Resilienz trainieren
Stress und Krisen besser meistern – mit dieser einfachen Methode gelingt es

Manchen Menschen können selbst die größten Krisen wenig anhaben – sie sind besonders resilient. Die gute Nachricht: Jeder kann seine Resilienz stärken. Mit dieser Übung.

, von

Nicht jeder Mensch geht mit Stresssituationen gleich um - manche müssen die Resilienz trainieren
© Richard Drury / DigitalVision / Getty Images

Wäre es nicht schön, in jedem noch so stressigen Moment einen kühlen Kopf bewahren zu können? In Krisen besonnen zu reagieren, statt in den Panikmodus zu schalten? Und sofort erkennen zu können, wenn einem etwas nicht guttut, um rechtzeitig gegenzusteuern?

Manchen Menschen wurden diese Fähigkeiten scheinbar in die Wiege gelegt. Für alle anderen gilt: Die eigene Widerstandsfähigkeit, also die Resilienz, lässt sich trainieren. Therapeutin und Coach Andrea vorm Walde nutzt in ihrer Arbeit mit Unternehmern dafür die sogenannte „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode.

Was ist das Ziel der Methode?

„Ziel der Methode ist, sich selber auf die Schliche zu kommen. Seine eigenen Muster besser kennenzulernen und Abwärtsspiralen frühzeitig gegenzusteuern“, sagt vorm Walde. Unternehmer lernen dabei, welche Handlungen oder Gedanken sie schwächen und welche ihnen guttun.

Der Hintergrund: Oft wissen wir der Expertin zufolge am Ende eines Tages nicht genau, warum wir denken: „Gut, dass dieser Tag vorbei ist“ oder „Der Tag war gelungen“. Diese Gefühle lägen meist an bestimmten, teils scheinbar unbedeutenden Ereignissen. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Ereignisse das sind, sei Voraussetzung, um gegenzusteuern, bessere Prioritäten zu setzen und resilienter zu werden.

Wie funktioniert die Methode?

1. Schritt: Ablauf eines zurückliegenden Tages genau notieren

Wer die „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode anwendet, sucht einen Tag aus der nahen Vergangenheit aus und notiert genau, was an diesem Tag passiert ist. „Am besten nimmt man den gestrigen oder vorgestrigen Tag“, sagt vorm Walde, sonst vergesse man Details.

Denn genau um die geht es: Unternehmer schreiben Schritt für Schritt auf, was sie wann erlebt haben – vom Aufwachen und Frühstücken, über den Arbeitsweg, kurze Gespräche, Meetings, Freizeitaktivitäten, bis zum Schlafengehen. „Das ist sehr kleinteilig und dauert eine Weile“, sagt die Therapeutin.

Zur Person
Andrea vorm Walde berät seit mehr als zehn Jahren Unternehmer, Führungskräfte und Soloselbstständige hinsichtlich eines authentischen Außenauftritts. Sie ist Coach, Therapeutin und PR-Beraterin.  

2. Schritt: Aktivitäten bewerten

Die detailreiche Auflistung hat ihren Sinn: Sind alle Aktivitäten notiert, bewertet man sie mit

  • hat mich gestärkt,
  • hat mich geschwächt
  • oder neutral.

Nach der Erfahrung der Expertin haben Unternehmer beim Bewerten immer wieder Aha-Erlebnisse: „Man erkennt Dinge, von denen einem gar nicht bewusst war, dass sie nicht guttun. Manchmal fällt meinen Klienten zum Beispiel auf, dass ein bestimmter Kollege sie immer wieder verärgert.“ Oder aber, dass es ihnen Schwung für den Tag gibt, wenn sie morgens ihr Kind in die Schule bringen.

Was stärkt und bei welchen Aktivitäten die Stimmung kippt, ist natürlich von Person zu Person verschieden. Dem einen tut ein Sportkurs abends gut, für den anderen kann das bloß ein weiteres To-do sein, das ihn stresst, so vorm Walde.

3. Schritt: Wiederholen

Diese Übung wiederholt man mehrere Tage lang. Dabei erkennen Unternehmer typischerweise nach und nach Muster: Etwa, dass ihnen bestimmte Mitarbeiter regelmäßig die Laune verderben. Dass sie besser in den Tag starten, wenn sie nicht zehnmal den Snooze-Knopf auf dem Wecker drücken, sondern gleich aufstehen. Oder auch, dass es sie stresst, wenn sie abends verabredet sind, aber noch einen Stapel Aufgaben bewältigen müssen.

Andrea vorm Walde: „Mit der Zeit erkennt man schon mitten in einer Handlung, dass sie stärkt oder schwächt. Wenn ich weiß, woraus ich Kraft ziehen kann und was meine Stolpersteine sind, kann ich entsprechend reagieren.“

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
Machen ist wie wollen, nur krasser
Die impulse-Mitgliedschaft - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer

4. Schritt: Erkenntnisse ziehen und reagieren

Wichtig ist, dass man aus diesen Erkenntnissen Konsequenzen zieht: Etwa, dass ein Chef den Kollegen zur Rede stellt, über den er sich immer wieder ärgert. Wer sich häufig von einer Flut an Aufgaben erschlagen fühlt, müsse lernen zu delegieren oder sich besser zu strukturieren.

