Inhalt: Darum geht's in diesem Beitrag
- Warum Führungskräfte Mitarbeiter auf Körpergeruch ansprechen sollten
- Mitarbeiter stinkt geradezu? Beobachte, ob es ein Dauerproblem ist
- Vieraugengespräch mit dem Teammitglied vereinbaren
- Das Thema Körpergeruch in Ich-Botschaften ansprechen
- Herausfinden, warum ein Mitarbeiter stinkt
- Gemeinsam Lösungen gegen die Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz finden
- Mangelnde Körperhygiene am Arbeitsplatz: Das gilt arbeitsrechtlich
Ein Mitarbeiter stinkt – was tun? Katharina Starlay kann sich gut daran erinnern, wie sie sich vor rund 30 Jahren als junge Führungskraft mit dieser heiklen Frage befassen musste. Sie leitete eine Abteilung und bemerkte, dass eine Mitarbeiterin unangenehm roch. Katharina Starlay befürchtete, dass die Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz durch die Kollegin zu einem größeren Problem werden könnte – und die fleißige Angestellte dadurch im Team ins Gerede kommen würde. Sie beschloss, mit ihr zu sprechen. Vertraulich, in Ruhe, nach getaner Arbeit.
In diesem sensiblen Gespräch wollte die Abteilungsleiterin nichts dem Zufall überlassen und verfasste eine Art Leitfaden, was und wie sie es der Frau sagen wollte. Heute ist Katharina Starlay 59 Jahre alt und arbeitet als Stilberaterin – das Thema Körpergeruch begegnet ihr im beruflichen Alltag immer wieder.
Warum Führungskräfte Mitarbeiter auf Körpergeruch ansprechen sollten
Ob Schweiß, Mundgeruch, muffelige Kleidung oder Zigarettenrauch – wenn ein Mitarbeiter stinkt, nehmen Kolleginnen und Kollegen das oft als unangenehm wahr. Und das kann die Zusammenarbeit nachhaltig belasten. Betroffene könnten sogar vom Team ausgegrenzt werden.
Doch nicht nur wegen des Betriebsfriedens sollten Chefinnen und Chefs reagieren und das Problem ansprechen. Oft wissen die Betroffenen nicht, dass sie unangenehm riechen – und möglicherweise steckt ein gesundheitliches Problem dahinter.
Doch wie spricht man die Betroffenen an, ohne sie zu verletzen? Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du das Gespräch führen und das Problem lösen kannst.
Mitarbeiter stinkt geradezu? Beobachte, ob es ein Dauerproblem ist
Katharina Starlay rät, zuerst zu schauen, ob der schlechte Geruch eine Ausnahme ist oder sich zu einem Dauerthema auswächst. Ist Letzteres der Fall, sollten Chefinnen und Chefs das Gespräch suchen. Wichtig: „Der oder die Betroffene darf auf keinen Fall bloßgestellt oder kleiner gemacht werden. Denn dann verschließt sich die Person oder reagiert auf der Kommunikationsebene des Kind-Ichs: trotzig“, erklärt Starlay.
Das bedeutet: Führungskräfte sollten das Thema nicht vor dem Team ansprechen und auch auf flüchtige Bemerkungen verzichten. Auch vermeintlich subtile Gesten sind keine gute Idee, um damit die Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz durch Kollegen indirekt zu mindern – wie etwa die, auf den Arbeitsplatz der Mitarbeitenden ein Stück Seife oder einen Deo-Roller zu legen.
„Der Mitarbeiter kann damit erst einmal nichts anfangen, er wird unsicher und unter Stress gesetzt. Zudem ist es möglich, dass er oder sie bestimmte Stoffe für die Körperpflege nicht verträgt“, sagt Expertin Starlay.
Vieraugengespräch mit dem Teammitglied vereinbaren
Eine gute Führungskraft sollte in der Lage sein, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertraulich auch über heikle Themen zu reden – mangelnde Körperhygiene am Arbeitsplatz gehört dazu. Starlay empfiehlt, das Vieraugengespräch wie ein klassisches Personalgespräch zu führen. Das heißt: nicht nebenbei, fest terminiert und gut vorbereitet.
So ging die Expertin damals auch bei ihrer Kollegin vor. „Zuerst begegnete ich ihr mit Wertschätzung. Ich bedankte mich für die erneut gute Arbeit, besonders an so einem stressigen Tag. Dann habe ich meine wiederholte Wahrnehmung bezüglich ihres Körpergeruchs geschildert und zu ihr gesagt, dass wir gemeinsam überlegen sollten, woran das liegen kann.“
Das Thema Körpergeruch in Ich-Botschaften ansprechen
Außerdem empfiehlt Beraterin Starlay, sich im Gespräch in die Lage des oder der Betroffenen hineinzuversetzen. „Hier muss der Chefmantel abgelegt werden“, sagt Starlay. Vorgesetzte sollten immer deutlich machen, dass es ihnen um das Wohl des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin geht; Tadel oder Geringschätzung sind zu meiden.
Für die gute Gesprächskultur sei es zudem wichtig, Ich-Botschaften zu senden. Die Expertin rät zu Formulierungen wie: „Mir ist aufgefallen, dass …“ Oder: „Dann habe ich wahrgenommen…“.
Herausfinden, warum ein Mitarbeiter stinkt
Es gibt verschiedene Auslöser für schlechten Körpergeruch, betont Katharina Starlay. „Viele Menschen bekommen beispielsweise Mundgeruch, wenn sie zu lange nichts trinken oder zu wenig essen. Anderen wiederum schlägt Ärger auf den Magen – und dann riechen sie aus dem Mund.“ Scharfe Gewürze wie etwa Knoblauch können sich ebenfalls auf die Körperchemie auswirken und geruchstreibend sein.
