Online-Experten rekrutieren
An Berlin führt für uns kein Weg vorbei

Dominik Benner verkauft online Schuhe. Als impulse-Blogger berichtet er über die Herausforderung, außerhalb Berlins ein Start-up aufzubauen und qualifiziertes Personal zu finden.

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In Berlin steht nicht nur der berühmte Fernsehturm. In der Stadt sind auch viele Online-Experten ansässig - die in die Provinz zu locken, ist nicht einfach.
In Berlin steht nicht nur der berühmte Fernsehturm. In der Stadt sind auch viele Online-Experten ansässig - die in die Provinz zu locken, ist nicht einfach.

Vor vier Jahren habe ich die Domain Schuhe24.de gekauft und bin in den Online-Schuhhandel eingestiegen. Auf unserer Plattform können Schuhfachgeschäfte aus ganz Deutschland online ihre Ware verkaufen. Damals dachte ich, es müsse schnell möglich sein, gute Leute für meine Firma zu finden. Dem war aber nicht so. SEO- oder Shopware-Experte ist kein Ausbildungsberuf, das kann man zwar studieren, aber letztlich zählt nur die Praxis. Die guten Leute werden alle von Zalando und Co. ausgebildet und sind in Berlin. In der Rhein-Main-Region, wo wir sitzen,  sind solche technischen Experten kaum zu finden.

Spezial-Know-how war nicht vorhanden

Anfangs setzten wir bei Schuhe24 deshalb auf das Personal, das wir schon hatten. Wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass wir technisches Spezial-Know-how brauchen – und das war überhaupt nicht vorhanden. Außerdem braucht man, um ein Start-up aufzubauen, Leute, die richtig ranklotzen und auch mal länger als 17 Uhr arbeiten. Sonst funktioniert das nicht.

Klar, ich könnte mit Freelancern arbeiten. Auf Dauer wollte ich aber eine Inhouse-Lösung: Auf eigene Mitarbeiter kann ich besser zugreifen, ich hänge nicht von der Auftragslage eines Freelancers ab und kann direkter Aufgaben verteilen, ohne dass ich jedes Mal erst ein Angebot einholen muss.

Der Chef rekrutiert persönlich

Ich habe als Chef also über Xing gezielt Fachkräfte kontaktiert, beispielsweise von Rocket Internet in Berlin. So nach dem Motto: „Mensch, können wir uns mal zum Essen treffen, wir haben hier ein spannendes Thema.“ Außerdem bin ich häufig auf Start-up- und Internetmessen wie die Dmexco oder die Internet World gegangen. Es gibt da ja Apps, da kann ich mir die Teilnehmer aus bestimmten Branchen gefiltert anzeigen lassen. Da habe ich ganz gezielt Leute angesprochen. Und wir haben natürlich auch Stellenanzeigen geschaltet.  Stellenausschreibungen gemacht.

Ein paar Mitarbeiter von Rocket Internet in Berlin wollten zurück in die Heimat und ein paar waren auch schon hier in die Nähe gezogen, die konnten wir rekrutieren. Dass wir höhere Löhne zahlen als in Berlin üblich war da sicher auch ganz hilfreich. Außerdem bieten wir jedem Mitarbeiter einen Firmenwagen und es gibt Boni bei Zielerreichung.

Wir hatten aber auch viele Bewerbungen von Leuten aus Berlin, die zwar an unserem Unternehmen interessiert waren, aber die wollten alle nicht weg aus der Hauptstadt. Ich hatte mir das alles einfacher vorgestellt.

Ein Büro in Berlin

Vollständig konnten wir das Problem nicht lösen. Bis heute haben wir Schwierigkeiten, gute Leute für Suchmaschinenoptimierung zu finden. Die sind alle in Berlin. Anfang nächsten Jahres werden wir deshalb ein Büro in der Hauptstadt eröffnen. Ich glaube, als Start-up kommt man um diesen Schritt kaum herum, auch wenn das einen ziemlichen Aufwand für uns als mittelständisches Unternehmen bedeutet.

Das stellt uns vor einige Herausforderungen. Man braucht vor Ort ja auch eine Führung, wir können die Leute nicht einfach vor sich hinarbeiten lassen. Und außerdem müssen wir sie mit dem Unternehmen verbinden. Die Mitarbeiter dort müssen mitbekommen, was wir hier in der Zentrale in Wiesbaden machen. Sie sollen sich  auch zugehörig fühlen. Das ist ein Thema, das für uns schwierig zu managen ist. Wir sind ja kein Konzern. Aber vielleicht können wir so was wie Mitarbeiteraustausch machen.

