Zoom Fatigue
4 Tipps gegen die Online-Müdigkeit

Die meisten Menschen fühlen sich nach Videokonferenzen erschöpft und unkonzentriert. Der Grund: Virtuelle Meetings belasten unsere Psyche. Vier Tipps, wie Sie diese Zoom Fatigue vermeiden.

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Bei Zoom-Fatigue fühlen sich viele Menschen erschöpft nach Online-Meetings.
© photoman / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

Seit Beginn der Corona-Krise arbeiten Beschäftigte, Chefs und Chefinnen vermehrt im Homeoffice. Und so laufen viele Besprechungen und Workshops mittlerweile virtuell ab, häufig in einer hohen Taktung. Experten gehen davon aus, dass das auch nach Ende der Pandemie so bleiben wird. Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung etwa erklären in einer Studienübersicht, dass immer mehr Menschen weiterhin zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten wollen ­– und dass immer mehr Unternehmen ihnen diese Möglichkeit bieten.

Das Problem: Laut einer Untersuchung des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE leiden gut 67 Prozent der befragten Beschäftigten, die häufiger an Videokonferenzen teilnehmen, unter Zoom Fatigue – einem Beschwerdebild mit Symptomen wie Konzentrationsschwäche, Ungeduld, geringerer Aufmerksamkeit, Genervtsein, Müdigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen, Sehstörungen, Fahrigkeit und Schlafproblemen.

Der Kognitionspsychologe Jeremy Bailenson, Direktor des Stanford Virtual Human Interaction Lab, erklärt in einer Studie und in einem begleitenden Artikel, warum virtuelle Meetings so belastend sind. Und was gegen das Phänomen Zoom Fatigue hilft.

Tipp 1 gegen die Zoom Fatigue: Den Augenkontakt reduzieren

Das Problem:

In virtuellen Meetings sind wir Bailenson zufolge einer unnatürlich hohen Menge an direktem Augenkontakt ausgesetzt. Während wir in einem Vor-Ort-Meeting mal zum Kollegen schauen, der gerade spricht, mal den Blick durch den Raum wandern lassen oder uns Notizen machen, blickt in virtuellen Konferenzen permanent jeder jeden an. Das sorge für Stress.

Hinzu kommt: Insbesondere, wenn wir einen externen Monitor benutzen, sehen wir die Gesichter in einer Größe, die uns nur bei vertrauten Menschen angenehm ist. „Wenn das Gesicht eines anderen unserem eigenen im echten Leben so nah kommt, interpretiert unser Gehirn dies als eine sehr intensive Situation – die entweder dazu führt, dass wir uns paaren oder uns streiten“, erklärt Bailenson.

Dies ist der Grund, weshalb wir etwa im Fahrstuhl so oft zu Boden blicken, wenn wir dort in einer Gruppe zusammenstehen. In virtuellen Meetings aber sind wir gezwungen, uns diesem Kontakt auch mit weniger vertrauten Mitarbeitern aus dem Team auszusetzen. Das Ergebnis: „Haben wir mehrere Zoom-Meetings hintereinander, sind wir über Stunden hinweg in einem übererregten Zustand“, so der Experte weiter. Dies ist eine der Hauptursachen der Zoom Fatigue.

Die Lösung:

Gehen Sie aus dem Full-Screen-Modus und verkleinern Sie das Fenster des virtuellen Meeting-Raums so weit wie irgend möglich. Indem wir so die Gesichtsgröße der anderen Teilnehmer reduzieren, schaffen wir dem Experten zufolge eine Distanz. Das verringere den Stress, der durch den direkten Augenkontakt entsteht.

Wer eine externe Tastatur nutzt, kann auch den Abstand zum Bildschirm weiter vergrößern.

Tipp 2 gegen die Zoom Fatigue: Die Selbstansicht vermeiden

Das Problem:

Die Selbstansicht in Videokonferenzen sorgt dafür, dass wir permanent wahrnehmen, wie wir gerade aussehen. „Würde uns in der realen Welt jemand mit einem Spiegel verfolgen, während wir mit anderen reden, Entscheidungen treffen, Feedback geben oder erhalten – es wäre einfach nur verrückt. Niemand würde auf so etwas kommen“, so Bailenson.

In Videocalls aber geschieht genau das, mitunter stundenlang. Studien zeigen, dass wir selbstkritischer sind, wenn wir uns häufig selbst sehen. Und dass außerdem negative Gefühle entstehen. Dadurch verursachten virtuelle Meetings enormen Stress und seien extrem belastend, was zur Zoom Fatigue führen kann.

Die Lösung:

Der Psychologe rät schlicht dazu, die Selbstansicht auszuschalten, sobald klar ist, dass das eigene Gesicht im Bildfeld der Kamera gut zu sehen ist.

