Projekt Aristoteles 5 Merkmale, die ein erfolgreiches Team auszeichnen

Was unterscheidet erfolgreiche Teams von weniger erfolgreichen? Dieser Frage gingen Google-Forscher mehrere Jahre lang nach. Sie entdeckten fünf Schlüsselfaktoren - und liefern Empfehlungen für Führungskräfte.

Projekt Aristoteles

© sakchai vongsasiripat / Moment / Getty images

Entsteht das perfekte Team, wenn man die kompetentesten Leute zusammenbringt? Sind Kolleginnen und Kollegen besonders produktiv, wenn sie ähnlich ticken? Oder sollten sie möglichst unterschiedlich sein?

Fragen wie diesen widmete sich 2012 eine Forschungsgruppe von Google. Das Ziel: herauszufinden, welche Faktoren besonders erfolgreiche Teams ausmachen. Unter dem Namen „Projekt Aristoteles“ forschten Psychologen, Soziologen, Statistiker, Ingenieure und Politologen nach Mustern in 180 Teams. Der Projektname bezieht sich auf ein Zitat des Philosophen Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Zwei Jahre lang sprachen die Forschenden mit Führungskräften und durchforsteten Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen – und kamen zu keiner Erkenntnis. Bis sich herausstellte: Die Gruppe war der falschen Frage nachgegangen. Entscheidend war nicht, wer zusammenarbeitete, damit die Menschen über sich hinauswuchsen. Es kam darauf an, wie das Team zusammenarbeitete. Auch wenn die Studie schon ein paar Jahre alt ist, sind die Erkenntnisse noch heute relevant: Die folgenden fünf Merkmale machen besonders erfolgreiche Teams aus; sortiert vom am wenigsten relevanten bis zum wichtigsten Faktor.

Bedeutung der eigenen Arbeit für das Team und Unternehmen

Haben Mitarbeiter das Gefühl, ihr Job ist eher eine Art Beschäftigungstherapie? Eigene Ergebnisse sind für das Team unbedeutend? Oder ist ihre Arbeit relevant für den Erfolg des Teams und der Firma?

Laut der Google-Expertengruppe ist es wichtig, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Rollen und Aufgaben als bedeutsam fürs Team wahrnehmen und sie mit ihrer Arbeit dazu beitragen können, die Unternehmensziele zu erreichen.

So vermitteln Sie Ihrem Team, welche Bedeutung seine Arbeit hat

Die Forscherinnen und Forscher empfehlen, gemeinsam mit den eigenen Mitarbeitenden eine Vision zu entwickeln. Darin sollte klar werden, wie jede einzelne Person dazu beitragen kann, die Ziele oder Vision des Team und des Unternehmens zu erreichen. Und dass der Beitrag aller dabei wichtig ist.

Sinn in der Arbeit finden

Den Klimawandel bekämpfen oder Bedürftigen helfen? Die eigene Arbeit muss nicht zwingend einen höheren gesellschaftlichen Sinn haben, damit eine Gruppe engagiert auf ihre Ziele hinarbeitet. Dennoch ist es wichtig, dass jedes Teammitglied für sich einen Sinn in der Arbeit findet.

Der kann auch lauten: „Ich trage zum Erfolg des Teams bei.“ Oder: „Ich verdiene genug, um meine Familie so versorgen zu können, wie ich es mir wünsche.“

So helfen Sie Teammitgliedern, Sinn zu finden

Natürlich muss jede Person für sich selbst einen Sinn in ihrer Arbeit finden. Der Projekt-Aristoteles-Gruppe zufolge ist es für die Sinnstiftung dennoch hilfreich, motivierendes Feedback zu geben: Sie empfehlen etwa, außerordentliche Leistungen zu würdigen und Hilfe bei Schwierigkeiten anzubieten. Außerdem sollten Führungskräfte sich vor großer Runde bedanken, wenn ihnen jemand geholfen hat.

All das klingt vielleicht selbstverständlich – wird von vielen Führungskräften aber nicht gelebt, weil sie sich wenig mit ihren Mitarbeitenden beschäftigen. Schließlich ist es für dieses Vorgehen nötig wahrzunehmen, was jede einzelne Person leistet und wo sie wachsen kann.

