Führungskompetenzen nach Peter Drucker
Klappe halten, Ohren auf! Die Grundregeln guter Führung

Was macht eine gute Führungskraft aus? Einfach mal richtig zuhören ist ein guter Anfang. Wer diese 4 Kompetenzen erlernt, kann Team und Unternehmen voranbringen.

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Führungskompetenzen Peter Drucker
© Abu Hanifah / iStockphoto / Getty Images

Wer nach renommierten Tippgebern für gute Führung sucht, kommt an Peter Ferdinand Drucker (1909 – 2005) kaum vorbei. Der amerikanische Management-Vordenker hat 1990 vier Grundkompetenzen von starken Führungspersönlichkeiten formuliert.

Führungskompetenz 1: Zuhören

Die erste von Drucker beschriebene Führungskompetenz wirkt zunächst trivial: Die „Bereitschaft, Fähigkeit und Selbstdisziplin zuzuhören.“ Und er gibt gleich noch eine knappe Anleitung, wie das gelingt: „Alles, was man tun muss, ist, den Mund zu halten.“

Einer, der weiß, wie schwierig das vielen in der Praxis fällt, ist Niko Single, Coach für Führungskräfte und Unternehmer aus Immenstaad am Bodensee. „Wir hören oft nicht zu, um wirklich das Gesagte zu verstehen“, sagt er. Vielmehr würden viele noch während das Gegenüber redet, die eigene Antwort gedanklich formulieren.

Hilfreich sei, sich einmal selbst zu beobachten. „Wenn ich jemanden unterbreche, habe ich vermutlich gar nicht zugehört, sondern schon über meine Antwort nachgedacht“, sagt Single. Das gilt aber auch, wenn ich sofort nach dem letzten Wort des Gesprächspartners mit meiner Gegenrede loslege, das sogenannte Rapid Fire starte.

Ein ganz typisches Signal für unaufmerksames Zuhören sei es, die Antwort mit „Ja, aber“ zu beginnen, sagt Single.

Und wie macht man es besser? Es gehe darum, wirklich zu verstehen. Der erste Schritt, ganz im Sinne Druckers: Klappe halten, Ohren auf! „Einfach zuhören und im Nachgang ein paar Sekunden Zeit nehmen und überlegen wie ich darauf antworte“ sagt Single.

Der Experte
Niko Single Niko Single ist Inhaber der Niko Single Consulting GmbH. Bevor der studierte Wirtschaftsingenieur sich als Coach, Berater und Führungskräfteentwickler selbstständig machte, hat er als Führungskraft in der Industrie gearbeitet.

Führungskompetenz 2: Bewusst kommunizieren

Gute Führung erfordere die „Bereitschaft zu kommunizieren, sich verständlich zu machen“, so Drucker. Und fügt an: „Das erfordert unendlich viel Geduld.“

Führungsexperte Single erklärt, was damit gemeint ist. „Wer eine Botschaft einmal sendet und glaubt, dass sie genauso verstanden wurde, wie sie gemeint ist, liegt häufig falsch“, sagt er. Allerdings: Auch dasselbe häufig zu wiederholen, führe kaum zum Erfolg.

„Wenn ich mantraartig wiederhole, wir wollen 100.000 Euro Umsatz pro Woche machen, ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vermutlich trotzdem nicht klar, was das für sie bedeutet“, sagt der Coach.

Besser sei es, das Ziel herunterzubrechen. Haben wir heute schon diese zehn Kunden angerufen? Wie hoch war unser Tagesumsatz? „Dann spreche ich zwar über dasselbe Ziel, aber immer über andere Details“, sagt Single.

Wichtig ist, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Was bedeutet eine Entscheidung für das Unternehmen als Ganzes, aber auch für einzelne Abteilungen, einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

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Single war vor seiner Selbstständigkeit Produktionsleiter in einem Konzern. Dort, erzählt er, sei er selbst „in die Falle getappt“. Er musste ein Werk schließen. Teile der Arbeit sollte danach das Team an einem anderen Standort erledigen.

