Strategische Entscheidungen
8 Regeln für bessere strategische Entscheidungen

Schlechte strategische Entscheidungen können im Extremfall den Fortbestand des gesamten Unternehmens gefährden. Mit diesen Regeln vermeiden Sie Denkfehler.

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Geradeaus - oder doch lieber abbiegen? Strategische Entscheidungen wie diese sind nicht leicht zu treffen.
Geradeaus - oder doch lieber abbiegen? Strategische Entscheidungen wie diese sind nicht leicht zu treffen.
© Grant Faint / Photographer's Choice RF / Getty Images

Menschen entscheiden und handeln nicht rational – diese wissenschaftliche Erkenntnis ist heute Konsens. Einen Großteil unserer täglichen Entscheidungen treffen wir reflexartig – basierend auf Emotionen und Erfahrungen. Dass wir so funktionieren, verdanken wir der Evolution: Unsere Urahnen mussten schnell entscheiden und (re-)agieren, um zu überleben. Das hat unser Gehirn auf Geschwindigkeit getrimmt – bis heute.

Wenn Bauchentscheidungen in die Irre führen

Im Alltag ist das oft ein Segen. Ohne schnelles und oft unbewusstes Entscheiden wären wir stundenlang beschäftigt mit Fragen wie „Putze ich mir jetzt die Zähne?“ und „Was ziehe ich an?“. Auch im Geschäftsleben sind auf Erfahrungen basierende Bauchentscheidungen oft nicht die schlechtesten.

Manchmal täuscht uns das Bauchgefühl jedoch. Dann sind wir felsenfest überzeugt, recht zu haben, wenn objektive Beobachter längst erkannt haben, dass unsere Emotionen uns in die Irre führen. Haben wir zum Beispiel bei einer geplanten Investition ein besonders gutes Gefühl, stufen wir die damit verbundenen Risiken leicht zu niedrig ein.

Vorsicht, gedankliche Vereinfachung!

Oder wir glauben, logisch zu denken – bedienen uns aber in Wahrheit sogenannter Heuristiken: gedanklicher Vereinfachungen. Diese helfen uns zwar, mit komplexen Fragestellungen zurechtzukommen; doch dass wir die Komplexität außer Acht lassen, führt schnell zu Fehlentscheidungen.

Angenommen, Sie stehen vor der Entscheidung, ob Sie in E-Autos investieren oder in Windkraft. Sind Sie ein Auto-Narr, beeinflusst diese Tatsache Ihre Entscheidung unbewusst mit – und Sie lassen die Vorteile des Windkraft-Invests sehr wahrscheinlich außer Acht.

Diese Regeln schützen vor Fehlentscheidungen

Mit den folgenden Regeln können Sie sich bei strategischen Entscheidungen vor vereinfachendem Denken und vorschnellen Bauchentscheidungen schützen.

Regel 1: Generieren Sie möglichst viele zukunftsweisende Optionen

Strategische Entscheidungen leben von guten Optionen. Zur Optionsgenerierung benötigen Sie sowohl Kreativität, als auch ein analytisches Denken. Im Team generieren Sie mehr zukunftsweisende Optionen, als wenn Sie alleine über die Frage nachdenken: „Was gilt es zu tun, um das Ziel X zu erreichen“. Das gilt zumal dann, da Sie als Person oder Organisation in der Regel nicht ein Ziel haben, sondern mehrere: beispielsweise den neuen Großkunden gewinnen, aber auch die Bestandskunden nicht vernachlässigen. (mehr dazu hier: Was tun, wenn sich zwei Ziele nicht unter einen Hut bringen lassen?)

Der Gastautor
Stephan Jansen ist geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Beyond the Deal Deutschland in Bad Homburg. Dieses unterstützt vorrangig Mittelständler beim Kauf und Verkauf von Unternehmen und deren Übergabe und Integration.

Regel 2: Diskutieren Sie die Optionen auch mit Querdenkern

Suchen Sie gezielt das Gespräch mit Personen, die aufgrund ihrer Biografie oder Funktion eine andere Sicht auf die Ist-Situation, Ihre Organisation, den Markt, die technische Entwicklung haben als Sie – nicht um die Optionen zu verwerfen, sondern die dahintersteckenden Annahmen zu hinterfragen und eventuell zu einer anderen Sicht der Dinge zu gelangen.

