Kündigung intern kommunizieren
Wie sage ich’s dem Team?

Sie mussten einem Mitarbeiter kündigen? Wie Sie der Belegschaft die Neuigkeit möglichst schonend beibringen - und was Sie tun sollten, damit die Gerüchteküche nicht überkocht.

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Kündigung intern kommunizieren
© PM Images/DigitalVision/Getty Images

Mitarbeiter zu entlassen, ist für Unternehmer eine schwierige Aufgabe. Eine Kündigung definiert nicht nur das Verhältnis zwischen Chef und betroffenem Mitarbeiter neu; die Nachricht, dass ein Mitglied das Team verlassen wird, bringt auch andere Mitarbeiter ins Grübeln. Hat sich der Kollege etwas zuschulden kommen lassen? Oder muss die Firma etwa Leute entlassen, weil die Geschäfte schlecht laufen? Sind nun auch andere Arbeitsplätze in Gefahr? Handelt es sich um eine fristlose oder eine ordentliche Kündigung? Fragen wie diese beherrschen den Flurfunk.

In kleinen Unternehmen, in denen man sich gut kennt, ist eine Kündigung besonders heikel. Ist der gekündigte Mitarbeiter im Team beliebt, kann die Motivation der Kollegen in den Keller sinken. Mit klugem Vorgehen lässt sich Aufruhr in der Belegschaft auf ein Minimum reduzieren.

Wann informiere ich das Team darüber, dass einem Mitarbeiter gekündigt wurde?

„So spät wie möglich, aber so früh wie nötig“, empfiehlt Dagmar Walker, Rechtsanwältin und Beraterin für Trennungsmanagement. Es komme dabei stark auf die Umstände der Kündigung an: Trennt man sich einvernehmlich? Oder gehen Chef und Mitarbeiter im Schlechten auseinander? Verhandeln beide Seiten noch, weil es beispielsweise um einen Aufhebungsvertrag geht? „Wenn sie noch in Verhandlungen über die Austrittskonditionen sind und man dem Team schon Bescheid sagt, kann das die Verhandlungen behindern“, sagt die Trennungs-Expertin. Deshalb sei es sinnvoll zu warten, bis man sich geeinigt und bestenfalls abgesprochen hat, wie die Kündigung kommuniziert werden soll.

Viele Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, ob eine Kündigung in der Luft liegt. Schnell können Gerüchte entstehen. Doch nicht jedes Gerücht muss direkt aufgelöst werden. „Sie sollten abwägen: Hält sich der Flurfunk im Rahmen oder ist er schädlich?“, sagt Walker. Wenn die Gerüchte jedoch starke Unsicherheiten im Team auslösen, sollten Chefs eingreifen.

Besprechung oder E-Mail – wie informiere ich die Belegschaft?

Um dem Team die personellen Änderungen mitzuteilen, empfiehlt sich ein kurzes Meeting. Gibt es ein regelmäßiges Teammeeting, können Chefs hier anfangs die Kündigung mitteilen. Das wirkt nicht nur wertschätzend dem gekündigten Mitarbeiter gegenüber. Es gibt seinen Kollegen auch die Möglichkeit, aufkommende Fragen sofort zu klären – allen voran:

  • Bis wann ist der Mitarbeiter noch im Unternehmen?
  • Wird die Stelle nachbesetzt?
  • Wenn nein: Wer übernimmt seine Aufgaben?

Es kommt vor, dass diese Fragen im Team erst nach ein paar Tagen aufkommen, sagt Rechtsanwältin Walker: „Deshalb sollten Führungskräfte im darauffolgenden Teammeeting nochmal nachhaken, ob es Unklarheiten gibt.“

Die Expertin
Dagmar Walker ist in Berlin Fachanwältin für Arbeitsrecht und berät Führungskräfte, die sich von Mitarbeitern trennen. Außerdem hilft sie ihnen, die Trennungsverhandlungen fair zu gestalten. Dabei greift sie auch auf ihre langjährige Erfahrung als Personalleiterin zurück.

In einem Unternehmen mit viel Schichtbetrieb oder Außendienstlern kann es sinnvoll sein, die Belegschaft parallel auch per E-Mail zu informieren. So bekommt jeder die Informationen aus erster Hand.

Soll der gekündigte Mitarbeiter dabei sein, wenn das Team informiert wird?

Das kommt auf den Einzelfall an, sagt Expertin Walker: „Chefs sollten mit dem Mitarbeiter besprechen, wie er die Kündigung kommunizieren möchte.“ Sie sollten sich auf eine gemeinsame Kommunikation einigen und abstimmen, wie die einzelnen Schritte ablaufen sollen. Dazu gehört auch, dass der Mitarbeiter selbst entscheiden darf, ob er bei der Verkündung dabei sein und sich selbst dazu äußern möchte. „Manche Mitarbeiter wollen auch vorab selbst die Kollegen informieren“, sagt Walker. Die offizielle Bekanntgabe sollte dann aber unbedingt kurz darauf stattfinden.

