Fehler vermeiden
6 Strategien für weniger Fehler

Die Firma Kanzlit erstellt Kreuzworträtsel – ein Hochsicherheitsgeschäft: Denn der aufmerksame Rater toleriert keinen Fehler. Chefin Annette Timm über Fehlervermeidungsstrategien, die sich in der Praxis bewährt haben.

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Einfach ausradieren, was nicht passt? So einfach lassen sich Fehler in der Rätselproduktion nicht vertuschen. Fehler vermeiden ist daher das oberste Gebot für Annette Timm und ihre Mitarbeiter.
Einfach ausradieren, was nicht passt? So einfach lassen sich Fehler in der Rätselproduktion nicht vertuschen. Fehler vermeiden ist daher das oberste Gebot für Annette Timm und ihre Mitarbeiter.
© RTimages / Fotolia.com

Pro Monat verlassen rund 2000 Rätsel unser Haus: Sie gehen an Tageszeitungen und Anzeigenblätter, Magazine und Rätselhefte. Bevor wir sie ausliefern, prüfen wir jedes einzelne akribisch. Aus gutem Grund: Denn wenn eines unserer Rätsel einen Fehler enthält, können wir sicher sein, dass bei uns das Telefon klingelt. Rätselratern entgeht nichts, sie finden JEDEN Fehler. Sie sind die aufmerksamsten Zeitungs- und Zeitschriftenleser, die man sich nur vorstellen kann.

Der Begriff Sorgfalt ist daher fast unzureichend, um das Maß unserer Genauigkeit zu beschreiben. Unsere Fehlerquote liegt weit unter dem Promillebereich. Aber … shit happens – Fehler passieren! Auch bei uns.

Als wir Halle nach Sachsen verlegten

Wir haben einmal in einem Schwedenrätsel nach einer sächsischen Stadt gefragt – gesucht war Halle an der Saale. Die völlig berechtigte Reaktion eines Redakteurs: „Halle an der Saale lag noch nie in Sachsen, sondern liegt natürlich in Sachsen-Anhalt. Da muss ich als waschechter Sachse meinen Widerspruch anmelden.“ Das stimmt zwar nicht ganz: Von 1815 bis 1945 gehörte Halle zur historischen „Provinz Sachsen“ und noch früher hieß es „Hall in Sachsen“ statt „Halle an der Saale“. Aber das ist nun einmal Schnee von (vor)gestern!

In Fällen wie diesem entschuldigen wir uns in aller Form. Und vor allem: Wir korrigieren falsche Zuordnungen und Begriffe umgehend in der Wortdatei – damit Halle im nächsten Rätsel in Sachsen-Anhalt liegt.

Was tun, wenn die Leser im Unrecht sind?

Mindestens genauso heikel wie tatsächliche Fehler: Wenn Leser zu Unrecht glauben, in einem Rätsel sei etwas falsch. Viele Wörter der deutschen Sprache haben mehrere Bedeutungen. Sind dem Rater einige nicht bekannt, nimmt er diese als ungewöhnlich oder sogar als falsch wahr – und beschwert sich.

Manche Leser schreiben uns so aufgebrachte Briefe, dass wir sie mehrmals lesen müssen, um die Kritik zu begreifen. Etwa der Herr, der sich beklagte, weil wir in einem unserer Rätsel den Begriff „Bonus“ mit „Gutschrift“ umschrieben hatten.

Wir nehmen den Briefeschreibern den Wind aus den Segeln, indem wir auf verbreitete Nachschlagewerke als Beleg verweisen und die nachprüfbaren Fakten mit großer Sachlichkeit präsentieren. Unsere Antwort lautete:
„Sie schrieben, dass unsere Umschreibung ‚Gutschrift‘ für den zu erratenden Begriff BONUS Blödsinn sei, und verwiesen zum Beleg auf den ‚kleinen‘ Rechtschreibduden, wo stattdessen nur ‚Vergütung; Rabatt‘ steht. Das heißt jedoch nicht, dass es für das gesuchte Wort wirklich nur diese zwei Begriffsbedeutungen gibt (die wir übrigens auch in unserer Rätseldatenbank stehen haben und alternativ verwenden, um unseren Ratern Abwechslung zu bieten!).