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Tipp 3 gegen die Zoom Fatigue: Die Bewegungsfreiheit vergrößern

Das Problem:

Persönliche Treffen oder Gespräche via Telefon erlauben es uns, herumzulaufen oder zumindest auf dem Stuhl ein wenig hin und her zu rutschen. In Videokonferenzen dagegen sind wir gezwungen, in einer Position zu verharren, da die Kameras nur ein begrenztes Bildfeld aufnehmen. Das erschwert Bailenson zufolge die geistige Arbeit und die Konzentration: Die Forschung zeige immer mehr, dass Menschen bessere kognitive Leistungen bringen, wenn sie sich bewegen.

Die Lösung:

Der Psychologe empfiehlt, eine externe Tastatur zu nutzen und zusätzlich eine externe Kamera, die weit weg vom Bildschirm positioniert wird. Das erweitere das Bildfeld und erlaube es beispielsweise, vor sich hinzukritzeln oder sich ein wenig zu bewegen. Außerdem rät der Psychologe dazu, die Videofunktion immer wieder einmal abzustellen, um sich eine kurze Bewegungspause und motorische Ablenkung zu ermöglichen. In wiederkehrenden Meetings sollte dies als Regel für alle Teilnehmer etabliert werden, um der Zoom Fatigue vorzubeugen.

Tipp 4 gegen die Zoom Fatigue: Die kognitive Beanspruchung verringern

Das Problem:

Zu jeder Kommunikation gehören nonverbale Signale, die wir etwa über Mimik, Gestik und weitere Elemente der Körpersprache senden. In Videokonferenzen müssen wir Bailenson zufolge härter arbeiten, um uns auf diese Weise auszudrücken. „Wenn wir etwa jemandem zeigen wollen, dass wir ihm zustimmen, müssen wir übertrieben mit dem Kopf nicken oder mit dem Daumen nach oben zeigen. Das beansprucht uns kognitiv enorm.“ Und das auch noch besonders oft, denn häufig ist die Tonqualität in Meetings nicht die beste. Diese Anstrengungen führen dann zu Ermüdung und Erschöpfung.

Die Lösung:

Legen Sie auch hier „Audio-Only-Pausen“ ein, schalten Sie also die Kamera aus – oder drehen Sie den Körper vom Bildschirm weg. Dies gewährt eine Auszeit vom Zwang, nonverbal aktiv sein und die Gesten der anderen deuten zu müssen.

Sie wünschen sich nicht nur entspanntere, sondern auch effizientere Meetings?

