Strategieschulen
Welcher Strategie-Typ sind Sie?

Gehen in Ihrem Unternehmen Strategien nur selten auf? Dann haben Sie vielleicht den falschen Ansatz gewählt. Dieser Überblick hilft, Strategien zu entwickeln, die zum Unternehmen passen.

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Rechts, links, hoch, runter? Ohne feste Strategie weiß niemand, wo es hingehen soll.
Rechts, links, hoch, runter? Ohne feste Strategie weiß niemand, wo es hingehen soll.
© misterQM/photocase.de

Der Prozess der Strategieentwicklung ist für den Erfolg eines Unternehmens extrem wichtig – denn ohne eine in sich konsistente Strategie fehlt den Entscheidern, aber auch Mitarbeitern im Unternehmen der nötige Kompass für ihre Entscheidungen und Handlungen im Alltag.

Entsprechend viele Ansätze zum Erarbeiten einer „guten“ Strategie wurden bereits entwickelt. Doch am Ende lassen sich die meisten folgenden drei Strategie-Schulen zuordnen:

Strategieschule 1: Die Planschule

Der Planschule liegt der Gedanke zu Grunde, dass am Ende des Strategieprozesses ein klares (Entwicklungs-)Ziel steht. Sie zielt darauf ab, einen Gesamtentwurf inklusive Plänen zur operativen Umsetzung der Strategie zu haben. Annahmen, auf denen die Planschule beruht, sind:

  • Die Strategie ergibt sich aus einem bewussten Prozess formaler Planung.
  • Die Prozessverantwortung liegt bei der Unternehmensleitung.

Strategieentwicklungsprozesse gemäß der Planschule verlaufen in der Regel wie folgt: Zunächst macht man eine Bestandsaufnahme, dann wird die strategische Ausrichtung festgelegt und danach werden die Maßnahmen geplant, mit denen man die definierten Ziele erreichen will. Das Ergebnis des Strategieentwicklungsprozesses ist somit ein Gesamtkonzept, das den Anspruch erhebt, gut durchdacht zu sein.

Stärken der Planschule: Ein Vorzug dieser Schule ist, dass zunächst viel Energie in das Definieren der Richtung fließt, in die das Unternehmen sich entwickeln soll. Dabei müssen sich die Beteiligten auch zusammenraufen, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Dies führt automatisch auch zu einem Alignment, also einer Verständigung darüber, wohin die Reise des Unternehmens geht.

Schwächen der Planschule: Ein Nachteil liegt in der Annahme, dass die Zukunft prognostiziert und eine erfolgversprechende Strategie (langfristig) geplant werden kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zukunft wie gedacht eintritt, sinkt jedoch in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Auf überraschend eintretende Veränderungen kann die Planschule nur schwer reagieren – auch weil alle, die die Strategie entwickelt haben, es als Scheitern oder Schwäche Ihrer Arbeit interpretieren, wenn die Pläne angepasst werden müssen.

Strategieschule 2: Die Unternehmerschule

Im Mittelstand gibt es oft Unternehmerpersönlichkeiten, die aufgrund ihrer Marktkenntnis und -erfahrung intuitiv erspüren, wie sich die Märkte entwickeln werden. Deshalb erfolgt in mittelständischen Unternehmen die Strategieentwicklung nicht selten in einem inneren Dialog des Unternehmers oder der Unternehmerin.

Der Gastautor
Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal. Er ist Autor mehrerer Change- und Projektmanagement-Bücher und Lehrbeauftragter an mehreren Universitäten.

Die Strategie speist sich also weitgehend aus der Intuition sowie den Erfahrungen und Erkenntnissen des Top-Entscheiders, der seine Entscheidungen oft nicht mit Zahlen, Daten und Fakten begründen kann. Er spürt jedoch, dass sich im Markt (z. B. aufgrund der technologischen Entwicklung) gewisse Chancen ergeben, und versucht, diese zu nutzen.

Der Unternehmerschule liegen folgende Annahmen zugrunde:

  • Die Strategie resultiert aus der Vision des Leaders von der Zukunft.
  • Der oder die Leader verfolgen ihre Vision zielstrebig und ihre Strategie mit Nachdruck; sie können diese jedoch, aufgrund ihrer exponierten Position, bei Bedarf anpassen.
  • Die Organisation ist top-down formbar.

Stärken der Unternehmerschule: Ein Vorteil dieser Schule liegt in der Kraft, neue Wege zu gehen – unter anderem, weil die Strategie auch auf einer Zukunftsvision basiert. Zudem existiert mit dem Leader in der Regel ein „Motor“, der die Strategieumsetzung vorantreibt.

