Problematische Bewerber
„Noch Fragen? Nö!“ Bewerber, von denen Unternehmer die Finger lassen sollten

Nebenher Mails lesen, über die alte Firma lästern: Personalberater Robert Zangeneh über Anzeichen im Vorstellungsgespräch, die gegen Kandidaten sprechen.

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Problematische-Bewerber
© Designer/ Digital Vision Vectors / Gettyimages

Herr Zangeneh, als Personalberater können Sie bestimmt viel über miserable Auftritte von Bewerbern erzählen.

Robert Zangeneh: Oh ja, es gibt jede Menge Beispiele, bei denen die Alarmglocken von Unternehmern läuten sollen. Der Klassiker ist, wenn ein Bewerber sich schlecht auf das Gespräch vorbereitet hat, das erleben wir als Personalberater immer wieder. Es geht dabei nicht nur darum zu wissen, für welche Produkte oder Dienstleistungen ein Unternehmen steht – sondern auch, wie es nach außen auftritt. Welches Image hat es? Welche Kleiderordnung gibt es, Anzug oder Kapuzenpulli?

Aber noch schlimmer dürfte es sein, wenn Bewerber schlecht über frühere Arbeitgeber reden?

Richtig, negative Äußerungen über ehemalige Arbeitgeber sind mit höchster Vorsicht zu genießen. Kandidaten sollten hier weder lügen noch vom Leder ziehen. Ein behutsamer Mittelweg ist wichtig. Denn wer weiß, ob sie gegenüber Kunden auch so auftreten oder beim nächsten Arbeitgeber wieder über den Vorgängerbetrieb oder die Kollegen lästern?

Welches Verhalten ist für Sie noch ein Ausschlusskriterium?

Eine Folge des Fachkräftemangels ist die mangelnde Motivation von Bewerbern im Vorstellungsgespräch. Etliche Kandidaten, die wir vermitteln, treten in den Gesprächen überheblich und lustlos auf. Sie lassen ihren Gesprächspartner spüren, dass sie in ihrem aktuellen Job eigentlich zufrieden sind, und dass ein potenziell neuer Arbeitgeber ihnen etwas bieten muss. Nach dem Motto: „Ihr wollt etwas von mir, also legt euch gefälligst ins Zeug.“ Als Arbeitgeber würde ich von solchen Bewerbern Abstand nehmen. Doch ob man sich das immer leisten kann, steht auf einem anderen Blatt.

Mehr zum Thema: Mit diesen Bewerberfragen müssen Unternehmer rechnen.

Es dürfte auch Kandidaten geben, die vor Selbstbewusstsein fast platzen.

Von so einem Beispiel kann ich erzählen: Ein Kandidat hatte im Vorstellungsgespräch außergewöhnlich viele Fremdwörter benutzt, um zu zeigen, dass er viel von der Branche versteht. So etwas kann darauf hindeuten, dass der Bewerber Defizite bei sozialen Kompetenzen hat und dieses Manko mit einer Überbetonung seiner fachlichen Stärken ausgleichen will. Wenn ein Arbeitgeber merkt, dass da einer mit seinem Fachwissen prahlt, sollte bei ihm die Alarmanlage angehen.

Überbetonen von fachlichen Kompetenzen ist ein Warnsignal?

Ja, sehr oft. Der Bewerber sollte hier ein gesundes Mittelmaß finden. Wenn das nicht gelingt, muss der Arbeitgeber mit gezielten Fragen die sozialen Kompetenzen aus dem Kandidaten herauskitzeln.

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Viele Kandidaten sind unflexibler geworden. Tausende haben sich ans Arbeiten im Homeoffice gewöhnt – und wollen davon nicht mehr weg. Sie sind nicht mehr bereit, auf den Arbeitgeber zuzugehen.

Was heißt das?

Wenn ein Unternehmen etwa zwei Tage pro Woche Anwesenheit im Büro wünscht, dann beharren erstaunlich viele Bewerber weiterhin auf 100 Prozent Homeoffice. Der Arbeitgeber sollte bei solchen Bewerbern vorsichtig sein. Denn wenn dieser schon bei diesem Punkt so unflexibel ist – wie verhält er sich beispielsweise, wenn er im betrieblichen Alltag gebeten wird, eine Aufgabe zu übernehmen, die nicht ausdrücklich in seinem Arbeitsvertrag steht?

