Konflikttypen
8 Konflikttypen, die es in fast jedem Unternehmen gibt

Der eine Mitarbeiter sagt nie etwas, die andere wird schnell laut: In Konflikten rutschen viele in für sie typische Verhaltensmuster. Acht Konflikttypen und wie Führungskräfte reagieren können.

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Konflikttypen
© Jordan Lye/Moment/Getty Images

Ein forscher Kollege, der die Schuld für Fehler bei anderen sucht und gern austeilt: ein unangenehmer Zeitgenosse, mit dem es sich schwer zusammenarbeiten lässt, könnte man meinen. Und doch hat Kommunikationstrainer, Coach und Mediator Peter Rach erlebt, dass solch ein Mitarbeiter mit seinem Team gut zurechtkam. Die Kollegen hatten Verständnis für seine Art entwickelt und nahmen sich seine Angriffe nicht zu Herzen – nur mit einem knallte es regelmäßig.

Der Grund: Beide fallen bei Konflikten in Rollen zurück, die nicht miteinander harmonieren. Der forsche Kollege greift schnell an, der andere ist nachtragend und nimmt ihm Tage oder auch Wochen später noch Kleinigkeiten übel.

Typisierungen helfen, Verhalten zu verstehen

Dass die beiden im Streit für sie typische Verhaltensmuster zeigen, ist nicht ungewöhnlich: In Konflikten oder stressigen Situationen neigen die meisten Menschen dazu.  Bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert hat Virginia Satir, eine Pionierin der Familientherapie, fünf Konflikttypen ausgemacht, die ihr in ihrer Arbeit immer wieder begegneten – und die sich von der Familientherapie aufs Berufsleben übertragen lassen.

Wie alle Persönlichkeitsmodelle steckt auch diese Typisierung Menschen in Schubladen: „Wie eine Person sich tatsächlich verhält, ist viel komplexer, als solch ein Modell es wiedergeben kann“, sagt Mediator Rach. Und doch hilft es, Verhalten zu verstehen und darauf zu reagieren.

In jeder Person können mehrere Konflikttypen stecken

Wohl kaum ein Mensch ist zu 100 Prozent der eine oder andere Konflikttyp. Vielmehr tragen wir alle Anteile dieser Typen in uns. Je nachdem, mit wem wir uns streiten, können auch unterschiedliche Typen zum Vorschein kommen: So tritt eine Mitarbeiterin im Job womöglich anders auf als bei einem privaten Streit mit ihrem Partner.

Wer diese Konflikttypen kennt, kann das Verhalten von Teammitgliedern besser einordnen, wenn nötig eingreifen und versuchen, für eine bessere Streitkultur zu sorgen. Aber auch das eigene Konfliktverhalten hinterfragen. Welche fünf Konflikttypen Satir erkannt hat und wie Chefinnen und Chefs mit ihnen umgehen können. Plus: Drei weitere Typen, die Mediator Peter Rach in seiner Arbeit als Konfliktmediator regelmäßig begegnen.

1. Der Beschwichtiger

Der Beschwichtiger ist ein angenehmer Mensch: „Er oder sie möchte nett sein, von anderen gemocht werden“, erklärt Rach. Beschwichtiger sind vorsichtig und rücksichtsvoll, Konflikte sind nicht ihr Ding. Weil sie es anderen möglichst recht machen und keinen Ärger wollen, geben Beschwichtiger in Meinungsverschiedenheiten freiwillig nach. Für das Gegenüber mag das praktisch sein. Doch der Beschwichtiger tut sich selbst damit keinen Gefallen, er zieht immer wieder den Kürzeren.

So können Sie reagieren

Das Wichtigste zuerst: Unternehmerinnen und Unternehmer sollten nicht versuchen, die Persönlichkeit ihrer Teammitglieder zu ändern. „Das ist ganz schwierig und funktioniert nur, wenn der andere sich wirklich ändern will. Aber selbst dann bleibt es schwierig“, sagt Peter Rach.

Seine Regel Nummer eins lautet: „Ich nehme die Persönlichkeit an, wie sie ist.“ Statt Angestellte nach eigenen Vorlieben zurechtzubiegen, ist es der Job einer Führungskraft, sich auf die verschiedenen Persönlichkeiten einzustellen.

Erkennt eine Führungskraft, dass ein Teammitglied in Konflikten häufig als Beschwichtiger auftritt, empfiehlt Rach: denjenigen ermutigen und dessen Selbstbewusstsein mit viel Lob und Anerkennung auftanken. Etwa mit Sätzen, wie: „Deine Meinung ist mir wichtig. Du hast gute Ideen, ich würde mich freuen, wenn du mehr für dich einstehst.“

Die Krux an dieser Empfehlung: Steht die Person einmal für sich ein und erhält dann Gegenwehr, bleibt es häufig bei diesem einen Versuch. Schließlich hat sie einen großen Schritt aus ihrer Komfortzone gewagt und ist direkt gescheitert. Laut Rach sollten Chefs dem Beschwichtiger daher klarmachen, dass sie ihm im Zweifelsfall Rückendeckung geben.