Im ‚großen‘ Duden Universalwörterbuch steht z. B. unter Punkt 1c für BONUS: ‚etwas, was jmdm. als Vorteil, Vorsprung vor anderen angerechnet, was ihm bzw. ihr gutgeschrieben wird‘. Im Duden Synonymwörterbuch steht zu BONUS unter anderem: ‚Ermäßigung, Gutschrift, Preisnachlass, Rabatt, Vergütung‘. Im Brockhaus heißt es: ‚BONUS, der, allgemein: Gutschrift, (Sonder-)Vergütung‘.“

Unter den Lesern, die sich beschweren, sind übrigens definitiv mehr Männer fortgeschritteneren Alters als Frauen. Alles Besserwisser? Möglich. Doch in erster Linie möchte der Rater mit seinem Anliegen wahr- und ernst genommen werden, daher nehmen wir uns Zeit für die Beantwortung dieser Briefe, Postkarten, E-Mails und Anrufe.

Für jeden Hinweis auf eine Schwachstelle oder Ungenauigkeit in unserer Datenbank sind wir dankbar. Und auch alle anderen Leserreaktionen haben ihre Berechtigung: Sie zeigen, wie wichtig den Lesern ihre Rätselseite ist.

Fehler vermeiden – so gehen wir vor

1. Für jede Aufgabe die richtige Person finden
Unsere Wortdatenbank enthält 200.000 Wörter mit unterschiedlichen Definitionen. Sie ist das Herzstück der Rätselproduktion, Änderungen daran sind eine heikle Sache.

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Für die Definitionen ist bei uns nur ein einziger Mitarbeiter zuständig. Er nimmt jedes neue Wort unter die Lupe, bevor es den Weg in unsere Datenbank findet, kontrolliert die Schreibweise – hier richten wir uns nach der aktuellen Duden-Ausgabe – und die Kombination aus Wort und Bedeutung. Wenn er einen Begriff aufnimmt, kann ich mich darauf verlassen: Die Definition ist wasserdicht. Denn er arbeitet ungemein genau und sorgfältig – und ist damit genau der Richtige für den Job.

2. Zeitdruck vermeiden
Sorgfältige Arbeit braucht Zeit. Umgekehrt gilt: Unter Zeitdruck entstehen Fehler. Daher achten wir bei der Aufgabenverteilung darauf, dass unsere Mitarbeiter ihr Arbeitspensum gut schaffen können und niemand zu viele Aufgaben auf einmal auf dem Tisch hat.

Unser bester Lektor, dessen Hauptaufgabe die Pflege der Wortdateien ist, organisiert sich da selbst sehr gut: Er hat mehrere Briefkörbe, für jeden Tag einen. Wenn er merkt, dass in einem Korb genug Aufträge für den Tag liegen, klebt er ein Post-it obendrauf. Dann wissen wir alle: Für diesen Tag kann er nichts mehr annehmen.

3. Für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre sorgen
Je höher der Grad der Ablenkung, desto größer die Gefahr, dass Fehler gemacht werden. Deshalb sorgen wir dafür, dass unsere Mitarbeiter weitgehend ungestört arbeiten können. Wir haben unsere interne Kommunikation teilweise auf Skype und E-Mail umgestellt. Dadurch klingelt das Telefon viel seltener und in den Büros herrscht deutlich mehr Ruhe.

Wenn ich beispielsweise eine Frage an unseren Lektor habe und sehe, dass er konzentriert bei der Arbeit ist, gehe ich später noch einmal zu ihm hin. Ich frage auch immer: „Darf ich Sie kurz stören?“ und respektiere es, wenn er sagt: „Gerade passt es nicht so gut.“

4. Prozesse automatisieren
Unsere Rätsel produzieren wir mit hauseigener Software. Einfache Rätsel lassen sich automatisiert am Computer erstellen, doch sobald es komplexer wird, muss zusätzlich per Hand eingegriffen werden: etwa wenn auf Wunsch des Kunden im Rätsel neben den Standarddefinitionen, umfassendere redaktionelle Inhahlte aufgenommen werden sollen.

Wir merken allerdings: Durch die „Handarbeit“ können sich Fehler einschleichen. Daher versuchen wir, in der Rätselproduktion so viele Prozesse wie möglich zu automatisieren. Wir beschäftigen mehrere Informatiker, die laufend daran arbeiten, unsere Programme zu verbessern.

5. Vier- oder Sechs-Augen-Prinzip etablieren
Oft ist man blind für die eigenen Fehler. Wenn wir Rätselhefte erstellen, gibt es deshalb immer gleich zwei Korrekturdurchläufe. Die Korrektoren drucken dafür das gesamte Heft aus – weil sie wissen, dass sie auf Papier besser Korrektur lesen können als am Bildschirm.