Mit der Pandemie wurden auch Videotelefonate im Vorstellungsgespräch etabliert. Klingt erstmal unproblematisch …

… ist es aber nicht. Im Gegenteil. Bei persönlichen Gesprächen im Unternehmen achten die Bewerber noch auf Etikette – doch daheim, vor dem Computer, treten sie oft nachlässig auf. Es ist beispielsweise kein gutes Zeichen, wenn der Bewerber nicht rechtzeitig die Technik im Griff hat, das Mikrofon nicht funktioniert oder die Kamera nicht läuft. So etwas muss vorher geprüft werden. Schlimm ist auch, wenn der Bewerber während des Gesprächs abgelenkt ist, etwa nebenher E-Mails schreibt oder auf sein Mobiltelefon schaut. Und viele klicken tatsächlich erst mit Beginn des Gesprächs auf die Website des Unternehmens und lesen dort schnell nach, mit wem sie es zu tun haben. Das merkt man, wenn der Gegenüber nicht in die Kamera, sondern unruhig auf seinen Bildschirm schaut.

Der Videocall erlaubt auch Einblicke in die private Welt des Bewerbers.

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Und das kann heikel sein. Ich kenne ein Beispiel von einem Gespräch, bei dem hinter dem Kandidaten ein unordentlicher Berg frisch gewaschener Wäsche zu sehen war. Das sieht nicht nur unprofessionell aus, sondern lässt vermuten, dass der Kandidat chaotisch ist. Denn wenn der Kandidat es nicht mal hinbekommt, seine Wäsche aus dem Bild zu räumen für ein Vorstellungsgespräch – wie strukturiert ist er dann im Arbeitsalltag?

Ein unordentlicher Wäscheberg im Hintergrund wäre für Sie also ein Ausschlusskriterium?

So ein Versäumnis allein darf nicht ausschlaggebend sein für eine Ablehnung. Aber der Arbeitgeber sollte dann schon gezielt in Richtung Selbstorganisation und strukturiertes Arbeiten des Bewerbers fragen.

Videocalls haben auch die Kleiderordnung durcheinandergebracht. Plötzlich sahen selbst Mitarbeiter von Dax-Unternehmen ihre Chefs in legeren T-Shirts.

Für Vorstellungsgespräche gilt das nicht. Hier ist eine professionelle Form weiterhin A und O.

Also sollte ein Bewerber sogar auch mit Krawatte vor dem Bildschirm sitzen, wenn das der Stil des Unternehmens ist?

Unbedingt.

Es gibt aber auch noch, oder wieder, Gespräche in der realen Welt.

Und dort gilt weiterhin der Satz: Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt. Unangemessene Kleidung ist auch der Klassiker. Jeder Bewerber sollte sich vor dem Gespräch darüber informieren, wie die entsprechenden Gepflogenheiten in dem Unternehmen sind. Nachlässigkeiten senden immer negative Botschaften aus, sie sprechen für mangelhafte Vorbereitung und mäßiges Interesse des Bewerbers.

Der Experte

Robert Zangeneh ist Head of Recruiting in der Personalberatung Talentlotsen. Das Hamburger Unternehmen wurde 2018 gegründet mit dem Anspruch, "frischen Wind" in den Markt der Personalberatungen zu bringen. Mit der Kombination aus klassischer Direktansprache und digitalen Möglichkeiten soll die Vermittlung schneller und billiger erfolgen.

Verraten die persönlichen Gespräche noch mehr über den Kandidaten als die Videocalls?

Ja. Wie geht der Kandidat mit Mitarbeitern am Empfang um? Wie mit der Assistenz des Chefs? Wie mit Handwerkern oder der Putzfrau? Wer solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter respektlos oder übertrieben freundlich behandelt, wirkt nicht authentisch und wird es schwer haben, sich ins Team einzufügen oder gar eine gute Führungskraft zu werden. Hier raten wir immer zu einer authentischen und humorvollen Höflichkeit.

