Risikoanalyse
Was bedroht Ihr Unternehmen? So erkennen Sie Gefahren

Vom Lieferengpass bis zur Insolvenz eines Kunden: Es gibt viele Ereignisse, die das Geschäft massiv beeinflussen können. So erkennen Sie Risiken, die den Erfolg Ihrer Firma gefährden.

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Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens ins Büro und erfahren, dass einer Ihrer Zulieferer pleite ist. Er kann nicht mehr liefern, Ihre Produktion steht still. Sie müssen sich um Ersatz kümmern, doch das kann dauern. Und nun?

Solche Horrorszenarien können Sie vermeiden, wenn Sie sich im Vorfeld mit ihnen beschäftigen. „Jedes Unternehmen, egal wie groß, sollte sich über zukünftige Unsicherheiten Gedanken machen“, sagt Hendrik Löffler, Risikomanagement-Experte und Mitglied der Geschäftsleitung des Versicherungsmaklers und Risikoberaters Funk. Wie? „Stellen Sie sich vor jeder Planung die Frage: ‚Was wäre wenn?‘, rät Löffler. So machen Sie sich klar, was alles schieflaufen könnte – und können gegensteuern.

Vielen Unternehmern ist das zuwider. Sie setzen Scheuklappen auf und beschäftigen sich lieber mit Visionen als mit Gefahren. Dabei ist es hilfreich, einen Überblick zu haben, welche Risiken es gibt, und wie man sie verringern oder ganz vermeiden kann. Man kann so nicht nur klügere unternehmerische Entscheidungen treffen – man schläft auch einfach besser, wenn man bewusst mit Risiken umgeht. Wer mag schon das Gefühl, dass jeden Tag eine Katastrophe passieren könnte?

Der Experte
Hendrik Löffler ist Risikomanagement-Experte und Geschäftsführer des Versicherungsmaklers und Risikoberaters Funk. Er befasst sich seit mehr als 15 Jahren mit dem Thema Risikomanagement und berät dazu zahlreiche Unternehmen.

Welche Risiken gibt es?

„Bei der Risikoanalyse geht es immer darum, die Zahlungsfähigkeit und den Unternehmenserfolg zu sichern“, sagt Löffler. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Gefahren Sie und Ihren Erfolg bedrohen, können Sie grob zwei Arten von unternehmerischen Risiken unterscheiden:

Externe Risiken

Sie beeinflussen das Unternehmen beziehungsweise ein Projekt von außen. Sie erkennen die Gefahren nur, wenn Sie sich außerhalb Ihrer Firma informieren. Aber Sie oder Ihr Team haben keinen direkten Einfluss darauf, ob das Risiko eintritt oder nicht.

Beispiel: „Wenn ein amerikanischer Präsident die Handelszölle auf Aluminium erhöht und ich wäre jemand, der Aluminium in die USA exportiert, hätte ich ein Problem“, erklärt Löffler. Schließlich steigen dadurch die Kosten für meine Abnehmer, was die Nachfrage beeinflusst.

Weitere Beispiele: Gesetzesänderungen, technologische Neuerungen, niedrigere Markt- oder höhere Einkaufspreise, veränderte Kundenbedürfnisse, Währungskursschwankungen, Naturkatastrophen.

Interne Risiken

Sie ergeben sich aus dem Unternehmen beziehungsweise einem Projekt. Diese Gefahren betreffen Ihren Betrieb, sodass Sie oder Ihr Team die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen direkt beeinflussen können.

Zum Beispiel: Krankheiten und Kündigungen von Mitarbeitern und Führungskräften, veraltete, fehleranfällige Technik, mangelnder Datenschutz, der zu teuren Abmahnungen führen kann, Brand- oder Wasserschäden, Imageprobleme, zum Beispiel durch schlechte Onlinebewertungen aufgrund von Produktmängeln.

Kann man solche Risiken voraussehen? „Je größer und komplexer ein Unternehmen ist, desto schwieriger ist es, Gefahren zu erkennen“, sagt Löffler. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen hätten aber die Chance herauszufinden, welche Risiken den Erfolg Ihres Unternehmens gefährden. „Es gibt verschiedene Techniken, die dabei helfen“, sagt Löffler. „Denken Sie dabei immer an die Frage: Was wäre wenn?“

So erkennen Sie die für Ihr Geschäft relevanten Risiken

Malen Sie mit Ihren Mitarbeitern ein „Bild des Grauens“

Laden Sie dazu alle Mitarbeiter ein, die für ein bestimmtes Aufgabengebiet oder Projekt zuständig sind. Fragen Sie dann: Was muss passieren, damit dieses Projekt so richtig scheitert? Wann wären wir komplett unzufrieden oder hätten ein ernsthaftes Problem? Und: Welche Ursachen würden zu dieser Katastrophe führen? Protokollieren Sie alle Risiken, ohne darüber zu diskutieren, wie wahrscheinlich oder schwerwiegend sie sind – das stoppt den Gedankenfluss und kostet in großer Runde zu viel Zeit. Entscheiden Sie erst im nächsten Schritt, welche Risiken relevant sind und wie Sie mit ihnen umgehen wollen.