Ein Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung aber weigerte sich, Teile zu prüfen, die zuvor in der anderen Fabrik hergestellt worden waren. „Im Nachgang ist mir aufgefallen, dass ich an der Stelle nicht genug kommuniziert hatte“ erinnert sich Single.

„Ich hätte sagen müssen: Schau mal her, wenn wir das Werk schließen, heißt das, dass wir künftig diese Teile prüfen.“ Single war das längst klar. Dem Mitarbeiter aber nicht. Als sie sich darüber ausgetauscht hatten, war das Problem gelöst.

Führungskompetenz 3: Verantwortung für Probleme übernehmen

Die dritte grundlegende Führungskompetenz nach Drucker ist, „sich nicht herauszureden“. Das bedeutet, für Fehler und Probleme die Verantwortung zu übernehmen.

Manche Führungskräfte würden stattdessen genau das Gegenteil tun, sagt Single. „Sie kassieren Lob, wenn es gut läuft, und geben Schuld weiter, wenn Fehler passieren.“ Das heißt, sie weisen die Verantwortung in der Hierarchie nach unten durch.

Single hat das in einem Unternehmen, das er beraten hat, selbst erlebt. In dem Produktionsbetrieb gab es einen Container mit Ausschuss. „Da lagen Teile im Wert von mehreren 1000 Euro drin“, sagt er.

„Aber es hat niemand darüber gesprochen, dass es Produktionsfehler gab, weil in der Vergangenheit immer jemand für einen Fehler bestraft worden war.“  Hätte die Führungskraft die Verantwortung dafür übernommen, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr passieren, hätte das Unternehmen vermutlich viel Geld sparen können.

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„Ein Fehler weist immer auf eine Prozessschwäche hin“, sagt Single. Und die Verbesserung von Prozessen ist Aufgabe von Führungskräften.

Führungskompetenz 4: Der Sache dienen, nicht dem Ego

Wenn Führungskräfte eitel und egozentrisch sind, kann das gefährlich werden für ein Unternehmen, warnt Drucker. Als vierte grundlegende Führungskompetenz nennt er daher die „Bereitschaft zu erkennen, wie unwichtig man im Vergleich zur Aufgabe ist.“

Vor allem angestellte Führungskräfte neigten aber zu „Politikspielchen“, wie Single es nennt. Um ihrer Karriere Vorschub zu leisten, richten manche ihre Arbeit vornehmlich daran aus, stets möglichst gut auszusehen.

Single mahnt jedoch, sich stets zu fragen: Bringt das wirklich die Sache voran?

Allerdings seien auch Unternehmerinnen und Unternehmer nicht gefeit davor, eitel oder egozentrisch zu agieren. Das weiß Single aus eigener Erfahrung.

Der Coach hatte für längere Zeit tiefen Einblick in ein inhabergeführtes Unternehmen. Die Firma mit zwei Tochtergesellschaften hatte mehrere angestellte Geschäftsführer. Single konnte beobachten, wie dort binnen eineinhalb Jahren sechs Geschäftsführer kamen und gingen.

Der Grund: Der Chef war so überzeugt davon, dass seine Einschätzungen und Ideen die besten sind, dass er keine anderen Ideen zuließ. Eine hohe Fluktuation in der ersten Führungsebene sollten Unternehmerinnen und Unternehmer zum Anlass nehmen, ihr Handeln zu hinterfragen, rät Single.

Eine weitere Gefahr sieht der Experte, wenn Unternehmerinnen oder Unternehmer überall in der Firma mitmischen. „Die glauben: Nichts läuft ohne mich.“ Das könne leicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.

„Fehlen sie dann mal eine Woche, bricht tatsächlich alles zusammen, weil die Prozesse auf den Chef oder die Chefin ausgerichtet sind“, sagt Single. Und das gilt ihnen dann als Beleg für ihre Sichtweise.