Regel 3: Binden Sie Externe in den Entscheidungsprozess ein

Auch externe Dritte, die einen branchenfremden Blick auf den Entscheidungsgegenstand haben, können helfen, subjektive Erklärungen für komplexe Phänomene aufzudecken und vorschnelle Beurteilungen und Reaktionen zu vermeiden.

Regel 4: Treffen Sie strategische Entscheidungen in Ruhe

Treffen Sie folgenschwere Entscheidungen nicht im Hauruck-Verfahren, wenn Sie gestresst oder emotional aufgewühlt sind. Schlechte Laune, Stress und Druck machen uns anfälliger für kognitive Verzerrungen.

Regel 5: Binden Sie Experten in die Bewertung ein

Experten können und wollen oft nicht entscheiden – weil sie alle „Wenns“ und „Danns“ und „Unter der Voraussetzung, dass …“ im Kopf haben. Akzeptieren Sie dies. Nutzen Sie ihre Expertise, um zu hinterfragen, ob Sie eventuell ein übertriebenes Vertrauen in sich selbst, Ihre Organisation oder gewisse Technologien haben. Gerade in der Vergangenheit sehr erfolgreiche Unternehmer tappen oft in die „Vermessenheitsfalle“.

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Regel 6: Hinterfragen Sie Ihr Bauchgefühl

Fragen Sie sich zum Beispiel: Welche Motive, Hoffnungen meinerseits (ver-)leiten mich zu meiner Entscheidung? Welche Glaubensätze von mir stecken dahinter, die eventuell keine Relevanz mehr haben? Denken Sie daran: Zu viel Ego kann – für Sie und Ihr Unternehmen – sehr teuer werden; diese Erfahrung haben im zurückliegenden Jahrzehnt nicht nur viele Privatbanken gesammelt.

Regel 7: Schaffen Sie eine objektive Basis für Ihre Entscheidung

Machen Sie die Optionen vergleichbar. Dafür leiten Sie zum Beispiel aus Ihren Zielen einen Kriterienkatalog ab und listen auf:

  • was für oder gegen jede Option spricht,
  • auf welchen Annahmen und Voraussetzungen deren potenzieller Erfolg basiert,
  • welche Investitionen an Zeit und Geld ihre Realisierung erfordert,
  • welche Chancen und Risiken damit verbunden sind.

So schaffen Sie eine objektive Entscheidungsbasis – auch diese weiterhin auf Annahmen beruht. (mehr dazu hier: Benjamin-Franklin-Methode – in 6 Schritten zur fundierten Entscheidung)

Regel 8: Halten Sie nicht an schlechten Entscheidungen fest

Ihre Entscheidungen können sich trotzdem immer noch als partiell falsch erweisen. Dies gilt in unserer von rascher Veränderung geprägten Welt mehr denn je – auch weil in ihr immer wieder sogenannte „Schwarze Schwäne“, also unverhofft eintretende Ereignisse (wie die Finanzkrise, der Brexit, der Handelskrieg zwischen den USA und China) die Grundlagen der Entscheidungen obsolet machen.

Das befreit Sie als Unternehmer jedoch nicht von der Aufgabe zu entscheiden: Wer führt, muss Entscheidungen treffen. Entsprechend wichtig ist es, die damit verbundenen Risiken zu kennen und sich bewusst zu sein: Strategische Entscheidungen sind letztlich eine Wette auf eine ungewisse Zukunft. Sie beruhen stets auf Annahmen – zum Beispiel darüber, wie sich der Markt entwickelt. Oder darüber, was in einigen Jahren technisch möglich sein wird.

Diese Annahmen können sich als unzutreffend erweisen. Deshalb müssen wir den Mut haben, sie zu hinterfragen und bei Bedarf zu korrigieren oder ganz über Bord zu werfen. Das gilt auch, wenn Sie oder Ihre Organisation schon viel Zeit und Geld in deren Umsetzung investiert haben.

