Sprachbarriere im Job
5 Tipps, wie die Zusammenarbeit gelingt – trotz fehlender Sprachkenntnisse

Menschen einzustellen, die noch kein Deutsch können, bedeutet zunächst mehr Aufwand. Doch das lohnt sich. Zwei Beispiele, wie sich ein internationales Team führen lässt.

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Sprachbarriere im Job
Lennart Moss ist Geschäftsführer der Scharnebecker Mühle aus Boizenburg in Niedersachsen
© Jérome Gerull für impulse

Freitag, 1. September 2028. 130 Jahre Scharnebecker Mühle! (…) Seit ­Stunden läuft unser Jubiläumsfest. Zusammen mit allen Kollegen und den Partnern tanzen wir (…). Die Stimmung ist ausgelassen. (…) sämtliche Kulturen aus dem Team spiegeln sich im Essen wider. So steht es in der Unternehmensvision der Scharnebecker Mühle aus Boizenburg in Niedersachsen.

Das Unternehmen stellt Futter für Nutztiere her und beschäftigt rund 40 Mitarbeitende – bis zum Jubiläum im Jahr 2028 sollen es 55 sein, so steht es in der Vision.

Das Wachstum bringt auch eine besondere Herausforderung mit sich: ein zunehmend internationales Team zu führen. Etwa ein Drittel der Belegschaft kommt derzeit aus dem Ausland, die meisten aus Ost- und Südosteuropa. Sie arbeiten vor allem in der Produktion.

„Je größer das Unternehmen wurde, desto mehr Menschen anderer Nationalität haben wir beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Lennart Moss. Bereits sein Vater stellte in den 1980er-Jahren Auszubildende aus Indien und ­Pakistan ein, später kamen Menschen aus ­Russland. Die ­Zusammenarbeit lief gut, der Personalbedarf wuchs, also warben die russischen Beschäftigten Bekannte und Verwandte an.

„Untereinander haben die sich natürlich gut verstanden. Mit uns hingegen war die Verständigung zunächst nicht ganz einfach“, erinnert sich Moss, der die Scharnebecker Mühle seit 2012 in fünfter Generation führt. Das änderte sich, als die Zugewanderten Beziehungen zu den Menschen vor Ort aufbauten und in der Folge Deutsch lernten. „Dadurch lösten sich Unsicherheiten im Umgang miteinander und die Blockbildung der Kulturen auf.“ Moss weiß, dass sein Unternehmen ohne seine vielfältige Belegschaft nicht da wäre, wo es heute steht.

Nicht nur Lennart Moss ist auf zugewanderte Arbeitskräfte angewiesen: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft konnten im Dezember 2023 mehr als 500 000 Stellen nicht besetzt werden. Die Regierung fördert deswegen die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte nach Deutschland. Unternehmerinnen und ­Unternehmer müssen sich darauf einstellen, künftig verstärkt internationale Teams zu führen. Das stellt sie vor viele Herausforderungen: Sie müssen für kulturelle Unterschiede sensibilisieren, Grüppchenbildung vermeiden und – wortwörtlich – für Verständigung sorgen. Wie kann das gelingen?

1. Zeigen Sie die richtige Haltung

Das Beispiel der Scharnebecker Mühle zeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Zuletzt kam ein Mann aus Tadschikistan ins Team. Um ihn schnell zu integrieren, überlegte Moss erstmals, einen Sprachkurs zu organisieren: „Bisher war das einfach nicht nötig, da hat das Team das unter sich geregelt.“ Die meisten sind über Kontakte in den Betrieb gekommen. „Wer jemanden vermittelt hat, der hat sich auch gleich darum gekümmert, dass die Person gute Arbeit leistet.“ Dazu gehörte auch, für den Neuen zu übersetzen. Allerdings kann in der Scharnebecker Mühle niemand tadschikisch.

Für Moss war das dennoch kein Grund, den Mann abzulehnen: „Aus meiner Sicht ist die Haltung das Entscheidende, nicht die ­Sprache“, sagt der Unternehmer. „Wenn wir einander offen und respektvoll begegnen – und das äußert sich ja nicht nur in Worten – kann Zusammenarbeit gut funktionieren.“ Entscheidend seien Interesse und Engagement, „den Rest kriegt man organisiert“, sagt Moss.