Schwächen der Unternehmerschule: Die Strategieentwicklung erfolgt durch Einzelpersonen, die aufgrund ihres Unternehmerseins auch eine bestimmte Weltsicht haben. Andere Perspektiven werden oft ausgeblendet. Der Strategieentwicklungsprozess wirkt von außen wie eine Black Box, da die Schlüsselentscheidungen im Kopf der Leader getroffen werden. Deshalb mangelt es so entwickelten Strategien oft an der nötigen Akzeptanz in der Organisation.

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Strategieschule 3: Die Lernschule

Die Lernschule versteht den Prozess der Strategieentwicklung als einen kontinuierlichen Lernprozess. Primäres Ziel hierbei ist es, dass die Mitglieder der Organisation sich fortlaufend mit der Zukunft befassen und ihr Handeln reflektieren.

Da sich das Umfeld permanent ändert, bedeutet dies: Insbesondere die Führungsmannschaft greift regelmäßig neue Indikatoren auf und analysiert diese. Hieraus zieht sie dann Schlussfolgerungen für das künftige Geschäft und startet entsprechende „Versuchsballons“.

Annahmen der Lernschule sind:

  • Der komplexe Charakter des Umfelds der Unternehmen schließt eine langfristige (Detail-)Planung und bewusste Kontrolle der Entwicklung aus.
  • Es ist ein zentrales Element der Strategieentwicklung, dass alle Mitarbeiter permanent überdenken, wie sie sich aktuell verhalten und vorgehen.
  • Die Unternehmensführung muss den strategischen Lernprozess managen und stimulieren, so dass neue Strategien sich evolutionär entwickeln können.

Stärken der Lernschule: Ein solches Vorgehen schafft eine positive Grundhaltung der Mitarbeiter gegenüber Veränderungen. Wird diese Strategieschule konsequent verfolgt, kann die Organisation früh Indikatoren aus dem Markt aufgreifen und darauf reagieren. Das Unternehmen bleibt flexibel, das Team ist bereit, sich auf Neues einzulassen und damit zu experimentieren.

Schwächen der Lernschule: Ein solches Vorgehen kann zu Orientierungslosigkeit führen, die Teammitglieder sind verunsichert, wo die Reise hingehen soll, da keine längerfristig gültigen strategischen Vorgaben existieren. Vielmehr werden die Entscheidungen immer wieder hinterfragt und weiterentwickelt.

Die Bedeutung der Strategieschulen

Alle Strategieschulen haben Vor- und Nachteile, die unter anderem abhängig sein können von der Größe sowie Kultur und Struktur eines Unternehmen. Deshalb sollten Führungskräfte die Strategieschulen kennen, um sich bei der Strategieentwicklung für das passende Vorgehen entscheiden zu können.

Generell lässt sich sagen: Die Lernschule gewann in den zurückliegenden Jahrzehnten an Bedeutung, weil sich die Rahmenbedingungen, unter denen die Unternehmen arbeiten, immer schneller ändern. Deshalb ist ihre Zukunft kaum noch langfristig planbar.

