Fehlerbekenntnisse
10 Lektionen, die Sie aus Fehlern anderer Unternehmer lernen können

Erfolgreiche Unternehmer haben impulse von ihren größten Fehlern erzählt - und was sie daraus gelernt haben. Aus diesen Bekenntnissen lassen sich Lektionen für nachhaltigen unternehmerischen Erfolg ableiten.

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Werner Kieser, der die Fitness-Kette Kieser Training gründete, ist einer von 91 Unternehmern, die der impulse-Redaktion von ihren größten Fehlern erzählten. Die gesammelten Bekenntnisse sind jetzt in Buchform erschienen.
Werner Kieser, der die Fitness-Kette Kieser Training gründete, ist einer von 91 Unternehmern, die der impulse-Redaktion von ihren größten Fehlern erzählten. Die gesammelten Bekenntnisse sind jetzt in Buchform erschienen.
© Boris Kumicak / impulse

Wenn Sie das Fehlerbekenntnis eines Unternehmers lesen, dann löst dies etwas in Ihnen aus: Bewunderung oder Befremden, dass jemand so offen über seine eigenen Niederlagen oder Fehlentscheidungen berichtet; Furcht, weil Sie sich keineswegs sicher sind, dass Ihnen so etwas nicht auch widerfahren könnte; vielleicht aber auch Erleichterung, da Sie solch eine Situation schon einmal gemeistert haben. Kaum jemand kann sich der Schilderung solcher persönlichen Erlebnisse entziehen. Ob Sie es wollen oder nicht, Sie lesen den Text vor dem Hintergrund dessen, was Sie selbst erlebt haben.

impulse hat seit 2009 mit mehr als 90 Unternehmern gesprochen, die bereit waren, ihren größten Fehler preiszugeben. Erstaunlich ist, was passiert, wenn man alle Einzelfälle als Teil eines Ganzen betrachtet. Mit einem Mal ergeben sich Verbindungen zwischen den individuellen Erlebnissen. Ein eben noch einzigartiger Fall ähnelt plötzlich einer Szene, die ein anderer Unternehmer erlebt hat – selbst wenn er einer anderen Generation angehört und in einer völlig anderen Branche arbeitet. Mit einem Mal zeigen sich überraschende Parallelen: wiederkehrende Fallstricke, ungünstige Konstellationen, die selten gut enden; oder wertvolle Tipps, die Unternehmern dabei geholfen haben, einmal begangene Fehler nicht zu wiederholen.

Das Ergebnis dieser Analyse präsentieren wir Ihnen im Buch „Mein größter Fehler. Bekenntnisse erfolgreicher Unternehmer“ – in Form von zehn Lektionen. Die Lektionen stehen für Grundprinzipien erfolgreichen Unternehmertums, das nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtet ist. Was sie so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie allesamt auf konkreten Erlebnissen beruhen, auf der Lebenserfahrung erfolgreicher Unternehmer. Hier also – als Quintessenz – die zehn Lektionen:

Lektion 1: Folgen Sie Ihrer inneren Stimme!

Wie findet man heraus, was man wirklich will? Unternehmern geht es nicht anders als anderen Menschen. Gerade in der Hektik des Alltags, im Wirrwarr unzähliger, sich überlagernder Geräusche bleibt die innere Stimme oft ungehört. Hin und wieder meldet sie sich leise zu Wort, wenn man beispielsweise bei Entscheidungen ein ungutes Gefühl hat oder nicht ganz bei einer Sache ist, weil man mit dem Herzen eigentlich woanders hinstrebt. Aber allzu oft passiert es, dass dieses Signal nicht wahrgenommen wird – mit fatalen Folgen.

Lektion 2: Verteidigen Sie Ihre Unabhängigkeit!

Wer als Unternehmer – trotz allen Widerstandes – seine Unabhängigkeit verliert, der erlebt dies als Zäsur, vielleicht gar als Trauma. Schließlich geht das verloren, was Unternehmer im Kern antreibt: ihre Freiheit. So erstrebenswert diese Unabhängigkeit sein mag – selbst entscheiden zu können, sein eigener Herr zu sein –, so schwierig ist es, sie über einen langen Zeitraum hinweg zu erhalten.

Lektion 3: Wachsen Sie aus eigener Kraft!

Nicht beim Status quo zu verharren, sondern sich ständig weiterzuentwickeln und auch zu wachsen, gehört zur DNA der meisten Unternehmer. Aus eigener Kraft kann dies Jahre, Jahrzehnte oder gar Generationen dauern. Entsprechend groß ist die Versuchung, Wachstum zu forcieren oder sich mit Großen zu verbünden. Auf diese Weise können Sprünge gelingen, die – zumindest in dieser Geschwindigkeit – allein kaum möglich wären.

