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Die Fehlzeiten von Berufstätigen haben 2022 einen Höchststand erreicht. Laut der aktuellen Krankenstandsanalyse der DAK fehlten Beschäftigte im vergangenen Jahr im Durchschnitt fast zwanzig Tage mit einer Krankschreibung im Job. Das waren rund 5,5 Tage mehr als im Vorjahr. Für die Studie wertet das Berliner IGES Institut die Daten von rund 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus.
Wie hat sich der Krankenstand genau entwickelt?
64 Prozent der Beschäftigten fehlten 2022 der Krankenstandsanalyse zufolge mindestens einmal mit einer Krankschreibung bei der Arbeit. Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder Husten verursachten die meisten Fehltage. Bei den psychischen Erkrankungen gab es mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte ebenfalls einen neuen Höchststand.
Der gesamte Krankenstand nahm im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu, von 4 auf 5,5 Prozent. Zum Teil erklärt sich die Krankenkasse diesen Anstieg auch mit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen vom Arzt direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. Die Vermutung: Dank der eAU tauchen nun auch Krankheitsfälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegenblieben.
Mehr dazu hier: Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: Das sollten Sie wissen
Was ist das Besondere an der Krankenstandsanalyse?
Melden sich Mitarbeitende krank, haben Chefinnen und Chefs grundsätzlich kein Recht darauf zu erfahren, woran sie leiden. Bei einer Krankmeldung müssen keine Gründe angeben werden. Wie lange die Mitarbeiter voraussichtlich fehlen werden, dürfen Vorgesetzte dagegen schon erfragen.

Die Krankenstandsanalyse liefert dagegen genauere Einblicke in die häufigsten Gründe für Krankmeldungen. Die Top 5 im Überblick.
1. Atemwegserkrankungen
Die Zahl der Fehltage wegen Erkältungen oder Bronchitis ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. Während die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie 2021 noch den positiven Nebeneffekt hatten, dass sich weniger Menschen eine Erkältung einfingen, ergab sich nach vielen Lockerungen 2022 wieder ein anderes Bild: Mit 19,9 Prozent vom Anteil der Gesamtfehltage waren Atemwegserkrankungen der häufigste Grund für eine Krankmeldung. Der Anteil lag um 172 Prozent über dem des Vorjahres und erreichte mit 398 Fehltagen je 100 Versicherte einen Rekord.
Trotz vieler Krankmeldungen: Es gibt immer wieder Mitarbeitende, die sich hustend oder mit Triefnase zur Arbeit schleppen – und damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Kolleginnen und Kollegen keinen Gefallen tun. Hier sollten Abeitgeber und Arbeitgeberinnen – auch aufgrund Ihrer Fürsorgepflicht – aktiv werden, denn erkältete Teammitglieder stecken womöglich andere an und sorgen damit für einen noch höheren Krankenstand.
2. Rückenschmerzen und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen
Eine große Schwachstelle der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war wie schon in den Vorjahren der Rücken: 17,7 Prozent aller Arbeitsausfälle gingen 2022 auf Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden oder andere Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zurück.
Ob Mitarbeitende in ihrer Freizeit Sport treiben, um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist Privatsache. Chefinnen und Chefs können aber beispielsweise ergonomische Bürostühle anschaffen oder höhenverstellbare Schreibtische, an denen man zwischendurch stehend arbeiten kann, um den Rücken zu entlasten.
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3. Psychische Erkrankungen
15,1 Prozent aller Krankmeldungen gingen 2022 auf psychische Erkrankungen zurück. Das ist im Vergleich zum Vorjahr zwar ein Rückgang um 3,9 Prozentpunkte. Alarmierend ist jedoch: Bei den psychischen Erkrankungen verzeichnet die Analyse mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte einen neuen Höchststand.
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4. Äußere Ursachen und Faktoren
Auf Platz vier der häufigsten Gründe für eine Krankmeldung findet sich mit 10,2 Prozent ein Sammelbecken für eine Vielzahl von Einzeldiagnosen. Zur Erklärung: In der Studie werden die zehn großen Erkrankungsgruppen analysiert. Teilweise sind diesen Gruppen sehr eindeutige Einzeldiagnosen zuzuordnen – und teilweise nicht.
Unter die Erkrankungsgruppe „Äußere Ursachen und Faktoren“ fallen laut DAK so unterschiedliche Einzeldiagnosen wie „Zusammenschlagen“ (und die Verletzungen in der Folge), aber auch eine Infektion mit dem Corona-Virus. In der Spätphase der Pandemie 2022 machte Corona einen sehr großen Anteil an allen Fehltagen in dieser Erkrankungsgruppe aus.
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5. Verletzungen und Vergiftungen
Auf Platz fünf der häufigsten Krankheitsgründe landen typische Unfallfolgen wie Knochenbrüche, Verrenkungen, Schnittwunden oder Gehirnerschütterungen sowie Vergiftungen durch Lebensmittel, Pflanzen oder Gase. Passieren solche Unfälle am Arbeitsplatz, müssen Arbeitgeber sie melden.
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