Erfahrungsbericht Vertrauensurlaub  So funktioniert das Modell des Vertrauensurlaubs in der Praxis

Den Mitarbeitern unbegrenzte Urlaubstage gewähren? "Das kann doch nicht funktionieren", denken viele. Zwei Unternehmen haben es ausprobiert. Ein Erfahrungsbericht.

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© akinbostanci / E+ / getty images

Paul Jonas, 29, erinnert sich noch gut an den Moment, in dem er sich für die Freiheit entschied. Drei Jahre war sein Möbelunternehmen Revive aus Köln damals alt und mit 15 Mitarbeitern inzwischen so groß, dass er und sein Mitgründer Jonas Brenig, 28, im Alltag nicht mehr in alle Prozesse eingebunden waren. „Immer wieder gingen damals Dinge schief“, erzählt Jonas. „Kunden waren unzufrieden, und wir waren mit der Leistung einiger Mitarbeiter nicht glücklich.“

Zunächst führten die beiden Unternehmer deshalb viele Regeln ein: Es gab feste Arbeitszeiten, die penibel notiert wurden, regelmäßige Erfolgskontrollen und sogar ein Rauchverbot. „Ätzend war das“, erinnert sich Jonas und lacht, „für die Mitarbeiter, aber auch für uns Gründer.“ Die Unternehmer entschieden sich deshalb für einen radikalen Kurswechsel in Richtung Freiheit. Sie schafften das Rauchverbot ab, führten flexible Arbeitszeiten ein und – weil sie das nur als konsequent empfanden – sogar das Prinzip des Vertrauensurlaubs.

„Freiheit bringt Verantwortung“

Seit diesem Tag kann jeder und jede so viel Urlaub nehmen, wie er oder sie möchte. Vorausgesetzt, man hat dafür gesorgt, dass die eigenen Projekte reibungslos weiterlaufen und in der Abwesenheit, wenn nötig, von Kollegen betreut werden. „Freiheit bringt Verantwortung mit sich“, sagt Paul Jonas. „Wir haben gemerkt, dass unser Team sehr gut mit dieser Verantwortung umgehen kann.“

Heute läuft es in seinem Unternehmen viel besser, findet Jonas. Aus seiner Sicht liegt das nicht nur, aber zu einem entscheidenden Anteil an dem Vertrauen, das sie ihren Mitarbeitern entgegenbringen.

Als Vorreiter in Sachen Vertrauensurlaub gilt der US-Streamingdienst Netflix. Das Unternehmen verfolgt die Philosophie, Teammitgliedern maximale Freiheiten zu gewähren, um dadurch die klügsten und effizientesten Köpfe dauerhaft an die Firma zu binden. Neben flexiblen Arbeitszeiten und unbegrenzten Budgets gehört auch die Möglichkeit dazu, dass jeder oder jede so viel Urlaub nehmen kann, wie er oder sie möchte.

In Deutschland wird das Konzept bislang nur von wenigen Unternehmen genutzt. Zwei von ihnen stellen wir in dieser Geschichte vor. Ein Vorteil des Vertrauensurlaubs liegt beispielsweise darin, dass Chefs sich nicht aktiv um die Urlaubsplanung kümmern müssen.


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