6. Fehler analysieren
Passiert doch einmal ein Fehler, ist für uns wichtig zu verstehen, wie er zustande kam. Dann setzen wir uns zusammen und rollen den Produktionsablauf von hinten auf. Haben wir die Fehlerquelle gefunden, versuchen wir, sie auszumerzen: Ungenaue Definitionen beispielsweise werden sofort in der Wortdatenbank korrigiert.

Pro Monat verlassen rund 2000 Rätsel unser Haus: Sie gehen an Tageszeitungen und Anzeigenblätter, Magazine und Rätselhefte. Bevor wir sie ausliefern, prüfen wir jedes einzelne akribisch. Aus gutem Grund: Denn wenn eines unserer Rätsel einen Fehler enthält, können wir sicher sein, dass bei uns das Telefon klingelt. Rätselratern entgeht nichts, sie finden JEDEN Fehler. Sie sind die aufmerksamsten Zeitungs- und Zeitschriftenleser, die man sich nur vorstellen kann. Der Begriff Sorgfalt ist daher fast unzureichend, um das Maß unserer Genauigkeit zu beschreiben. Unsere Fehlerquote liegt weit unter dem Promillebereich. Aber … shit happens – Fehler passieren! Auch bei uns. Als wir Halle nach Sachsen verlegten Wir haben einmal in einem Schwedenrätsel nach einer sächsischen Stadt gefragt – gesucht war Halle an der Saale. Die völlig berechtigte Reaktion eines Redakteurs: „Halle an der Saale lag noch nie in Sachsen, sondern liegt natürlich in Sachsen-Anhalt. Da muss ich als waschechter Sachse meinen Widerspruch anmelden.“ Das stimmt zwar nicht ganz: Von 1815 bis 1945 gehörte Halle zur historischen „Provinz Sachsen“ und noch früher hieß es „Hall in Sachsen“ statt „Halle an der Saale“. Aber das ist nun einmal Schnee von (vor)gestern! In Fällen wie diesem entschuldigen wir uns in aller Form. Und vor allem: Wir korrigieren falsche Zuordnungen und Begriffe umgehend in der Wortdatei – damit Halle im nächsten Rätsel in Sachsen-Anhalt liegt. Was tun, wenn die Leser im Unrecht sind? Mindestens genauso heikel wie tatsächliche Fehler: Wenn Leser zu Unrecht glauben, in einem Rätsel sei etwas falsch. Viele Wörter der deutschen Sprache haben mehrere Bedeutungen. Sind dem Rater einige nicht bekannt, nimmt er diese als ungewöhnlich oder sogar als falsch wahr – und beschwert sich. Manche Leser schreiben uns so aufgebrachte Briefe, dass wir sie mehrmals lesen müssen, um die Kritik zu begreifen. Etwa der Herr, der sich beklagte, weil wir in einem unserer Rätsel den Begriff „Bonus“ mit „Gutschrift“ umschrieben hatten. Wir nehmen den Briefeschreibern den Wind aus den Segeln, indem wir auf verbreitete Nachschlagewerke als Beleg verweisen und die nachprüfbaren Fakten mit großer Sachlichkeit präsentieren. Unsere Antwort lautete: „Sie schrieben, dass unsere Umschreibung ‚Gutschrift‘ für den zu erratenden Begriff BONUS Blödsinn sei, und verwiesen zum Beleg auf den ‚kleinen‘ Rechtschreibduden, wo stattdessen nur ‚Vergütung; Rabatt‘ steht. Das heißt jedoch nicht, dass es für das gesuchte Wort wirklich nur diese zwei Begriffsbedeutungen gibt (die wir übrigens auch in unserer Rätseldatenbank stehen haben und alternativ verwenden, um unseren Ratern Abwechslung zu bieten!). Im ‚großen‘ Duden Universalwörterbuch steht z. B. unter Punkt 1c für BONUS: ‚etwas, was jmdm. als Vorteil, Vorsprung vor anderen angerechnet, was ihm bzw. ihr gutgeschrieben wird‘. Im Duden Synonymwörterbuch steht zu BONUS unter anderem: ‚Ermäßigung, Gutschrift, Preisnachlass, Rabatt, Vergütung‘. Im Brockhaus heißt es: ‚BONUS, der, allgemein: Gutschrift, (Sonder-)Vergütung‘.