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Der Prozess der Strategieentwicklung ist für den Erfolg eines Unternehmens extrem wichtig – denn ohne eine in sich konsistente Strategie fehlt den Entscheidern, aber auch Mitarbeitern im Unternehmen der nötige Kompass für ihre Entscheidungen und Handlungen im Alltag. Entsprechend viele Ansätze zum Erarbeiten einer „guten“ Strategie wurden bereits entwickelt. Doch am Ende lassen sich die meisten folgenden drei Strategie-Schulen zuordnen: Strategieschule 1: Die Planschule Der Planschule liegt der Gedanke zu Grunde, dass am Ende des Strategieprozesses ein klares (Entwicklungs-)Ziel steht. Sie zielt darauf ab, einen Gesamtentwurf inklusive Plänen zur operativen Umsetzung der Strategie zu haben. Annahmen, auf denen die Planschule beruht, sind: Die Strategie ergibt sich aus einem bewussten Prozess formaler Planung. Die Prozessverantwortung liegt bei der Unternehmensleitung. Strategieentwicklungsprozesse gemäß der Planschule verlaufen in der Regel wie folgt: Zunächst macht man eine Bestandsaufnahme, dann wird die strategische Ausrichtung festgelegt und danach werden die Maßnahmen geplant, mit denen man die definierten Ziele erreichen will. Das Ergebnis des Strategieentwicklungsprozesses ist somit ein Gesamtkonzept, das den Anspruch erhebt, gut durchdacht zu sein. Stärken der Planschule: Ein Vorzug dieser Schule ist, dass zunächst viel Energie in das Definieren der Richtung fließt, in die das Unternehmen sich entwickeln soll. Dabei müssen sich die Beteiligten auch zusammenraufen, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Dies führt automatisch auch zu einem Alignment, also einer Verständigung darüber, wohin die Reise des Unternehmens geht. Schwächen der Planschule: Ein Nachteil liegt in der Annahme, dass die Zukunft prognostiziert und eine erfolgversprechende Strategie (langfristig) geplant werden kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zukunft wie gedacht eintritt, sinkt jedoch in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Auf überraschend eintretende Veränderungen kann die Planschule nur schwer reagieren – auch weil alle, die die Strategie entwickelt haben, es als Scheitern oder Schwäche Ihrer Arbeit interpretieren, wenn die Pläne angepasst werden müssen. Strategieschule 2: Die Unternehmerschule Im Mittelstand gibt es oft Unternehmerpersönlichkeiten, die aufgrund ihrer Marktkenntnis und -erfahrung intuitiv erspüren, wie sich die Märkte entwickeln werden. Deshalb erfolgt in mittelständischen Unternehmen die Strategieentwicklung nicht selten in einem inneren Dialog des Unternehmers oder der Unternehmerin. Die Strategie speist sich also weitgehend aus der Intuition sowie den Erfahrungen und Erkenntnissen des Top-Entscheiders, der seine Entscheidungen oft nicht mit Zahlen, Daten und Fakten begründen kann. Er spürt jedoch, dass sich im Markt (z. B. aufgrund der technologischen Entwicklung) gewisse Chancen ergeben, und versucht, diese zu nutzen. Der Unternehmerschule liegen folgende Annahmen zugrunde: Die Strategie resultiert aus der Vision des Leaders von der Zukunft. Der oder die Leader verfolgen ihre Vision zielstrebig und ihre Strategie mit Nachdruck; sie können diese jedoch, aufgrund ihrer exponierten Position, bei Bedarf anpassen. Die Organisation ist top-down formbar. Stärken der Unternehmerschule: Ein Vorteil dieser Schule liegt in der Kraft, neue Wege zu gehen – unter anderem, weil die Strategie auch auf einer Zukunftsvision basiert. Zudem existiert mit dem Leader in der Regel ein „Motor“, der die Strategieumsetzung vorantreibt. Schwächen der Unternehmerschule: Die Strategieentwicklung erfolgt durch Einzelpersonen, die aufgrund ihres Unternehmerseins auch eine bestimmte Weltsicht haben. Andere Perspektiven werden oft ausgeblendet. Der Strategieentwicklungsprozess wirkt von außen wie eine Black Box, da die Schlüsselentscheidungen im Kopf der Leader getroffen werden. Deshalb mangelt es so entwickelten Strategien oft an der nötigen Akzeptanz in der Organisation. Strategieschule 3: Die Lernschule Die Lernschule versteht den Prozess der Strategieentwicklung als einen kontinuierlichen Lernprozess. Primäres Ziel hierbei ist es, dass die Mitglieder der Organisation sich fortlaufend mit der Zukunft befassen und ihr Handeln reflektieren. Da sich das Umfeld permanent ändert, bedeutet dies: Insbesondere die Führungsmannschaft greift regelmäßig neue Indikatoren auf und analysiert diese. Hieraus zieht sie dann Schlussfolgerungen für das künftige Geschäft und startet entsprechende „Versuchsballons“. Annahmen der Lernschule sind: Der komplexe Charakter des Umfelds der Unternehmen schließt eine langfristige (Detail-)Planung und bewusste Kontrolle der Entwicklung aus. Es ist ein zentrales Element der Strategieentwicklung, dass alle Mitarbeiter permanent überdenken, wie sie sich aktuell verhalten und vorgehen. Die Unternehmensführung muss den strategischen Lernprozess managen und stimulieren, so dass neue Strategien sich evolutionär entwickeln können. Stärken der Lernschule: Ein solches Vorgehen schafft eine positive Grundhaltung der Mitarbeiter gegenüber Veränderungen. Wird diese Strategieschule konsequent verfolgt, kann die Organisation früh Indikatoren aus dem Markt aufgreifen und darauf reagieren. Das Unternehmen bleibt flexibel, das Team ist bereit, sich auf Neues einzulassen und damit zu experimentieren. Schwächen der Lernschule: Ein solches Vorgehen kann zu Orientierungslosigkeit führen, die Teammitglieder sind verunsichert, wo die Reise hingehen soll, da keine längerfristig gültigen strategischen Vorgaben existieren. Vielmehr werden die Entscheidungen immer wieder hinterfragt und weiterentwickelt. Die Bedeutung der Strategieschulen Alle Strategieschulen haben Vor- und Nachteile, die unter anderem abhängig sein können von der Größe sowie Kultur und Struktur eines Unternehmen. Deshalb sollten Führungskräfte die Strategieschulen kennen, um sich bei der Strategieentwicklung für das passende Vorgehen entscheiden zu können. Generell lässt sich sagen: Die Lernschule gewann in den zurückliegenden Jahrzehnten an Bedeutung, weil sich die Rahmenbedingungen, unter denen die Unternehmen arbeiten, immer schneller ändern. Deshalb ist ihre Zukunft kaum noch langfristig planbar.
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