Auszubildende beschäftigen
Kommt alle! Wie die Hörgerätefirma Kind ihren Fachkräftebedarf erfolgreich deckt

Die Hörgerätefirma Kind wächst stetig, weil sie überdurchschnittlich viele Azubis hat und ans Unternehmen bindet. Wie das Ausbildungssystem funktioniert. Plus: Umsetzungs-Tipps für kleinere Firmen.

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Auszubildende Beschäftigen
Die Azubis der Hörgerätefirma Kind mit Personalmarketingleiterin Isabella Kussman, Firmengründer ­Martin Kind und Campus-Leiterin Susanne Sachse (vordere Reihe v.  l.).
© Stefan Koch für impulse

Als der Unternehmer Martin Kind 1970 in Goslar seine erste Filiale für Hörgeräte eröffnete, ging er ganz pragmatisch vor. In dem neuen ­Geschäft sollte neben dem Meister auch ein Lehrling arbeiten. In der Harzstadt fand sich aber niemand. Also überzeugte er eine Aus­zubildende aus seinem Hauptgeschäft in Hannover, ihre Ausbildung in Goslar fortzusetzen.

Doch es gab ein Problem: Die junge Frau fand am neuen Arbeitsort zunächst keine Wohnung. Eine Zugverbindung, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, gab es nicht. Also beschloss der Chef, die Auszubildende mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Jeden Morgen. 90 Kilometer von Hannover nach Goslar. Ein paar Monate lang. Bis eine andere Lösung gefunden war.

Viel Engagement für die Jungen – gestern wie heute

Was für ein Aufwand, um einen einzigen ­Ausbildungsplatz zu besetzen. Martin Kind ­lächelt. „Die Zeit war aberwitzig. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen“, erzählt der Unternehmer. Aber was blieb ihm anderes übrig? Der Gründer der Hörgerätefirma hat sein Unternehmen von Anfang an auf Wachstum ausgerichtet und wollte viele Nieder­lassungen eröffnen. Hierfür brauchte er sehr viele Fachkräfte.

Der Handwerksberuf des „Hörgeräteakustikers“ jedoch war neu. Ausgelernte Gesellinnen oder Meister gab es kaum. „Wenn wir wachsen wollen und der Arbeitsmarkt keine Leute ­hergibt, müssen wir ausbilden. Das haben wir schon früh erkannt“, sagt der Unternehmer, der den Betrieb inzwischen gemeinsam mit ­seinem Sohn Alexander Kind führt.

Die Personalstrategie ging auf und hat bis heute Bestand. Die Hörgerätefirma Kind ist mittlerweile auf 800 Filialen angewachsen. In jedem Geschäft in Deutschland lernt ­mindestens ein Lehrling. Von insgesamt 3500 Beschäftigten sind über 20 Prozent Auszubildende. Zum Vergleich: Die Ausbildungsquote in deutschen Unternehmen liegt im Schnitt bei etwa 5 Prozent.

„Ausbildung hat in Deutschland eine lange Tradition und funktioniert als Strategie zur Fachkräftesicherung nach wie vor sehr gut“, bestätigt Ernst Deuer, Professor für Personalmanagement an der Dualen Hochschule ­Baden-Württemberg Ravensburg. Zwischen 60 und 70 Prozent der Auszubildenden werden nach ihrer Lehrzeit von ihrem Ausbildungs­betrieb übernommen. Auch hier sticht die ­Hörgerätefirma Kind heraus: Ihre Übernahmequote liegt bei 85 Prozent.


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Als der Unternehmer Martin Kind 1970 in Goslar seine erste Filiale für Hörgeräte eröffnete, ging er ganz pragmatisch vor. In dem neuen ­Geschäft sollte neben dem Meister auch ein Lehrling arbeiten. In der Harzstadt fand sich aber niemand. Also überzeugte er eine Aus­zubildende aus seinem Hauptgeschäft in Hannover, ihre Ausbildung in Goslar fortzusetzen. Doch es gab ein Problem: Die junge Frau fand am neuen Arbeitsort zunächst keine Wohnung. Eine Zugverbindung, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, gab es nicht. Also beschloss der Chef, die Auszubildende mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Jeden Morgen. 90 Kilometer von Hannover nach Goslar. Ein paar Monate lang. Bis eine andere Lösung gefunden war. Viel Engagement für die Jungen - gestern wie heute Was für ein Aufwand, um einen einzigen ­Ausbildungsplatz zu besetzen. Martin Kind ­lächelt. „Die Zeit war aberwitzig. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen“, erzählt der Unternehmer. Aber was blieb ihm anderes übrig? Der Gründer der Hörgerätefirma hat sein Unternehmen von Anfang an auf Wachstum ausgerichtet und wollte viele Nieder­lassungen eröffnen. Hierfür brauchte er sehr viele Fachkräfte. Der Handwerksberuf des „Hörgeräteakustikers“ jedoch war neu. Ausgelernte Gesellinnen oder Meister gab es kaum. „Wenn wir wachsen wollen und der Arbeitsmarkt keine Leute ­hergibt, müssen wir ausbilden. Das haben wir schon früh erkannt“, sagt der Unternehmer, der den Betrieb inzwischen gemeinsam mit ­seinem Sohn Alexander Kind führt. Die Personalstrategie ging auf und hat bis heute Bestand. Die Hörgerätefirma Kind ist mittlerweile auf 800 Filialen angewachsen. In jedem Geschäft in Deutschland lernt ­mindestens ein Lehrling. Von insgesamt 3500 Beschäftigten sind über 20 Prozent Auszubildende. Zum Vergleich: Die Ausbildungsquote in deutschen Unternehmen liegt im Schnitt bei etwa 5 Prozent. „Ausbildung hat in Deutschland eine lange Tradition und funktioniert als Strategie zur Fachkräftesicherung nach wie vor sehr gut“, bestätigt Ernst Deuer, Professor für Personalmanagement an der Dualen Hochschule ­Baden-Württemberg Ravensburg. Zwischen 60 und 70 Prozent der Auszubildenden werden nach ihrer Lehrzeit von ihrem Ausbildungs­betrieb übernommen. Auch hier sticht die ­Hörgerätefirma Kind heraus: Ihre Übernahmequote liegt bei 85 Prozent. .paywall-shader { position: relative; top: -250px; height: 250px; background: linear-gradient(to bottom, rgba(255, 255, 255, 0) 0%, rgba(255, 255, 255, 1) 90%); margin: 0 0 -250px 0; padding: 0; border: none; clear: both; } Sie möchten weiterlesen? Anmelden impulse-Mitglieder können nach dem Anmelden auf alle -Inhalte zugreifen. Jetzt anmelden impulse-Mitglied werden impulse-Magazin alle -Inhalte digitales Unternehmer-Forum exklusive Mitglieder-Events und vieles mehr … Jetzt Mitglied werden
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