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Fragen Sie Fachleute

Manche Risiken kann man nicht entdecken, wenn man selbst involviert ist. Bei Projekten, bei denen Ihr Team manche Faktoren nicht einschätzen kann, sollten Sie daher externe Fachleute an Bord holen, um mögliche Fallen zu entdecken, zum Beispiel Rechtsanwälte, Ingenieure, Wirtschaftsprüfer oder auch ein ihnen wohlgesonnener anderer Unternehmer. Ja, das kostet meist Geld – ist im Zweifel aber günstiger, als wenn Ihr Vorhaben scheitert, weil Sie gewisse Risiken nicht gekannt haben. Überlegen Sie mit den Experten gemeinsam: Was könnte schiefgehen?

Kennen Sie Ihre Verträge

Verträge haben zwei Nachteile: Erstens sind Sie oft lang und schwer verständlich, zweitens vergisst man schnell, was eigentlich abgemacht war. Wie waren die Vertragsstrafen nochmal geregelt? Wie lang war die Kündigungsfrist? Welche Fristen müssen eingehalten werden? Wer hier keine Rechtsabteilung hat, schleppt oft ein großes Risiko mit sich herum. Schreiben Sie sich relevante Vertragsbedingungen daher heraus, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Kennen Sie die wichtigen Vorschriften (oder engagieren Sie jemanden, der diese kennt)

Egal in welcher Branche man tätig ist: Dem Gesetzgeber entkommt niemand. Hier ist in der Regel juristischer Beistand gefragt, denn ein Laie kann die Tausenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien kaum kennen. Vor Projekten ist daher zum Beispiel zu klären, welche Genehmigungen vorliegen müssen oder welche Gesetze relevant sind.

Überlegen Sie, von wem Sie abhängig sind

Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter? Wer kann Ihren Unternehmenserfolg gefährden, indem er sich aus dem Staub macht? Fragen Sie sich zum Beispiel: Was passiert, wenn mein bester Mitarbeiter kündigt? Oder wenn mein bester Kunde plötzlich insolvent ist? Schreiben Sie Risikoszenarien auf, die von einflussreichen Personen ausgehen. Im nächsten Schritt können Sie dann überlegen, wie Sie damit umgehen.

Wie gehen Sie mit den Risiken um?

Nutzen Sie möglichst verschiedene Techniken, um potenzielle Gefahren zu erkennen. Tragen Sie die Risiken in eine Tabelle ein. Dafür ist wichtig zu wissen, wie hoch erstens die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Risiko eintritt, und zweitens, wie groß der Schaden dann sein wird. Erst wenn Sie das wissen, können Sie entscheiden, wie Sie dem Risiko begegnen wollen. Wollen Sie es …

  • ausschalten?
  • reduzieren, indem Sie zum Beispiel eine Versicherung abschließen?
  • oder einkalkulieren und sich bereits überlegen, was Sie im Fall der Fälle tun würden?

Manchmal macht es aber auch Sinn, der Gefahr weiträumig aus dem Weg zu gehen. „Nämlich immer dann, wenn die Risikokosten höher sind als die zu erwartenden Erträge“, sagt Löffler. Wer aber jedes Risiko zu vermeiden versuche, der könne auch keine Chance nutzen. Löffler rät deswegen: „Arbeiten Sie lieber daran, Gefahren zu erkennen und sich dann eine Strategie zu überlegen.“

