Innovative Mitarbeiter
So finden Sie kreative Problemlöser

Wer seine Firma mit neuen Ideen voranbringen will, braucht innovative Mitarbeiter. Aber wie erkennt man die? Worauf sollte man im Lebenslauf von Bewerbern achten? Und welche Fragen im Vorstellungsgespräch stellen?

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Um die Ecke gedacht: Innovative Mitarbeiter finden kreative Lösungen.
Um die Ecke gedacht: Innovative Mitarbeiter finden kreative Lösungen.
© Qyzz / Fotolia.com

impulse: Herr Kaschny, kann ich die Innovationskraft eines Kandidaten schon an seinem Lebenslauf ablesen?

Martin Kaschny: Grundsätzlich gilt: Wer kreativ ist, hat das in seinem bisherigen Leben sicherlich schon mal gezeigt. Vielleicht hat der Kandidat selber Patente eingereicht oder er kann auf innovative Projekte verweisen, an denen er mitgearbeitet hat.

Berufseinsteiger oder Quereinsteiger können keine lange Liste an Projekten und Patenten vorzeigen. Worauf schaue ich dann: auf die Hobbys?

Wenn jemand als Musiker oder Maler kreativ ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch auf anderen Gebieten – etwa Technik, Architektur oder Rechtswissenschaften – kreativ ist. Man weiß zwar, dass kreative Menschen in der Regel vielseitig interessiert sind. Es ist also gut, wenn sich jemand für Poesie interessiert, oder auch für Politik, Technik oder Wissenschaft. Das allein reicht aber nicht aus.

Was muss der Mitarbeiter denn noch mitbringen?

Innovative Menschen können abstrakt denken und haben ein hohes Problembewusstsein. Sie erkennen: Da ist ein Problem und so können wir es lösen.

Und wie kriege ich raus, ob mein Mitarbeiter ein hohes Problembewusstsein hat?

Zur Person
Martin KaschnyMartin Kaschny ist Professor für Mittelstandsmanagement an der Universität Koblenz und hat mit zwei Co-Autoren das Buch "Innovationsmanagement im Mittelstand. Strategien, Implementierung, Praxisbeispiele" veröffentlicht.

Sie können solche Merkmale mit Hilfe von Persönlichkeitstests testen. Oft genügt aber auch schon der gesunde Menschenverstand. Um beispielsweise das Problembewusstsein zu testen, können Sie dem Bewerber im Bewerbungsgespräch kleine Problemlöse-Aufgaben aus seinem Fachgebiet stellen. Dann beobachten Sie, wie er damit umgeht: Sprudelt er förmlich vor Lösungsideen? Oder steht er da wie der Ochs vorm Berg?

Es lohnt sich auch, darauf zu achten, wie sehr der Kandidat bei der Antwort ins Detail geht. Denn in manchen technischen Berufen brauchen innovative Problemlöser außerdem eine gewisse Detailversessenheit.

Warum ist das so wichtig?

Weil es oft darum geht, an winzig kleinen Stellschrauben zu drehen, um ein Produkt immer weiter zu optimieren. Ich kenne einen Fall aus einem Unternehmen, das Klebeband herstellt: Die treffen sich regelmäßig und diskutieren, wie sie ihr Klebeband noch ein bisschen besser machen können. Wer keinen Sinn für detailgenaues Arbeiten hat, wird in solchen Runden schier verrückt.

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Gibt es weitere Faktoren, auf die ich als Unternehmer achten sollte?

Entscheidend ist die intrinsische Motivation des Kandidaten: Vielleicht spielt er gerne Computerspiele, dann ist er wahrscheinlich besonders kreativ, wenn er ein Computerspiel entwickelt – aber möglicherweise völlig unbrauchbar für die Aufgabe, ein Bauteil einer Maschine zu verbessern. Ich muss also im Interview beobachten: Bei welchen Themen blüht der auf, wofür brennt er?

Ich sollte mir also am besten vorher sehr genau überlegen: „Was für einen Mitarbeiter brauche ich?“.

Mindestens ebenso wichtig ist eine andere Frage – nämlich: Worauf kann ich verzichten?

Wie meinen Sie das?

Die eierlegende Wollmilchsau, die Mensch und Maschine verstehen kann – die gibt es leider nicht. Wer sich extrem gut in Maschinen reindenken kann, beispielsweise kreativ programmieren kann, kann sich oft nicht gut in Menschen reindenken. Sie müssen sich fragen: Reicht es wirklich, wenn der innovative Ideen hat? Oder muss er vielleicht auch noch ein kleines Team führen?