Doch die Gefahr, abhängig zu werden, ist groß – auch wenn der Kundenkreis sehr klein ist oder man keinen direkten Kontakt mehr zum Markt hat. Ein Beispiel dafür ist der Senfhersteller Münchner Kindl, der jahrzehntelang Senf für andere Firmen produzierte, statt die eigene, mehr als 100 Jahre alte Marke zu pflegen. Inhaber Theo Hartl konzentrierte sich auf die Herstellung samt Rezepturen. Schließlich produzierte er zu 90 Prozent für eine einzige Fremdfirma – eine gefährliche Abhängigkeit. Deutlich wurde ihm dies, als er seinen Betrieb ausbauen wollte, dazu Geld bei einer Bank aufnehmen musste und sein Hauptkunde zugleich Druck ausübte, die Preise niedrig zu halten. „Mit dem laufenden Kredit im Nacken wurde mir klar: Wir müssen raus aus der Abhängigkeit“, erinnert sich Hartl. Von diesem Zeitpunkt an setzte er stärker auf die eigene Marke; inzwischen produziert er nur noch zur Hälfte für Fremdfirmen. Sein Rat: „Seien Sie mutig – und stecken Sie alle Kraft in Ihre eigene Firma und eigene Marke.“

Das Video zum Buch

 

Lektion 4: Unterschätzen Sie nicht Mentalitäten!

Zahlen, Daten, Fakten – sie prägen nicht nur die öffentliche Wahrnehmung von Wirtschaft, sondern spielen auch in den Unternehmen eine zentrale Rolle. Ob es um Absatzmengen oder Preise geht, um Vorlaufzeiten oder Margen, um Klicks oder Conversion-Rates – was sich messen lässt, wird auch gemessen und erlangt damit eine Bedeutung für unternehmerische Entscheidungen.

Der Blick auf Zahlen birgt allerdings die Gefahr, dass all das vernachlässigt wird, was sich kaum objektivieren lässt: vor allem kulturelle und mentale Unterschiede. Dies ist keine abstrakte Gefahr. Wer sich anschaut, welche Fehler erfolgreichen Unternehmern unterlaufen sind, wird bemerken, wie oft dieser vermeintlich weiche Aspekt unterschätzt wurde. Viele gravierende Fehleinschätzungen lassen sich mit diesem verengten Blick auf Zahlen erklären.

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Lektion 5: Schließen Sie nicht voreilig Geschäfte ab!

Gerade das Selbstbewusstsein vieler Unternehmer und ihre Lust, etwas Neues zu beginnen, kann ihnen zum Verhängnis werden, wenn sie fahrlässig harte Fakten und weiche Aspekte ausblenden, die für eine nüchterne Einschätzung der Lage wertvoll wären. Und so kann es leicht passieren, dass Unternehmern im Überschwang massive Fehler unterlaufen, die sie an den Rand des Ruins bringen. Auch wenn das Ergebnis unternehmerischer Entscheidungen stets ungewiss ist, so lässt sich das Risiko doch reduzieren – über Analysen, Plausibilitätschecks oder den gesunden Menschenverstand.

Lektion 6: Wählen Sie Partner sorgfältig aus!

Allein können Unternehmer wenig ausrichten. Letztlich hängt ihr Erfolg davon ab, ob sie Mitarbeiter und Partner finden, die zu ihnen passen, und es ihnen gelingt, Schlüsselpositionen gut zu besetzen. Entsprechend wichtig ist es, stabile und vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen, die auch in Krisen Bestand haben.

Lektion 7: Fördern Sie eine unternehmerische Firmenkultur!

Man kann viel über Geschäftsmodelle, Märkte und Strategien diskutieren – ohne ein gutes Team wird man keinen Erfolg haben. Entsprechend wichtig ist es, herausragende Mitarbeiter an sich zu binden, die nicht nur fachlich gut sind, sondern auch charakterlich ins Team passen. Nur so lässt sich eine unternehmerische Firmenkultur schaffen, in der alle Mitarbeiter ein gemeinsames Ziel erfolgen, Eigenverantwortung leben und Neues entsteht.

Viele Unternehmer haben diesen Aspekt gerade in frühen Jahren stark unterschätzt – und dadurch massive Fehler gemacht. So wichtig einzelne Personen auch sein mögen, letztlich ist es die Qualität des Teams, die über den Erfolg entscheidet.

Lektion 8: Vernachlässigen Sie nicht Ihre Stärken!

