Appreciative Inquiry
Mit dieser Fragetechnik stärken Sie Ihr Team

Die Appreciative Inquiry ist eine einfache Methode, bei der Sie mit wertschätzenden Fragen das Selbstvertrauen Ihres Teams stärken und leichter Ideen finden. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Aktualisiert am 16. Dezember 2024, 13:20 Uhr, von Verena Bast, Wirtschaftsredakteurin

Bei der Appreciative-Inqiry-Methode können Sie mit bestimmten Fragen auf neue Ideen kommen.
Bei der Appreciative-Inqiry-Methode können Sie mit bestimmten Fragen auf neue Ideen kommen.
© mikroman6 / Getty Images

Was ist die Appreciative Inquiry? Eine Definition

Die Methode hilft Teams, mit den richtigen Fragen eine positive Grundstimmung aufzubauen – und macht es so leichter, auf gute Ideen zu kommen oder Probleme zu lösen. Den Kern bildet ein Set aus wertschätzenden Fragen. Deren Ziel ist, die Aufmerksamkeit eines Teams auf gemeinsame Erfolge zu lenken.

Die Appreciative Inquiry wurde in den 1980er Jahren von David Cooperrider von der Case Western Reserve University in den USA entwickelt. Die beiden Businesscoachinnen Ines Bruckschen und Svenja Op gen Oorth stellen in ihrem Buch „Frag dich in Führung“ einen Fragebogen vor, mit dem Unternehmerinnen und Unternehmer die Methode leicht anwenden können.

Was bedeutet Appreciative Inquiry auf Deutsch?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Appreciative Inquiry „wertschätzende Befragung.“

Wann kann man die Appreciative-Inquiry-Methode nutzen?

Die Appreciative-Inquiry-Methode eignet sich Bruckschen zufolge besonders, wenn in einem Team die Tendenz besteht, nur das Negative zu sehen und nicht das Positive. Beispielsweise in Veränderungsprozessen, wenn Mitarbeiter verunsichert sind und in eine eher ablehnende Haltung rutschen.

„Sie ist außerdem immer dann sinnvoll, wenn man ein bisschen feststeckt und gerade das Gefühl hat, dass nichts vorangeht“, sagt Ines Bruckschen. Sie nutzt die Fragetechnik seit vielen Jahren selbst. Hilfreich sei die Appreciative Inquiry auch, wenn man Dinge verbessern und Ideen dafür entwickeln will.

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Was bewirkt die Appreciative Inquiry?

„Wir sind als Menschen nicht so gut in der Lage, Lösungen zu finden, wenn wir gedanklich feststecken und problembehaftet denken“, sagt Op gen Oorth. Die wertschätzenden Fragen der Appreciative Inquiry helfen, solche Blockaden zu lösen. „Lenken wir den Blick auf das, was uns stärkt, sehen wir unsere Ressourcen und sind in einer positiven Stimmung. Dann fließen die Ideen viel besser“, sagt Op gen Oorth.

Die Fragen würden durch die Rückbesinnung auf gemeinsam gemeisterte Hürden auch den Zusammenhalt im Team stärken, findet Ines Bruckschen: „Sich gemeinsam zu erinnern, stärkt das Wir-Gefühl ungemein. Das schweißt richtig zusammen.“

Appreciative Inquiry: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die Appreciative Inquiry kann in Teammeetings, Workshops oder in Einzelgesprächen eingesetzt werden und funktioniert besonders gut als Auftakt.

Ein Moderator stellt zunächst die Fragen aus dem ersten Schritt (siehe unten: Positive Grundstimmung erzeugen) und leitet das Gespräch. Die Teilnehmer beantworten die Fragen entweder in Dreier- oder Vierergruppen oder in Einzelarbeit. Ihre Antworten schreiben sie auf Karteikarten und stellen die Ergebnisse anschließend in der Runde vor.

Hat man die Fragen aus dem ersten Schritt durchgearbeitet und so eine positive Grundstimmung erreicht, kann sich die Gruppe im zweiten Schritt an die Problemlösung machen. Dann stellt der Moderator die Fragen aus dem zweiten Schritt (siehe unten: Lösungen finden). Wer alle Fragen durcharbeiten will, sollte dafür 60 bis 90 Minuten einplanen.

Die Methode kann laut Bruckschen nicht nur am Anfang eines Workshops genutzt werden, sondern auch zwischendurch in Meetings eingeschoben werden – beispielsweise, wenn es gerade stockt und alle Teilnehmer zu sehr gedanklich mit Problemen beschäftigt sind.

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Schritt 1: Positive Grundstimmung erzeugen – mit diesen Fragen

 Was läuft schon richtig gut?

  • Die Frage richtet den Blick auf das Positive und deckt auf, was schon gut läuft. Das verändert die Stimmung.

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  • Diese Frage dient der Fokussierung und bringt auf den Punkt, was das Team ausmacht und was sie wichtigsten Stärken des Teams oder von Einzelpersonen sind.

Was haben wir schon erreicht (Meilensteine)?