Was sage ich dem Team?

Viele Führungskräfte wollen die Verkündung der Kündigung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch Rechtsanwältin Walker warnt davor, die Sache überstürzt und ohne Plan anzugehen. Sie empfiehlt, immer auch einen Personalverantwortlichen oder eine andere Führungskraft hinzuzuziehen und gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Auch hier sollten sich Chef und Mitarbeiter vorab auf eine gemeinsame Linie einigen.

Chefs sollten bei der Bekanntgabe die Chance nutzen, dem scheidenden Mitarbeiter Wertschätzung und Dank für die geleistete Arbeit auszudrücken – selbst dann, wenn man sich nicht immer einig war. Entscheidend sei vor allem, dass die Worte authentisch sind. Walker: „Es ist unangebracht, wenn die Führungskraft den Mitarbeiter wegen seiner geringen Leistung kündigt, ihn aber bei der Verabschiedung in den Himmel lobt.“ Chefs sollten daher unterscheiden zwischen der Person als Mensch und der Rolle, die sie im Unternehmen hatte. „Selbst, wenn man mit der Leistung nicht zufrieden war, sollte man nicht die gesamte Person schlechtreden“, sagt die Trennungs-Expertin.

Denn bei der Verkündung einer Kündigung geht es nicht nur um die scheidende Person, sondern auch um die Wahrnehmung im Team: „Wenn Chefs zeigen, dass sie abzuwägen wissen und die Situation nicht dramatisieren, können sie bei den übrigen Angestellten eigentlich nur punkten“, sagt Walker. Mit der richtigen Kommunikation können sie Vertrauen schaffen und dazu beitragen, dass sie auch in schwierigen Situationen souverän wirken.

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Soll ich die Kündigungsgründe nennen?

Gerade junge Führungskräfte möchten laut Walker bei der Bekanntgabe einer Kündigung oft transparent sein. Doch nicht immer sollten sie die Gründe im Detail nennen. So kann auch eine allgemeine Begründung ausreichen. „Es kann sinnvoll sein, zu sagen: Wir haben uns im Einvernehmen getrennt. Ohne genauere Gründe zu nennen“, sagt die Rechtsanwältin.

Gibt es keine Einigung zwischen dem Mitarbeiter und dem Unternehmen, können Chefs offen kommunizieren: „Wir haben uns um eine Einigung bemüht, leider ist uns das nicht gelungen. Deswegen wurde eine Kündigung ausgesprochen.“

Auf keinen Fall sollten Chefs die gesamte Schuld auf den scheidenden Mitarbeiter schieben. Klar ist aber: Hat der Mitarbeiter etwa Geld veruntreut, Kunden belogen oder sich ähnlich gravierende Fehltritte geleistet, sollte das Unternehmen das nicht verschweigen, sondern die Vorfälle gemeinsam mit der Belegschaft aufarbeiten.