So klappt’s: Druckers Tipp

Drucker hat die vier grundlegenden Führungskompetenzen erstmals 1990 in seinem Buch „Managing the Non-Profit Organization“ formuliert. Er rät darin dazu, regelmäßig daran zu arbeiten und gibt einen Tipp, wie das gelingen kann:

„Nehmen Sie sich jeden Freitagnachmittag zehn Minuten Zeit, um sich selbst ein wöchentliches Zeugnis über alle vier Fähigkeiten auszustellen: Zuhören, Kommunizieren, Fehler ausbügeln und das eigene Ego der Aufgabe unterordnen.“

Wer nach renommierten Tippgebern für gute Führung sucht, kommt an Peter Ferdinand Drucker (1909 - 2005) kaum vorbei. Der amerikanische Management-Vordenker hat 1990 vier Grundkompetenzen von starken Führungspersönlichkeiten formuliert. Führungskompetenz 1: Zuhören Die erste von Drucker beschriebene Führungskompetenz wirkt zunächst trivial: Die „Bereitschaft, Fähigkeit und Selbstdisziplin zuzuhören.“ Und er gibt gleich noch eine knappe Anleitung, wie das gelingt: „Alles, was man tun muss, ist, den Mund zu halten.“ Einer, der weiß, wie schwierig das vielen in der Praxis fällt, ist Niko Single, Coach für Führungskräfte und Unternehmer aus Immenstaad am Bodensee. „Wir hören oft nicht zu, um wirklich das Gesagte zu verstehen“, sagt er. Vielmehr würden viele noch während das Gegenüber redet, die eigene Antwort gedanklich formulieren. Hilfreich sei, sich einmal selbst zu beobachten. „Wenn ich jemanden unterbreche, habe ich vermutlich gar nicht zugehört, sondern schon über meine Antwort nachgedacht“, sagt Single. Das gilt aber auch, wenn ich sofort nach dem letzten Wort des Gesprächspartners mit meiner Gegenrede loslege, das sogenannte Rapid Fire starte. Ein ganz typisches Signal für unaufmerksames Zuhören sei es, die Antwort mit „Ja, aber“ zu beginnen, sagt Single. Und wie macht man es besser? Es gehe darum, wirklich zu verstehen. Der erste Schritt, ganz im Sinne Druckers: Klappe halten, Ohren auf! „Einfach zuhören und im Nachgang ein paar Sekunden Zeit nehmen und überlegen wie ich darauf antworte“ sagt Single. Führungskompetenz 2: Bewusst kommunizieren Gute Führung erfordere die „Bereitschaft zu kommunizieren, sich verständlich zu machen“, so Drucker. Und fügt an: „Das erfordert unendlich viel Geduld.“ Führungsexperte Single erklärt, was damit gemeint ist. „Wer eine Botschaft einmal sendet und glaubt, dass sie genauso verstanden wurde, wie sie gemeint ist, liegt häufig falsch“, sagt er. Allerdings: Auch dasselbe häufig zu wiederholen, führe kaum zum Erfolg. „Wenn ich mantraartig wiederhole, wir wollen 100.000 Euro Umsatz pro Woche machen, ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vermutlich trotzdem nicht klar, was das für sie bedeutet“, sagt der Coach. Besser sei es, das Ziel herunterzubrechen. Haben wir heute schon diese zehn Kunden angerufen? Wie hoch war unser Tagesumsatz? „Dann spreche ich zwar über dasselbe Ziel, aber immer über andere Details“, sagt Single. Wichtig ist, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Was bedeutet eine Entscheidung für das Unternehmen als Ganzes, aber auch für einzelne Abteilungen, einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Single war vor seiner Selbstständigkeit Produktionsleiter in einem Konzern. Dort, erzählt er, sei er selbst „in die Falle getappt“. Er musste ein Werk schließen. Teile der Arbeit sollte danach das Team an einem anderen Standort erledigen. Ein Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung aber weigerte sich, Teile zu prüfen, die zuvor in der anderen Fabrik hergestellt worden waren. „Im Nachgang ist mir aufgefallen, dass ich an der Stelle nicht genug kommuniziert hatte“ erinnert sich Single. „Ich hätte sagen müssen: Schau mal her, wenn wir das Werk schließen, heißt das, dass wir künftig diese Teile prüfen.