen und sogar Selbstständigen Angebote machen.

Ob sich Factoring für ein Unternehmen lohnt, lässt sich leicht berechnen: „Aus Sicht des Factoring-Kunden sollte der Aufschlag für die Dienstleistung in jedem Fall geringer sein als der Skonto, den er seinen Kunden gewährt“, sagt Kahlcke. Möglicherweise lässt sich die so gewonnene Liquidität auch nutzen, um selbst Preisnachlässe im Einkauf zu erhalten. Entsprechend schneller rentiert sich auch das Factoring.

Mehr dazu hier: Skonto berechnen: Wann sich der Skontoabzug für Einkäufer und wann für Lieferanten lohnt

Welches Factoring-Modell geeignet ist, hängt ganz vom Unternehmen ab. Für Firmen, die bereits ein gutes Debitorenmanagement haben, kommt die Inhouse-Methode in Frage. Allerdings sagt Kahlcke auch: „Für Firmen, die im Jahr weniger als 10 Millionen Euro umsetzen, ist Full-Service-Factoring meist die bessere Lösung, weil der Aufwand dabei deutlich geringer ist.“

Grundsätzlich eignet sich das Factoring für Unternehmen mit einem breit diversifizierten Kundenkreis, mit standardisierten Produkten oder Dienstleistungen und überschaubaren Zahlungszielen. Solche Firmen bekommen von den Factoring-Gesellschaften bessere Konditionen als Unternehmen, die an wenigen Abnehmern hängen.

Wie findet sich ein guter Factoring-Anbieter?

Ein Kriterium bei der Suche nach einem seriösen Anbieter ist, dass dieser auch bei der Finanzaufsicht Bafin registriert ist. Dieses Mindestkriterium trifft schon einmal auf alle Mitglieder im Deutschen Factoring-Verband zu. Manche Dienstleister sind auch auf bestimmte Branchen oder Geschäftsmodelle spezialisiert. So gibt es einige Anbieter, die ihre Dienste nur bei Geschäften mit Firmenkunden anbieten. Andere haben sich zum Beispiel auf den Gesundheitsbereich, auf Transportfirmen oder den Maschinenbau spezialisiert.

Einen Unterschied macht auch das Rechnungsvolumen, um das es geht. Nicht jeder Factoring-Anbieter hat die Mittel, den Rechnungsankauf auch für Großkunden anzubieten. „Es gibt bundesweit vielleicht zwei Dutzend Anbieter, die sich auf den gehobenen Mittelstand bis hin zum M-Dax konzentrieren“, sagt Kahlcke. Umgekehrt sind manche Unternehmen für bestimmte Dienstleister vielleicht auch zu klein. So verlangen einige Factoring-Anbieter einen Mindestumsatz pro Jahr von ihren Kunden.

Eine Übersicht, auf welche Branchen und Tätigkeitsbereiche die Mitgliedsunternehmen spezialisiert sind, findet sich im Downloadbereich des Deutschen Factoring-Verbands.