Mitarbeiter zu entlassen, ist für Unternehmer eine schwierige Aufgabe. Eine Kündigung definiert nicht nur das Verhältnis zwischen Chef und betroffenem Mitarbeiter neu; die Nachricht, dass ein Mitglied das Team verlassen wird, bringt auch andere Mitarbeiter ins Grübeln. Hat sich der Kollege etwas zuschulden kommen lassen? Oder muss die Firma etwa Leute entlassen, weil die Geschäfte schlecht laufen? Sind nun auch andere Arbeitsplätze in Gefahr? Handelt es sich um eine fristlose oder eine ordentliche Kündigung? Fragen wie diese beherrschen den Flurfunk. In kleinen Unternehmen, in denen man sich gut kennt, ist eine Kündigung besonders heikel. Ist der gekündigte Mitarbeiter im Team beliebt, kann die Motivation der Kollegen in den Keller sinken. Mit klugem Vorgehen lässt sich Aufruhr in der Belegschaft auf ein Minimum reduzieren. Wann informiere ich das Team darüber, dass einem Mitarbeiter gekündigt wurde? „So spät wie möglich, aber so früh wie nötig“, empfiehlt Dagmar Walker, Rechtsanwältin und Beraterin für Trennungsmanagement. Es komme dabei stark auf die Umstände der Kündigung an: Trennt man sich einvernehmlich? Oder gehen Chef und Mitarbeiter im Schlechten auseinander? Verhandeln beide Seiten noch, weil es beispielsweise um einen Aufhebungsvertrag geht? „Wenn sie noch in Verhandlungen über die Austrittskonditionen sind und man dem Team schon Bescheid sagt, kann das die Verhandlungen behindern“, sagt die Trennungs-Expertin. Deshalb sei es sinnvoll zu warten, bis man sich geeinigt und bestenfalls abgesprochen hat, wie die Kündigung kommuniziert werden soll. Viele Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, ob eine Kündigung in der Luft liegt. Schnell können Gerüchte entstehen. Doch nicht jedes Gerücht muss direkt aufgelöst werden. „Sie sollten abwägen: Hält sich der Flurfunk im Rahmen oder ist er schädlich?“, sagt Walker. Wenn die Gerüchte jedoch starke Unsicherheiten im Team auslösen, sollten Chefs eingreifen. Besprechung oder E-Mail – wie informiere ich die Belegschaft? Um dem Team die personellen Änderungen mitzuteilen, empfiehlt sich ein kurzes Meeting. Gibt es ein regelmäßiges Teammeeting, können Chefs hier anfangs die Kündigung mitteilen. Das wirkt nicht nur wertschätzend dem gekündigten Mitarbeiter gegenüber. Es gibt seinen Kollegen auch die Möglichkeit, aufkommende Fragen sofort zu klären – allen voran: Bis wann ist der Mitarbeiter noch im Unternehmen? Wird die Stelle nachbesetzt? Wenn nein: Wer übernimmt seine Aufgaben? Es kommt vor, dass diese Fragen im Team erst nach ein paar Tagen aufkommen, sagt Rechtsanwältin Walker: „Deshalb sollten Führungskräfte im darauffolgenden Teammeeting nochmal nachhaken, ob es Unklarheiten gibt.“ In einem Unternehmen mit viel Schichtbetrieb oder Außendienstlern kann es sinnvoll sein, die Belegschaft parallel auch per E-Mail zu informieren. So bekommt jeder die Informationen aus erster Hand. Soll der gekündigte Mitarbeiter dabei sein, wenn das Team informiert wird? Das kommt auf den Einzelfall an, sagt Expertin Walker: „Chefs sollten mit dem Mitarbeiter besprechen, wie er die Kündigung kommunizieren möchte.“ Sie sollten sich auf eine gemeinsame Kommunikation einigen und abstimmen, wie die einzelnen Schritte ablaufen sollen. Dazu gehört auch, dass der Mitarbeiter selbst entscheiden darf, ob er bei der Verkündung dabei sein und sich selbst dazu äußern möchte. „Manche Mitarbeiter wollen auch vorab selbst die Kollegen informieren“, sagt Walker. Die offizielle Bekanntgabe sollte dann aber unbedingt kurz darauf stattfinden. Was sage ich dem Team? Viele Führungskräfte wollen die Verkündung der Kündigung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch Rechtsanwältin Walker warnt davor, die Sache überstürzt und ohne Plan anzugehen. Sie empfiehlt, immer auch einen Personalverantwortlichen oder eine andere Führungskraft hinzuzuziehen und gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Auch hier sollten sich Chef und Mitarbeiter vorab auf eine gemeinsame Linie einigen. [mehr-zum-thema] Chefs sollten bei der Bekanntgabe die Chance nutzen, dem scheidenden Mitarbeiter Wertschätzung und Dank für die geleistete Arbeit auszudrücken – selbst dann, wenn man sich nicht immer einig war. Entscheidend sei vor allem, dass die Worte authentisch sind. Walker: „Es ist unangebracht, wenn die Führungskraft den Mitarbeiter wegen seiner geringen Leistung kündigt, ihn aber bei der Verabschiedung in den Himmel lobt.“ Chefs sollten daher unterscheiden zwischen der Person als Mensch und der Rolle, die sie im Unternehmen hatte. „Selbst, wenn man mit der Leistung nicht zufrieden war, sollte man nicht die gesamte Person schlechtreden“, sagt die Trennungs-Expertin. Denn bei der Verkündung einer Kündigung geht es nicht nur um die scheidende Person, sondern auch um die Wahrnehmung im Team: „Wenn Chefs zeigen, dass sie abzuwägen wissen und die Situation nicht dramatisieren, können sie bei den übrigen Angestellten eigentlich nur punkten“, sagt Walker. Mit der richtigen Kommunikation können sie Vertrauen schaffen und dazu beitragen, dass sie auch in schwierigen Situationen souverän wirken. Soll ich die Kündigungsgründe nennen? Gerade junge Führungskräfte möchten laut Walker bei der Bekanntgabe einer Kündigung oft transparent sein. Doch nicht immer sollten sie die Gründe im Detail nennen. So kann auch eine allgemeine Begründung ausreichen. „Es kann sinnvoll sein, zu sagen: Wir haben uns im Einvernehmen getrennt. Ohne genauere Gründe zu nennen“, sagt die Rechtsanwältin. Gibt es keine Einigung zwischen dem Mitarbeiter und dem Unternehmen, können Chefs offen kommunizieren: „Wir haben uns um eine Einigung bemüht, leider ist uns das nicht gelungen. Deswegen wurde eine Kündigung ausgesprochen.“ Auf keinen Fall sollten Chefs die gesamte Schuld auf den scheidenden Mitarbeiter schieben. Klar ist aber: Hat der Mitarbeiter etwa Geld veruntreut, Kunden belogen oder sich ähnlich gravierende Fehltritte geleistet, sollte das Unternehmen das nicht verschweigen, sondern die Vorfälle gemeinsam mit der Belegschaft aufarbeiten.
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