Unternehmer sprühen vor Ideen, wollen Neues entwickeln, selbst wenn ungewiss ist, was daraus entstehen wird. Kein Wunder, dass viele mit großer Leidenschaft Unternehmen aufbauen, dann aber – sobald ein Ziel erreicht ist – Lust auf Neues entwickeln: Es sind eben Macher und keine Verwalter. So wertvoll diese Kreativität auch ist, so prekär kann sie werden, wenn sich Unternehmer überschätzen, in neue Gebiete vorwagen und dabei ihr Kerngeschäft in Gefahr bringen. Zu großer Optimismus kennzeichnet eben nicht nur Gründer, sondern oft auch erfahrene Unternehmer.

Viele von ihnen mussten erst verlustreiche Ausflüge ins Unbekannte machen, bevor ihnen die alte Handwerksweisheit in den Sinn kam: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ Ist dies ein Plädoyer für die Bewahrung des Status quo? Keineswegs. Lediglich die Empfehlung, bei aller Lust auf Neues nicht die eigenen Stärken zu vernachlässigen.

Lektion 9: Glauben Sie an sich selbst!

Die wenigsten Unternehmer gelten als zurückhaltend oder schüchtern. Wer Erfolg haben und sich im Wettbewerb behaupten möchte, braucht ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen und Widerstandskraft. In die Wiege gelegt wurde dies allerdings niemandem; einige Unternehmer brauchten viele Jahre oder gar Jahrzehnte, bis sie selbstbewusst für ihre Ideen eintraten.

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Auch die Bereitschaft, Konflikten nicht auszuweichen, sondern sie bewusst auszufechten, um etwas durchzusetzen, ist bei Unternehmern unterschiedlich ausgeprägt. Viele bereuen, dass sie erst spät dazu kamen, diese Eigenschaften auszuspielen oder – anders ausgedrückt – an sich selbst zu glauben. Selbst etablierte Unternehmer wie Richard Weber, der Gesellschafter der Karlsberg Brauerei in Homburg, gestehen im Nachhinein ein, dass sie sich gewünscht hätten, einmal mit mehr Selbstbewusstsein zu agieren.

Lektion 10: Überlassen Sie anderen die Bühne!

„Erst die Firma, dann die Familie!“ Mit diesem Satz sind viele Unternehmerkinder groß geworden, und vielen wird diese prägende Erfahrung, dass ihre eigenen Bedürfnisse stets hinter denen der Firma zurückstehen mussten, die Lust am Unternehmertum verleidet haben. Doch selbst diejenigen, die nicht aus einer Unternehmerfamilie kommen, sondern etwas Eigenes aufgebaut haben, wissen, wie schwierig es ist, beide Sphären miteinander in Einklang zu bringen: das Unternehmen und das Privatleben. Es fällt ihnen schwer, Grenzen zu ziehen, Abstand zu gewinnen und auch jenseits des Unternehmens eine erfüllende Rolle zu finden.

Niemand zweifelt daran, dass Gründer oder Inhaber gerade in Aufbauphasen gefordert sind. Aber wann sollten sie anderen mehr Verantwortung übertragen und auf diese Weise die gefährliche Abhängigkeit von ihrer eigenen Person reduzieren? Viele Unternehmer bereuen, dass sie erst sehr spät zu dieser Erkenntnis kamen und Schwierigkeiten hatten, sie auch umzusetzen.