Diese Aufgabe liegt dem kleinen Nerd wahrscheinlich nicht so.

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Ganz genau, denn er braucht andere Kompetenzen, um mit Menschen umgehen zu können. Dasselbe gilt, wenn er seine Erfindung marktreif machen und am Markt einführen soll: Da braucht er auch noch Organisationstalent und muss strukturiert arbeiten können.

Klingt ganz so, als sollte ich mich doch eher für einen Generalisten entscheiden.

Im Zweifel ist ein Generalist für ein kleines Unternehmen wertvoller. Denn was nützt ihnen ein Freak, dessen Lösungen Sie zwar patentieren lassen können, die Sie aber nicht umsetzen können?

Aber der Generalist bringt mich doch nicht wirklich weiter, wenn ich mehr Innovationskraft für mein Unternehmen will.

Kreativ ist nicht nur der Daniel Düsentrieb mit 50 Patenten. Kreativ ist jeder Mitarbeiter, der ein Problem löst: indem er beispielsweise ein Produkt verbessert oder einen internen Prozess optimiert.

Ist kreativ und innovativ für Sie eigentlich dasselbe?

Nicht jede Idee, die kreativ ist, ist auch innovativ. Innovativ ist sie erst dann, wenn das Unternehmen sie an den Markt bringt und Kunden Geld dafür zahlen. Oder wenn sie im Unternehmen eingeführt und erfolgreich angewendet wird.

Wie muss ich mein Unternehmen aufstellen, um für kreative Köpfe überhaupt interessant zu sein?

Kreative Problemlöser brauchen ein Klima, in dem sie auch mal rumspinnen können. Es muss erlaubt sein, Neues auszuprobieren und dabei auch mal zu scheitern. Wichtig ist auch, dass Ideen nicht versanden oder ewig in der Schublade verstauben, sondern tatsächlich umgesetzt werden.

Und all das sollte ich nicht nur in der Stellenanzeige versprechen, sondern tatsächlich erfüllen.

Wenn Sie diese Versprechen nicht halten können, ist der Mitarbeiter ganz schnell wieder weg. Allerdings können Sie nicht einfach einen Schalter umlegen und schwupps haben Sie eine Innovationskultur. Insbesondere in kleinen Unternehmen hängt die Unternehmenskultur stark von der Unternehmerpersönlichkeit ab.

Mit anderen Worten: Der Chef muss mit gutem Beispiel vorangehen.

Denken Sie mal an Fischer-Dübel im Schwarzwald: Der Gründer Artur Fischer war mit um die 1000 Patenten einer der produktivsten Erfinder der Welt. So jemand zieht natürlich kreative Leute an.

Und wenn ich jetzt selber kein Daniel Düsentrieb bin – was kann ich dann tun?

Für ein innovationsfreundlicheres Klima müssen Sie nicht gleich Ihr ganzes Unternehmen umkrempeln. Wie wär’s zum Beispiel mit einer Kaffee-Ecke, in der sich die Mitarbeiter mal in Ruhe zusammensetzen und rumspinnen können? Eine andere, ganz einfache Idee: Mitarbeiter schließen ihre Werkstücke nicht weg, sondern lassen sie auf den Schreibtischen liegen. Dann können die Kollegen sie sehen, anfassen und darüber diskutieren. Ganz entscheidend ist außerdem das Thema Wertschätzung.

Ich soll meine Mitarbeiter also für ihre guten Ideen mehr loben?

Wertschätzung kann man auch anders zeigen. Ich kenne zum Beispiel den Chef eines kleinen Unternehmens, der hat den Mitarbeiter mit der besten Idee eine Woche lang seinen Porsche fahren lassen. Ein mächtiges Symbol: So versteht jeder, dass gute Ideen belohnt werden.

3 clevere Fragen fürs Vorstellungsgespräch

  • Was kann man mit einem bestimmten Gegenstand (z. B. Büroklammer oder leere Konservendose) anfangen? Mit dieser Frage prüfen Sie, ob der Kandidat „um die Ecke denken“ kann.
  • Sie werden auf eine unbewohnte Insel verbannt. Welche fünf Gegenstände nehmen Sie außer Ihrer Kleidung mit? Mit dieser Frage testen Sie, ob der Kandidat divergentes Denken beherrscht: So nennt man die Fähigkeit, viele Ideen zu entwickeln – und nicht „die eine richtige Lösung“ zu finden.
  • Welche drei Maschinen, die es noch nicht gibt, sollten schnellstens erfunden werden? Mit dieser Frage stellen Sie fest, ob der Kandidat originelle Ideen hat.