So rekrutieren Sie E-Commerce-Spezialisten

Meine Tipps für Unternehmer, die auf SEO-Experten, Shopware-Experten, Online-Marketing-Experten und CRM (Customer-Relationship-Management)-Spezialisten angewiesen sind:

1. Zentral ansiedeln

Suchen Sie sich in jedem Fall eine innerstädtische Location und gehen Sie keinesfalls in ein Gewerbegebiet. Der Arbeitsplatz sollte gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein, das ist für diese Mitarbeiter das Allerwichtigste. Unser Firmensitz war seit 135 Jahren in Hofheim, das liegt 20 Kilometer von Wiesbaden entfernt. Da sagten immer wieder Bewerber Leute: „Huch, warum im Vorort? Wir wollen lieber in der Innenstadt sein.“

Im September 2017 sind wir deshalb in die Wiesbadener Innenstadt in einen coolen Altbau gezogen. Der Schritt fiel mir nicht leicht. In Hofheim war ich als Unternehmer bekannt und gut vernetzt. Wenn man dann in eine andere Stadt geht, ist das auf einen Schlag weg. Aber der Schritt war richtig. Wir hatten in Hofheim auch nicht mehr genug Platz.

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2. Vorteile kommunizieren

Diese meist jungen Spezialisten schätzen die Möglichkeiten, die ihnen ein kleines Start-up bietet. Da sind sie nicht nur einer von 1000 SEO-Experten, sondern können wirklich etwas voranbringen und mitgestalten. Kommunizieren Sie, welche Möglichkeiten Ihre Mitarbeiter bei Ihnen haben, die sie in Konzernen vielleicht nicht haben.

3. Teamgeist stärken

Ein paar „Start-up-Goodies“ sollten Sie bieten. Wir haben zwar keinen Kicker aufgestellt, aber wir gehen regelmäßig zusammen Pizzaessen und machen Firmenevents. Im Sommer waren wir schon zusammen Kanufahren, im Winter auf der Rodelbahn und auch eine Weintour mit Traktor durch den Weinberg fand schon statt.

4. Incentives anbieten

Bieten Sie Incentives für Mitarbeiter, zum Beispiel einen Firmenwagen oder Boni, wenn sie vorher festgelegte Ziele erreichen.

5. Nach Berlin gehen

Wenn alles nichts hilft: Gründen Sie eine Niederlassung in Berlin. Die meisten E-Commerce-Experten wurden von den Großen der Branche wie Zalando oder Amazon in Berlin ausgebildet. Die Wechselbereitschaft dieser Leute ist groß, aber die wollen oft nicht aus der Hauptstadt weg.