Mehr dazu hier: Virtuelle Meetings: 5 Regeln für erfolgreiche Videokonferenzen

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Seit Beginn der Corona-Krise arbeiten Beschäftigte, Chefs und Chefinnen vermehrt im Homeoffice. Und so laufen viele Besprechungen und Workshops mittlerweile virtuell ab, häufig in einer hohen Taktung. Experten gehen davon aus, dass das auch nach Ende der Pandemie so bleiben wird. Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung etwa erklären in einer Studienübersicht, dass immer mehr Menschen weiterhin zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten wollen ­– und dass immer mehr Unternehmen ihnen diese Möglichkeit bieten. Das Problem: Laut einer Untersuchung des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE leiden gut 67 Prozent der befragten Beschäftigten, die häufiger an Videokonferenzen teilnehmen, unter Zoom Fatigue – einem Beschwerdebild mit Symptomen wie Konzentrationsschwäche, Ungeduld, geringerer Aufmerksamkeit, Genervtsein, Müdigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen, Sehstörungen, Fahrigkeit und Schlafproblemen. Der Kognitionspsychologe Jeremy Bailenson, Direktor des Stanford Virtual Human Interaction Lab, erklärt in einer Studie und in einem begleitenden Artikel, warum virtuelle Meetings so belastend sind. Und was gegen das Phänomen Zoom Fatigue hilft. Tipp 1 gegen die Zoom Fatigue: Den Augenkontakt reduzieren Das Problem: In virtuellen Meetings sind wir Bailenson zufolge einer unnatürlich hohen Menge an direktem Augenkontakt ausgesetzt. Während wir in einem Vor-Ort-Meeting mal zum Kollegen schauen, der gerade spricht, mal den Blick durch den Raum wandern lassen oder uns Notizen machen, blickt in virtuellen Konferenzen permanent jeder jeden an. Das sorge für Stress. Hinzu kommt: Insbesondere, wenn wir einen externen Monitor benutzen, sehen wir die Gesichter in einer Größe, die uns nur bei vertrauten Menschen angenehm ist. „Wenn das Gesicht eines anderen unserem eigenen im echten Leben so nah kommt, interpretiert unser Gehirn dies als eine sehr intensive Situation – die entweder dazu führt, dass wir uns paaren oder uns streiten“, erklärt Bailenson. Dies ist der Grund, weshalb wir etwa im Fahrstuhl so oft zu Boden blicken, wenn wir dort in einer Gruppe zusammenstehen. In virtuellen Meetings aber sind wir gezwungen, uns diesem Kontakt auch mit weniger vertrauten Mitarbeitern aus dem Team auszusetzen. Das Ergebnis: „Haben wir mehrere Zoom-Meetings hintereinander, sind wir über Stunden hinweg in einem übererregten Zustand“, so der Experte weiter. Dies ist eine der Hauptursachen der Zoom Fatigue. Die Lösung: Gehen Sie aus dem Full-Screen-Modus und verkleinern Sie das Fenster des virtuellen Meeting-Raums so weit wie irgend möglich. Indem wir so die Gesichtsgröße der anderen Teilnehmer reduzieren, schaffen wir dem Experten zufolge eine Distanz. Das verringere den Stress, der durch den direkten Augenkontakt entsteht. Wer eine externe Tastatur nutzt, kann auch den Abstand zum Bildschirm weiter vergrößern. Tipp 2 gegen die Zoom Fatigue: Die Selbstansicht vermeiden Das Problem: Die Selbstansicht in Videokonferenzen sorgt dafür, dass wir permanent wahrnehmen, wie wir gerade aussehen. „Würde uns in der realen Welt jemand mit einem Spiegel verfolgen, während wir mit anderen reden, Entscheidungen treffen, Feedback geben oder erhalten – es wäre einfach nur verrückt. Niemand würde auf so etwas kommen“, so Bailenson. In Videocalls aber geschieht genau das, mitunter stundenlang. Studien zeigen, dass wir selbstkritischer sind, wenn wir uns häufig selbst sehen. Und dass außerdem negative Gefühle entstehen. Dadurch verursachten virtuelle Meetings enormen Stress und seien extrem belastend, was zur Zoom Fatigue führen kann. Die Lösung: Der Psychologe rät schlicht dazu, die Selbstansicht auszuschalten, sobald klar ist, dass das eigene Gesicht im Bildfeld der Kamera gut zu sehen ist. Tipp 3 gegen die Zoom Fatigue: Die Bewegungsfreiheit vergrößern Das Problem: Persönliche Treffen oder Gespräche via Telefon erlauben es uns, herumzulaufen oder zumindest auf dem Stuhl ein wenig hin und her zu rutschen. In Videokonferenzen dagegen sind wir gezwungen, in einer Position zu verharren, da die Kameras nur ein begrenztes Bildfeld aufnehmen. Das erschwert Bailenson zufolge die geistige Arbeit und die Konzentration: Die Forschung zeige immer mehr, dass Menschen bessere kognitive Leistungen bringen, wenn sie sich bewegen. Die Lösung: Der Psychologe empfiehlt, eine externe Tastatur zu nutzen und zusätzlich eine externe Kamera, die weit weg vom Bildschirm positioniert wird. Das erweitere das Bildfeld und erlaube es beispielsweise, vor sich hinzukritzeln oder sich ein wenig zu bewegen. Außerdem rät der Psychologe dazu, die Videofunktion immer wieder einmal abzustellen, um sich eine kurze Bewegungspause und motorische Ablenkung zu ermöglichen. In wiederkehrenden Meetings sollte dies als Regel für alle Teilnehmer etabliert werden, um der Zoom Fatigue vorzubeugen. Tipp 4 gegen die Zoom Fatigue: Die kognitive Beanspruchung verringern Das Problem: Zu jeder Kommunikation gehören nonverbale Signale, die wir etwa über Mimik, Gestik und weitere Elemente der Körpersprache senden. In Videokonferenzen müssen wir Bailenson zufolge härter arbeiten, um uns auf diese Weise auszudrücken. „Wenn wir etwa jemandem zeigen wollen, dass wir ihm zustimmen, müssen wir übertrieben mit dem Kopf nicken oder mit dem Daumen nach oben zeigen. Das beansprucht uns kognitiv enorm.“ Und das auch noch besonders oft, denn häufig ist die Tonqualität in Meetings nicht die beste. Diese Anstrengungen führen dann zu Ermüdung und Erschöpfung. Die Lösung: Legen Sie auch hier „Audio-Only-Pausen“ ein, schalten Sie also die Kamera aus – oder drehen Sie den Körper vom Bildschirm weg. Dies gewährt eine Auszeit vom Zwang, nonverbal aktiv sein und die Gesten der anderen deuten zu müssen. Sie wünschen sich nicht nur entspanntere, sondern auch effizientere Meetings? Mehr dazu hier: Virtuelle Meetings: 5 Regeln für erfolgreiche Videokonferenzen
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