Hier finden Sie weitere aufschlussreiche Fragen fürs Vorstellungsgespräch.

impulse: Herr Kaschny, kann ich die Innovationskraft eines Kandidaten schon an seinem Lebenslauf ablesen? Martin Kaschny: Grundsätzlich gilt: Wer kreativ ist, hat das in seinem bisherigen Leben sicherlich schon mal gezeigt. Vielleicht hat der Kandidat selber Patente eingereicht oder er kann auf innovative Projekte verweisen, an denen er mitgearbeitet hat. Berufseinsteiger oder Quereinsteiger können keine lange Liste an Projekten und Patenten vorzeigen. Worauf schaue ich dann: auf die Hobbys? Wenn jemand als Musiker oder Maler kreativ ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch auf anderen Gebieten - etwa Technik, Architektur oder Rechtswissenschaften - kreativ ist. Man weiß zwar, dass kreative Menschen in der Regel vielseitig interessiert sind. Es ist also gut, wenn sich jemand für Poesie interessiert, oder auch für Politik, Technik oder Wissenschaft. Das allein reicht aber nicht aus. Was muss der Mitarbeiter denn noch mitbringen? Innovative Menschen können abstrakt denken und haben ein hohes Problembewusstsein. Sie erkennen: Da ist ein Problem und so können wir es lösen. Und wie kriege ich raus, ob mein Mitarbeiter ein hohes Problembewusstsein hat? Sie können solche Merkmale mit Hilfe von Persönlichkeitstests testen. Oft genügt aber auch schon der gesunde Menschenverstand. Um beispielsweise das Problembewusstsein zu testen, können Sie dem Bewerber im Bewerbungsgespräch kleine Problemlöse-Aufgaben aus seinem Fachgebiet stellen. Dann beobachten Sie, wie er damit umgeht: Sprudelt er förmlich vor Lösungsideen? Oder steht er da wie der Ochs vorm Berg? Es lohnt sich auch, darauf zu achten, wie sehr der Kandidat bei der Antwort ins Detail geht. Denn in manchen technischen Berufen brauchen innovative Problemlöser außerdem eine gewisse Detailversessenheit. Warum ist das so wichtig? Weil es oft darum geht, an winzig kleinen Stellschrauben zu drehen, um ein Produkt immer weiter zu optimieren. Ich kenne einen Fall aus einem Unternehmen, das Klebeband herstellt: Die treffen sich regelmäßig und diskutieren, wie sie ihr Klebeband noch ein bisschen besser machen können. Wer keinen Sinn für detailgenaues Arbeiten hat, wird in solchen Runden schier verrückt. Gibt es weitere Faktoren, auf die ich als Unternehmer achten sollte? Entscheidend ist die intrinsische Motivation des Kandidaten: Vielleicht spielt er gerne Computerspiele, dann ist er wahrscheinlich besonders kreativ, wenn er ein Computerspiel entwickelt – aber möglicherweise völlig unbrauchbar für die Aufgabe, ein Bauteil einer Maschine zu verbessern. Ich muss also im Interview beobachten: Bei welchen Themen blüht der auf, wofür brennt er? Ich sollte mir also am besten vorher sehr genau überlegen: „Was für einen Mitarbeiter brauche ich?“. Mindestens ebenso wichtig ist eine andere Frage - nämlich: Worauf kann ich verzichten? Wie meinen Sie das? Die eierlegende Wollmilchsau, die Mensch und Maschine verstehen kann – die gibt es leider nicht. Wer sich extrem gut in Maschinen reindenken kann, beispielsweise kreativ programmieren kann, kann sich oft nicht gut in Menschen reindenken. Sie müssen sich fragen: Reicht es wirklich, wenn der innovative Ideen hat? Oder muss er vielleicht auch noch ein kleines Team führen? Diese Aufgabe liegt dem kleinen Nerd wahrscheinlich nicht so. Ganz genau, denn er braucht andere Kompetenzen, um mit Menschen umgehen zu können. Dasselbe gilt, wenn er seine Erfindung marktreif machen und am Markt einführen soll: Da braucht er auch noch Organisationstalent und muss strukturiert arbeiten