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Der Auftrag ist erledigt, die Rechnung gestellt – doch das Geld geht einfach nicht auf dem Geschäftskonto ein. Kunden, die nicht oder verzögert zahlen, nerven und machen Arbeit. Schlimmstenfalls bedrohen verschleppte Zahlungen sogar die Existenz des Unternehmens. Einen Ausweg bieten Factoring-Gesellschaften: Sie kaufen den Unternehmen Forderungen ab. Nur wie funktioniert das genau? Und eignet sich diese Art der Finanzierung für jedes Unternehmen? Was ist Factoring überhaupt? Von Factoring wird gesprochen, wenn ein Unternehmen seine Forderungen an einen Dritten abtritt. Das Prinzip: Statt zu warten, bis der Kunde zahlt, verkauft das Unternehmen seine ausstehenden Forderungen an einen Finanzdienstleister, den sogenannten Factor. „Das bedeutet: Die Liquidität kommt sehr planbar und zeitnah beim Unternehmen an“, sagt Hauke Kahlcke, Vorstand der Aktivbank AG und langjähriges Vorstandsmitglied im Deutschen Factoring-Verband. Wie funktioniert Factoring konkret? Unternehmen X führt für einen Firmenkunden Y einen Auftrag aus. Für die erbrachte Leistung fordert Unternehmen X eine Summe von 200.000 Euro. Diese Forderung verkauft das Unternehmen an eine Factoring-Gesellschaft. Die zahlt die Summe an Unternehmen X aus – in der Regel innerhalb von 24 Stunden – und fordert sie dann von Firma Y ein. Für diese Dienstleistung erhält der Factoring-Anbieter eine Gebühr. Die Firma Y bezahlt die Rechnung über 200.000 Euro dann an die Factoring-Gesellschaft. Geschieht dies nicht, kümmert sich der Factor in vielen Fällen auch um das Mahnwesen – oder trägt das Risiko für den Fall, dass die Zahlung ausfällt. Was sind die Vorteile von Factoring? Liquiditätsgewinn „Den meisten mittelständischen Unternehmen, die sich für Factoring entscheiden, geht es darum, die Liquidität zu verbessern“, sagt Kahlcke. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt Wochen oder gar Monate zu warten, bis ein Kunde endlich zahlt, bekommen Unternehmen beim Factoring das Geld sofort. Da der Factor die Außenstände der Firma übernimmt, erhalten sie größeren finanziellen Spielraum. Den können Unternehmen etwa nutzen, um stärker als bislang Skonto zu bekommen, weil sie Rechnungen frühzeitig begleichen. Oder sie können umgekehrt ihren Kunden längere Zahlungsziele einräumen. Risikoabsicherung Im Regelfall übernimmt ein Factoring-Anbieter auch das Risiko von Forderungsausfällen: Wenn ein Kunde Insolvenz anmeldet oder die Rechnung nicht zahlt – Geld bekommen die Factoring-Kunden trotzdem: Factoring-Institut. Zwar lässt sich das Ausfallrisiko auch mit einer Warenkreditversicherung absichern. Die hat im Vergleich zum Factoring aber den Nachteil, dass das Geld nicht sofort verfügbar ist. Denn es dauert länger, bis eine Versicherung den Forderungsausfall ausgleicht. Der Factor reduziert sein Risiko üblicherweise, indem er im Vorfeld eine Bonitätsprüfung der Kunden vornimmt. Mehr dazu hier: Warenkreditversicherungen: Für wen sich eine Kreditversicherung lohnt Besseres Rating Mit Factoring können Unternehmen ihre Bilanzstruktur optimieren: Weil die Factoring-Gesellschaft den Ausfallschutz übernimmt, kann die Forderung aus der Bilanz gebucht werden. Dadurch wird eine Risikokomponente entfernt und die Eigenkapitalquote steigt. Das kann die Ratingnote und damit letztlich auch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens verbessern. Mehr dazu hier: Ratingnoten von Unternehmen: Wissen Sie, wie kreditwürdig Ihre Firma ist? Arbeitsentlastung Die Factoring-Gesellschaft verwaltet, wenn gewünscht, die kompletten Außenstände. Das heißt, sie schreibt Rechnungen und Mahnungen und überwacht den Geldeingang. Wenn Unternehmen Factoring nutzen, können sie also teilweise auch gleich die Verwaltung von Forderungen durch die Buchhaltung (Debitorenmanagement) auslagern. Das spart Zeit, Mühe und Kosten. Mehr zum Thema: Außenstände eintreiben: Was tun, wenn Kunden nicht zahlen? Was sind die Nachteile von Factoring? Beschränkungen Factoring ist nicht für alle Branchen geeignet. Vor allem die verarbeitende Industrie und der entsprechende Großhandel kann mit diesem Instrument seine Außenstände absichern. Schwierig wird es bei Dienstleistungen: Diese Außenstände übernimmt eine Factoring-Gesellschaft nur, wenn sie sich genau definieren lassen. Das heißt, Projektaufträge wie Bauten bei Ingenieuren und Architekten lassen sich nicht mit Factoring absichern. „Bei Rechnungsstellung muss die Leistung bereits erbracht worden sein“, sagt Kahlcke. Ist das nicht der Fall sei auch ein Ankauf der Rechnungen nicht möglich. „In jeder Branche gibt es Geschäftsmodelle, für die Factoring aus diesem Grund nicht infrage kommt.