Aus der Krise steuern
„Wie kommen wir durch diese Talsohle?“

Der Werkzeughandel von impulse-Bloggerin Vanessa Weber ist bislang gut durch die Krise gekommen. Doch die Unternehmerin sieht düstere Wolken aufziehen – und will mit den passenden Maßnahmen gegensteuern.

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© Marie Maerz / photocase.de

Vieles hat sich in den vergangenen Wochen normalisiert. Wir haben eine neue Routine entwickelt. Und doch frage ich mich immer wieder: Ist das nur eine kurze Phase des Durchatmens? Was wird in den nächsten Monaten noch alles auf uns zukommen? Wie lange werden uns diese Pandemie und ihre Folgen begleiten?

Wir haben langfristige Vereinbarungen mit unseren Kunden aus der Industrie. Aber irgendwann ist der Auftragseingang abgearbeitet. Wir merken schon, dass die Kundschaft teilweise zögerlich ist. Einige fragen sich, ob eine Investition jetzt gerade wirklich sein muss – oder ob man sie verschieben kann. Im Mai ist unser Umsatz um 30 Prozent eingebrochen für Juni zeichnet sich ein weiterer Einbruch ab.

Ich bin keine Schwarzmalerin

Viele Experten warnen davor, dass wir das dicke Ende dieser Krise noch gar nicht gesehen haben. Und von vielen Unternehmern höre ich, dass sie das Gefühl haben, die Regierung pumpe viel Geld in die großen Dax-Konzerne, wohingegen die kleinen Betriebe im Regen stehen blieben.

Ich bin keine Schwarzmalerin. Aber ich merke, dass düstere Wolken am Himmel aufziehen. Und ich finde es wichtig, die Situation realistisch einzuschätzen und als Unternehmerin mit den passenden schützenden Maßnahmen für die Mitarbeiter und den Betrieb zu reagieren. Die Balance dazwischen ist eine Herausforderung für uns alle.

Was wir tun, um krisensicher zu werden

Wir hinterfragen Geschäftsmodelle

Die Krise beschleunigt Veränderungen, die ohnehin schon im Gange waren. Das bedeutet, dass wir jetzt viel weniger Zeit haben, uns auf diese Veränderungen einzustellen. Eine große Frage ist etwa, wie sich der stationäre Handel entwickeln wird. Erholen sich die Einzelhändler? Oder versetzt die Krise dem Einzelhandel in den Innenstädten endgültig den Todesstoß?

Auch wir als Großhändler werden von Veränderungen betroffen sein. Damit muss ich mich auseinandersetzen. Vielleicht wird es in Zukunft wichtig sein, dass die Ware wieder mehr vor Ort und nicht mehr nur in einem Zentrallager vorrätig ist. Sicherlich ist es ratsam, für den nächsten Lockdown einen Ablaufplan in der Schublade zu haben, und die jetzigen Erfahrungswerte darin einfließen zu lassen, damit man auf die nächste Krise besser vorbereitet ist.

Ein anderes Thema, dem wir uns stellen, ist die zukünftige Arbeitsweise unseres Außendienstes. Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit ist es nicht mehr zeitgemäß, ständig durch die Gegend zu reisen. Ich gehe davon aus, dass auf unnötige Fahrten langfristig verzichtet wird und viele Gespräche zukünftig per Video-Call stattfinden. Dies konnte ja nun, wenn auch zwangsweise, ausführlich getestet werden und wird auch von der Kundschaft angenommen.

In den vergangenen Monaten hat sich aber auch gezeigt, dass es den persönlichen Austausch vor Ort braucht – Menschen brauchen andere Menschen, das ist auch nach der Krise so. In unserem Business ist es etwa unabdingbar, vor Ort bei den Kunden zu beraten, für Betriebseinrichtungen ein Aufmaß zu machen, gemeinsam zu prüfen, ob etwas passt, oder auch mal eine Farbkarte zur besseren Auswahl vor Ort zu zeigen – vom persönlichen Dialog von Angesicht zu Angesicht mal ganz abgesehen.

Wir suchen Kooperationspartner

Zusätzlich zum Verkauf bieten wir als Großhändler schon immer auch Dienstleistungen an: von der Beratung zu Lean und Einsparpotenzialen über Montage bis hin zur Beschaffung spezieller Komponenten außerhalb unseres Lieferprogramms für unsere Kunden. Zukünftig werden wir überlegen müssen, ob wir diese Dienstleistungen auch weiterhin als Service anbieten können.

