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Nachdem die Fehlzeiten von Berufstätigen 2023 einen Höchststand erreicht hatten, sind sie laut der aktuellen Krankenstandsanalyse der DAK 2024 minimal gesunken. Hatten Beschäftigte 2023 im Durchschnitt an 20 Tagen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, waren das 2024 an 19,7 Tagen der Fall. Damit lag der Krankenstand 2024 bei 5,4 Prozent, im Jahr davor waren es 5,5 Prozent. Das bedeutet: An jedem Tag von Januar bis Dezember lagen im Durchschnitt bei 54 von 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Gründe zur Krankschreibung vor.
Was ist das Besondere an der Krankenstandsanalyse?
Für die Studie wertet das Berliner IGES Institut die Krankmeldung von rund 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus. Es analysiert dabei auch, welche Gründe für die Krankschreibung vorlagen.
Das kann spannend sein für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Denn: Bei einer Krankmeldung Gründe angeben – das müssen Beschäftigte nicht. Entsprechend haben Chefinnen und Chefs grundsätzlich auch kein Recht darauf, zu fragen, woran Beschäftigte leiden – auch nicht, wenn sie bei jemandem ein Krankfeiern vermuten. Sie dürfen lediglich erfragen, wie lange die Mitarbeitenden voraussichtlich fehlen werden.
Die Krankenstandsanalyse sorgt hier für genauere Einblicke, was die häufigsten Gründe zum Krankmelden sind. Und zeigt damit auf, worauf Unternehmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement besonders achten sollten.
Die Top-5 Gründe für eine Krankschreibung 2024
1. Atemwegserkrankungen
Atemwegserkrankungen waren auch 2024 wieder der häufigste Grund für eine Krankschreibung. Allein wegen Husten, einer starken Erkältung und Bronchitis kamen auf 100 Versicherte rund 382 Fehltage. Gegenüber dem Rekordwert aus 2023 ging die Zahl allerdings um rund acht Prozent zurück.
2. Rückenschmerzen und Muskel-Skelett-Erkrankungen
Eine große Schwachstelle der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bildete 2024 – wie schon in den Vorjahren – der Rücken. Allerdings waren Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden oder andere Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems seltener ein Grund zum Krankmelden: Hier gab es einen Rückgang um rund sechs Prozent auf 350 Fehltage pro 100 Versicherten.
3. Psychische Erkrankungen
Der dritthäufigste Grund für eine Krankschreibung waren psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Hier stiegen die Fehlzeiten 2024 wie schon im Jahr davor weiter an – um 5,7 Prozent auf 342 Fehltage je 100 Beschäftigten.
4. Verletzungen und Vergiftungen
Auf Platz vier der häufigsten Gründe fürs Krankschreiben landen typische Unfallfolgen wie Knochenbrüche, Verrenkungen, Schnittwunden oder Gehirnerschütterungen sowie Vergiftungen durch Lebensmittel, Pflanzen oder Gase. Sie verursachten knapp 188 Fehltage pro 100 Versicherte. Das entspricht einem Rückgang von rund neun Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Passieren solche Unfälle am Arbeitsplatz, müssen Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sie bei der Berufsgenossenschaft oder der Unfallkasse melden.
5. Infektionen
Hinter diesem Grund zum Krankmelden stecken bakterielle Infektionen wie Meningitis, aber auch Blutvergiftung (Sepsis) sowie Infektionen nach Operationen. Sie verursachten im Jahr 2024 pro 100 Versicherten gut 114 Fehltage – ein Anstieg um gut drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Weitere Erkenntnisse der Studie
63,6 Prozent der Beschäftigten fehlten 2024 der Krankenstandsanalyse zufolge mindestens einmal mit einer Krankschreibung bei der Arbeit. Nur gut ein Drittel (36,4 Prozent) der bei der DAK versicherten Berufstätigen war gar nicht krankgeschrieben.
Was die Studie außerdem zeigte: Die Zahl der durchschnittlichen Ausfallzeiten unterscheidet sich je nach Branche deutlich. In der Datenverarbeitungsbranche sowie bei Banken und Versicherungen gab es einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 3,5 beziehungsweise 4,0 Prozent. Überdurchschnittlich oft einen Grund zur Krankschreibung hatten Beschäftigte im Gesundheitswesen mit 6,3 Prozent und in der Branche von Verkehr, Lagerei und Kurierdiensten mit 6 Prozent.
Sind die Deutschen wirklich Europameister in Sachen Krankschreibung?
Anlässlich der Krankenstandsanalyse 2024 untersuchte das IGES Institut auch, wie sich die Zahl der Fehltage im europäischen Vergleich darstellt. Laut einer OECD-Statistik liegt Deutschland bei der Zahl der amtlich gemeldeten bezahlten Krankheitstage pro Jahr an der Spitze. Das IGES Institut verweist hierbei jedoch auf statistische Verzerrungen. So hätten die wenigsten Länder ein obligatorisches elektronisches Meldeverfahren wie in Deutschland – wodurch in anderen Staaten nicht alle Fehlzeiten erfasst würden. Zudem gebe es in vielen europäischen Ländern Karenztage, an denen bei Krankheit kein Geld gezahlt wird – auch diese Fehlzeiten würden durch die OECD-Statistik nicht erfasst.
Aussagekräftiger sei die Auswertung eines Fragebogens, des „European Labour Force Survey“, mit dessen Hilfe die OECD erfasst, wie viel der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit in den europäischen Ländern verloren geht. Hier liegt Deutschland mit einem Wert von 6,8 Prozent nicht an der Spitze, sondern im oberen Mittelfeld. Spitzenreiter ist hier Norwegen (10,7 Prozent), den niedrigsten Wert hat Griechenland (0,4 Prozent).