2. Der Ankläger

Anders als der Beschwichtiger hat der Ankläger kein Problem damit, für sich selbst einzustehen. Andere empfinden ihn oft als aggressiv und dominant – wie unser Kollege aus dem Anfangsbeispiel. „Wer zartbesaitet ist, arbeitet nicht gern mit dem Ankläger zusammen“, so Rach. „Der prescht voran, will schnell etwas erreichen, macht das vor allem für sich. Ihm ist es egal, wenn andere ihn unfreundlich finden.“


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Ein forscher Kollege, der die Schuld für Fehler bei anderen sucht und gern austeilt: ein unangenehmer Zeitgenosse, mit dem es sich schwer zusammenarbeiten lässt, könnte man meinen. Und doch hat Kommunikationstrainer, Coach und Mediator Peter Rach erlebt, dass solch ein Mitarbeiter mit seinem Team gut zurechtkam. Die Kollegen hatten Verständnis für seine Art entwickelt und nahmen sich seine Angriffe nicht zu Herzen – nur mit einem knallte es regelmäßig. Der Grund: Beide fallen bei Konflikten in Rollen zurück, die nicht miteinander harmonieren. Der forsche Kollege greift schnell an, der andere ist nachtragend und nimmt ihm Tage oder auch Wochen später noch Kleinigkeiten übel. Typisierungen helfen, Verhalten zu verstehen Dass die beiden im Streit für sie typische Verhaltensmuster zeigen, ist nicht ungewöhnlich: In Konflikten oder stressigen Situationen neigen die meisten Menschen dazu.  Bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert hat Virginia Satir, eine Pionierin der Familientherapie, fünf Konflikttypen ausgemacht, die ihr in ihrer Arbeit immer wieder begegneten – und die sich von der Familientherapie aufs Berufsleben übertragen lassen. Wie alle Persönlichkeitsmodelle steckt auch diese Typisierung Menschen in Schubladen: „Wie eine Person sich tatsächlich verhält, ist viel komplexer, als solch ein Modell es wiedergeben kann“, sagt Mediator Rach. Und doch hilft es, Verhalten zu verstehen und darauf zu reagieren. In jeder Person können mehrere Konflikttypen stecken Wohl kaum ein Mensch ist zu 100 Prozent der eine oder andere Konflikttyp. Vielmehr tragen wir alle Anteile dieser Typen in uns. Je nachdem, mit wem wir uns streiten, können auch unterschiedliche Typen zum Vorschein kommen: So tritt eine Mitarbeiterin im Job womöglich anders auf als bei einem privaten Streit mit ihrem Partner. Wer diese Konflikttypen kennt, kann das Verhalten von Teammitgliedern besser einordnen, wenn nötig eingreifen und versuchen, für eine bessere Streitkultur zu sorgen. Aber auch das eigene Konfliktverhalten hinterfragen. Welche fünf Konflikttypen Satir erkannt hat und wie Chefinnen und Chefs mit ihnen umgehen können. Plus: Drei weitere Typen, die Mediator Peter Rach in seiner Arbeit als Konfliktmediator regelmäßig begegnen. 1. Der Beschwichtiger Der Beschwichtiger ist ein angenehmer Mensch: „Er oder sie möchte nett sein, von anderen gemocht werden“, erklärt Rach. Beschwichtiger sind vorsichtig und rücksichtsvoll, Konflikte sind nicht ihr Ding. Weil sie es anderen möglichst recht machen und keinen Ärger wollen, geben Beschwichtiger in Meinungsverschiedenheiten freiwillig nach. Für das Gegenüber mag das praktisch sein. Doch der Beschwichtiger tut sich selbst damit keinen Gefallen, er zieht immer wieder den Kürzeren. So können Sie reagieren Das Wichtigste zuerst: Unternehmerinnen und Unternehmer sollten nicht versuchen, die Persönlichkeit ihrer Teammitglieder zu ändern. „Das ist ganz schwierig und funktioniert nur, wenn der andere sich wirklich ändern will. Aber selbst dann bleibt es schwierig“, sagt Peter Rach. Seine Regel Nummer eins lautet: „Ich nehme die Persönlichkeit an, wie sie ist.“ Statt Angestellte nach eigenen Vorlieben zurechtzubiegen, ist es der Job einer Führungskraft, sich auf die verschiedenen Persönlichkeiten einzustellen. Erkennt eine Führungskraft, dass ein Teammitglied in Konflikten häufig als Beschwichtiger auftritt, empfiehlt Rach: denjenigen ermutigen und dessen Selbstbewusstsein mit viel Lob und Anerkennung auftanken. Etwa mit Sätzen, wie: „Deine Meinung ist mir wichtig. Du hast gute Ideen, ich würde mich freuen, wenn du mehr für dich einstehst.“ Die Krux an dieser Empfehlung: Steht die Person einmal für sich ein und erhält dann Gegenwehr, bleibt es häufig bei diesem einen Versuch. Schließlich hat sie einen großen Schritt aus ihrer Komfortzone gewagt und ist direkt gescheitert. Laut Rach sollten Chefs dem Beschwichtiger daher klarmachen, dass sie ihm im Zweifelsfall Rückendeckung geben. 2. Der Ankläger Anders als der Beschwichtiger hat der Ankläger kein Problem damit, für sich selbst einzustehen. Andere empfinden ihn oft als aggressiv und dominant – wie unser Kollege aus dem Anfangsbeispiel. „Wer zartbesaitet ist, arbeitet nicht gern mit dem Ankläger zusammen“, so Rach. „Der prescht voran, will schnell etwas erreichen, macht das vor allem für sich. Ihm ist es egal, wenn andere ihn unfreundlich finden.“ .paywall-shader { position: relative; top: -250px; height: 250px; background: linear-gradient(to bottom, rgba(255, 255, 255, 0) 0%, rgba(255, 255, 255, 1) 90%); margin: 0 0 -250px 0; padding: 0; border: none; clear: both; } Sie möchten weiterlesen? Anmelden impulse-Mitglieder können nach dem Anmelden auf alle -Inhalte zugreifen. Jetzt anmelden impulse-Mitglied werden impulse-Magazin alle -Inhalte digitales Unternehmer-Forum exklusive Mitglieder-Events und vieles mehr … Jetzt Mitglied werden
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