Resilienz stärken
Wie Sie Krisen besser durchstehen

Manche Menschen lassen sich einfach nicht unterkriegen: Selbst wenn sich die Probleme häufen, bewahren sie einen kühlen Kopf. Resilienz nennen Wissenschaftler diese innere Stärke. Kann man sie trainieren?

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Stark und standhaft wie ein Baum, auch bei kräftigem Gegenwind - wer wünscht sich das nicht?  Experten zufolge gibt es Übungen, die die Resilienz stärken.
Stark und standhaft wie ein Baum, auch bei kräftigem Gegenwind - wer wünscht sich das nicht? Experten zufolge gibt es Übungen, die die Resilienz stärken.
© sergeyonas / Fotolia.com

Sie sind gleichzeitig flexibel und standhaft. Sind Veränderungen im Unternehmen nötig, kommen sie damit zurecht. Ist der Druck hoch, schaffen sie es, ihn auszugleichen. Solche Menschen sind sehr resilient. „Man meint damit die generelle Fähigkeit, Krisen, besondere Belastungen, schwierige Lebenssituationen gut zu bewältigen“, erklärt Klaus Fröhlich-Gildhoff, Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Er forscht zum Thema Resilienz.

Der Begriff habe seine Ursprünge in der Werkstoffkunde, sagt Ella Gabriele Ammann, die Coachings zur Resilienzförderung anbietet. Er bedeute, dass sich ein Stoff unter Druck verformen lässt und danach wieder in seine Ursprungsform zurückfinden kann. Bei Menschen sagt Resilienz aber noch ein wenig mehr: Durch die Herausforderung oder Krise sind sie gereift und gewachsen.

Warum ist Resilienz für die Arbeit so bedeutend?

„Resilienz ist heute so wichtig für unseren Beruf, weil wir uns mehr denn je ständig an neue Situationen anpassen müssen“, sagt Amann. „Diejenigen, die resilient sind, können Veränderungsprozesse besser meistern“, fügt die Ärztin und Unternehmensberaterin Mirriam Prieß hinzu. „Sie sehen in jeder Krise die Chance auf Veränderung.“ Und selbst wenn sie mal scheitern, ist das kein Weltuntergang: Denn sie verlieren sich in einer negativen Situation nicht in den eigenen Gefühlen, sondern lernen daraus und gehen weiter, so Prieß. Andere, die keine hoheResilienz haben, verbeißen sich dagegen im Problem und erschöpfen sich so.

Auch im Zuge von Arbeitsverdichtung ist es ein Vorteil, resilient zu sein, um mit den Anforderungen im Berufsleben, dem Stress, zurechtzukommen, sagt Fröhlich-Gildhoff. Die seelische Belastbarkeit zu stärken, sei dann von großer Bedeutung. Gleichzeitig müsse man sich aber auch um die eigene Gesundheit kümmern – denn sind Aufgaben einfach nicht zu erfüllen, nutzt es auch nichts, extrem belastbar zu sein.

Resiliente Menschen haben im Berufsleben außerdem den Vorteil, Dinge auch einmal von sich abprallen lassen zu können und gelassener zu sein, so der Professor. Sie wissen, welche Bedeutung die Arbeit für sie hat, und achten auf eine Balance zwischen Beruf, Freizeit und anderen sozialen Kontakten.

Warum sind manche Menschen sehr resilient, andere weniger?

Fröhlich-Gildhoff sagt, dass die Grundlage für Resilienz in der frühen Kindheit gelegt wird. Resilienz werde durch die Erfahrung einer stabilen, Halt gebenden Beziehung geschaffen. „Da ist jemand da, der mich hält, der mich aber auch fordert“, mit diesen Worten beschreibt er das Gefühl, das Kinder erfahren, die später zu resilienten Erwachsenen heranreifen. Prieß, die ein Buch über Resilienz geschrieben hat, stellt die Atmosphäre im Elternhaus heraus: Dadurch, wie die Eltern untereinander umgehen und mit dem Kind, lerne dieses, mit sich selbst und der Welt umzugehen.

