Erfolgsdruck
„Ich kann nachts nicht mehr schlafen“

Seit 70 Jahren fährt das Unternehmen von Vanessa Weber verlässlich Gewinne ein. Jetzt muss sie das Geschäft neu aufstellen und dafür massiv investieren. Der Druck steigt. Und sie fragt sich: Warum tue ich mir das eigentlich an?

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Unter Erfolgsdruck: 2019 will Vanessa Weber nicht nur Vollgas geben - sie muss es auch.
Unter Erfolgsdruck: 2019 will Vanessa Weber nicht nur Vollgas geben - sie muss es auch.
© Werkzeug Weber | Bettina Brogsitter-Geiser

Mein Unternehmen, Werkzeug Weber, befindet sich im Umbruch. Wir handeln mit Werkzeug, Business to Business. Doch es ist klar: Akkuschrauber kann man heute überall kaufen und den Preiskampf können und wollen wir nicht gewinnen. Wir brauchen beratungsintensive Produkte, da liegt unsere Stärke.

Um unsere Kompetenz zu erweitern und weg von den vergleichbaren Produkten zu kommen, haben wir ein Zerspanungsunternehmen gekauft. Wir bieten auch immer mehr für die Betriebs- und Büroeinrichtung an. Ab Januar gehen wir außerdem eine strategische Allianz mit einem in der Region und darüber hinaus bekannten Schweißfachhandel ein und bekommen eine Reparaturwerkstatt hinzu. Wieder eine wichtige Dienstleistung mehr und ein Baustein, um noch näher am Kunden zu sein. Denn niemand kauft Schweißmaterial im Internet.

Wir haben massiv investiert

Dazu habe ich einen sehr erfahrenen Vertriebsleiter eingestellt und jemanden für den Außendienst und Innendienst. Aber erfahrene Leute bekommen natürlich keine Anfängergehälter. Kurz gesagt: Wir haben massiv investiert. Das merke ich tagsüber, wenn ich auf unser Firmenkonto blicke. Und das merke ich nachts: Ich kann nicht mehr schlafen.

Für viele Unternehmer mag es ganz normal sein, zu investieren und daher finanziell mal nicht perfekt dazustehen. Für mich ist die Situation neu. Wir sind 100 Prozent durch Eigenkapital finanziert. Ich musste nie ein finanzielles Risiko eingehen. In der gesamten Historie von Werkzeug Weber gab es kein einziges Jahr, in dem kein Gewinn erzielt wurde. Ich bin kein konservativer Mensch, aber mit unserem Geld gehe ich konservativ um. Das ist ja ein wichtiges Gut.

Die Veränderung ist anstrengend. Sehr anstrengend

Es gibt sehr viele Anzeichen, dass unser Plan aufgeht. Die Kunden bestätigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Gerade vor ein paar Tagen haben wir einen 250.000-Euro-Kunden gewonnen. Aber die Veränderung ist anstrengend. Sehr anstrengend. Für mich und für mein Team.

Zwei Mitarbeiter haben gekündigt. Einer, weil er mit den Veränderungen nicht mitgehen wollte. Die andere, weil sie nach zehn Jahren einfach mal was Neues machen wollte. Meine langjährigen Mitarbeiter mussten nach den beiden Kündigungen viel Arbeit auffangen – und haben dadurch, wie ich finde, einen weiteren großen Entwicklungsschritt gemacht. Ohne unsere starke Stammmannschaft hätten wir diese Zeit gar nicht überstanden.

Trotzdem liege ich wach und grüble: Hätte ich etwas anders machen können? Ich versuche, das Grübeln zu lassen und mich zu fokussieren. Ich gucke jetzt mehr auf die Zahlen. Alle 14 Tage spreche ich mit meinem Steuerberater. Wir schauen uns an, was in den nächsten Wochen noch an Aufträgen reinkommen wird. Das beruhigt mich.

Warum tue ich mir das überhaupt alles an?

Und trotzdem. Wenn in dieser Situation ein Mitarbeiter über die neue Wandfarbe im Büro meckert, dann denke ich manchmal: Warum tue ich mir das überhaupt alles an? Ich könnte morgen den Schlüssel rumdrehen, den Laden verkaufen und mich nur noch um mich selbst kümmern. Aber das ist eben nicht, was ein Unternehmer tut. Und noch etwas tut man als Unternehmer eigentlich nicht: All diese Sorgen und auch Frust laut zu äußern. Unternehmer haben sich als unverdrossen zu zeigen, immer optimistisch, hart im Nehmen.

Ich bin Unternehmerin mit Leib und Seele. Natürlich werde ich unverdrossen und auch mit Spaß weitermachen. Aber ich habe keine Lust mehr darauf, dass Unternehmer oft so tun, als liefe bei ihnen immer alles spitze. Als wäre Unternehmersein immer nur erfüllend und gewinnbringend. Machen wir uns doch mal ehrlich: Es ist ein ständiges Auf und Ab. Und seine wahre Stärke muss man zeigen, wenn es gerade mal nicht steil nach oben geht.

In diesem Sinne heißt es für mich 2019: volle Kraft voraus! Und wenn es hart wird, wenn Nachtschichten kommen und Rückschläge, dann denke ich daran, wie wir zu unserer nächsten Weihnachtsfeier voller Stolz auf ein gutes Jahr zurückblicken werden.