Vor vier Jahren habe ich die Domain Schuhe24.de gekauft und bin in den Online-Schuhhandel eingestiegen. Auf unserer Plattform können Schuhfachgeschäfte aus ganz Deutschland online ihre Ware verkaufen. Damals dachte ich, es müsse schnell möglich sein, gute Leute für meine Firma zu finden. Dem war aber nicht so. SEO- oder Shopware-Experte ist kein Ausbildungsberuf, das kann man zwar studieren, aber letztlich zählt nur die Praxis. Die guten Leute werden alle von Zalando und Co. ausgebildet und sind in Berlin. In der Rhein-Main-Region, wo wir sitzen,  sind solche technischen Experten kaum zu finden. Spezial-Know-how war nicht vorhanden Anfangs setzten wir bei Schuhe24 deshalb auf das Personal, das wir schon hatten. Wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass wir technisches Spezial-Know-how brauchen - und das war überhaupt nicht vorhanden. Außerdem braucht man, um ein Start-up aufzubauen, Leute, die richtig ranklotzen und auch mal länger als 17 Uhr arbeiten. Sonst funktioniert das nicht. Klar, ich könnte mit Freelancern arbeiten. Auf Dauer wollte ich aber eine Inhouse-Lösung: Auf eigene Mitarbeiter kann ich besser zugreifen, ich hänge nicht von der Auftragslage eines Freelancers ab und kann direkter Aufgaben verteilen, ohne dass ich jedes Mal erst ein Angebot einholen muss. Der Chef rekrutiert persönlich Ich habe als Chef also über Xing gezielt Fachkräfte kontaktiert, beispielsweise von Rocket Internet in Berlin. So nach dem Motto: „Mensch, können wir uns mal zum Essen treffen, wir haben hier ein spannendes Thema.“ Außerdem bin ich häufig auf Start-up- und Internetmessen wie die Dmexco oder die Internet World gegangen. Es gibt da ja Apps, da kann ich mir die Teilnehmer aus bestimmten Branchen gefiltert anzeigen lassen. Da habe ich ganz gezielt Leute angesprochen. Und wir haben natürlich auch Stellenanzeigen geschaltet.  Stellenausschreibungen gemacht. Ein paar Mitarbeiter von Rocket Internet in Berlin wollten zurück in die Heimat und ein paar waren auch schon hier in die Nähe gezogen, die konnten wir rekrutieren. Dass wir höhere Löhne zahlen als in Berlin üblich war da sicher auch ganz hilfreich. Außerdem bieten wir jedem Mitarbeiter einen Firmenwagen und es gibt Boni bei Zielerreichung. Wir hatten aber auch viele Bewerbungen von Leuten aus Berlin, die zwar an unserem Unternehmen interessiert waren, aber die wollten alle nicht weg aus der Hauptstadt. Ich hatte mir das alles einfacher vorgestellt. Ein Büro in Berlin Vollständig konnten wir das Problem nicht lösen. Bis heute haben wir Schwierigkeiten, gute Leute für Suchmaschinenoptimierung zu finden. Die sind alle in Berlin. Anfang nächsten Jahres werden wir deshalb ein Büro in der Hauptstadt eröffnen. Ich glaube, als Start-up kommt man um diesen Schritt kaum herum, auch wenn das einen ziemlichen Aufwand für uns als mittelständisches Unternehmen bedeutet. Das stellt uns vor einige Herausforderungen. Man braucht vor Ort ja auch eine Führung, wir können die Leute nicht einfach vor sich hinarbeiten lassen. Und außerdem müssen wir sie mit dem Unternehmen verbinden. Die Mitarbeiter dort müssen mitbekommen, was wir hier in der Zentrale in Wiesbaden machen. Sie sollen sich  auch zugehörig fühlen. Das ist ein Thema, das für uns schwierig zu managen ist. Wir sind ja kein Konzern. Aber vielleicht können wir so was wie Mitarbeiteraustausch machen. So rekrutieren Sie E-Commerce-Spezialisten Meine Tipps für Unternehmer, die auf SEO-Experten, Shopware-Experten, Online-Marketing-Experten und CRM (Customer-Relationship-Management)-Spezialisten angewiesen sind: 1. Zentral ansiedeln Suchen Sie sich in jedem Fall eine innerstädtische Location und gehen Sie keinesfalls in ein Gewerbegebiet. Der Arbeitsplatz sollte gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein, das ist für diese Mitarbeiter das Allerwichtigste. Unser Firmensitz war seit 135 Jahren in Hofheim, das liegt 20 Kilometer von Wiesbaden entfernt. Da sagten immer wieder Bewerber Leute: „Huch, warum im Vorort? Wir wollen lieber in der Innenstadt sein.“ Im September 2017 sind wir deshalb in die Wiesbadener Innenstadt in einen coolen Altbau gezogen. Der Schritt fiel mir nicht leicht. In Hofheim war ich als Unternehmer bekannt und gut vernetzt. Wenn man dann in eine andere Stadt geht, ist das auf einen Schlag weg. Aber der Schritt war richtig. Wir hatten in Hofheim auch nicht mehr genug Platz. 2. Vorteile kommunizieren Diese meist jungen Spezialisten schätzen die Möglichkeiten, die ihnen ein kleines Start-up bietet. Da sind sie nicht nur einer von 1000 SEO-Experten, sondern können wirklich etwas voranbringen und mitgestalten. Kommunizieren Sie, welche Möglichkeiten Ihre Mitarbeiter bei Ihnen haben, die sie in Konzernen vielleicht nicht haben. 3. Teamgeist stärken Ein paar „Start-up-Goodies“ sollten Sie bieten. Wir haben zwar keinen Kicker aufgestellt, aber wir gehen regelmäßig zusammen Pizzaessen und machen Firmenevents. Im Sommer waren wir schon zusammen Kanufahren, im Winter auf der Rodelbahn und auch eine Weintour mit Traktor durch den Weinberg fand schon statt. 4. Incentives anbieten Bieten Sie Incentives für Mitarbeiter, zum Beispiel einen Firmenwagen oder Boni, wenn sie vorher festgelegte Ziele erreichen. 5. Nach Berlin gehen Wenn alles nichts hilft: Gründen Sie eine Niederlassung in Berlin. Die meisten E-Commerce-Experten wurden von den Großen der Branche wie Zalando oder Amazon in Berlin ausgebildet. Die Wechselbereitschaft dieser Leute ist groß, aber die wollen oft nicht aus der Hauptstadt weg.
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