Daneben gebe es personelle Resilienzfaktoren, sagt Fröhlich-Gildhoff. Das sind eine angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung, angemessene Selbststeuerungsfähigkeiten – also mit aufkommenden Gefühlen umzugehen -, soziale Kompetenzen, Problemlösungskompetenzen, eine positive Selbstwirksamkeitserwartung – dass man sich also selbst als wirksam erfährt -, und Bewältigungsfähigkeiten: Was kann ich leisten, wo kann ich mir Unterstützung holen?

Kann ich meine Resilienz stärken?

Wer unter Stress leidet und sich unter Druck gesetzt fühlt, fragt sich häufig, wie er seine innere Widerstandskraft stärken kann. „Das Gute ist: Sie können es trainieren“, beruhigt Prieß. Aber: „Je älter der Mensch ist, desto schwieriger ist es“, sagt Fröhlich-Gildhoff.

Prieß spricht davon, dass man sich von den gemachten Erfahrungen lösen muss, um wieder einen klaren Blick auf die Welt zu bekommen. Ein Beispiel: Als Kind hat jemand eine Ohnmachtserfahrung gemacht, weil er mit dem cholerischen Vater nie eine Augenhöhe erfahren hat. Nun hat er einen aufbrausenden Geschäftspartner. „Ich verliere die Augenhöhe, weil er mich an den Vater erinnert“, sagt Prieß. Das gilt es, sich bewusst zu machen. Und dann müsse man an seiner Beziehungsfähigkeit arbeiten – also eine gute Beziehung zu sich selbst und dem Umfeld aufbauen, denn beides ist eine entscheidende Voraussetzung für Resilienz.

Was heißt das konkret? Für Prieß bedeutet es, fünf Faktoren zu trainieren: Interesse und Empathie sowohl gegenüber anderen als auch gegenüber sich selbst, Augenhöhe – also weder auf das Gegenüber hinabzublicken noch es in den Himmel zu heben. Außerdem zählten Wertschätzung und Respekt dazu. Diese Faktoren könne man selbst trainieren: „Sie selbst merken, wofür Sie sich verurteilen, Sie merken, ob Sie Ja zu sich sagen.“ Gut ist aber, erst einmal mit einem Faktor zu beginnen. „Die fünf auf einmal zu trainieren, ist häufig zu viel.“ Ist die innere Blockade zu hoch, gilt es, sich Hilfe zu holen.

Fröhlich-Gildhoff rät zu Achtsamkeitstrainings – auch Yoga könne helfen, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wer Probleme mit der Selbststeuerung hat, etwa schnell wütend wird oder in Panik verfällt, müsse lernen, einen Filter einzuschieben. Auch das geht mit Entspannungsverfahren. „Ein sehr gutes Mittel ist Bewegung. Beim Laufen oder Schwimmen erzielt man relativ schnell Fortschritte – so schafft man sich ein Selbstwirksamkeitserleben.“ Oft helfe auch das Gespräch mit anderen – etwa Freunden, aber auch Psychotherapeuten.

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Amann macht aber auch deutlich, dass diese Techniken nur bis zu einem bestimmten Maß helfen. Wer 24 Stunden erreichbar sein muss, hat ein Problem der Gesamtüberforderung. Deshalb müsse eben auch die Umgebung die Resilienz fördern.

Welches Ergebnis kann ein Resilienz-Training haben?

Gelassener reagieren, sich von Problemen nicht unterkriegen lassen – das gelingt besser, wenn man seine Resilienz schult. Man hat außerdem gelernt, Grenzen zu ziehen. „Dieses Selbstbewusstsein ist eine Konsequenz“, sagt Amann. Auch darauf muss man gefasst sein. Denn wer nun gelernt hat, Nein zu sagen, vorher aber brav alles gemacht hat, wonach er gefragt wurde, erntet vielleicht erst einmal Ärger, sagt Fröhlich-Gildhoff – als Unternehmer etwa mit Kunden, Geschäftspartnern oder Mitarbeitern. In dieser Situation ist es wichtig, jemanden zu haben, der einen unterstützt: etwa den Partner oder gute Freunde.

