Inhalt: Darum geht's in diesem Beitrag
- 1. „Hoffnung“ von Philipp Blom
- 2. „Nexus“ von Yuval Noah Harari
- 3. „Race to Zero“ von Benedict Probst und Marian Krüger
- 4. „Klima-Bullshit-Bingo“ von Jan Hegenberg
- 5. „Die Sprache des Kapitalismus“ von Simon Sahner und Daniel Stähr
- 6. „Visionen der Ungleichheit“ von Branko Milanović
- 7. „Fair Pay“ von Stefan Waschmann
Ob für Sie selbst oder als Weihnachtsgeschenk – diese 7 inspirierenden Bücher für Unternehmer und Unternehmerinnen geben Denkanstöße zu Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und zukunftsorientiertem Handeln. Empfohlen von der impulse-Redaktion.
1. „Hoffnung“ von Philipp Blom
empfohlen von Julia Müller, impulse-Redakteurin
Perfektes Timing, könnte man sagen. Denn in seinem Ende September 2024 erschienen Buch „Hoffnung“ versucht der Historiker Philipp Blom eine Frage zu beantworten, die nach dem Wahlsieg Donald Trumps und in der allgemeinen Untergangsstimmung, noch drängender erscheint: Kann man als intelligenter Mensch in diesen Zeiten noch hoffen?
Dabei verwebt Blom Beobachtungen von seinen Reisen, etwa in das von Gewalt erschütterte Kolumbien, mit Exkursen in Literatur, Philosophie und Religion. Seine These: Wir können nur dann hoffnungsvoll sein, wenn wir das Gefühl haben, an etwas Sinnhaftem mitzuarbeiten.
Es ist kein Buch zum schnellen Weglesen, man muss sich auf Bloms Exkurse einlassen. Was bleibt, ist ein differenzierterer Blick auf die Unterschiede zwischen naivem Optimismus und erwachsener Hoffnung – und hoffentlich ein zuversichtlicherer Blick nach vorn.
Philipp Blom: „Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt“, Hanser, 22 Euro.
2. „Nexus“ von Yuval Noah Harari
empfohlen von Wiebke Harms, impulse-Wirtschaftsredakteurin

Muss Yuval Noah Harari in der Steinzeit beginnen, um über Künstliche Intelligenz zu schreiben? Große Bögen sind ein Markenzeichen des Historikers und Autors von Bestsellern wie „Sapiens. Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Nun also eine Geschichte der Informationsnetzwerke, die Harari als menschliche Superkraft sieht: Weil wir Informationen austauschen und hierfür Technologien entwickeln, sind wir als Spezies erfolgreich.
Aber Netzwerke sind fehleranfällig. Als Beispiel nennt er das Buch „Der Hexenhammer“, das eine Verschwörungserzählung massenhaft verbreitete – und die fürchterlichen Hexenjagden im 16. und 17. Jahrhundert anstieß. Heute automatisieren Algorithmen den Informationsaustausch, KI kann eigene Entscheidungen treffen, und Harari mahnt: Wir müssen achtgeben, dass wir die Macht nicht aus der Hand geben, Fehler in unseren Informationsnetzwerken zu korrigieren.
Yuval Noah Harari: „Nexus – Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz“, Penguin, 28 Euro.
3. „Race to Zero“ von Benedict Probst und Marian Krüger
empfohlen von Jonas Hetzer, impulse-Senior Redakteur
Wie können Unternehmen CO2-neutral werden? Das zeigen der Umweltökonom Benedict Probst und der Dekarbonisierungsexperte Marian Krüger anhand zahlreicher Beispiele in ihrem Buch „Race to Zero“. Die Autoren erklären, warum die am freien Markt gehandelten CO2-Zertifikate mitunter Mogelpackungen sind und Waldaufforstung nicht die versprochenen Klimaschutzeffekte haben dürfte. Stattdessen sei es sinnvoller, auf langfristige CO2-Entfernung zu setzen. Hier gibt es ein wachsendes Feld an Möglichkeiten, von der natürlichen CO2-Bindung in Pflanzenkohle bis zur technischen Entfernung von Kohlendioxid aus der Luft. Die Botschaft lautet: Auch wenn vieles noch nicht ausgereift ist, ist es sinnvoll, sich damit bereits jetzt zu beschäftigen. Könnten doch strengere Klimaschutz-Vorschriften schneller kommen, als es die aktuelle politische Lage erahnen lässt.
Benedict Probst, Marian Krüger: „Race to Zero – Wie Unternehmen den Wettlauf zur Klimaneutralität gewinnen“, Campus, 38 Euro.
4. „Klima-Bullshit-Bingo“ von Jan Hegenberg
empfohlen von Nicole Basel, impulse-Chefredakteurin
Wie dringend das Buch von Jan Hegenberg gebraucht wird, wurde vor wenigen Tagen in der ZDF-Sendung „Maybritt Illner“ deutlich. Dort behauptete CDU-Chef Friedrich Merz, Windkraft sei eine „Übergangstechnologie“. Warum? Windräder seien hässlich, so Merz.