Eine Überlegung ist, dafür neue Allianzen zu schmieden. Unser Nachbar ist ein Messebauunternehmen. Die Firma steht, wie jeder in der Messebranche, aktuell vor großen Herausforderungen. Also haben wir überlegt, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.

Dort arbeiten tolle Leute, zum Beispiel Schreiner und Designer, die sich bestens auf Inneneinrichtung verstehen. Seit Kurzem bieten wir auf unserer Website Produkte von ihnen an, etwa Trennwände für Schreibtische oder Einrichtung fürs Homeoffice, aber auch alle möglichen handwerklichen Dienstleistungen. So erweitern wir unser Angebot passend zur aktuellen Lage und helfen gleichzeitig unserem Nachbarn.

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
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Wir optimieren Prozesse

In den vergangenen Wochen haben mein Team und ich unsere Prozesse intensiv durchdacht. Im Gespräch mit einer meiner Mitarbeiterinnen haben wir so zum Beispiel die Idee entwickelt, den Bestellprozess zu splitten und einen Teil, der häufig für Verzögerungen sorgte, gesondert zu bearbeiten. Das macht uns schneller und flexibler.

Meinen Job als Führungskraft sehe ich darin, mein Team dabei zu unterstützen, lösungsorientiert zu denken und zu arbeiten. Uns leitet immer die Frage: Wie kriegen wir das besser hin? Mir ist völlig klar, dass ich allein nicht alle Lösungen finden kann. Ich muss und möchte mit meinem Team permanent Gespräche führen. Denn beim Reden entstehen immer noch die besten Lösungen! Und der Chef ist selten der schlauste im Unternehmen.

Wir überdenken gerade intensiv, wie wir arbeiten. Wir hinterfragen sämtliche Prozesse, gehen Schritt für Schritt weiter in Sachen intelligenter Datenverarbeitung. Kurz: Wir nutzen Corona als Anlass, um die firmeninterne Weiterentwicklung beschleunigt voranzutreiben.

Was bringt die Zukunft?

Die Fragen, die mich immer umtreiben, lauten: Wie lange bleibt unsere Wirtschaft auf diesem niedrigen Niveau? Und wie kommen wir durch diese Talsohle, ohne zu viele Schürfwunden davonzutragen? Dass die Exporte wieder anziehen, macht mir Mut. Auch, dass jetzt vieles gemeinsam angegangen wird. Schulterschluss und Kooperation halte ich in Krisenzeiten für den einzig richtigen Weg. Ich wünsche uns allen, dass wir gemeinsam einen zweiten Lockdown verhindern können. Bleiben Sie gesund!