können. Klingt ganz so, als sollte ich mich doch eher für einen Generalisten entscheiden. Im Zweifel ist ein Generalist für ein kleines Unternehmen wertvoller. Denn was nützt ihnen ein Freak, dessen Lösungen Sie zwar patentieren lassen können, die Sie aber nicht umsetzen können? Aber der Generalist bringt mich doch nicht wirklich weiter, wenn ich mehr Innovationskraft für mein Unternehmen will. Kreativ ist nicht nur der Daniel Düsentrieb mit 50 Patenten. Kreativ ist jeder Mitarbeiter, der ein Problem löst: indem er beispielsweise ein Produkt verbessert oder einen internen Prozess optimiert. Ist kreativ und innovativ für Sie eigentlich dasselbe? Nicht jede Idee, die kreativ ist, ist auch innovativ. Innovativ ist sie erst dann, wenn das Unternehmen sie an den Markt bringt und Kunden Geld dafür zahlen. Oder wenn sie im Unternehmen eingeführt und erfolgreich angewendet wird. Wie muss ich mein Unternehmen aufstellen, um für kreative Köpfe überhaupt interessant zu sein? Kreative Problemlöser brauchen ein Klima, in dem sie auch mal rumspinnen können. Es muss erlaubt sein, Neues auszuprobieren und dabei auch mal zu scheitern. Wichtig ist auch, dass Ideen nicht versanden oder ewig in der Schublade verstauben, sondern tatsächlich umgesetzt werden. Und all das sollte ich nicht nur in der Stellenanzeige versprechen, sondern tatsächlich erfüllen. Wenn Sie diese Versprechen nicht halten können, ist der Mitarbeiter ganz schnell wieder weg. Allerdings können Sie nicht einfach einen Schalter umlegen und schwupps haben Sie eine Innovationskultur. Insbesondere in kleinen Unternehmen hängt die Unternehmenskultur stark von der Unternehmerpersönlichkeit ab. Mit anderen Worten: Der Chef muss mit gutem Beispiel vorangehen. Denken Sie mal an Fischer-Dübel im Schwarzwald: Der Gründer Artur Fischer war mit um die 1000 Patenten einer der produktivsten Erfinder der Welt. So jemand zieht natürlich kreative Leute an. Und wenn ich jetzt selber kein Daniel Düsentrieb bin – was kann ich dann tun? Für ein innovationsfreundlicheres Klima müssen Sie nicht gleich Ihr ganzes Unternehmen umkrempeln. Wie wär's zum Beispiel mit einer Kaffee-Ecke, in der sich die Mitarbeiter mal in Ruhe zusammensetzen und rumspinnen können? Eine andere, ganz einfache Idee: Mitarbeiter schließen ihre Werkstücke nicht weg, sondern lassen sie auf den Schreibtischen liegen. Dann können die Kollegen sie sehen, anfassen und darüber diskutieren. Ganz entscheidend ist außerdem das Thema Wertschätzung. Ich soll meine Mitarbeiter also für ihre guten Ideen mehr loben? Wertschätzung kann man auch anders zeigen. Ich kenne zum Beispiel den Chef eines kleinen Unternehmens, der hat den Mitarbeiter mit der besten Idee eine Woche lang seinen Porsche fahren lassen. Ein mächtiges Symbol: So versteht jeder, dass gute Ideen belohnt werden. 3 clevere Fragen fürs Vorstellungsgespräch Was kann man mit einem bestimmten Gegenstand (z. B. Büroklammer oder leere Konservendose) anfangen? Mit dieser Frage prüfen Sie, ob der Kandidat "um die Ecke denken" kann. Sie werden auf eine unbewohnte Insel verbannt. Welche fünf Gegenstände nehmen Sie außer Ihrer Kleidung mit? Mit dieser Frage testen Sie, ob der Kandidat divergentes Denken beherrscht: So nennt man die Fähigkeit, viele Ideen zu entwickeln – und nicht „die eine richtige Lösung“ zu finden. Welche drei Maschinen, die es noch nicht gibt, sollten schnellstens erfunden werden? Mit dieser Frage stellen Sie fest, ob der Kandidat originelle Ideen hat. Hier finden Sie weitere aufschlussreiche Fragen fürs Vorstellungsgespräch.
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