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Freitag, 1. September 2028. 130 Jahre Scharnebecker Mühle! (...) Seit ­Stunden läuft unser Jubiläumsfest. Zusammen mit allen Kollegen und den Partnern tanzen wir (...). Die Stimmung ist ausgelassen. (…) sämtliche Kulturen aus dem Team spiegeln sich im Essen wider. So steht es in der Unternehmensvision der Scharnebecker Mühle aus Boizenburg in Niedersachsen. Das Unternehmen stellt Futter für Nutztiere her und beschäftigt rund 40 Mitarbeitende – bis zum Jubiläum im Jahr 2028 sollen es 55 sein, so steht es in der Vision. Das Wachstum bringt auch eine besondere Herausforderung mit sich: ein zunehmend internationales Team zu führen. Etwa ein Drittel der Belegschaft kommt derzeit aus dem Ausland, die meisten aus Ost- und Südosteuropa. Sie arbeiten vor allem in der Produktion. „Je größer das Unternehmen wurde, desto mehr Menschen anderer Nationalität haben wir beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Lennart Moss. Bereits sein Vater stellte in den 1980er-Jahren Auszubildende aus Indien und ­Pakistan ein, später kamen Menschen aus ­Russland. Die ­Zusammenarbeit lief gut, der Personalbedarf wuchs, also warben die russischen Beschäftigten Bekannte und Verwandte an. „Untereinander haben die sich natürlich gut verstanden. Mit uns hingegen war die Verständigung zunächst nicht ganz einfach“, erinnert sich Moss, der die Scharnebecker Mühle seit 2012 in fünfter Generation führt. Das änderte sich, als die Zugewanderten Beziehungen zu den Menschen vor Ort aufbauten und in der Folge Deutsch lernten. „Dadurch lösten sich Unsicherheiten im Umgang miteinander und die Blockbildung der Kulturen auf.“ Moss weiß, dass sein Unternehmen ohne seine vielfältige Belegschaft nicht da wäre, wo es heute steht. Nicht nur Lennart Moss ist auf zugewanderte Arbeitskräfte angewiesen: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft konnten im Dezember 2023 mehr als 500 000 Stellen nicht besetzt werden. Die Regierung fördert deswegen die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte nach Deutschland. Unternehmerinnen und ­Unternehmer müssen sich darauf einstellen, künftig verstärkt internationale Teams zu führen. Das stellt sie vor viele Herausforderungen: Sie müssen für kulturelle Unterschiede sensibilisieren, Grüppchenbildung vermeiden und – wortwörtlich – für Verständigung sorgen. Wie kann das gelingen? 1. Zeigen Sie die richtige Haltung Das Beispiel der Scharnebecker Mühle zeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Zuletzt kam ein Mann aus Tadschikistan ins Team. Um ihn schnell zu integrieren, überlegte Moss erstmals, einen Sprachkurs zu organisieren: „Bisher war das einfach nicht nötig, da hat das Team das unter sich geregelt.“ Die meisten sind über Kontakte in den Betrieb gekommen. „Wer jemanden vermittelt hat, der hat sich auch gleich darum gekümmert, dass die Person gute Arbeit leistet.“ Dazu gehörte auch, für den Neuen zu übersetzen. Allerdings kann in der Scharnebecker Mühle niemand tadschikisch. Für Moss war das dennoch kein Grund, den Mann abzulehnen: „Aus meiner Sicht ist die Haltung das Entscheidende, nicht die ­Sprache“, sagt der Unternehmer. „Wenn wir einander offen und respektvoll begegnen – und das äußert sich ja nicht nur in Worten – kann Zusammenarbeit gut funktionieren.“ Entscheidend seien Interesse und Engagement, „den Rest kriegt man organisiert“, sagt Moss. .paywall-shader { position: relative; top: -250px; height: 250px; background: linear-gradient(to bottom, rgba(255, 255, 255, 0) 0%, rgba(255, 255, 255, 1) 90%); margin: 0 0 -250px 0; padding: 0; border: none; clear: both; } Sie möchten weiterlesen? Anmelden impulse-Mitglieder können nach dem Anmelden auf alle -Inhalte zugreifen. Jetzt anmelden impulse-Mitglied werden impulse-Magazin alle -Inhalte digitales Unternehmer-Forum exklusive Mitglieder-Events und vieles mehr … Jetzt Mitglied werden