Wie bewerten Sie die Körpersprache im Vorstellungsgespräch?

Hier muss der Arbeitgeber vorsichtig sein. Verschränkte Arme sind nicht zwangsläufig ein Zeichen für Desinteresse. Manchmal weiß man einfach vor Unsicherheit nicht, wohin damit. Anders verhält es sich, wenn der Bewerber während des Gesprächs zum Fenster hinausschaut oder ins Leere starrt. Das ist ein deutliches Zeichen für: interessiert mich nicht besonders.

Unpünktlichkeit dürfte auch für mangelhaftes Interesse sprechen.

Exakt. Ein Bewerber sollte sich immer genügend zeitliche Puffer einbauen. Falls doch etwas durch höhere Gewalt dazwischenkommt, dann kann er das rechtzeitig telefonisch mitteilen. Und die Betonung liegt auf rechtzeitig.

Was spricht noch für Desinteresse des Bewerbers?

Wenn er keinerlei Fragen stellt. Gut, es kann sein, dass alle Fragen geklärt sind – theoretisch. Denn praktisch lässt sich immer noch einiges erfragen, zu Prozessen im Unternehmen, zu Zielen, zu Strukturen, zu Mitarbeitern. Ein Kandidat, der fragt, zeigt immer: Ich bin interessiert an Ihnen.

Und wenn der Bewerber mit Konkurrenzangeboten prahlt?

Wenn er wirklich damit prahlt, dann ist das negativ. Erst recht, wenn er sein Gegenüber mit der Offerte des Konkurrenten unter Druck setzen will. Wenn er aber ehrlich darauf hinweist, dass er aktiv auf Jobsuche ist und entsprechende Angebote prüft, dann ist das legitim. Arbeitgeber verhehlen ja auch nicht, dass sie mehrere Kandidaten prüfen.

Die Generationen Y und Z stehen unter Verdacht, besondere Wünsche an ihre Arbeitgeber zu haben.

Die jungen Leute stellen erstaunlich viele Forderungen: Die Arbeit muss sinnstiftend sein, sie wollen zig Benefits, und das Gehalt soll auch sehr hoch sein. Auch, wenn viele Unternehmer umdenken sollten, müssen sie sich nicht alles gefallen lassen. Kompromissbereitschaft ist von beiden Seiten notwendig – wie in einer guten Ehe.