Man kann natürlich darüber streiten, ob der Braunkohletagebau ästhetisch besser in die Landschaft passt als Windräder. Oder man kann eine faktenbasierte Diskussion darüber führen, wie Energiewende und Klimaschutz doch noch gelingen können. Jan Hegenbergs Buch hilft dabei, den Bullshit, der nicht nur in Talkshows, sondern auch auf Social Media oder in der Familien-Whatsapp-Gruppe ungeniert verbreitet wird, mit stichhaltigen Argumenten entgegenzutreten.
Jan Hegenberg:„Klima-Bullshit-Bingo: ‚Klimaschutz zerstört die Wirtschaft!‘, und andere Stammtischparolen widerlegt“, Komplett-Media Verlag, 24 Euro.
5. „Die Sprache des Kapitalismus“ von Simon Sahner und Daniel Stähr
empfohlen von Leonie Albrecht, impulse-Redakteurin
Preise steigen nicht einfach. Es gibt Personen, die sie erhöhen. Ein feiner Unterschied, der aber laut dem Literaturwissenschaftler Simon Sahner und dem Ökonom Daniel Stähr zeigt, wie der Kapitalismus unsere Sprache prägt. In ihrem Buch analysieren die Autoren zahlreiche Ausdrücke wie „Verdienst“, „Rettungsschirm“ und „Gratismentalität“ und erklären zum Beispiel, warum wirtschaftliche Krisen häufig metaphorisch mit Tsunamis oder anderen Naturkatastrophen beschrieben werden, als seien sie unvermeidbare Phänomene.
Sahner und Stähr geht es nicht darum, bestimmte Ausdrücke zu verbannen – vielmehr motivieren sie, die eigene Sprache kritisch zu hinterfragen. Und klare Verantwortlichkeiten zu benennen, wo sie durch eine kapitalistisch geprägte Sprache teils verschleiert werden – wie etwa bei den steigenden Preisen.
Simon Sahner und Daniel Stähr:„Die Sprache des Kapitalismus“, S. Fischer, 24 Euro.
6. „Visionen der Ungleichheit“ von Branko Milanović
empfohlen von Kathrin Halfwassen, impulse-Redakteurin
Morgens in ein Buch eintauchen und abends wieder auftauchen: Für alle, die solche Rauschlektüren lieben, ist dieses Buch ideal. Der serbisch-amerikanische Ökonom Branko Milanović erzählt darin die Geistesgeschichte der Ungleichheitsforschung. Im Zentrum seines Buches stehen sechs prominente Ökonomen: François Quesnay, Adam Smith, David Ricardo, Karl Marx, Vilfredo Pareto und Simon Kuznets. Milanovic stellt die Denker in spannenden Schlaglichtern vor und präsentiert dann deren Werke zur Einkommensverteilung im historischen Kontext.
Die Lektüre ist nicht ganz einfach, aber bereichernd: Danach hat man zwei Jahrhunderte Ökonomiegeschichte zu einem aktuellen Thema grob parat – und dazu jede Menge Partywissen. Zum Beispiel, dass das Jahreseinkommen von Adam Smith, umgerechnet auf heute, etwa 1,3 Millionen Pfund betrug, er aber nur ein bescheidenes Vermögen hinterließ.
Branko Milanović: „Visionen der Ungleichheit: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart“, Suhrkamp, 34 Euro.
7. „Fair Pay“ von Stefan Waschmann
empfohlen von Jelena Altmann, leitende impulse-Redakteurin
Faire Gehälter? In der Arbeitswelt gibt es immer noch Ungerechtigkeiten. Stichwort Gender Pay Gap. Den Hauptgrund dafür sieht der Gehaltsexperte Stefan Waschmann unter anderem in Bewertungskriterien: So werden körperlich schwere Arbeit und Führungsverantwortung überdurchschnittlich hoch bewertet. Der Autor nennt sie Macho-Kriterien, da es sich um Merkmale typischer Männerberufe handele. Er plädiert dafür, mehr Faktoren, zum Beispiel psychologische Kriterien wie Einfühlungsvermögen oder soziale Verantwortung zu berücksichtigen, die oft typisch für frauendominierte Berufe sind.
Diskriminierungsfreie Entlohnung wird für Unternehmen immer wichtiger. Nicht nur mit Blick auf die EU-Lohntransparenzrichtlinie. Die Basis einer guten Zusammenarbeit ist und bleibt ein als fair empfundenes Gehalt – und der Autor zeigt in seinem Buch anhand vieler Beispiele, wie Unternehmen dies erreichen können.
Stefan Waschmann: „Fair Pay: EU-konforme und diskriminierungsfreie Gehaltssysteme“, Haufe, 49,99 Euro