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Man kann so nicht nur klügere unternehmerische Entscheidungen treffen - man schläft auch einfach besser, wenn man bewusst mit Risiken umgeht. Wer mag schon das Gefühl, dass jeden Tag eine Katastrophe passieren könnte? [zur-person] Welche Risiken gibt es? „Bei der Risikoanalyse geht es immer darum, die Zahlungsfähigkeit und den Unternehmenserfolg zu sichern“, sagt Löffler. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Gefahren Sie und Ihren Erfolg bedrohen, können Sie grob zwei Arten von unternehmerischen Risiken unterscheiden: Externe Risiken Sie beeinflussen das Unternehmen beziehungsweise ein Projekt von außen. Sie erkennen die Gefahren nur, wenn Sie sich außerhalb Ihrer Firma informieren. Aber Sie oder Ihr Team haben keinen direkten Einfluss darauf, ob das Risiko eintritt oder nicht. Beispiel: „Wenn ein amerikanischer Präsident die Handelszölle auf Aluminium erhöht und ich wäre jemand, der Aluminium in die USA exportiert, hätte ich ein Problem“, erklärt Löffler. Schließlich steigen dadurch die Kosten für meine Abnehmer, was die Nachfrage beeinflusst. Weitere Beispiele: Gesetzesänderungen, technologische Neuerungen, niedrigere Markt- oder höhere Einkaufspreise, veränderte Kundenbedürfnisse, Währungskursschwankungen, Naturkatastrophen. Interne Risiken Sie ergeben sich aus dem Unternehmen beziehungsweise einem Projekt. Diese Gefahren betreffen Ihren Betrieb, sodass Sie oder Ihr Team die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen direkt beeinflussen können. Zum Beispiel: Krankheiten und Kündigungen von Mitarbeitern und Führungskräften, veraltete, fehleranfällige Technik, mangelnder Datenschutz, der zu teuren Abmahnungen führen kann, Brand- oder Wasserschäden, Imageprobleme, zum Beispiel durch schlechte Onlinebewertungen aufgrund von Produktmängeln. Kann man solche Risiken voraussehen? „Je größer und komplexer ein Unternehmen ist, desto schwieriger ist es, Gefahren zu erkennen“, sagt Löffler. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen hätten aber die Chance herauszufinden, welche Risiken den Erfolg Ihres Unternehmens gefährden. „Es gibt verschiedene Techniken, die dabei helfen“, sagt Löffler. „Denken Sie dabei immer an die Frage: Was wäre wenn?“ [mehr-zum-thema] So erkennen Sie die für Ihr Geschäft relevanten Risiken Malen Sie mit Ihren Mitarbeitern ein „Bild des Grauens“ Laden Sie dazu alle Mitarbeiter ein, die für ein bestimmtes Aufgabengebiet oder Projekt zuständig sind. Fragen Sie dann: Was muss passieren, damit dieses Projekt so richtig scheitert? Wann wären wir komplett unzufrieden oder hätten ein ernsthaftes Problem? Und: Welche Ursachen würden zu dieser Katastrophe führen? Protokollieren Sie alle Risiken, ohne darüber zu diskutieren, wie wahrscheinlich oder schwerwiegend sie sind – das stoppt den Gedankenfluss und kostet in großer Runde zu viel Zeit. Entscheiden Sie erst im nächsten Schritt, welche Risiken relevant sind und wie Sie mit ihnen umgehen wollen. Fragen Sie Fachleute Manche Risiken kann man nicht entdecken, wenn man selbst involviert ist. Bei Projekten, bei denen Ihr Team manche Faktoren nicht einschätzen kann, sollten Sie daher externe Fachleute an Bord holen, um mögliche Fallen zu entdecken, zum Beispiel Rechtsanwälte, Ingenieure, Wirtschaftsprüfer oder auch ein ihnen wohlgesonnener anderer Unternehmer. Ja, das kostet meist Geld – ist im Zweifel aber günstiger, als wenn Ihr Vorhaben scheitert, weil Sie gewisse Risiken nicht gekannt haben. Überlegen Sie mit den Experten gemeinsam: Was könnte schiefgehen? Kennen Sie Ihre Verträge Verträge haben zwei Nachteile: Erstens sind Sie oft lang und schwer verständlich, zweitens vergisst man schnell, was eigentlich abgemacht war. Wie waren die Vertragsstrafen nochmal geregelt? Wie lang war die Kündigungsfrist? Welche Fristen müssen eingehalten werden? Wer hier keine Rechtsabteilung hat, schleppt oft ein großes Risiko mit sich herum. Schreiben Sie sich relevante Vertragsbedingungen daher heraus, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Kennen Sie die wichtigen Vorschriften (oder engagieren Sie jemanden, der diese kennt) Egal in welcher Branche man tätig ist: Dem Gesetzgeber entkommt niemand. Hier ist in der Regel juristischer Beistand gefragt, denn ein Laie kann die Tausenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien kaum kennen. Vor Projekten ist daher zum Beispiel zu klären, welche Genehmigungen vorliegen müssen oder welche Gesetze relevant sind. Überlegen Sie, von wem Sie abhängig sind Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter? Wer kann Ihren Unternehmenserfolg gefährden, indem er sich aus dem Staub macht? Fragen Sie sich zum Beispiel: Was passiert, wenn mein bester Mitarbeiter kündigt? Oder wenn mein bester Kunde plötzlich insolvent ist? Schreiben Sie Risikoszenarien auf, die von einflussreichen Personen ausgehen. Im nächsten Schritt können Sie dann überlegen, wie Sie damit umgehen. Wie gehen Sie mit den Risiken um? Nutzen Sie möglichst verschiedene Techniken, um potenzielle Gefahren zu erkennen. Tragen Sie die Risiken in eine Tabelle ein. Dafür ist wichtig zu wissen, wie hoch erstens die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Risiko eintritt, und zweitens, wie groß der Schaden dann sein wird. Erst wenn Sie das wissen, können Sie entscheiden, wie Sie dem Risiko begegnen wollen. Wollen Sie es … ausschalten? reduzieren, indem Sie zum Beispiel eine Versicherung abschließen? oder einkalkulieren und sich bereits überlegen, was Sie im Fall der Fälle tun würden? Manchmal macht es aber auch Sinn, der Gefahr weiträumig aus dem Weg zu gehen. „Nämlich immer dann, wenn die Risikokosten höher sind als die zu erwartenden Erträge“, sagt Löffler. Wer aber jedes Risiko zu vermeiden versuche, der könne auch keine Chance nutzen. Löffler rät deswegen: „Arbeiten Sie lieber daran, Gefahren zu erkennen und sich dann eine Strategie zu überlegen.“
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