Herr Zangeneh, als Personalberater können Sie bestimmt viel über miserable Auftritte von Bewerbern erzählen. Robert Zangeneh: Oh ja, es gibt jede Menge Beispiele, bei denen die Alarmglocken von Unternehmern läuten sollen. Der Klassiker ist, wenn ein Bewerber sich schlecht auf das Gespräch vorbereitet hat, das erleben wir als Personalberater immer wieder. Es geht dabei nicht nur darum zu wissen, für welche Produkte oder Dienstleistungen ein Unternehmen steht – sondern auch, wie es nach außen auftritt. Welches Image hat es? Welche Kleiderordnung gibt es, Anzug oder Kapuzenpulli? Aber noch schlimmer dürfte es sein, wenn Bewerber schlecht über frühere Arbeitgeber reden? Richtig, negative Äußerungen über ehemalige Arbeitgeber sind mit höchster Vorsicht zu genießen. Kandidaten sollten hier weder lügen noch vom Leder ziehen. Ein behutsamer Mittelweg ist wichtig. Denn wer weiß, ob sie gegenüber Kunden auch so auftreten oder beim nächsten Arbeitgeber wieder über den Vorgängerbetrieb oder die Kollegen lästern? Welches Verhalten ist für Sie noch ein Ausschlusskriterium? Eine Folge des Fachkräftemangels ist die mangelnde Motivation von Bewerbern im Vorstellungsgespräch. Etliche Kandidaten, die wir vermitteln, treten in den Gesprächen überheblich und lustlos auf. Sie lassen ihren Gesprächspartner spüren, dass sie in ihrem aktuellen Job eigentlich zufrieden sind, und dass ein potenziell neuer Arbeitgeber ihnen etwas bieten muss. Nach dem Motto: „Ihr wollt etwas von mir, also legt euch gefälligst ins Zeug.“ Als Arbeitgeber würde ich von solchen Bewerbern Abstand nehmen. Doch ob man sich das immer leisten kann, steht auf einem anderen Blatt. Mehr zum Thema: Mit diesen Bewerberfragen müssen Unternehmer rechnen. Es dürfte auch Kandidaten geben, die vor Selbstbewusstsein fast platzen. Von so einem Beispiel kann ich erzählen: Ein Kandidat hatte im Vorstellungsgespräch außergewöhnlich viele Fremdwörter benutzt, um zu zeigen, dass er viel von der Branche versteht. So etwas kann darauf hindeuten, dass der Bewerber Defizite bei sozialen Kompetenzen hat und dieses Manko mit einer Überbetonung seiner fachlichen Stärken ausgleichen will. Wenn ein Arbeitgeber merkt, dass da einer mit seinem Fachwissen prahlt, sollte bei ihm die Alarmanlage angehen. Überbetonen von fachlichen Kompetenzen ist ein Warnsignal? Ja, sehr oft. Der Bewerber sollte hier ein gesundes Mittelmaß finden. Wenn das nicht gelingt, muss der Arbeitgeber mit gezielten Fragen die sozialen Kompetenzen aus dem Kandidaten herauskitzeln. Registrieren Sie durch die Coronapandemie ein verändertes Bewerberverhalten? Viele Kandidaten sind unflexibler geworden. Tausende haben sich ans Arbeiten im Homeoffice gewöhnt – und wollen davon nicht mehr weg. Sie sind nicht mehr bereit, auf den Arbeitgeber zuzugehen. Was heißt das? Wenn ein Unternehmen etwa zwei Tage pro Woche Anwesenheit im Büro wünscht, dann beharren erstaunlich viele Bewerber weiterhin auf 100 Prozent Homeoffice. Der Arbeitgeber sollte bei solchen Bewerbern vorsichtig sein. Denn wenn dieser schon bei diesem Punkt so unflexibel ist – wie verhält er sich beispielsweise, wenn er im betrieblichen Alltag gebeten wird, eine Aufgabe zu übernehmen, die nicht ausdrücklich in seinem Arbeitsvertrag steht? Mit der Pandemie wurden auch Videotelefonate im Vorstellungsgespräch etabliert. Klingt erstmal unproblematisch … … ist es aber nicht. Im Gegenteil. Bei persönlichen Gesprächen im Unternehmen achten die Bewerber noch auf Etikette – doch daheim, vor dem Computer, treten sie oft nachlässig auf. Es ist beispielsweise kein gutes Zeichen, wenn der Bewerber nicht rechtzeitig die Technik im Griff hat, das Mikrofon nicht funktioniert oder die Kamera nicht läuft. So etwas muss vorher geprüft werden. Schlimm ist auch, wenn der Bewerber während des Gesprächs abgelenkt ist, etwa nebenher E-Mails schreibt oder auf sein Mobiltelefon schaut. Und viele klicken tatsächlich erst mit Beginn des Gesprächs auf die Website des Unternehmens und lesen dort schnell nach, mit wem sie es zu tun haben. Das merkt man, wenn der Gegenüber nicht in die Kamera, sondern unruhig auf seinen Bildschirm