“ Unter den Lesern, die sich beschweren, sind übrigens definitiv mehr Männer fortgeschritteneren Alters als Frauen. Alles Besserwisser? Möglich. Doch in erster Linie möchte der Rater mit seinem Anliegen wahr- und ernst genommen werden, daher nehmen wir uns Zeit für die Beantwortung dieser Briefe, Postkarten, E-Mails und Anrufe. Für jeden Hinweis auf eine Schwachstelle oder Ungenauigkeit in unserer Datenbank sind wir dankbar. Und auch alle anderen Leserreaktionen haben ihre Berechtigung: Sie zeigen, wie wichtig den Lesern ihre Rätselseite ist. Fehler vermeiden – so gehen wir vor 1. Für jede Aufgabe die richtige Person finden Unsere Wortdatenbank enthält 200.000 Wörter mit unterschiedlichen Definitionen. Sie ist das Herzstück der Rätselproduktion, Änderungen daran sind eine heikle Sache. Für die Definitionen ist bei uns nur ein einziger Mitarbeiter zuständig. Er nimmt jedes neue Wort unter die Lupe, bevor es den Weg in unsere Datenbank findet, kontrolliert die Schreibweise – hier richten wir uns nach der aktuellen Duden-Ausgabe – und die Kombination aus Wort und Bedeutung. Wenn er einen Begriff aufnimmt, kann ich mich darauf verlassen: Die Definition ist wasserdicht. Denn er arbeitet ungemein genau und sorgfältig – und ist damit genau der Richtige für den Job. 2. Zeitdruck vermeiden Sorgfältige Arbeit braucht Zeit. Umgekehrt gilt: Unter Zeitdruck entstehen Fehler. Daher achten wir bei der Aufgabenverteilung darauf, dass unsere Mitarbeiter ihr Arbeitspensum gut schaffen können und niemand zu viele Aufgaben auf einmal auf dem Tisch hat. Unser bester Lektor, dessen Hauptaufgabe die Pflege der Wortdateien ist, organisiert sich da selbst sehr gut: Er hat mehrere Briefkörbe, für jeden Tag einen. Wenn er merkt, dass in einem Korb genug Aufträge für den Tag liegen, klebt er ein Post-it obendrauf. Dann wissen wir alle: Für diesen Tag kann er nichts mehr annehmen. 3. Für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre sorgen Je höher der Grad der Ablenkung, desto größer die Gefahr, dass Fehler gemacht werden. Deshalb sorgen wir dafür, dass unsere Mitarbeiter weitgehend ungestört arbeiten können. Wir haben unsere interne Kommunikation teilweise auf Skype und E-Mail umgestellt. Dadurch klingelt das Telefon viel seltener und in den Büros herrscht deutlich mehr Ruhe. Wenn ich beispielsweise eine Frage an unseren Lektor habe und sehe, dass er konzentriert bei der Arbeit ist, gehe ich später noch einmal zu ihm hin. Ich frage auch immer: „Darf ich Sie kurz stören?“ und respektiere es, wenn er sagt: „Gerade passt es nicht so gut.“ 4. Prozesse automatisieren Unsere Rätsel produzieren wir mit hauseigener Software. Einfache Rätsel lassen sich automatisiert am Computer erstellen, doch sobald es komplexer wird, muss zusätzlich per Hand eingegriffen werden: etwa wenn auf Wunsch des Kunden im Rätsel neben den Standarddefinitionen, umfassendere redaktionelle Inhahlte aufgenommen werden sollen. Wir merken allerdings: Durch die „Handarbeit“ können sich Fehler einschleichen. Daher versuchen wir, in der Rätselproduktion so viele Prozesse wie möglich zu automatisieren. Wir beschäftigen mehrere Informatiker, die laufend daran arbeiten, unsere Programme zu verbessern. 5. Vier- oder Sechs-Augen-Prinzip etablieren Oft ist man blind für die eigenen Fehler. Wenn wir Rätselhefte erstellen, gibt es deshalb immer gleich zwei Korrekturdurchläufe. Die Korrektoren drucken dafür das gesamte Heft aus – weil sie wissen, dass sie auf Papier besser Korrektur lesen können als am Bildschirm. 6. Fehler analysieren Passiert doch einmal ein Fehler, ist für uns wichtig zu verstehen, wie er zustande kam. Dann setzen wir uns zusammen und rollen den Produktionsablauf von hinten auf. Haben wir die Fehlerquelle gefunden, versuchen wir, sie auszumerzen: Ungenaue Definitionen beispielsweise werden sofort in der Wortdatenbank korrigiert.
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