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Ein eben noch einzigartiger Fall ähnelt plötzlich einer Szene, die ein anderer Unternehmer erlebt hat – selbst wenn er einer anderen Generation angehört und in einer völlig anderen Branche arbeitet. Mit einem Mal zeigen sich überraschende Parallelen: wiederkehrende Fallstricke, ungünstige Konstellationen, die selten gut enden; oder wertvolle Tipps, die Unternehmern dabei geholfen haben, einmal begangene Fehler nicht zu wiederholen. Das Ergebnis dieser Analyse präsentieren wir Ihnen im Buch "Mein größter Fehler. Bekenntnisse erfolgreicher Unternehmer" – in Form von zehn Lektionen. Die Lektionen stehen für Grundprinzipien erfolgreichen Unternehmertums, das nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf nachhaltigen Erfolg ausgerichtet ist. Was sie so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie allesamt auf konkreten Erlebnissen beruhen, auf der Lebenserfahrung erfolgreicher Unternehmer. Hier also – als Quintessenz – die zehn Lektionen: Lektion 1: Folgen Sie Ihrer inneren Stimme! Wie findet man heraus, was man wirklich will? Unternehmern geht es nicht anders als anderen Menschen. Gerade in der Hektik des Alltags, im Wirrwarr unzähliger, sich überlagernder Geräusche bleibt die innere Stimme oft ungehört. Hin und wieder meldet sie sich leise zu Wort, wenn man beispielsweise bei Entscheidungen ein ungutes Gefühl hat oder nicht ganz bei einer Sache ist, weil man mit dem Herzen eigentlich woanders hinstrebt. Aber allzu oft passiert es, dass dieses Signal nicht wahrgenommen wird – mit fatalen Folgen. Lektion 2: Verteidigen Sie Ihre Unabhängigkeit! Wer als Unternehmer – trotz allen Widerstandes – seine Unabhängigkeit verliert, der erlebt dies als Zäsur, vielleicht gar als Trauma. Schließlich geht das verloren, was Unternehmer im Kern antreibt: ihre Freiheit. So erstrebenswert diese Unabhängigkeit sein mag – selbst entscheiden zu können, sein eigener Herr zu sein –, so schwierig ist es, sie über einen langen Zeitraum hinweg zu erhalten. Lektion 3: Wachsen Sie aus eigener Kraft! Nicht beim Status quo zu verharren, sondern sich ständig weiterzuentwickeln und auch zu wachsen, gehört zur DNA der meisten Unternehmer. Aus eigener Kraft kann dies Jahre, Jahrzehnte oder gar Generationen dauern. Entsprechend groß ist die Versuchung, Wachstum zu forcieren oder sich mit Großen zu verbünden. Auf diese Weise können Sprünge gelingen, die – zumindest in dieser Geschwindigkeit – allein kaum möglich wären. Doch die Gefahr, abhängig zu werden, ist groß – auch wenn der Kundenkreis sehr klein ist oder man keinen direkten Kontakt mehr zum Markt hat. Ein Beispiel dafür ist der Senfhersteller Münchner Kindl, der jahrzehntelang Senf für andere Firmen produzierte, statt die eigene, mehr als 100 Jahre alte Marke zu pflegen. Inhaber Theo Hartl konzentrierte sich auf die Herstellung samt Rezepturen. Schließlich produzierte er zu 90 Prozent für eine einzige Fremdfirma – eine gefährliche Abhängigkeit. Deutlich wurde ihm dies, als er seinen Betrieb ausbauen wollte, dazu Geld bei einer Bank aufnehmen musste und sein Hauptkunde zugleich Druck ausübte, die Preise niedrig zu halten. „Mit dem laufenden Kredit im Nacken wurde mir klar: Wir müssen raus aus der Abhängigkeit“, erinnert sich Hartl. Von diesem Zeitpunkt an setzte er stärker auf die eigene Marke; inzwischen produziert er nur noch zur Hälfte für Fremdfirmen. Sein Rat: „Seien Sie mutig – und stecken Sie alle Kraft in Ihre eigene Firma und eigene Marke.“ Das Video zum Buch   Lektion 4: Unterschätzen Sie nicht Mentalitäten! Zahlen, Daten, Fakten – sie prägen nicht nur die öffentliche Wahrnehmung von Wirtschaft, sondern spielen auch in den Unternehmen eine zentrale Rolle. Ob es um Absatzmengen oder Preise geht, um Vorlaufzeiten oder Margen, um Klicks oder Conversion-Rates – was sich messen lässt, wird auch gemessen und erlangt damit eine Bedeutung für unternehmerische Entscheidungen. Der Blick auf Zahlen birgt allerdings die Gefahr, dass all das vernachlässigt wird, was sich kaum objektivieren lässt: vor allem kulturelle und mentale Unterschiede. Dies ist keine abstrakte Gefahr. Wer sich anschaut, welche Fehler erfolgreichen Unternehmern unterlaufen sind, wird bemerken, wie oft dieser vermeintlich weiche Aspekt unterschätzt wurde. Viele gravierende Fehleinschätzungen lassen sich mit diesem verengten Blick auf Zahlen erklären. Lektion 5: Schließen Sie nicht voreilig Geschäfte ab! Gerade das Selbstbewusstsein vieler Unternehmer und ihre Lust, etwas Neues zu beginnen, kann ihnen zum