Oft steckt auch die Kleidung hinter dem Problem, wie Katharina Starlay in ihrem Buch „Kleidung nachhaltig konsumieren“ beschreibt. Synthetische Stoffe etwa sind schweißtreibend und saugen den schlechten Geruch förmlich auf. Dazu zählen etwa Polyester, aus denen häufig die Innenfutter von Blazern gefertigt sind, sowie Elasthan. Auch bügelfreie Hemden und Blusen, die chemisch oberflächenbehandelt sind, können Körpergeruch verursachen oder verstärken.
Bei ihrem Gespräch mit der Mitarbeiterin damals war die Ursache des Körpergeruchs nach nur einer Viertelstunde gefunden: Die Frau hatte von ihrem Arzt zuvor einen anderen Typ Antibabypille verschrieben bekommen. Und dieses Präparat brachte den Hormonhaushalt der Mitarbeiterin durcheinander – mit unangenehmem Körpergeruch als Folge.
Die Mitarbeiterin sei froh gewesen über den Hinweis. Sie ging nach dem Gespräch zum Arzt, bat um eine andere Pille – und nach einiger Zeit war der Geruch verflogen.
Gemeinsam nach Lösungen gegen die Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz suchen
Ist ein gesundheitliches Problem die Ursache, können Ärzte und Ärztinnen helfen. Doch was tun, wenn ein Mitarbeiter stinkt, weil es an Körperhygiene mangelt oder die Ursachen in der Ernährung liegen? Auch hier gilt Starlay zufolge, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen und übergriffiges Verhalten zu vermeiden – also etwa das Teammitglied zu ermahnen, seine Wäsche öfter oder gründlicher waschen. „Stattdessen sollte besprochen werden, dass es Materialien gibt, die häufiger Pflege benötigen“, erklärt Starlay.
Auch die generelle Körperhygiene des Betroffenen infrage zu stellen, wäre ein Eingriff in die Privatsphäre des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin. Denn der Bedarf an Pflege sei je nach Körper individuell. „Allenfalls kann man im Gespräch anmerken, dass wir alle nach dem Verzehr von bestimmten Gewürzen noch mehr darauf achten müssen“, so die Expertin weiter.
Beeinträchtigt der unangenehme Geruch allerdings den Unternehmenserfolg, sollten Vorgesetzte Regeln aufstellen. Etwa, wenn ein Angestellter aus dem Vertrieb gern und oft Knoblauch konsumiert. Dann wäre beispielsweise denkbar, den Kollegen anzuhalten, an Tagen mit direktem Kundenkontakt darauf zu verzichten. „Solche Gespräche sind auch Verhandlungen mit verbindlichen und machbaren Vereinbarungen an deren Ende. Und hier müssen sich beide Seiten entgegenkommen.“
Chefs und Chefinnen können in einem solchen Austausch auch über eigene Strategien sprechen, wie sie Körpergeruch vermeiden. Katharina Starlay etwa achtet vor Präsentationen auf das Innenfutter ihrer Blazer und verwendet an solchen Tagen ausnahmsweise ein Deodorant mit Aluminium.
Das Metall ist zwar aus gesundheitlichen Gründen umstritten, dafür verschließt es die Schweißporen. Um geruchsfrei durch einen stressigen Tag zu kommen, sei das ein guter Kompromiss.
Mangelnde Körperhygiene am Arbeitsplatz: Das gilt arbeitsrechtlich
Ein Mitarbeiter stinkt, mehrere Gespräche sind geführt, die Ursachen geklärt – doch der Angestellte ändert nichts: In dem Fall dürften sich Chefs und Chefinnen fragen, ob solches Verhalten zu den Abmahnungsgründen gehört. Oder es sogar eine ordentliche Kündigung rechtfertigt. „Das Thema Körpergeruch eines Mitarbeiters lässt sich rechtlich nur schwer bis gar nicht vernünftig regeln“, sagt Rechtsanwalt Alexander Bredereck.
Der Arbeitsrechtler aus Berlin rät in so einem Fall von Kündigungen ab. „Die Frage ist hier immer, welche Erfolgsaussichten der Arbeitgeber vor Gericht hat.“ Die Gegenseite könne Medikamente, etwa Psychopharmaka, als Gründe für den Körpergeruch anführen. „Da kann ein Chef in sehr viele Fettnäpfchen treten.“
Zwar hatte das Arbeitsgericht Köln im Jahr 2010 die Klage gegen die Kündigung eines Arbeitnehmers wegen Geruchsbelästigung am Arbeitsplatz zurückgewiesen – dies aber damit begründet, dass dem Mann noch in der Probezeit gekündigt wurde. Und in diesem Zeitraum dürfen Kündigungen ohne Begründungen ausgesprochen werden, es gilt kein Kündigungsschutz. „Dieses Urteil hilft daher nicht weiter“, betont Bredereck.
Der Arbeitsrechtler erklärt: Würde ihn ein Arbeitgeber beauftragen, einen Mitarbeiter wegen mangelnder Körperhygiene am Arbeitsplatz zu kündigen, würde er ihn fragen: „Schätzen Sie ihn? Wenn nicht, dann würde ich nach anderen Kündigungsgründen fragen.“ Denn allein, dass ein Mitarbeiter stinkt, ist kein guter Grund.
Katharina Starlay war viele Jahre Führungskraft im Einzelhandel. Heute arbeitet sie als Stilberaterin und Karriereberaterin für die dritte Lebensphase. Zudem ist sie Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. Ihr aktuelles Buch: „Stilgeheimnisse“ (Frankfurter Allgemeine Buch, 24 Euro).

Alexander Bredereck ist Fachanwalt für Arbeitsrecht. Seine Kanzlei Bredereck und Willkomm hat ihren Sitz in Berlin.