Wie gehen Sie mit Druck um? Wie motivieren Sie sich in schweren Zeiten? Schreiben Sie mir oder – noch einfacher – hinterlassen Sie einen Kommentar unter diesem Text. Ich bin gespannt.

Mein Unternehmen, Werkzeug Weber, befindet sich im Umbruch. Wir handeln mit Werkzeug, Business to Business. Doch es ist klar: Akkuschrauber kann man heute überall kaufen und den Preiskampf können und wollen wir nicht gewinnen. Wir brauchen beratungsintensive Produkte, da liegt unsere Stärke. Um unsere Kompetenz zu erweitern und weg von den vergleichbaren Produkten zu kommen, haben wir ein Zerspanungsunternehmen gekauft. Wir bieten auch immer mehr für die Betriebs- und Büroeinrichtung an. Ab Januar gehen wir außerdem eine strategische Allianz mit einem in der Region und darüber hinaus bekannten Schweißfachhandel ein und bekommen eine Reparaturwerkstatt hinzu. Wieder eine wichtige Dienstleistung mehr und ein Baustein, um noch näher am Kunden zu sein. Denn niemand kauft Schweißmaterial im Internet. Wir haben massiv investiert Dazu habe ich einen sehr erfahrenen Vertriebsleiter eingestellt und jemanden für den Außendienst und Innendienst. Aber erfahrene Leute bekommen natürlich keine Anfängergehälter. Kurz gesagt: Wir haben massiv investiert. Das merke ich tagsüber, wenn ich auf unser Firmenkonto blicke. Und das merke ich nachts: Ich kann nicht mehr schlafen. Für viele Unternehmer mag es ganz normal sein, zu investieren und daher finanziell mal nicht perfekt dazustehen. Für mich ist die Situation neu. Wir sind 100 Prozent durch Eigenkapital finanziert. Ich musste nie ein finanzielles Risiko eingehen. In der gesamten Historie von Werkzeug Weber gab es kein einziges Jahr, in dem kein Gewinn erzielt wurde. Ich bin kein konservativer Mensch, aber mit unserem Geld gehe ich konservativ um. Das ist ja ein wichtiges Gut. Die Veränderung ist anstrengend. Sehr anstrengend Es gibt sehr viele Anzeichen, dass unser Plan aufgeht. Die Kunden bestätigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Gerade vor ein paar Tagen haben wir einen 250.000-Euro-Kunden gewonnen. Aber die Veränderung ist anstrengend. Sehr anstrengend. Für mich und für mein Team. Zwei Mitarbeiter haben gekündigt. Einer, weil er mit den Veränderungen nicht mitgehen wollte. Die andere, weil sie nach zehn Jahren einfach mal was Neues machen wollte. Meine langjährigen Mitarbeiter mussten nach den beiden Kündigungen viel Arbeit auffangen – und haben dadurch, wie ich finde, einen weiteren großen Entwicklungsschritt gemacht. Ohne unsere starke Stammmannschaft hätten wir diese Zeit gar nicht überstanden. Trotzdem liege ich wach und grüble: Hätte ich etwas anders machen können? Ich versuche, das Grübeln zu lassen und mich zu fokussieren. Ich gucke jetzt mehr auf die Zahlen. Alle 14 Tage spreche ich mit meinem Steuerberater. Wir schauen uns an, was in den nächsten Wochen noch an Aufträgen reinkommen wird. Das beruhigt mich. Warum tue ich mir das überhaupt alles an? Und trotzdem. Wenn in dieser Situation ein Mitarbeiter über die neue Wandfarbe im Büro meckert, dann denke ich manchmal: Warum tue ich mir das überhaupt alles an? Ich könnte morgen den Schlüssel rumdrehen, den Laden verkaufen und mich nur noch um mich selbst kümmern. Aber das ist eben nicht, was ein Unternehmer tut. Und noch etwas tut man als Unternehmer eigentlich nicht: All diese Sorgen und auch Frust laut zu äußern. Unternehmer haben sich als unverdrossen zu zeigen, immer optimistisch, hart im Nehmen. Ich bin Unternehmerin mit Leib und Seele. Natürlich werde ich unverdrossen und auch mit Spaß weitermachen. Aber ich habe keine Lust mehr darauf, dass Unternehmer oft so tun, als liefe bei ihnen immer alles spitze. Als wäre Unternehmersein immer nur erfüllend und gewinnbringend. Machen wir uns doch mal ehrlich: Es ist ein ständiges Auf und Ab. Und seine wahre Stärke muss man zeigen, wenn es gerade mal nicht steil nach oben geht. In diesem Sinne heißt es für mich 2019: volle Kraft voraus! Und wenn es hart wird, wenn Nachtschichten kommen und Rückschläge, dann denke ich daran, wie wir zu unserer nächsten Weihnachtsfeier voller Stolz auf ein gutes Jahr zurückblicken werden. Wie gehen Sie mit Druck um? Wie motivieren Sie sich in schweren Zeiten? Schreiben Sie mir oder – noch einfacher – hinterlassen Sie einen Kommentar unter diesem Text. Ich bin gespannt.
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