“ Auch Forderungen gegen Privatkunden sichern Factoring-Anbieter nur in Ausnahmefällen ab. Einzelhändler können daher kaum auf dieses Finanzierungsinstrument zurückgreifen. Zusätzliche Kosten Aus reiner Menschenfreundlichkeit übernimmt kein Factoring-Institut die Außenstände. Für seine Dienste verlangt der Factor ein Entgelt, das von Umsatz, Risiko und Arbeitsaufwand abhängt. Hinzu kommt in den meisten Fällen eine Pauschale für eine eventuelle Bonitätsprüfung der Kunden. Außerdem fallen für die bereitgestellte Liquidität Zinsen an, ähnlich wie bei einem Kredit von der Bank. Die allerdings würde zusätzliche Sicherheiten verlangen. Was kostet das Factoring? Die Kosten für das Factoring liegen regelmäßig im Bereich zwischen 0,6 und 2,5 Prozent vom angekauften Forderungsbestand. Was genau das Factoring kostet, hängt vom Anbieter und der konkreten Dienstleistung ab: Übernimmt die Factoring-Gesellschaft nur die Finanzierung und das Risiko – oder auch das Mahnwesen? Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus. Eine Rolle beim Pricing spielt auch das Auftragsvolumen: Je mehr Geld er mit einem Firmenkunden umsetzt, desto günstiger kann der Factor seinen Preis kalkulieren. Auch die Branche und Bonität des Unternehmens, das Factoring nutzen möchte, spielt eine Rolle: „Das größte Ausfallrisiko besteht aus Sicht des Factors auf der Seite des Kunden – und nicht bei einzelnen aufgekauften Rechnungen“, sagt Hauke Kahlcke von der Aktivbank AG. Was bedeutet das nun konkret? „Bei einem Dax-Unternehmen gibt sich ein Factor möglicherweise schon mit einer Factoring-Gebühr von 0,1 Prozent zufrieden“, erläutert der Experte. Bei einem kleinen Betrieb mit größeren Unwägbarkeiten in der Produktion würde die Gebühr vielleicht eher bei drei oder gar vier Prozent liegen. Dazu kommen noch die Zinsen für das Geld, das sich der Factoring-Anbieter für den Zeitraum zwischen Forderungsankauf und Zahlungseingang leihen muss. [zur-person] Welche Arten von Factoring gibt es? Verschiedene Factoring-Varianten ermöglichen eine Finanzierung je nach den Bedürfnissen des Unternehmens: Full-Service-Factoring Das Verfahren wird auch Standard-Factoring genannt. Der Factor finanziert dabei die Forderungen und trägt das Risiko für den Fall, dass der Schuldner nicht zahlen kann. Außerdem wird den Kunden zu großen Teilen das Debitorenmanagement abgenommen. Das bedeutet: Die Factoring-Gesellschaft wickelt die komplette Rechnungslegung für den Kunden ab und verschickt auch Mahnungen. Sinnvoll ist das vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ohne eine große eigene Buchhaltung. Inhouse-Factoring Diese Variante – auch Eigenservice-Factoring oder Bulk-Factoring genannt – dient der Finanzierung und Risikoabsicherung durch die Factoring-Gesellschaft. Verwaltungsaufgaben wie Debitorenmanagement und Mahnwesen verbleiben bei der Firma, die ihre Forderungen abtritt. Sie kümmert sich weiterhin darum, dass der Kunde bezahlt – quasi als Treuhänderin des Factors. Dieser streckt das Geld vor und springt ein, wenn der Schuldner ausfällt. Dieses Modell kommt vor allem für große Unternehmen in Frage. Fälligkeits-Factoring Eine weitere Spielart ist das Fälligkeits-Factoring. Der Unternehmer nutzt bei dieser Variante die Vorteile der Risikoabsicherung und der Entlastung beim Debitorenmanagement, verzichtet aber auf die sofortige Regulierung des Kaufpreises, also den Finanzierungseffekt des Factorings. Es geht in erster Linie darum, buchhalterische Arbeiten auszulagern. Diese Form erleichtert