Häufig, so vorm Walde, helfen auch schon ganz kleine Änderungen: Beispielsweise morgens nicht sofort aus dem Bett zu springen, sondern sich bewusst ein paar Minuten zu nehmen, um über den kommenden Tag nachzudenken. Oder aber sofort aufzustehen, statt zu grübeln. Dem einen tut es vielleicht gut, sich zwei Abende die Woche freizuhalten, um den Arbeitstag gelassener angehen zu können. Denn im Zweifelsfall kann er länger arbeiten und setzt sich selbst nicht durch private Termine unter Druck. Und dem anderen tun feste Feierabende gut, weil er sich sonst überarbeitet. Was hilft, ist individuell unterschiedlich.

Manchmal kann die Konsequenz auch lauten, dass man einen Mitarbeiter entlassen muss. So beriet vorm Walde die Inhaberin einer Agentur mit fünf Mitarbeitern, die sich von ihrem Team nicht ernstgenommen fühlte und dachte, sie sei eine schlechte Führungskraft. Vorm Walde: „Dann kam raus, dass ihr Unwohlsein nur an einem einzigen Mitarbeiter lag, der sie nicht anerkannte und schlechte Stimmung verbreitete. Sie führte mehrere fruchtlose Gespräche mit ihm, dann entließ sie ihn. Mit den anderen Mitarbeitern sprach sie offen – seitdem ist die Stimmung viel besser.“

Für wen ist die Methode geeignet?

Grundsätzlich kann jeder die Methode anwenden. Besonders hilfreich kann sie sein, wenn Unternehmer anhand typischer Anzeichen merken, dass sie sich um sich selbst kümmern müssen: Etwa wenn sie dauernd gereizt sind, schlecht schlafen, häufig Kopf- oder Rückenschmerzen haben oder morgens ungern zur Arbeit gehen.

Wichtig: Sie müssen bereit sein, etwas zu ändern. Wer das nicht ist, dem kann laut vorm Walde auch diese Methode nicht helfen.

Sie empfiehlt, die „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode zumindest beim ersten Mal mit einer zweiten Person anzugehen. Idealerweise mit jemandem, mit dem man im Alltag keine Berührungspunkte hat, oder mit einem Profi. Mit Kollegen oder dem Partner sollte man die Übung nicht machen – denn die sind Teil des Tagesablaufs und laut Andrea vorm Walde ist es dann unwahrscheinlich, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt.