Vieles hat sich in den vergangenen Wochen normalisiert. Wir haben eine neue Routine entwickelt. Und doch frage ich mich immer wieder: Ist das nur eine kurze Phase des Durchatmens? Was wird in den nächsten Monaten noch alles auf uns zukommen? Wie lange werden uns diese Pandemie und ihre Folgen begleiten? Wir haben langfristige Vereinbarungen mit unseren Kunden aus der Industrie. Aber irgendwann ist der Auftragseingang abgearbeitet. Wir merken schon, dass die Kundschaft teilweise zögerlich ist. Einige fragen sich, ob eine Investition jetzt gerade wirklich sein muss – oder ob man sie verschieben kann. Im Mai ist unser Umsatz um 30 Prozent eingebrochen für Juni zeichnet sich ein weiterer Einbruch ab. Ich bin keine Schwarzmalerin Viele Experten warnen davor, dass wir das dicke Ende dieser Krise noch gar nicht gesehen haben. Und von vielen Unternehmern höre ich, dass sie das Gefühl haben, die Regierung pumpe viel Geld in die großen Dax-Konzerne, wohingegen die kleinen Betriebe im Regen stehen blieben. Ich bin keine Schwarzmalerin. Aber ich merke, dass düstere Wolken am Himmel aufziehen. Und ich finde es wichtig, die Situation realistisch einzuschätzen und als Unternehmerin mit den passenden schützenden Maßnahmen für die Mitarbeiter und den Betrieb zu reagieren. Die Balance dazwischen ist eine Herausforderung für uns alle. Was wir tun, um krisensicher zu werden Wir hinterfragen Geschäftsmodelle Die Krise beschleunigt Veränderungen, die ohnehin schon im Gange waren. Das bedeutet, dass wir jetzt viel weniger Zeit haben, uns auf diese Veränderungen einzustellen. Eine große Frage ist etwa, wie sich der stationäre Handel entwickeln wird. Erholen sich die Einzelhändler? Oder versetzt die Krise dem Einzelhandel in den Innenstädten endgültig den Todesstoß? Auch wir als Großhändler werden von Veränderungen betroffen sein. Damit muss ich mich auseinandersetzen. Vielleicht wird es in Zukunft wichtig sein, dass die Ware wieder mehr vor Ort und nicht mehr nur in einem Zentrallager vorrätig ist. Sicherlich ist es ratsam, für den nächsten Lockdown einen Ablaufplan in der Schublade zu haben, und die jetzigen Erfahrungswerte darin einfließen zu lassen, damit man auf die nächste Krise besser vorbereitet ist. Ein anderes Thema, dem wir uns stellen, ist die zukünftige Arbeitsweise unseres Außendienstes. Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit ist es nicht mehr zeitgemäß, ständig durch die Gegend zu reisen. Ich gehe davon aus, dass auf unnötige Fahrten langfristig verzichtet wird und viele Gespräche zukünftig per Video-Call stattfinden. Dies konnte ja nun, wenn auch zwangsweise, ausführlich getestet werden und wird auch von der Kundschaft angenommen. In den vergangenen Monaten hat sich aber auch gezeigt, dass es den persönlichen Austausch vor Ort braucht – Menschen brauchen andere Menschen, das ist auch nach der Krise so. In unserem Business ist es etwa unabdingbar, vor Ort bei den Kunden zu beraten, für Betriebseinrichtungen ein Aufmaß zu machen, gemeinsam zu prüfen, ob etwas passt, oder auch mal eine Farbkarte zur besseren Auswahl vor Ort zu zeigen – vom persönlichen Dialog von Angesicht zu Angesicht mal ganz abgesehen. Wir suchen Kooperationspartner Zusätzlich zum Verkauf bieten wir als Großhändler schon immer auch Dienstleistungen an: von der Beratung zu Lean und Einsparpotenzialen über Montage bis hin zur Beschaffung spezieller Komponenten außerhalb unseres Lieferprogramms für unsere Kunden. Zukünftig werden wir überlegen müssen, ob wir diese Dienstleistungen auch weiterhin als Service anbieten können. Eine Überlegung ist, dafür neue Allianzen zu schmieden. Unser Nachbar ist ein Messebauunternehmen. Die Firma steht, wie jeder in der Messebranche, aktuell vor großen Herausforderungen. Also haben wir überlegt, wie wir uns gegenseitig unterstützen können. Dort arbeiten tolle Leute, zum Beispiel Schreiner und Designer, die sich bestens auf Inneneinrichtung verstehen. Seit Kurzem bieten wir auf unserer Website Produkte von ihnen an, etwa Trennwände für Schreibtische oder Einrichtung fürs Homeoffice, aber auch alle möglichen handwerklichen Dienstleistungen. So erweitern wir unser Angebot passend zur aktuellen Lage und helfen gleichzeitig unserem Nachbarn. Wir optimieren Prozesse In den vergangenen Wochen haben mein Team und ich unsere Prozesse intensiv durchdacht. Im Gespräch mit einer meiner Mitarbeiterinnen haben wir so zum Beispiel die Idee entwickelt, den Bestellprozess zu splitten und einen Teil, der häufig für Verzögerungen sorgte, gesondert zu bearbeiten. Das macht uns schneller und flexibler. Meinen Job als Führungskraft sehe ich darin, mein Team dabei zu unterstützen, lösungsorientiert zu denken und zu arbeiten. Uns leitet immer die Frage: Wie kriegen wir das besser hin? Mir ist völlig klar, dass ich allein nicht alle Lösungen finden kann. Ich muss und möchte mit meinem Team permanent Gespräche führen. Denn beim Reden entstehen immer noch die besten Lösungen! Und der Chef ist selten der schlauste im Unternehmen. Wir überdenken gerade intensiv, wie wir arbeiten. Wir hinterfragen sämtliche Prozesse, gehen Schritt für Schritt weiter in Sachen intelligenter Datenverarbeitung. Kurz: Wir nutzen Corona als Anlass, um die firmeninterne Weiterentwicklung beschleunigt voranzutreiben. Was bringt die Zukunft? Die Fragen, die mich immer umtreiben, lauten: Wie lange bleibt unsere Wirtschaft auf diesem niedrigen Niveau? Und wie kommen wir durch diese Talsohle, ohne zu viele Schürfwunden davonzutragen? Dass die Exporte wieder anziehen, macht mir Mut. Auch, dass jetzt vieles gemeinsam angegangen wird. Schulterschluss und Kooperation halte ich in Krisenzeiten für den einzig richtigen Weg. Ich wünsche uns allen, dass wir gemeinsam einen zweiten Lockdown verhindern können. Bleiben Sie gesund!
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