die Finanzplanung des Kunden, da mit dem Factor bestimmte Zahlungstermine vereinbart werden können, unabhängig von den Zahlungen der Debitoren. Diese Variante kommt in der Praxis jedoch eher selten vor. Echtes/Unechtes Factoring Übernimmt der Factor das Ausfallrisiko des Unternehmens (Delkredereschutz), spricht man von echtem Factoring – beim unechten Factoring wird dieses Risiko nicht übernommen. Es handelt sich dabei also nicht um einen echten Rechnungsankauf, sondern um eine Form der Vorfinanzierung, die auch die Bilanz des Unternehmens nicht entlastet. In Deutschland werde seit Jahren fast ausnahmslos echtes Factoring praktiziert, so Kahlcke. Offenes/Stilles Factoring Beim stillen Factoring hält sich der Dienstleister im Hintergrund und verschickt Rechnungen und Mahnungen im Namen des Unternehmens, das ihn beauftragt hat. Beim offenen Factoring tritt der Dienstleister gegenüber dem Endkunden in Erscheinung: Der wird über den Forderungsverkauf informiert und aufgefordert, direkt an den Factor zu zahlen. Das kann durchaus gewünscht sein: „Oft möchte man, dass im Mahnwesen eine dritte Partei auftritt, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen“, sagt Kahlcke. Hierzulande wird überwiegend die offene Abtretung praktiziert. Für wen lohnt sich Factoring? Bis vor wenigen Jahren war Factoring noch vor allem eine Finanzierungsform für Großunternehmen. Viele Factoring-Gesellschaften haben Rechnungen nur dann aufgekauft, wenn pro Jahr eine gewisse Mindestsumme erreicht wurde. Doch das hat sich geändert: Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, die auch kleinen Unternehmen und sogar Selbstständigen Angebote machen. Ob sich Factoring für ein Unternehmen lohnt, lässt sich leicht berechnen: „Aus Sicht des Factoring-Kunden sollte der Aufschlag für die Dienstleistung in jedem Fall geringer sein als der Skonto, den er seinen Kunden gewährt“, sagt Kahlcke. Möglicherweise lässt sich die so gewonnene Liquidität auch nutzen, um selbst Preisnachlässe im Einkauf zu erhalten. Entsprechend schneller rentiert sich auch das Factoring. Mehr dazu hier: Skonto berechnen: Wann sich der Skontoabzug für Einkäufer und wann für Lieferanten lohnt Welches Factoring-Modell geeignet ist, hängt ganz vom Unternehmen ab. Für Firmen, die bereits ein gutes Debitorenmanagement haben, kommt die Inhouse-Methode in Frage. Allerdings sagt Kahlcke auch: „Für Firmen, die im Jahr weniger als 10 Millionen Euro umsetzen, ist Full-Service-Factoring meist die bessere Lösung, weil der Aufwand dabei deutlich geringer ist.“ Grundsätzlich eignet sich das Factoring für Unternehmen mit einem breit diversifizierten Kundenkreis, mit standardisierten Produkten oder Dienstleistungen und überschaubaren Zahlungszielen. Solche Firmen bekommen von den Factoring-Gesellschaften bessere Konditionen als Unternehmen, die an wenigen Abnehmern hängen. [mehr-zum-thema] Wie findet sich ein guter Factoring-Anbieter? Ein Kriterium bei der Suche nach einem seriösen Anbieter ist, dass dieser auch bei der Finanzaufsicht Bafin registriert ist. Dieses Mindestkriterium trifft schon einmal auf alle Mitglieder im Deutschen Factoring-Verband zu. Manche Dienstleister sind auch auf bestimmte Branchen oder Geschäftsmodelle spezialisiert. So gibt es einige Anbieter, die ihre Dienste nur bei Geschäften mit Firmenkunden anbieten. Andere haben sich zum Beispiel auf den Gesundheitsbereich, auf Transportfirmen oder den Maschinenbau spezialisiert. Einen Unterschied macht auch das Rechnungsvolumen, um das es geht. Nicht jeder Factoring-Anbieter hat die Mittel, den Rechnungsankauf auch für Großkunden anzubieten. „Es gibt bundesweit vielleicht zwei Dutzend Anbieter, die sich auf den gehobenen Mittelstand bis hin zum M-Dax konzentrieren“, sagt Kahlcke. Umgekehrt sind manche Unternehmen für bestimmte Dienstleister vielleicht auch zu klein. So verlangen einige Factoring-Anbieter einen Mindestumsatz pro Jahr von ihren Kunden. Eine Übersicht, auf welche Branchen und Tätigkeitsbereiche die Mitgliedsunternehmen spezialisiert sind, findet sich im Downloadbereich des Deutschen Factoring-Verbands.