  • Die Frage richtet den Blick auf die Dinge oder Meilensteine, die das Team schon erreicht hat. „Oft hat man die Erfolge pauschal im Blick. Aber wenn man die Meilensteine einzeln aufzählt, sorgt das oft für ein Wow-Erlebnis“, sagt Ines Bruckschen. Die Strecke vor einem erscheine dadurch vielleicht gar nicht mehr so lang. Nach dem Motto: Jetzt haben wir das schon gemeistert, jetzt werden wir den Rest auch noch hinkriegen.

 Welche Herausforderungen haben wir schon gemeistert?

  • Die Frage lenkt die Gedanken auf die Widrigkeiten, die man schon gemeinsam bezwungen hat. „Das zeigt: Es war zwar nicht immer einfach. Aber wir sind trotzdem erfolgreich und haben unseren Meilenstein erreicht“, so Bruckschen. Die Businesscoachin empfiehlt, sich anzuschauen, was man Schritt für Schritt getan hat, um die Herausforderungen zu meistern. „Aus diesen Schritten kann man ableiten, welche Stärken man für die Zukunft nutzen kann.“

Schritt 2: Lösungen finden – mit diesen Fragen

Was könnte noch idealer laufen?

  • „Durch diese Frage kommen lauter Verbesserungsvorschläge“, sagt Bruckschen. „Das sind oft die kleinen Dinge, die noch idealer laufen könnten und aufeinander aufbauen – und nicht der große Paukenschlag.“

Was noch?
Was noch?

  • Diese Frage sollte die Moderation ganz bewusst zweimal stellen. „Wenn man mehrmals nachfragt, kommen unserer Erfahrung nach immer noch neue Aspekte – oft ganz entscheidende“, sagt Bruckschen.

Zu welchen konkreten Schritten inspiriert uns das?

  • Die Frage richtet den Blick darauf, was man konkret tun möchte. „Es ist wichtig, so konkret wie möglich nächste Schritte zu bestimmen“, rät Svenja Op gen Oorth. Haben die vorherigen Fragen beispielsweise gezeigt, dass sich ein Team öfter live treffen möchte, wäre der nächste Schritt, konkrete Termine wie einen monatlichen Jour fixe dafür festzulegen.

Was davon wollen wir umsetzen? Bis wann? Wer kann unterstützen?

  • Oft kommen zu Beginn des zweiten Schrittes viele Ideen. „Dann besteht die Gefahr, dass man sich verzettelt“, sagt Bruckschen aus Erfahrung. Die drei Fragen helfen zu priorisieren. Schließlich kann man oft nicht alle Ideen umsetzen. Ziel ist es, dass am Ende schriftlich feststeht, was als nächstes ganz konkret gemacht wird, bis wann und von wem.

Muss man bei der Appreciative Inquiry alle Fragen stellen?

In größeren Workshops kann es sinnvoll sein, alle Fragen von vorne bis hinten durchzugehen. In Teammeetings oder Einzelgesprächen kann man aber auch nur eine einzelne Frage einschieben. Ist ein Mitarbeiter offensichtlich frustriert, hilft zum Beispiel die Frage: Was lief denn heute schon richtig gut? „Das verändert sofort die Stimmung“, sagt Businesscoach Svenja Op gen Oorth.

Kann man die Appreciative Inquiry auch digital nutzen?

Die Appreciative Inquiry funktioniert sowohl in Präsenzveranstaltungen als auch digital. In Online-Meetings sind dann Tools wie ein Miroboard hilfreich, um die Antworten auf digitalen Post-its zu sammeln.

Grenzen der Appreciative-Inquiry-Methode

Besteht ein großer Konflikt im Team oder ist es sogar total verkracht, empfiehlt Op gen Oorth, zunächst andere Methoden zur Konfliktlösung zu nutzen. Das kann beispielsweise das „Konfliktdreieck“ sein.

Dabei malt der Moderator zunächst ein umgedrehtes Dreieck auf ein Flipchart oder Whiteboard und sagt dem Team: „Ein Dreieck steht normalerweise anders herum. Was trägt dazu bei, dass das Dreieck so gekippt ist?“ „Dann kann jeder zunächst Dampf ablassen“, sagt Op gen Oorth.

Anschließend dreht man das Dreieck um und fragt: „Was ist der Idealzustand?“ So könne man den Konflikt im Team klären, sagt Op gen Oorth. Anschließend könne man die Appreciative-Inquiry-Methode nutzen.

Die Expertinnen

Ines Bruckschen ist Business-Trainerin und Autorin.  Als Coachin begleitet sie Menschen, damit sie in komplexen Arbeitsumfeldern erfolgreich bestehen und ihre Stärken weiterentwickeln können.

Svenja Op gen Oorth ist Coachin, Trainerin und Kommunikationsexpertin und begleitet seit mehr als zwanzig Jahren Menschen, Teams und Unternehmen aus aller Welt in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung und auf ihrem ganz individuellen Weg zum Erfolg.

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