Klarheit und Struktur

Damit ein Team zu Höchstleistungen auflaufen kann, muss jedem Teammitglied klar sein, was von ihm oder ihr erwartet wird: Welche Aufgaben beinhaltet der Job? Wie sind diese zu erledigen? Was sind eigene Ziele, was die des Teams?

Google nutzt häufig sogenannte OKRs (Obective and Key Results), um kurz- und langfristige Ziele zu setzen und an seine Teams zu kommunizieren.

Mehr dazu: OKR-Methode: So funktioniert Googles Erfolgsrezept

So verhelfen Sie Ihrem Team zu Klarheit über Ziele und Aufgaben

Viel reden hilft viel: Die Expertengruppe rät, mit dem Team regelmäßig über dessen Ziele zu sprechen. Und sicherzugehen, dass jedes Teammitglied versteht, wie sie diese Ziele erreichen können.

Klarheit sollte aber nicht nur für Ziele gelten, sondern im Arbeitsalltag auch in Meetings herrschen. Dafür sei wichtig, dass jedes Team-Meeting eine Agenda hat und eine Person den Termin leitet.

Mehr zum Thema: Moderationszyklus: Diese 6 Schritte machen Ihre Meetings zum Erfolg

Verlässlichkeit

In Überflieger-Teams gibt es keine Drückeberger: Jede Person liefert ihre Arbeit zuverlässig und pünktlich ab – oder spricht offen darüber, wenn eine Deadline unrealistisch scheint.

So schaffen Sie den Rahmen für eine verlässliche Zusammenarbeit

Führungskräfte sollten die Rollen und Zuständigkeiten ihrer Teammitglieder klar festlegen. Jede Person sollte Bescheid wissen, wofür die Kolleginnen und Kollegen zuständig sind und sich regelmäßig darüber austauschen, woran sie arbeiten.

Eine Möglichkeit, Rollen festzulegen, ist die sogenannte Raci-Matrix. Damit sieht man auf einen Blick, wer welche Aufgaben übernimmt. So funktioniert es: Raci-Matrix: So erkennen Ihre Mitarbeiter sofort, was sie zu tun haben

Psychologische Sicherheit

Der mit Abstand wichtigste Faktor für erfolgreiche Teams, den die Google-Forscher ausmachten, ist psychologische Sicherheit. Das Konzept geht zurück auf Amy Edmondson, Harvard-Professorin für Mitarbeiterführung.

Mit psychologischer Sicherheit ist gemeint: Im Team herrscht eine Atmosphäre, in der man einander respektiert und vertraut. Eine Atmosphäre, in der Einzelne keine Bedenken haben, ihre Meinung zu äußern oder Ideen einzubringen. Weil sich niemand über sie lustig macht oder sie direkt als unfähig oder ignorant abstempelt.

In Teams mit hoher psychologischer Sicherheit trauen sich Mitarbeiter, auch mal Risiken einzugehen. Denn sie wissen: Sie müssen sich nicht schämen, wenn Fehler passieren. Es drohen keine Strafen.

Laut der Google-Gruppe blieben Teammitglieder in Teams mit hoher psychologischer Sicherheit der Firma länger treu. Außerdem bewerteten ihre Führungskräfte sie durchschnittlich als zweimal effektiver als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Teams mit geringer psychologischer Sicherheit.

So schaffen Sie psychologische Sicherheit

Führungskräfte sollten eine gute Fehlerkultur fördern. Dazu gehört klarzumachen, dass es normal ist, dass Fehler passieren. Geht etwas schief, sollten Chefinnen und Chefs keinen Sündenbock suchen. Sondern gemeinsam darüber sprechen, wie man ähnliche Fehler in Zukunft vermeiden kann.

Wer seine Teammitglieder ermutigt, eigene Ideen und Meinungen einzubringen, ist auf einem guten Weg. Außerdem sollten Führungskräfte kommunizieren, dass sie Wert auf ehrliches Feedback und konstruktive Kritik legen: Schließlich sollte niemand blind den Vorschlägen der Chefin folgen, wenn er diese für problematisch hält.

Zu guter Letzt: Chefs sollten sich Zeit für ihr Team nehmen und regelmäßig Feedbackgespräche führen. Wenn sie merken, dass Kollegen schlecht über andere reden, sollten sie einschreiten.

Lesen Sie dazu auch: Psychologische Sicherheit: Der wichtigste Faktor für Teamerfolg

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