“ Single war das längst klar. Dem Mitarbeiter aber nicht. Als sie sich darüber ausgetauscht hatten, war das Problem gelöst. Führungskompetenz 3: Verantwortung für Probleme übernehmen Die dritte grundlegende Führungskompetenz nach Drucker ist, „sich nicht herauszureden“. Das bedeutet, für Fehler und Probleme die Verantwortung zu übernehmen. Manche Führungskräfte würden stattdessen genau das Gegenteil tun, sagt Single. „Sie kassieren Lob, wenn es gut läuft, und geben Schuld weiter, wenn Fehler passieren." Das heißt, sie weisen die Verantwortung in der Hierarchie nach unten durch. Single hat das in einem Unternehmen, das er beraten hat, selbst erlebt. In dem Produktionsbetrieb gab es einen Container mit Ausschuss. „Da lagen Teile im Wert von mehreren 1000 Euro drin“, sagt er. [mehr-zum-thema] „Aber es hat niemand darüber gesprochen, dass es Produktionsfehler gab, weil in der Vergangenheit immer jemand für einen Fehler bestraft worden war.“  Hätte die Führungskraft die Verantwortung dafür übernommen, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr passieren, hätte das Unternehmen vermutlich viel Geld sparen können. „Ein Fehler weist immer auf eine Prozessschwäche hin“, sagt Single. Und die Verbesserung von Prozessen ist Aufgabe von Führungskräften. Führungskompetenz 4: Der Sache dienen, nicht dem Ego Wenn Führungskräfte eitel und egozentrisch sind, kann das gefährlich werden für ein Unternehmen, warnt Drucker. Als vierte grundlegende Führungskompetenz nennt er daher die „Bereitschaft zu erkennen, wie unwichtig man im Vergleich zur Aufgabe ist.“ Vor allem angestellte Führungskräfte neigten aber zu „Politikspielchen“, wie Single es nennt. Um ihrer Karriere Vorschub zu leisten, richten manche ihre Arbeit vornehmlich daran aus, stets möglichst gut auszusehen. Single mahnt jedoch, sich stets zu fragen: Bringt das wirklich die Sache voran? Allerdings seien auch Unternehmerinnen und Unternehmer nicht gefeit davor, eitel oder egozentrisch zu agieren. Das weiß Single aus eigener Erfahrung. Der Coach hatte für längere Zeit tiefen Einblick in ein inhabergeführtes Unternehmen. Die Firma mit zwei Tochtergesellschaften hatte mehrere angestellte Geschäftsführer. Single konnte beobachten, wie dort binnen eineinhalb Jahren sechs Geschäftsführer kamen und gingen. Der Grund: Der Chef war so überzeugt davon, dass seine Einschätzungen und Ideen die besten sind, dass er keine anderen Ideen zuließ. Eine hohe Fluktuation in der ersten Führungsebene sollten Unternehmerinnen und Unternehmer zum Anlass nehmen, ihr Handeln zu hinterfragen, rät Single. Eine weitere Gefahr sieht der Experte, wenn Unternehmerinnen oder Unternehmer überall in der Firma mitmischen. „Die glauben: Nichts läuft ohne mich.“ Das könne leicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. „Fehlen sie dann mal eine Woche, bricht tatsächlich alles zusammen, weil die Prozesse auf den Chef oder die Chefin ausgerichtet sind“, sagt Single. Und das gilt ihnen dann als Beleg für ihre Sichtweise. So klappt's: Druckers Tipp Drucker hat die vier grundlegenden Führungskompetenzen erstmals 1990 in seinem Buch „Managing the Non-Profit Organization“ formuliert. Er rät darin dazu, regelmäßig daran zu arbeiten und gibt einen Tipp, wie das gelingen kann: „Nehmen Sie sich jeden Freitagnachmittag zehn Minuten Zeit, um sich selbst ein wöchentliches Zeugnis über alle vier Fähigkeiten auszustellen: Zuhören, Kommunizieren, Fehler ausbügeln und das eigene Ego der Aufgabe unterordnen.“
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