In eigener Sache
Heben Sie sich bereits von Ihrer Konkurrenz ab?
Online-Workshop für Unternehmer
Heben Sie sich bereits von Ihrer Konkurrenz ab?
Im Online Workshop "Zukunft sichern: So entwickeln Sie Ihr Geschäftsmodell weiter" gehen Sie dieses Ziel an.
Wäre es nicht schön, in jedem noch so stressigen Moment einen kühlen Kopf bewahren zu können? In Krisen besonnen zu reagieren, statt in den Panikmodus zu schalten? Und sofort erkennen zu können, wenn einem etwas nicht guttut, um rechtzeitig gegenzusteuern? Manchen Menschen wurden diese Fähigkeiten scheinbar in die Wiege gelegt. Für alle anderen gilt: Die eigene Widerstandsfähigkeit, also die Resilienz, lässt sich trainieren. Therapeutin und Coach Andrea vorm Walde nutzt in ihrer Arbeit mit Unternehmern dafür die sogenannte „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode. Was ist das Ziel der Methode? „Ziel der Methode ist, sich selber auf die Schliche zu kommen. Seine eigenen Muster besser kennenzulernen und Abwärtsspiralen frühzeitig gegenzusteuern“, sagt vorm Walde. Unternehmer lernen dabei, welche Handlungen oder Gedanken sie schwächen und welche ihnen guttun. Der Hintergrund: Oft wissen wir der Expertin zufolge am Ende eines Tages nicht genau, warum wir denken: „Gut, dass dieser Tag vorbei ist“ oder „Der Tag war gelungen“. Diese Gefühle lägen meist an bestimmten, teils scheinbar unbedeutenden Ereignissen. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Ereignisse das sind, sei Voraussetzung, um gegenzusteuern, bessere Prioritäten zu setzen und resilienter zu werden. Wie funktioniert die Methode? 1. Schritt: Ablauf eines zurückliegenden Tages genau notieren Wer die „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode anwendet, sucht einen Tag aus der nahen Vergangenheit aus und notiert genau, was an diesem Tag passiert ist. „Am besten nimmt man den gestrigen oder vorgestrigen Tag“, sagt vorm Walde, sonst vergesse man Details. Denn genau um die geht es: Unternehmer schreiben Schritt für Schritt auf, was sie wann erlebt haben – vom Aufwachen und Frühstücken, über den Arbeitsweg, kurze Gespräche, Meetings, Freizeitaktivitäten, bis zum Schlafengehen. „Das ist sehr kleinteilig und dauert eine Weile“, sagt die Therapeutin. 2. Schritt: Aktivitäten bewerten Die detailreiche Auflistung hat ihren Sinn: Sind alle Aktivitäten notiert, bewertet man sie mit hat mich gestärkt, hat mich geschwächt oder neutral. Nach der Erfahrung der Expertin haben Unternehmer beim Bewerten immer wieder Aha-Erlebnisse: „Man erkennt Dinge, von denen einem gar nicht bewusst war, dass sie nicht guttun. Manchmal fällt meinen Klienten zum Beispiel auf, dass ein bestimmter Kollege sie immer wieder verärgert.“ Oder aber, dass es ihnen Schwung für den Tag gibt, wenn sie morgens ihr Kind in die Schule bringen. Was stärkt und bei welchen Aktivitäten die Stimmung kippt, ist natürlich von Person zu Person verschieden. Dem einen tut ein Sportkurs abends gut, für den anderen kann das bloß ein weiteres To-do sein, das ihn stresst, so vorm Walde. 3. Schritt: Wiederholen Diese Übung wiederholt man mehrere Tage lang. Dabei erkennen Unternehmer typischerweise nach und nach Muster: Etwa, dass ihnen bestimmte Mitarbeiter regelmäßig die Laune verderben. Dass sie besser in den Tag starten, wenn sie nicht zehnmal den Snooze-Knopf auf dem Wecker drücken, sondern gleich aufstehen. Oder auch, dass es sie stresst, wenn sie abends verabredet sind, aber noch einen Stapel Aufgaben bewältigen müssen. Andrea vorm Walde: „Mit der Zeit erkennt man schon mitten in einer Handlung, dass sie stärkt oder schwächt. Wenn ich weiß, woraus ich Kraft ziehen kann und was meine Stolpersteine sind, kann ich entsprechend reagieren.“ 4. Schritt: Erkenntnisse ziehen und reagieren Wichtig ist, dass man aus diesen Erkenntnissen Konsequenzen zieht: Etwa, dass ein Chef den Kollegen zur Rede stellt, über den er sich immer wieder ärgert. Wer sich häufig von einer Flut an Aufgaben erschlagen fühlt, müsse lernen zu delegieren oder sich besser zu strukturieren. Häufig, so vorm Walde, helfen auch schon ganz kleine Änderungen: Beispielsweise morgens nicht sofort aus dem Bett zu springen, sondern sich bewusst ein paar Minuten zu nehmen, um über den kommenden Tag nachzudenken. Oder aber sofort aufzustehen, statt zu grübeln. Dem einen tut es vielleicht gut, sich zwei Abende die Woche freizuhalten, um den Arbeitstag gelassener angehen zu können. Denn im Zweifelsfall kann er länger arbeiten und setzt sich selbst nicht durch private Termine unter Druck. Und dem anderen tun feste Feierabende gut, weil er sich sonst überarbeitet. Was hilft, ist individuell unterschiedlich. Manchmal kann die Konsequenz auch lauten, dass man einen Mitarbeiter entlassen muss. So beriet vorm Walde die Inhaberin einer Agentur mit fünf Mitarbeitern, die sich von ihrem Team nicht ernstgenommen fühlte und dachte, sie sei eine schlechte Führungskraft. Vorm Walde: „Dann kam raus, dass ihr Unwohlsein nur an einem einzigen Mitarbeiter lag, der sie nicht anerkannte und schlechte Stimmung verbreitete. Sie führte mehrere fruchtlose Gespräche mit ihm, dann entließ sie ihn. Mit den anderen Mitarbeitern sprach sie offen – seitdem ist die Stimmung viel besser.“ Für wen ist die Methode geeignet? Grundsätzlich kann jeder die Methode anwenden. Besonders hilfreich kann sie sein, wenn Unternehmer anhand typischer Anzeichen merken, dass sie sich um sich selbst kümmern müssen: Etwa wenn sie dauernd gereizt sind, schlecht schlafen, häufig Kopf- oder Rückenschmerzen haben oder morgens ungern zur Arbeit gehen. Wichtig: Sie müssen bereit sein, etwas zu ändern. Wer das nicht ist, dem kann laut vorm Walde auch diese Methode nicht helfen. Sie empfiehlt, die „Was stärkt mich, was schwächt mich“-Methode zumindest beim ersten Mal mit einer zweiten Person anzugehen. Idealerweise mit jemandem, mit dem man im Alltag keine Berührungspunkte hat, oder mit einem Profi. Mit Kollegen oder dem Partner sollte man die Übung nicht machen – denn die sind Teil des Tagesablaufs und laut Andrea vorm Walde ist es dann unwahrscheinlich, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt.