Energiespartipps für Unternehmen
So sparen Sie in der Firma Geld für Heizung und Strom

Die hohen Energiekosten belasten weiterhin viele Unternehmen. Was tun? 10 Energiespartipps, mit denen Ihr Betrieb günstig durch die nächsten Monate kommt.

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Energiekosten senken
© Ilona Nagy / Moment / Getty Images

In der Folge des Ukraine-Kriegs sind die Gas- und Strompreise explodiert. Das treibt die Energiekosten für Unternehmen in die Höhe. CO2 und Geld sparen – das ist kein Gegensatz mehr: Was gut für das Klima ist, ist plötzlich auch gut fürs Geschäft. „Das Sparpotential ist riesig”, sagt Tanja Loitz, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online. „Das war schon vor dem dramatischen Anstieg der Energiepreise so und gilt jetzt umso mehr.“

Hinzukommt, dass die Bundesregierung die Auflagen für Unternehmen drastisch verschärft hat: Am 1. September 2022 ist die erste Verordnung (EnSikuMaV) in Kraft getreten, die bis Mitte April 2023 gilt. Am 1. Oktober 2022 folgte die zweite Verordnung (EnSimiMaV) mit weiteren Maßnahmen für zwei Jahre. Sie sollen die Gas- und Stromversorgung sicherstellen. So müssen beispielsweise Einzelhändler ihre Türen geschlossen halten, damit die Räume nicht abkühlen.

Mehr dazu hier: Energieeinspar-Verordnung: Energie sparen – das müssen Sie seit 1. Oktober 2022 umsetzen

Doch wie können Firmen sich vor weiter steigenden Energiepreisen schützen? Welche Vorschriften zum Energiesparen sind künftig zu beachten? Und vor allem: Was lässt sich kurzfristig umsetzen? Wir haben zwei Experten gefragt, was Unternehmerinnen und Unternehmer tun sollten, um gut durch die nächsten Monate zu kommen.

1. Tipp: Checken Sie Ihren Verbrauch

„Der erste Schritt besteht darin, einmal festzustellen, wie hoch der Verbrauch in den unterschiedlichen Bereichen eigentlich ist“, sagt Loitz. Erst durch ein regelmäßiges Monitoring von Strom, Heizenergie, Fuhrpark und Wasser wird klar, welche Stellschrauben den Energieverbrauch in der Firma tatsächlich effektiv reduzieren. Konkrete Maßnahmen zu ergreifen, sei erst der zweite Schritt, so die Expertin.

Im Prinzip gibt es zwei Wege, um den Energieverbrauch zu senken: zum einen durch technische Maßnahmen und zum anderen durch Verhaltensänderung. Letzteres sei allerdings oft mühsam, so Loitz. „Dabei besteht immer die Gefahr, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.“ Technische Maßnahmen wären in Unternehmen oft erfolgsversprechender: „Dafür muss man einmal investieren, um auf Dauer zu sparen.“

Die größten Einsparungen lassen sich erzielen, wenn beide Ansätze kombiniert werden.

2. Tipp: Passen Sie die Raumtemperatur an

„Ein Drittel unsere CO2-Fußabdrucks entfällt auf Heizen und Warmwasser“, weiß Loitz. Dieser Bereich bietet daher auch den größten Hebel für Einsparungen. Muss das Büro wirklich auf 24 Grad geheizt werden oder genügen nicht vielleicht schon 21 Grad? Jedes Grad weniger, spart Energie.

Das hat auch die Bundesregierung erkannt: Bis zum 15. April 2023 schreibt sie daher vor, in öffentlichen Nichtwohngebäuden – also zum Beispiel in Behörden und Ministerien – Arbeitsräume nur noch bis maximal 19 Grad zu beheizen, wenn die Arbeit überwiegend im Sitzen stattfindet. Bei körperlich schwerer Tätigkeit darf sogar nur bis 12 Grad geheizt werden. Flure, Hallen oder Technikräume, in denen sich niemand regelmäßig aufhält, dürfen gar nicht mehr beheizt werden.

Doch auch darüber hinaus gibt es Einsparpotential: So drehen viele Mitarbeiter die Heizung zum Feierabend nicht herunter. Die leeren Büros werden dann auch nachts und am Wochenende beheizt. Mit einem modernen, programmierbaren Thermostat lässt sich das vermeiden. Es kann die gewünschte Raumtemperatur direkt am Heizkörper regulieren – und nach Tageszeiten und Wochentagen steuern.

„Sich die Thermostate anzuschauen, lohnt sich eigentlich immer“, sagt Loitz. Der Austausch alter Thermostate ist eine Maßnahme, die sowohl Vermieter wie Mieter umsetzen können. Die Investition kostet rund 60 Euro pro Heizkörper und kann sich bestenfalls schon nach einer Heizsaison rechnen. Noch mehr Energie spart eine nächtliche Absenkung der Temperatur in der gesamten Heizanlage.

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3. Tipp: Stellen Sie die Heizungsanlage optimal ein

Eine weitere Möglichkeit, den Heizenergieverbrauch zu senken, ist ein hydraulischer Abgleich, um die Wärmeverteilung zu optimieren: Muss das Warmwasser wirklich an jedem Heizkörper mit 60 Grad ankommen oder reichen nicht vielleicht auch 50 Grad? „Das ist eine wenig aufwendige Maßnahme, die sich schnell und für wenig Geld umsetzen lässt“, erklärt Frank Tießen, Referent für Energie und Umwelt bei der Handelskammer Hamburg.

Im Grunde kann jeder Sanitärbetrieb einen hydraulischen Abgleich durchführen. Die zweite Energieeinspar-Verordnung sieht vor, dass dies für große Gebäude zur Pflicht wird. So müssen Eigentümer ihre Heizanlage bis zum 30. September 2023 hydraulisch abgleichen, wenn die Gebäudefläche 1000 Quadratmeter überschreitet.

Heizungspumpen sind eine weitere Baustelle, bei der es sich lohnt, einmal kritisch hinzusehen. Moderne Hocheffizienzpumpen, die der EU-Ökodesignrichtlinie genügen, sind sparsamer im Verbrauch als alte Pumpen. Diese sind versteckte Stromfresser, die während der Heizsaison meist Tag und Nacht durchlaufen. „Wenn Teile vor 15 Jahren oder davor verbaut wurden, sollten sie überprüft und bei Bedarf ausgetauscht werden“, rät Loitz. Oft seien die Geräte auch zu groß und würden deshalb mehr Wärme bereitstellen als eigentlich benötigt.

Hinweise auf Einsparmaßnahmen im Heizungsbereich liefert auch der Heizcheck von CO2online.

Die Experten
Tanja Loitz ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft für Klimaschutz CO2online in Berlin. Rund 40 Berater arbeiten seit 2003 daran, den Strom- und Heizenergieverbrauch auf ein Minimum zu senken. Dafür setzen sie unter anderem auf Energierechner und Praxis-Checks. Unterstützt wird CO2online von der EU-Kommission und dem Bundesumweltministerium.
Frank Tießen arbeitet bei der Handelskammer Hamburg im Geschäftsbereich Nachhaltigkeit und Mobilität. Der Referent berät mittelständische Unternehmen zu Umwelt- und Klimaschutzthemen, Fördermitteln und Energieeffizienz. Die Beratung ist für Mitgliedsunternehmen der Kammer kostenlos. Ähnliche Programme bieten auch Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern in anderen Bundesländern.

4. Tipp: Dämmen Sie dort, wo es am nötigsten ist

Auch kleinere Dämmmaßnahmen können in Sachen Energieverbrauch viel bewirken: „Beim Stichwort Dämmung denken viele immer gleich an die ganze Fassade“, sagt Loitz. Aber oft reiche es schon, die Kellerdecke oder das Dach zu dämmen, um einen deutlichen Einspareffekt zu erzielen.

Schnell und kostengünstig lassen sich Heizungsrohre dämmen: Die Kosten dafür liegen etwa bei 3 bis 4 Euro pro Quadratmeter. „Gerade in älteren Gebäuden sind die Heizungsrohre nicht ausreichend gedämmt“, weiß Tießen. Das ist aber zum Beispiel im Keller sogar gesetzlich vorgeschrieben. „Hier können gewerbliche Mieter von ihren Vermietern auch eine nachträgliche Dämmung verlangen.“

Fenster und Türen abzudichten, kann eine weitere Maßnahme sein, die den Energieverbrauch im Winter senkt. Wer selbst Eigentümer des Gebäudes ist, hat die Möglichkeit, für die Dämmung Fördermittel beantragen. Für Mieter kann es sich lohnen, deshalb einmal mit dem Vermieter zu sprechen.

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Welche Maßnahmen für sie in Frage kommen, können Immobilieneigentümer mit dem Modernisierungscheck von CO2online ermitteln. Die passende Förderung aus über 900 Programmen finden Sie mit dem Fördermittel-Check.

5. Tipp: Senken Sie den Warmwasserverbrauch

Einsparpotential bietet auch die Warmwasseraufbereitung. Einmal in der Woche sollte das Wasser im Pufferspeicher auf über 60 Grad erhitzt werden, um Legionellen vorzubeugen. Aber: „Kein Mensch wäscht sich bei 60 Grad die Hände“, sagt Tießen. Im Bad, die Wassertemperatur dauerhaft auf kalt einzustellen, kann die Energiekosten bereits deutlich reduzieren.

Auch dies ist eine Maßnahme, die seit dem 1. September in öffentlichen Nichtwohngebäuden vorgeschrieben ist: Wenn das Wasser überwiegend zum Händewaschen erhitzt wird, müssen dezentrale Wassererwärmer – wie Durchlauferhitzer oder Warmwasserspeicher – ausgeschaltet werden.

Oft lässt sich auch durch den Umstieg auf dezentrale Wassererhitzer sparen. Besonders bei großen Gebäuden ist das häufig günstiger, als das warme Wasser durch das ganze Haus zu pumpen. Stattdessen wird das Wasser dort erhitzt, wo es anschließend auch verbraucht wird.

6. Tipp: Tauschen Sie die Beleuchtung aus

Schnell Strom sparen, lässt sich auch beim Austausch veralteter Leuchtmittel: Wer noch Glühbirnen, Neonröhren oder Halogenstrahler verwendet, sollte stattdessen LED-Leuchten einbauen. „LEDs sind im Preis mittlerweile stark gesunken und sehr langlebig“, sagt Loitz.

Den Austausch können sowohl Vermieter als auch Mieter vornehmen. Die Einsparungen machen sich sofort auf der Stromrechnung bemerkbar: „Die allermeisten Beleuchtungsumstellungen in viel genutzten Räumen rechnen sich schon nach weniger als 12 Monaten“, sagt Tießen.

Auch sollten Chefs und Chefinnen die Teammitglieder dazu anhalten, Lampen auszuschalten, wenn diese nicht benötig werden. In Teilen schreibt die Bundesregierung dies nun sogar vor: Bis Mitte April 2023 müssen Leuchtreklamen von 22 bis 16 Uhr ausgeschaltet bleiben.

7. Tipp: Schalten Sie die Stromfresser ab

Generell gilt die Regel: „Ausschalten ist besser als einsparen“, so Tießen. Viele Geräte wie Drucker oder Monitore werden im Büro nie richtig ausgeschaltet: Auch, wenn sie nach Feierabend oder am Wochenende gar nicht benötigt werden, stehen sie weiter auf Stand-by – und verbrauchen Strom.

Allein der Verzicht auf Stand-by kann bei vielen Geräten den Stromverbrauch bereits um zehn Prozent senken. „Hier einmal Inventur zu machen, kann sich richtig lohnen“, sagt Loitz. Sie empfiehlt, in jedem Büro einen Schalter zu installieren, mit dem sich alle Stromquellen gleichzeitig abschalten lassen. Das verhindere, dass am Ende doch wieder die Bequemlichkeit siege.

Besonders Geräte mit einer hohen Laufleistung, die das ganze Jahr an sind, verbrauchen viel Strom. „Alle Geräte im Dauerbetrieb sind echte Stromfresser“, sagt die Expertin. Das gelte für den Kühlschrank in der Teeküche genauso wie für den Kopierer im Druckerraum. Hier lohnt es sich, ältere Geräte gegen energieeffiziente Neugeräte auszutauschen.

8. Tipp: Reduzieren Sie die Stromlastspitzen

Auch ein Blick auf die Verteilung der Stromlasten im Tages- und Wochenverlauf kann sich lohnen: „Jeder Gewerbetreibende mit einem Verbrauch von mehr als 100.000 Kilowattstunden im Jahr kann eine Lastgang-Übersicht beim Energieversorger anfordern“, erklärt Tießen. Daraus geht auch hervor, wann besonders viel Strom verbraucht wurde.

Der Clou daran: Die Netzentgelte bemessen sich immer an der jeweiligen Jahreshöchstlast, denn so viel Strom muss der Anbieter für den Anschluss bereitstellen können. Konkret heißt das: Wer nur gelegentlich viel verbraucht, zahlt dauerhaft mehr Entgelt.

Es lohnt sich also, einmal zu fragen: Wann sind die Spitzenzeiten mit dem höchsten Verbrauch? Und: Wie lassen sich diese Lastspitzen senken. Eine Lösung könnte es sein, energieintensive Geräte zeitversetzt laufen zu lassen. In der Gastronomie sind das etwa Geschirrspüler und Heißluftöfen. „Allein die Reduzierung dieser Verbrauchsspitzen kann Firmen viel Geld sparen“, so Tießen. Bei größeren Unternehmen könne das auch mal mehrere Tausend Euro ausmachen.

9. Tipp: Sparen Sie bei der Mobilität

Auch bei der Mobilität lässt sich Energie sparen: „Jede Dienstreise, die nicht stattfindet, hilft weiter“, sagt Tießen. Womöglich lässt sich ein Meeting ja auch online oder am Telefon durchführen. Darüber hinaus sollte man im Team überlegen, welche Strecken mit dem Zug oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können.

Klimaberaterin Loitz rät dazu, zunächst eine Mobilitätsanalyse zu machen: Was ist die Ausgangslage? Und was ist das Ziel? Gibt es Alternativen zum Pkw? Für kurze Strecken im Stadtverkehr macht ein Umstieg auf Elektromobilität für viele Firmen bereits heute Sinn.

Werden weiterhin Pkw benötigt, sei es sinnvoll, die Fahrzeugflotte nach und nach auf Elektroantrieb umzustellen und auch in die entsprechende Ladeinfrastruktur zu investieren, so Loitz. „Die Frage ist nicht, ob die Umstellung kommt, sondern nur wie und wann sie kommt.“

Mehr zum Thema hier: Ökologische Mobilität: Beim Firmenwagen C02 und Geld sparen – so geht’s

10. Tipp: Bilden Sie Ihre Mitarbeiter fort

Tießen empfiehlt, auch die Belegschaft für das Thema Energiesparen zu sensibilisieren: „Mitarbeitermotivation ist das A und O bei allen unternehmerischen Vorhaben.“ Um das Team mitzunehmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Für Inhaber kann es sich etwa lohnen, in Schulungen der Mitarbeiter zu investieren, um diese für umweltfreundliches – und damit letztlich kostensparendes – Verhalten zu sensibilisieren. „Es gibt aber noch vieles mehr, was man tun kann, um das Bewusstsein für den Energieverbrauch zu schärfen“, sagt Loitz. So hätten bereits Hinweisschilder wie „Bitte, abschalten!“ einen Effekt.

Darüber hinaus können sich Unternehmen auch Klimaziele geben und sich vornehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. „Energiesparen muss zum Projekt im Unternehmen werden.“ Wichtig ist dabei, dass es auch ein Monitoring der Ziele gibt und Erfolge gefeiert werden. So könnte zum Beispiel ein Teil des gesparten Geldes in ein Teamevent fließen.

Eine weitere Option ist es, einen Energiemanager im Unternehmen zu benennen, der sich um diese Dinge kümmert. Noch niedrigschwelliger ist die Möglichkeit, Auszubildende zu Energie-Scouts fortbilden zu lassen. Die Schulung zu Energie-Scouts dauert wenige Tage und versetzt die Azubis in die Lage, die wichtigsten Energiesparmaßnahmen zu benennen, die sich im Betrieb umsetzen lassen.

Welche Projekte Sie in diesem Jahr noch angehen sollten

Holen Sie einen Energieberater ins Boot

Von einem überstürzten Wechsel auf alternative Energieträger rät Tießen ab. Auch bei regenerativen Energieträgern wie Holzpellets seien die Preise derzeit explodiert. Wer seine Energieversorgung langfristig umstellen möchte, sollte sich daher zunächst beraten lassen. Eine kostenlose Einstiegsberatung bieten bundesweit die Industrie- und Handelskammern an.

Für Eigentümer von Gebäuden empfiehlt es sich immer, eine Energieberatung machen zu lassen“, rät auch Loitz. Wenn umfangreiche Sanierungsmaßnahmen ins Haus stehen, sollte zuvor ein Berater ermitteln, welche davon sinnvoll sind. Eine Energieberatung wird bis zu 80 Prozent staatlich gefördert. Wie eine solche Beratung abläuft, erfahren Sie auf der Website des Energieeffizienz-Berater-Netzwerks.

Eine Energieberatung könne auch für gewerbliche Mieter sinnvoll sein, ergänzt Tießen. Auch wenn Unternehmer dann weniger Handlungsspielraum haben, als wenn ihnen die Immobilie gehört. „Je höher der aktuelle Energieverbrauch ist, desto lohnender ist eine Energieberatung, auch für Mieter.“ Steigen die Energiepreise weiter, kann sich eine Beratung auch schon früher rechnen.

Produzieren Sie Ihre eigene Energie

Doch nicht nur ein reduzierter Energieverbrauch spart CO2 und Geld: Ein weiterer Hebel ist die eigene Herstellung von Wärme und Strom mit Hilfe von erneuerbaren Energien.

Die Investition in eine entsprechende Anlage braucht allerdings Vorlauf, so Tießen. Wer auf eine Wärmepumpe, Solarthermie oder Photovoltaik setze, müsse von der Idee bis zur Umsetzung mindestens sechs Monate einkalkulieren. Bei der hohen Nachfrage derzeit teils sogar deutlich länger: „Oft sind nicht alle Teile wie Solarmodule oder Wechselrichter verfügbar oder man findet keine Monteure.“

Einmal installiert, kann sich die Anlage schon nach wenigen Jahren rechnen. Wann sich eine Anlage letztlich amortisiert, hängt natürlich von vielen Faktoren ab – vom Anschaffungspreis etwa und von der Entwicklung der Energiekosten. „Beide Märkte unterliegen aktuell extremen Preisschwankungen“, sagt Loitz.

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
Machen ist wie wollen, nur krasser
Die impulse-Mitgliedschaft - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer
In der Folge des Ukraine-Kriegs sind die Gas- und Strompreise explodiert. Das treibt die Energiekosten für Unternehmen in die Höhe. CO2 und Geld sparen – das ist kein Gegensatz mehr: Was gut für das Klima ist, ist plötzlich auch gut fürs Geschäft. „Das Sparpotential ist riesig”, sagt Tanja Loitz, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online. „Das war schon vor dem dramatischen Anstieg der Energiepreise so und gilt jetzt umso mehr.“ Hinzukommt, dass die Bundesregierung die Auflagen für Unternehmen drastisch verschärft hat: Am 1. September 2022 ist die erste Verordnung (EnSikuMaV) in Kraft getreten, die bis Mitte April 2023 gilt. Am 1. Oktober 2022 folgte die zweite Verordnung (EnSimiMaV) mit weiteren Maßnahmen für zwei Jahre. Sie sollen die Gas- und Stromversorgung sicherstellen. So müssen beispielsweise Einzelhändler ihre Türen geschlossen halten, damit die Räume nicht abkühlen. Mehr dazu hier: Energieeinspar-Verordnung: Energie sparen – das müssen Sie seit 1. Oktober 2022 umsetzen Doch wie können Firmen sich vor weiter steigenden Energiepreisen schützen? Welche Vorschriften zum Energiesparen sind künftig zu beachten? Und vor allem: Was lässt sich kurzfristig umsetzen? Wir haben zwei Experten gefragt, was Unternehmerinnen und Unternehmer tun sollten, um gut durch die nächsten Monate zu kommen. 1. Tipp: Checken Sie Ihren Verbrauch „Der erste Schritt besteht darin, einmal festzustellen, wie hoch der Verbrauch in den unterschiedlichen Bereichen eigentlich ist“, sagt Loitz. Erst durch ein regelmäßiges Monitoring von Strom, Heizenergie, Fuhrpark und Wasser wird klar, welche Stellschrauben den Energieverbrauch in der Firma tatsächlich effektiv reduzieren. Konkrete Maßnahmen zu ergreifen, sei erst der zweite Schritt, so die Expertin. Im Prinzip gibt es zwei Wege, um den Energieverbrauch zu senken: zum einen durch technische Maßnahmen und zum anderen durch Verhaltensänderung. Letzteres sei allerdings oft mühsam, so Loitz. „Dabei besteht immer die Gefahr, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.“ Technische Maßnahmen wären in Unternehmen oft erfolgsversprechender: „Dafür muss man einmal investieren, um auf Dauer zu sparen.“ Die größten Einsparungen lassen sich erzielen, wenn beide Ansätze kombiniert werden. 2. Tipp: Passen Sie die Raumtemperatur an „Ein Drittel unsere CO2-Fußabdrucks entfällt auf Heizen und Warmwasser“, weiß Loitz. Dieser Bereich bietet daher auch den größten Hebel für Einsparungen. Muss das Büro wirklich auf 24 Grad geheizt werden oder genügen nicht vielleicht schon 21 Grad? Jedes Grad weniger, spart Energie. Das hat auch die Bundesregierung erkannt: Bis zum 15. April 2023 schreibt sie daher vor, in öffentlichen Nichtwohngebäuden – also zum Beispiel in Behörden und Ministerien – Arbeitsräume nur noch bis maximal 19 Grad zu beheizen, wenn die Arbeit überwiegend im Sitzen stattfindet. Bei körperlich schwerer Tätigkeit darf sogar nur bis 12 Grad geheizt werden. Flure, Hallen oder Technikräume, in denen sich niemand regelmäßig aufhält, dürfen gar nicht mehr beheizt werden. Doch auch darüber hinaus gibt es Einsparpotential: So drehen viele Mitarbeiter die Heizung zum Feierabend nicht herunter. Die leeren Büros werden dann auch nachts und am Wochenende beheizt. Mit einem modernen, programmierbaren Thermostat lässt sich das vermeiden. Es kann die gewünschte Raumtemperatur direkt am Heizkörper regulieren – und nach Tageszeiten und Wochentagen steuern. „Sich die Thermostate anzuschauen, lohnt sich eigentlich immer“, sagt Loitz. Der Austausch alter Thermostate ist eine Maßnahme, die sowohl Vermieter wie Mieter umsetzen können. Die Investition kostet rund 60 Euro pro Heizkörper und kann sich bestenfalls schon nach einer Heizsaison rechnen. Noch mehr Energie spart eine nächtliche Absenkung der Temperatur in der gesamten Heizanlage. [mehr-zum-thema] 3. Tipp: Stellen Sie die Heizungsanlage optimal ein Eine weitere Möglichkeit, den Heizenergieverbrauch zu senken, ist ein hydraulischer Abgleich, um die Wärmeverteilung zu optimieren: Muss das Warmwasser wirklich an jedem Heizkörper mit 60 Grad ankommen oder reichen nicht vielleicht auch 50 Grad? „Das ist eine wenig aufwendige Maßnahme, die sich schnell und für wenig Geld umsetzen lässt“, erklärt Frank Tießen, Referent für Energie und Umwelt bei der Handelskammer Hamburg. Im Grunde kann jeder Sanitärbetrieb einen hydraulischen Abgleich durchführen. Die zweite Energieeinspar-Verordnung sieht vor, dass dies für große Gebäude zur Pflicht wird. So müssen Eigentümer ihre Heizanlage bis zum 30. September 2023 hydraulisch abgleichen, wenn die Gebäudefläche 1000 Quadratmeter überschreitet. Heizungspumpen sind eine weitere Baustelle, bei der es sich lohnt, einmal kritisch hinzusehen. Moderne Hocheffizienzpumpen, die der EU-Ökodesignrichtlinie genügen, sind sparsamer im Verbrauch als alte Pumpen. Diese sind versteckte Stromfresser, die während der Heizsaison meist Tag und Nacht durchlaufen. „Wenn Teile vor 15 Jahren oder davor verbaut wurden, sollten sie überprüft und bei Bedarf ausgetauscht werden“, rät Loitz. Oft seien die Geräte auch zu groß und würden deshalb mehr Wärme bereitstellen als eigentlich benötigt. Hinweise auf Einsparmaßnahmen im Heizungsbereich liefert auch der Heizcheck von CO2online. [zur-person] 4. Tipp: Dämmen Sie dort, wo es am nötigsten ist Auch kleinere Dämmmaßnahmen können in Sachen Energieverbrauch viel bewirken: „Beim Stichwort Dämmung denken viele immer gleich an die ganze Fassade“, sagt Loitz. Aber oft reiche es schon, die Kellerdecke oder das Dach zu dämmen, um einen deutlichen Einspareffekt zu erzielen. Schnell und kostengünstig lassen sich Heizungsrohre dämmen: Die Kosten dafür liegen etwa bei 3 bis 4 Euro pro Quadratmeter. „Gerade in älteren Gebäuden sind die Heizungsrohre nicht ausreichend gedämmt“, weiß Tießen. Das ist aber zum Beispiel im Keller sogar gesetzlich vorgeschrieben. „Hier können gewerbliche Mieter von ihren Vermietern auch eine nachträgliche Dämmung verlangen.“ Fenster und Türen abzudichten, kann eine weitere Maßnahme sein, die den Energieverbrauch im Winter senkt. Wer selbst Eigentümer des Gebäudes ist, hat die Möglichkeit, für die Dämmung Fördermittel beantragen. Für Mieter kann es sich lohnen, deshalb einmal mit dem Vermieter zu sprechen. Welche Maßnahmen für sie in Frage kommen, können Immobilieneigentümer mit dem Modernisierungscheck von CO2online ermitteln. Die passende Förderung aus über 900 Programmen finden Sie mit dem Fördermittel-Check. 5. Tipp: Senken Sie den Warmwasserverbrauch Einsparpotential bietet auch die Warmwasseraufbereitung. Einmal in der Woche sollte das Wasser im Pufferspeicher auf über 60 Grad erhitzt werden, um Legionellen vorzubeugen. Aber: „Kein Mensch wäscht sich bei 60 Grad die Hände“, sagt Tießen. Im Bad, die Wassertemperatur dauerhaft auf kalt einzustellen, kann die Energiekosten bereits deutlich reduzieren. Auch dies ist eine Maßnahme, die seit dem 1. September in öffentlichen Nichtwohngebäuden vorgeschrieben ist: Wenn das Wasser überwiegend zum Händewaschen erhitzt wird, müssen dezentrale Wassererwärmer – wie Durchlauferhitzer oder Warmwasserspeicher – ausgeschaltet werden. Oft lässt sich auch durch den Umstieg auf dezentrale Wassererhitzer sparen. Besonders bei großen Gebäuden ist das häufig günstiger, als das warme Wasser durch das ganze Haus zu pumpen. Stattdessen wird das Wasser dort erhitzt, wo es anschließend auch verbraucht wird. 6. Tipp: Tauschen Sie die Beleuchtung aus Schnell Strom sparen, lässt sich auch beim Austausch veralteter Leuchtmittel: Wer noch Glühbirnen, Neonröhren oder Halogenstrahler verwendet, sollte stattdessen LED-Leuchten einbauen. „LEDs sind im Preis mittlerweile stark gesunken und sehr langlebig“, sagt Loitz. Den Austausch können sowohl Vermieter als auch Mieter vornehmen. Die Einsparungen machen sich sofort auf der Stromrechnung bemerkbar: „Die allermeisten Beleuchtungsumstellungen in viel genutzten Räumen rechnen sich schon nach weniger als 12 Monaten“, sagt Tießen. Auch sollten Chefs und Chefinnen die Teammitglieder dazu anhalten, Lampen auszuschalten, wenn diese nicht benötig werden. In Teilen schreibt die Bundesregierung dies nun sogar vor: Bis Mitte April 2023 müssen Leuchtreklamen von 22 bis 16 Uhr ausgeschaltet bleiben. 7. Tipp: Schalten Sie die Stromfresser ab Generell gilt die Regel: „Ausschalten ist besser als einsparen“, so Tießen. Viele Geräte wie Drucker oder Monitore werden im Büro nie richtig ausgeschaltet: Auch, wenn sie nach Feierabend oder am Wochenende gar nicht benötigt werden, stehen sie weiter auf Stand-by – und verbrauchen Strom. Allein der Verzicht auf Stand-by kann bei vielen Geräten den Stromverbrauch bereits um zehn Prozent senken. „Hier einmal Inventur zu machen, kann sich richtig lohnen“, sagt Loitz. Sie empfiehlt, in jedem Büro einen Schalter zu installieren, mit dem sich alle Stromquellen gleichzeitig abschalten lassen. Das verhindere, dass am Ende doch wieder die Bequemlichkeit siege. Besonders Geräte mit einer hohen Laufleistung, die das ganze Jahr an sind, verbrauchen viel Strom. „Alle Geräte im Dauerbetrieb sind echte Stromfresser“, sagt die Expertin. Das gelte für den Kühlschrank in der Teeküche genauso wie für den Kopierer im Druckerraum. Hier lohnt es sich, ältere Geräte gegen energieeffiziente Neugeräte auszutauschen. 8. Tipp: Reduzieren Sie die Stromlastspitzen Auch ein Blick auf die Verteilung der Stromlasten im Tages- und Wochenverlauf kann sich lohnen: „Jeder Gewerbetreibende mit einem Verbrauch von mehr als 100.000 Kilowattstunden im Jahr kann eine Lastgang-Übersicht beim Energieversorger anfordern“, erklärt Tießen. Daraus geht auch hervor, wann besonders viel Strom verbraucht wurde. Der Clou daran: Die Netzentgelte bemessen sich immer an der jeweiligen Jahreshöchstlast, denn so viel Strom muss der Anbieter für den Anschluss bereitstellen können. Konkret heißt das: Wer nur gelegentlich viel verbraucht, zahlt dauerhaft mehr Entgelt. Es lohnt sich also, einmal zu fragen: Wann sind die Spitzenzeiten mit dem höchsten Verbrauch? Und: Wie lassen sich diese Lastspitzen senken. Eine Lösung könnte es sein, energieintensive Geräte zeitversetzt laufen zu lassen. In der Gastronomie sind das etwa Geschirrspüler und Heißluftöfen. „Allein die Reduzierung dieser Verbrauchsspitzen kann Firmen viel Geld sparen“, so Tießen. Bei größeren Unternehmen könne das auch mal mehrere Tausend Euro ausmachen. 9. Tipp: Sparen Sie bei der Mobilität Auch bei der Mobilität lässt sich Energie sparen: „Jede Dienstreise, die nicht stattfindet, hilft weiter“, sagt Tießen. Womöglich lässt sich ein Meeting ja auch online oder am Telefon durchführen. Darüber hinaus sollte man im Team überlegen, welche Strecken mit dem Zug oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Klimaberaterin Loitz rät dazu, zunächst eine Mobilitätsanalyse zu machen: Was ist die Ausgangslage? Und was ist das Ziel? Gibt es Alternativen zum Pkw? Für kurze Strecken im Stadtverkehr macht ein Umstieg auf Elektromobilität für viele Firmen bereits heute Sinn. Werden weiterhin Pkw benötigt, sei es sinnvoll, die Fahrzeugflotte nach und nach auf Elektroantrieb umzustellen und auch in die entsprechende Ladeinfrastruktur zu investieren, so Loitz. „Die Frage ist nicht, ob die Umstellung kommt, sondern nur wie und wann sie kommt.“ Mehr zum Thema hier: Ökologische Mobilität: Beim Firmenwagen C02 und Geld sparen – so geht’s 10. Tipp: Bilden Sie Ihre Mitarbeiter fort Tießen empfiehlt, auch die Belegschaft für das Thema Energiesparen zu sensibilisieren: „Mitarbeitermotivation ist das A und O bei allen unternehmerischen Vorhaben.“ Um das Team mitzunehmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für Inhaber kann es sich etwa lohnen, in Schulungen der Mitarbeiter zu investieren, um diese für umweltfreundliches – und damit letztlich kostensparendes – Verhalten zu sensibilisieren. „Es gibt aber noch vieles mehr, was man tun kann, um das Bewusstsein für den Energieverbrauch zu schärfen“, sagt Loitz. So hätten bereits Hinweisschilder wie „Bitte, abschalten!“ einen Effekt. Darüber hinaus können sich Unternehmen auch Klimaziele geben und sich vornehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. „Energiesparen muss zum Projekt im Unternehmen werden.“ Wichtig ist dabei, dass es auch ein Monitoring der Ziele gibt und Erfolge gefeiert werden. So könnte zum Beispiel ein Teil des gesparten Geldes in ein Teamevent fließen. Eine weitere Option ist es, einen Energiemanager im Unternehmen zu benennen, der sich um diese Dinge kümmert. Noch niedrigschwelliger ist die Möglichkeit, Auszubildende zu Energie-Scouts fortbilden zu lassen. Die Schulung zu Energie-Scouts dauert wenige Tage und versetzt die Azubis in die Lage, die wichtigsten Energiesparmaßnahmen zu benennen, die sich im Betrieb umsetzen lassen. Welche Projekte Sie in diesem Jahr noch angehen sollten Holen Sie einen Energieberater ins Boot Von einem überstürzten Wechsel auf alternative Energieträger rät Tießen ab. Auch bei regenerativen Energieträgern wie Holzpellets seien die Preise derzeit explodiert. Wer seine Energieversorgung langfristig umstellen möchte, sollte sich daher zunächst beraten lassen. Eine kostenlose Einstiegsberatung bieten bundesweit die Industrie- und Handelskammern an. „Für Eigentümer von Gebäuden empfiehlt es sich immer, eine Energieberatung machen zu lassen“, rät auch Loitz. Wenn umfangreiche Sanierungsmaßnahmen ins Haus stehen, sollte zuvor ein Berater ermitteln, welche davon sinnvoll sind. Eine Energieberatung wird bis zu 80 Prozent staatlich gefördert. Wie eine solche Beratung abläuft, erfahren Sie auf der Website des Energieeffizienz-Berater-Netzwerks. Eine Energieberatung könne auch für gewerbliche Mieter sinnvoll sein, ergänzt Tießen. Auch wenn Unternehmer dann weniger Handlungsspielraum haben, als wenn ihnen die Immobilie gehört. „Je höher der aktuelle Energieverbrauch ist, desto lohnender ist eine Energieberatung, auch für Mieter.“ Steigen die Energiepreise weiter, kann sich eine Beratung auch schon früher rechnen. Produzieren Sie Ihre eigene Energie Doch nicht nur ein reduzierter Energieverbrauch spart CO2 und Geld: Ein weiterer Hebel ist die eigene Herstellung von Wärme und Strom mit Hilfe von erneuerbaren Energien. Die Investition in eine entsprechende Anlage braucht allerdings Vorlauf, so Tießen. Wer auf eine Wärmepumpe, Solarthermie oder Photovoltaik setze, müsse von der Idee bis zur Umsetzung mindestens sechs Monate einkalkulieren. Bei der hohen Nachfrage derzeit teils sogar deutlich länger: „Oft sind nicht alle Teile wie Solarmodule oder Wechselrichter verfügbar oder man findet keine Monteure.“ Einmal installiert, kann sich die Anlage schon nach wenigen Jahren rechnen. Wann sich eine Anlage letztlich amortisiert, hängt natürlich von vielen Faktoren ab – vom Anschaffungspreis etwa und von der Entwicklung der Energiekosten. „Beide Märkte unterliegen aktuell extremen Preisschwankungen“, sagt Loitz.