Erbschaftsteuer sparen durch Schenkung: Wie Sie clever vererben und schenken

Verschenken oder vererben – was ist steuerlich klüger? Egal, ob ein Vermögen zu Lebzeiten verschenkt oder nach dem Tod vererbt wird – es fällt dieselbe Erb- und Schenkungsteuer darauf an. Wer sein Vermögen aber auf mehrere Schenkungen aufteilt, kann Steuern sparen. Welche Freibeträge gelten für Erbschaft und Schenkung? Je enger das Verwandtschaftsverhältnis, desto höher ist der Freibetrag. Bei Ehepartnern liegt er bei 500.000 Euro, bei Kindern bei 400.000 Euro. Ist das übertragene Vermögen größer, fallen auf den Rest Steuern an. Die Freibeträge werden alle zehn Jahre erneut gewährt. „Wer über mehrere Jahrzehnte gestreckt verschenkt, kann also einen hohen Betrag an Steuern sparen. Es lohnt sich daher, früh anzufangen“, rät Tobias Engelmann. Die Freibeträge gelten für Privat- und Betriebsvermögen. Beispielrechnung Frau Meier will eine Million Euro an ihren Sohn vererben. In Fall 1 fällt ihm das Geld nach dem Tod zu. In Fall 2 hat Frau Meier zehn Jahre zuvor 400.000 Euro verschenkt. Der Steuersatz ist von der Vermögenshöhe und dem Familiengrad abhängig. Er kann zwischen 7 und 50 Prozent liegen. Fall 1: Erbschaftsteuer ohne Schenkung 1.000.000 Euro (Gesamtwert) – 400.000 Euro (Freibetrag) = 600.000 Euro (steuerpflichtiges Erbe) Bei einem Steuersatz von 15 Prozent fallen 90.000 Euro Erbschaftsteuer an. Fall 2: Erbschaftsteuer mit Schenkung 1.000.000 Euro (Gesamtwert) – 800.000 Euro (doppelter Freibetrag) = 200.000 Euro (steuerpflichtiges Erbe) Bei einem Steuersatz von 11 Prozent fallen 22.000 Euro Erbschaftsteuer an. Steuer gespart: 68.000 Euro Was ist beim Vererben und Verschenken von Betriebsvermögen zu beachten? Der Staat möchte die Fortführung von Unternehmen fördern. Daher ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Steuerlast zu reduzieren oder sogar komplett zu vermeiden. Für die Berechnung der Steuer wird zwischen begünstigtem und nicht begünstigtem Vermögen unterschieden. Begünstigtes Vermögen Nur begünstigtes Vermögen kann teilweise oder ganz von der Steuer verschont werden (siehe die weiteren Punkte). Dazu zählen Betriebsgrundstücke, Gebäude, Maschinen oder große Anteile an Kapitalgesellschaften. Nicht begünstigtes Vermögen An Dritte vermietete Grundstücke, Wertpapiere, Kunstgegenstände, Geschäftsguthaben und Geldforderungen sind nicht steuerlich begünstigt. Damit soll verhindert werden, dass Privatvermögen – als Betriebsvermögen getarnt – steuerfrei übertragen wird. Besteht das Firmenvermögen zu über 90 Prozent aus diesem sogenannten Verwaltungsvermögen, ist keine Verschonung möglich. Welche Optionen haben Unternehmen mit einem Betriebsvermögen unter 26 Millionen Euro? Beträgt das begünstigte Vermögen weniger als 26 Millionen Euro pro Erbe, sind unter bestimmten Voraussetzungen 85 Prozent des übertragenen Betriebsvermögens steuerbefreit: Der Betrieb muss mindestens fünf Jahre fortgeführt werden und die Summe der Löhne darf in dieser Zeit nicht übermäßig sinken (Details dazu § 13a Abs. 10 ErbStG). „Diese sogenannte Regelverschonung trifft auf die meisten mittelständischen Unternehmen zu“, sagt Engelmann. Alternativ können Erben die Optionsverschonung wählen, bei der 100 Prozent steuerfrei bleiben. Dafür muss das Unternehmen mindestens sieben Jahre fortgeführt werden. Zudem gelten strengere Vorgaben für die Löhne. Die Optionsverschonung darf nur angewendet werden, wenn das Vermögen zu maximal 20 Prozent aus Verwaltungsvermögen besteht. „Bei der Regelverschonung fallen höhere Steuern an, dafür ist sie flexibler“, sagt Engelmann. Welche Optionen haben Unternehmen mit einem Betriebsvermögen unter 90 Millionen Euro? Bei einem begünstigten Vermögen ab 26 und unter 90 Millionen Euro greift das sogenannte Abschmelzungsmodell. Es kann ebenfalls zwischen der Regel- oder Optionsverschonung gewählt werden. Der steuerbefreite Anteil sinkt hierbei stufenweise. Und zwar um jeweils einen Prozentpunkt pro 750.000 Euro, die das Vermögen die 26-Millionen-Euro-Grenze überschreitet. „Wird eine Firma nach der Regelverschonung übergeben, das mehr als 26,75 Millionen wert ist, sind 84 Prozent steuerfrei. Bei mehr als 27,5 Millionen sind es 83 Prozent“, erläutert Engelmann. Alternativ zum Abschmelzungsmodell gibt es die Verschonungsbedarfsprüfung. Der Erbe muss nachweisen, dass er die fällige Abgabe nicht bezahlen kann. Dazu muss er sein Privatvermögen offenlegen – und zwar das bereits vorhandene und das geerbte. Angerechnet werden davon 50 Prozent. Reicht das nicht, wird die restliche Steuerforderung erlassen. Welche Optionen haben Unternehmen mit einem Betriebsvermögen ab 90 Millionen Euro? Ab einem begünstigten Vermögen von 90 Millionen Euro ist keine Regel- oder Optionsverschonung möglich. Erben dürfen allerdings die Verschonungsbedarfsprüfung in Anspruch nehmen. Wie lassen sich mit Nießbrauch Steuern sparen? Eine Möglichkeit, Vermögen steuergünstig zu übertragen, ist der Nießbrauch. Dabei wird beispielsweise eine Immobilie oder Unternehmensanteile zu Lebzeiten verschenkt, die abgebende Generation behält aber die Kontrolle und erhält weiterhin die Erträge. Der Vorteil: Der Nießbrauch mindert den Wert des Geschenks. Daher müssen weniger Steuern gezahlt werden. Lesen Sie dazu auch: Schenken statt vererben? 10 Fragen, 10 Antworten

Erbschaftsteuer sparen durch Schenkung: Wie Sie clever vererben und schenken – und so Steuern sparen

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