Verhängnis werden, wenn sie fahrlässig harte Fakten und weiche Aspekte ausblenden, die für eine nüchterne Einschätzung der Lage wertvoll wären. Und so kann es leicht passieren, dass Unternehmern im Überschwang massive Fehler unterlaufen, die sie an den Rand des Ruins bringen. Auch wenn das Ergebnis unternehmerischer Entscheidungen stets ungewiss ist, so lässt sich das Risiko doch reduzieren – über Analysen, Plausibilitätschecks oder den gesunden Menschenverstand. Lektion 6: Wählen Sie Partner sorgfältig aus! Allein können Unternehmer wenig ausrichten. Letztlich hängt ihr Erfolg davon ab, ob sie Mitarbeiter und Partner finden, die zu ihnen passen, und es ihnen gelingt, Schlüsselpositionen gut zu besetzen. Entsprechend wichtig ist es, stabile und vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen, die auch in Krisen Bestand haben. Lektion 7: Fördern Sie eine unternehmerische Firmenkultur! Man kann viel über Geschäftsmodelle, Märkte und Strategien diskutieren – ohne ein gutes Team wird man keinen Erfolg haben. Entsprechend wichtig ist es, herausragende Mitarbeiter an sich zu binden, die nicht nur fachlich gut sind, sondern auch charakterlich ins Team passen. Nur so lässt sich eine unternehmerische Firmenkultur schaffen, in der alle Mitarbeiter ein gemeinsames Ziel erfolgen, Eigenverantwortung leben und Neues entsteht. Viele Unternehmer haben diesen Aspekt gerade in frühen Jahren stark unterschätzt – und dadurch massive Fehler gemacht. So wichtig einzelne Personen auch sein mögen, letztlich ist es die Qualität des Teams, die über den Erfolg entscheidet. Lektion 8: Vernachlässigen Sie nicht Ihre Stärken! Unternehmer sprühen vor Ideen, wollen Neues entwickeln, selbst wenn ungewiss ist, was daraus entstehen wird. Kein Wunder, dass viele mit großer Leidenschaft Unternehmen aufbauen, dann aber – sobald ein Ziel erreicht ist – Lust auf Neues entwickeln: Es sind eben Macher und keine Verwalter. So wertvoll diese Kreativität auch ist, so prekär kann sie werden, wenn sich Unternehmer überschätzen, in neue Gebiete vorwagen und dabei ihr Kerngeschäft in Gefahr bringen. Zu großer Optimismus kennzeichnet eben nicht nur Gründer, sondern oft auch erfahrene Unternehmer. Viele von ihnen mussten erst verlustreiche Ausflüge ins Unbekannte machen, bevor ihnen die alte Handwerksweisheit in den Sinn kam: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ Ist dies ein Plädoyer für die Bewahrung des Status quo? Keineswegs. Lediglich die Empfehlung, bei aller Lust auf Neues nicht die eigenen Stärken zu vernachlässigen. Lektion 9: Glauben Sie an sich selbst! Die wenigsten Unternehmer gelten als zurückhaltend oder schüchtern. Wer Erfolg haben und sich im Wettbewerb behaupten möchte, braucht ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen und Widerstandskraft. In die Wiege gelegt wurde dies allerdings niemandem; einige Unternehmer brauchten viele Jahre oder gar Jahrzehnte, bis sie selbstbewusst für ihre Ideen eintraten. Auch die Bereitschaft, Konflikten nicht auszuweichen, sondern sie bewusst auszufechten, um etwas durchzusetzen, ist bei Unternehmern unterschiedlich ausgeprägt. Viele bereuen, dass sie erst spät dazu kamen, diese Eigenschaften auszuspielen oder – anders ausgedrückt – an sich selbst zu glauben. Selbst etablierte Unternehmer wie Richard Weber, der Gesellschafter der Karlsberg Brauerei in Homburg, gestehen im Nachhinein ein, dass sie sich gewünscht hätten, einmal mit mehr Selbstbewusstsein zu agieren. Lektion 10: Überlassen Sie anderen die Bühne! "Erst die Firma, dann die Familie!" Mit diesem Satz sind viele Unternehmerkinder groß geworden, und vielen wird diese prägende Erfahrung, dass ihre eigenen Bedürfnisse stets hinter denen der Firma zurückstehen mussten, die Lust am Unternehmertum verleidet haben. Doch selbst diejenigen, die nicht aus einer Unternehmerfamilie kommen, sondern etwas Eigenes aufgebaut haben, wissen, wie schwierig es ist, beide Sphären miteinander in Einklang zu bringen: das Unternehmen und das Privatleben. Es fällt ihnen schwer, Grenzen zu ziehen, Abstand zu gewinnen und auch jenseits des Unternehmens eine erfüllende Rolle zu finden. Niemand zweifelt daran, dass Gründer oder Inhaber gerade in Aufbauphasen gefordert sind. Aber wann sollten sie anderen mehr Verantwortung übertragen und auf diese Weise die gefährliche Abhängigkeit von ihrer eigenen Person reduzieren? Viele Unternehmer bereuen, dass sie erst sehr spät zu dieser Erkenntnis kamen und Schwierigkeiten hatten, sie auch umzusetzen.
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