Für Unternehmer kann Resilienz aber auch bedeuten: die Notbremse ziehen. Denn, so betont Amann, resilient ist nicht gleich stressresistent.

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Sie sind gleichzeitig flexibel und standhaft. Sind Veränderungen im Unternehmen nötig, kommen sie damit zurecht. Ist der Druck hoch, schaffen sie es, ihn auszugleichen. Solche Menschen sind sehr resilient. "Man meint damit die generelle Fähigkeit, Krisen, besondere Belastungen, schwierige Lebenssituationen gut zu bewältigen", erklärt Klaus Fröhlich-Gildhoff, Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Er forscht zum Thema Resilienz. Der Begriff habe seine Ursprünge in der Werkstoffkunde, sagt Ella Gabriele Ammann, die Coachings zur Resilienzförderung anbietet. Er bedeute, dass sich ein Stoff unter Druck verformen lässt und danach wieder in seine Ursprungsform zurückfinden kann. Bei Menschen sagt Resilienz aber noch ein wenig mehr: Durch die Herausforderung oder Krise sind sie gereift und gewachsen. Warum ist Resilienz für die Arbeit so bedeutend? "Resilienz ist heute so wichtig für unseren Beruf, weil wir uns mehr denn je ständig an neue Situationen anpassen müssen", sagt Amann. "Diejenigen, die resilient sind, können Veränderungsprozesse besser meistern", fügt die Ärztin und Unternehmensberaterin Mirriam Prieß hinzu. "Sie sehen in jeder Krise die Chance auf Veränderung." Und selbst wenn sie mal scheitern, ist das kein Weltuntergang: Denn sie verlieren sich in einer negativen Situation nicht in den eigenen Gefühlen, sondern lernen daraus und gehen weiter, so Prieß. Andere, die keine hoheResilienz haben, verbeißen sich dagegen im Problem und erschöpfen sich so. Auch im Zuge von Arbeitsverdichtung ist es ein Vorteil, resilient zu sein, um mit den Anforderungen im Berufsleben, dem Stress, zurechtzukommen, sagt Fröhlich-Gildhoff. Die seelische Belastbarkeit zu stärken, sei dann von großer Bedeutung. Gleichzeitig müsse man sich aber auch um die eigene Gesundheit kümmern - denn sind Aufgaben einfach nicht zu erfüllen, nutzt es auch nichts, extrem belastbar zu sein. Resiliente Menschen haben im Berufsleben außerdem den Vorteil, Dinge auch einmal von sich abprallen lassen zu können und gelassener zu sein, so der Professor. Sie wissen, welche Bedeutung die Arbeit für sie hat, und achten auf eine Balance zwischen Beruf, Freizeit und anderen sozialen Kontakten. Warum sind manche Menschen sehr resilient, andere weniger? Fröhlich-Gildhoff sagt, dass die Grundlage für Resilienz in der frühen Kindheit gelegt wird. Resilienz werde durch die Erfahrung einer stabilen, Halt gebenden Beziehung geschaffen. "Da ist jemand da, der mich hält, der mich aber auch fordert", mit diesen Worten beschreibt er das Gefühl, das Kinder erfahren, die später zu resilienten Erwachsenen heranreifen. Prieß, die ein Buch über Resilienz geschrieben hat, stellt die Atmosphäre im Elternhaus heraus: Dadurch, wie die Eltern untereinander umgehen und mit dem Kind, lerne dieses, mit sich selbst und der Welt umzugehen. Daneben gebe es personelle Resilienzfaktoren, sagt Fröhlich-Gildhoff. Das sind eine angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung, angemessene Selbststeuerungsfähigkeiten - also mit aufkommenden Gefühlen umzugehen -, soziale Kompetenzen, Problemlösungskompetenzen, eine positive