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Ozan Tarhans Weg nach Deutschland, er begann mit einem Croissant. Genauer gesagt, mit einem Video über ein Croissant. Darin ist zu sehen, wie der gelernte Bäcker aus Istanbul die Teigwaren nach französischem Vorbild herstellt: wie er den Teig ganz dünn ausrollt, mit Butter bestreicht, faltet und schließlich zu einem Croissant formt.
Mit diesem Video bewarb er sich im Januar 2022 von Istanbul aus bei Zeit für Brot, einer Biobäckerei mit 13 Standorten in Berlin, Potsdam, Hamburg, Frankfurt, Heidelberg und Stuttgart. „Ich habe die Stellenanzeige gesehen und wollte unbedingt dorthin – und Zeit für Brot zeigen, was ich kann“, sagt Tarhan heute, gut ein Jahr nach seiner Ankunft in Deutschland, im Hinterhof der Bäckerei in Hamburg-Ottensen.
Gute Bewerbung rechtfertigt den Aufwand
Das Handwerk hat er in einer Istanbuler Privatschule gelernt und anschließend jahrelang in einer Croissant-Bäckerei in der Türkei gearbeitet. Die Bewerbung in deutscher Sprache überzeugte die Personalerin und den Filialleiter sofort. „Dass man von einem Bäcker eine sehr liebevoll geschriebene Bewerbung bekommt, die wirklich gut strukturiert und ausformuliert ist, mit Bildern von deutschen Backwaren und sogar einem Youtube-Film, ist absolut außergewöhnlich“, sagt Personalchefin und Prokuristin Alexandra Neye. „Das hat ihn von Anfang an so sympathisch und interessant gemacht.“
Schnell stand fest: Zeit für Brot will ihn unbedingt haben. Wohlwissend, dass der Prozess, jemanden aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, „schwierig ist“, wie Neye sagt. Bei der Handwerksbäckerei arbeiten Menschen aus 65 Ländern, 550 Mitarbeitende hat das Unternehmen insgesamt. Wenn jemand nicht wie Ozan diese Extrameile gehe und großes Interesse zeige, sei es auch nicht so erfolgversprechend, sagt die Personalerin. „Doch bei Ozan hat sich der Aufwand gelohnt.“ Seit dem 1. Juli 2022 arbeitet Ozan Tarhan nun bei der Bäckerei.
Die ganze Geschichte lesen Sie hier: Anerkennung der Ausbildung: „Wir sind sehr froh, dass wir Ozan haben“
Millionen Arbeits- und Fachkräfte fehlen
Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren kann helfen, den Personalmangel zu beheben oder zumindest zu lindern. Allein im Handwerk fehlen laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) derzeit 250.000 Fachkräfte.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) befürchtet bis 2035 eine Lücke von bis zu sieben Millionen Arbeits- und Fachkräften. Damit Fachkräfte aus Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) leichter einwandern können, haben Bundestag und Bundesrat im Sommer 2023 eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes beschlossen. Sie sieht neue Wege zur Einwanderung sowie Erleichterungen für bestimmte Berufe und Fachkräfte vor. „Es sind tatsächlich gute Lösungen dabei herausgekommen“, sagt Marius Tollenaere, Rechtsanwalt und Migrationsrechtsexperte bei der Kanzlei Fragomen in Frankfurt.
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