schaut. Der Videocall erlaubt auch Einblicke in die private Welt des Bewerbers. Und das kann heikel sein. Ich kenne ein Beispiel von einem Gespräch, bei dem hinter dem Kandidaten ein unordentlicher Berg frisch gewaschener Wäsche zu sehen war. Das sieht nicht nur unprofessionell aus, sondern lässt vermuten, dass der Kandidat chaotisch ist. Denn wenn der Kandidat es nicht mal hinbekommt, seine Wäsche aus dem Bild zu räumen für ein Vorstellungsgespräch – wie strukturiert ist er dann im Arbeitsalltag? Ein unordentlicher Wäscheberg im Hintergrund wäre für Sie also ein Ausschlusskriterium? So ein Versäumnis allein darf nicht ausschlaggebend sein für eine Ablehnung. Aber der Arbeitgeber sollte dann schon gezielt in Richtung Selbstorganisation und strukturiertes Arbeiten des Bewerbers fragen. [mehr-zum-thema] Videocalls haben auch die Kleiderordnung durcheinandergebracht. Plötzlich sahen selbst Mitarbeiter von Dax-Unternehmen ihre Chefs in legeren T-Shirts. Für Vorstellungsgespräche gilt das nicht. Hier ist eine professionelle Form weiterhin A und O. Also sollte ein Bewerber sogar auch mit Krawatte vor dem Bildschirm sitzen, wenn das der Stil des Unternehmens ist? Unbedingt. Es gibt aber auch noch, oder wieder, Gespräche in der realen Welt. Und dort gilt weiterhin der Satz: Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt. Unangemessene Kleidung ist auch der Klassiker. Jeder Bewerber sollte sich vor dem Gespräch darüber informieren, wie die entsprechenden Gepflogenheiten in dem Unternehmen sind. Nachlässigkeiten senden immer negative Botschaften aus, sie sprechen für mangelhafte Vorbereitung und mäßiges Interesse des Bewerbers. [zur-person] Verraten die persönlichen Gespräche noch mehr über den Kandidaten als die Videocalls? Ja. Wie geht der Kandidat mit Mitarbeitern am Empfang um? Wie mit der Assistenz des Chefs? Wie mit Handwerkern oder der Putzfrau? Wer solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter respektlos oder übertrieben freundlich behandelt, wirkt nicht authentisch und wird es schwer haben, sich ins Team einzufügen oder gar eine gute Führungskraft zu werden. Hier raten wir immer zu einer authentischen und humorvollen Höflichkeit. Wie bewerten Sie die Körpersprache im Vorstellungsgespräch? Hier muss der Arbeitgeber vorsichtig sein. Verschränkte Arme sind nicht zwangsläufig ein Zeichen für Desinteresse. Manchmal weiß man einfach vor Unsicherheit nicht, wohin damit. Anders verhält es sich, wenn der Bewerber während des Gesprächs zum Fenster hinausschaut oder ins Leere starrt. Das ist ein deutliches Zeichen für: interessiert mich nicht besonders. Unpünktlichkeit dürfte auch für mangelhaftes Interesse sprechen. Exakt. Ein Bewerber sollte sich immer genügend zeitliche Puffer einbauen. Falls doch etwas durch höhere Gewalt dazwischenkommt, dann kann er das rechtzeitig telefonisch mitteilen. Und die Betonung liegt auf rechtzeitig. Was spricht noch für Desinteresse des Bewerbers? Wenn er keinerlei Fragen stellt. Gut, es kann sein, dass alle Fragen geklärt sind – theoretisch. Denn praktisch lässt sich immer noch einiges erfragen, zu Prozessen im Unternehmen, zu Zielen, zu Strukturen, zu Mitarbeitern. Ein Kandidat, der fragt, zeigt immer: Ich bin interessiert an Ihnen. Und wenn der Bewerber mit Konkurrenzangeboten prahlt? Wenn er wirklich damit prahlt, dann ist das negativ. Erst recht, wenn er sein Gegenüber mit der Offerte des Konkurrenten unter Druck setzen will. Wenn er aber ehrlich darauf hinweist, dass er aktiv auf Jobsuche ist und entsprechende Angebote prüft, dann ist das legitim. Arbeitgeber verhehlen ja auch nicht, dass sie mehrere Kandidaten prüfen. Die Generationen Y und Z stehen unter Verdacht, besondere Wünsche an ihre Arbeitgeber zu haben. Die jungen Leute stellen erstaunlich viele Forderungen: Die Arbeit muss sinnstiftend sein, sie wollen zig Benefits, und das Gehalt soll auch sehr hoch sein. Auch, wenn viele Unternehmer umdenken sollten, müssen sie sich nicht alles gefallen lassen. Kompromissbereitschaft ist von beiden Seiten notwendig - wie in einer guten Ehe.
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