Selbstwirksamkeitserwartung - dass man sich also selbst als wirksam erfährt -, und Bewältigungsfähigkeiten: Was kann ich leisten, wo kann ich mir Unterstützung holen? Kann ich meine Resilienz stärken? Wer unter Stress leidet und sich unter Druck gesetzt fühlt, fragt sich häufig, wie er seine innere Widerstandskraft stärken kann. "Das Gute ist: Sie können es trainieren", beruhigt Prieß. Aber: "Je älter der Mensch ist, desto schwieriger ist es", sagt Fröhlich-Gildhoff. Prieß spricht davon, dass man sich von den gemachten Erfahrungen lösen muss, um wieder einen klaren Blick auf die Welt zu bekommen. Ein Beispiel: Als Kind hat jemand eine Ohnmachtserfahrung gemacht, weil er mit dem cholerischen Vater nie eine Augenhöhe erfahren hat. Nun hat er einen aufbrausenden Geschäftspartner. "Ich verliere die Augenhöhe, weil er mich an den Vater erinnert", sagt Prieß. Das gilt es, sich bewusst zu machen. Und dann müsse man an seiner Beziehungsfähigkeit arbeiten - also eine gute Beziehung zu sich selbst und dem Umfeld aufbauen, denn beides ist eine entscheidende Voraussetzung für Resilienz. Was heißt das konkret? Für Prieß bedeutet es, fünf Faktoren zu trainieren: Interesse und Empathie sowohl gegenüber anderen als auch gegenüber sich selbst, Augenhöhe - also weder auf das Gegenüber hinabzublicken noch es in den Himmel zu heben. Außerdem zählten Wertschätzung und Respekt dazu. Diese Faktoren könne man selbst trainieren: "Sie selbst merken, wofür Sie sich verurteilen, Sie merken, ob Sie Ja zu sich sagen." Gut ist aber, erst einmal mit einem Faktor zu beginnen. "Die fünf auf einmal zu trainieren, ist häufig zu viel." Ist die innere Blockade zu hoch, gilt es, sich Hilfe zu holen. Fröhlich-Gildhoff rät zu Achtsamkeitstrainings - auch Yoga könne helfen, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wer Probleme mit der Selbststeuerung hat, etwa schnell wütend wird oder in Panik verfällt, müsse lernen, einen Filter einzuschieben. Auch das geht mit Entspannungsverfahren. "Ein sehr gutes Mittel ist Bewegung. Beim Laufen oder Schwimmen erzielt man relativ schnell Fortschritte - so schafft man sich ein Selbstwirksamkeitserleben." Oft helfe auch das Gespräch mit anderen - etwa Freunden, aber auch Psychotherapeuten. Amann macht aber auch deutlich, dass diese Techniken nur bis zu einem bestimmten Maß helfen. Wer 24 Stunden erreichbar sein muss, hat ein Problem der Gesamtüberforderung. Deshalb müsse eben auch die Umgebung die Resilienz fördern. Welches Ergebnis kann ein Resilienz-Training haben? Gelassener reagieren, sich von Problemen nicht unterkriegen lassen - das gelingt besser, wenn man seine Resilienz schult. Man hat außerdem gelernt, Grenzen zu ziehen. "Dieses Selbstbewusstsein ist eine Konsequenz", sagt Amann. Auch darauf muss man gefasst sein. Denn wer nun gelernt hat, Nein zu sagen, vorher aber brav alles gemacht hat, wonach er gefragt wurde, erntet vielleicht erst einmal Ärger, sagt Fröhlich-Gildhoff – als Unternehmer etwa mit Kunden, Geschäftspartnern oder Mitarbeitern. In dieser Situation ist es wichtig, jemanden zu haben, der einen unterstützt: etwa den Partner oder gute Freunde. Für Unternehmer kann Resilienz aber auch bedeuten: die Notbremse ziehen. Denn, so betont Amann, resilient ist nicht gleich stressresistent.
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