Lesen Sie auch: Inneres Team: Diese Methode hilft, schwierige Entscheidungen zu treffen

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Menschen entscheiden und handeln nicht rational - diese wissenschaftliche Erkenntnis ist heute Konsens. Einen Großteil unserer täglichen Entscheidungen treffen wir reflexartig - basierend auf Emotionen und Erfahrungen. Dass wir so funktionieren, verdanken wir der Evolution: Unsere Urahnen mussten schnell entscheiden und (re-)agieren, um zu überleben. Das hat unser Gehirn auf Geschwindigkeit getrimmt – bis heute. Wenn Bauchentscheidungen in die Irre führen Im Alltag ist das oft ein Segen. Ohne schnelles und oft unbewusstes Entscheiden wären wir stundenlang beschäftigt mit Fragen wie „Putze ich mir jetzt die Zähne?“ und „Was ziehe ich an?“. Auch im Geschäftsleben sind auf Erfahrungen basierende Bauchentscheidungen oft nicht die schlechtesten. Manchmal täuscht uns das Bauchgefühl jedoch. Dann sind wir felsenfest überzeugt, recht zu haben, wenn objektive Beobachter längst erkannt haben, dass unsere Emotionen uns in die Irre führen. Haben wir zum Beispiel bei einer geplanten Investition ein besonders gutes Gefühl, stufen wir die damit verbundenen Risiken leicht zu niedrig ein. Vorsicht, gedankliche Vereinfachung! Oder wir glauben, logisch zu denken – bedienen uns aber in Wahrheit sogenannter Heuristiken: gedanklicher Vereinfachungen. Diese helfen uns zwar, mit komplexen Fragestellungen zurechtzukommen; doch dass wir die Komplexität außer Acht lassen, führt schnell zu Fehlentscheidungen. Angenommen, Sie stehen vor der Entscheidung, ob Sie in E-Autos investieren oder in Windkraft. Sind Sie ein Auto-Narr, beeinflusst diese Tatsache Ihre Entscheidung unbewusst mit – und Sie lassen die Vorteile des Windkraft-Invests sehr wahrscheinlich außer Acht. Diese Regeln schützen vor Fehlentscheidungen Mit den folgenden Regeln können Sie sich bei strategischen Entscheidungen vor vereinfachendem Denken und vorschnellen Bauchentscheidungen schützen. Regel 1: Generieren Sie möglichst viele zukunftsweisende Optionen Strategische Entscheidungen leben von guten Optionen. Zur Optionsgenerierung benötigen Sie sowohl Kreativität, als auch ein analytisches Denken. Im Team generieren Sie mehr zukunftsweisende Optionen, als wenn Sie alleine über die Frage nachdenken: „Was gilt es zu tun, um das Ziel X zu erreichen“. Das gilt zumal dann, da Sie als Person oder Organisation in der Regel nicht ein Ziel haben, sondern mehrere: beispielsweise den neuen Großkunden gewinnen, aber auch die Bestandskunden nicht vernachlässigen. (mehr dazu hier: Was tun, wenn sich zwei Ziele nicht unter einen Hut bringen lassen?) Regel 2: Diskutieren Sie die Optionen auch mit Querdenkern Suchen Sie gezielt das Gespräch mit Personen, die aufgrund ihrer Biografie oder Funktion eine andere Sicht auf die Ist-Situation, Ihre Organisation, den Markt, die technische Entwicklung haben als Sie – nicht um die Optionen zu verwerfen, sondern die dahintersteckenden Annahmen zu hinterfragen und eventuell zu einer anderen Sicht der Dinge zu gelangen. Regel 3: Binden Sie Externe in den Entscheidungsprozess ein Auch externe Dritte, die einen branchenfremden Blick auf den Entscheidungsgegenstand haben, können helfen, subjektive Erklärungen für komplexe Phänomene aufzudecken und vorschnelle Beurteilungen und Reaktionen zu vermeiden. Regel 4: Treffen Sie strategische Entscheidungen in Ruhe Treffen Sie folgenschwere Entscheidungen nicht im Hauruck-Verfahren, wenn Sie gestresst oder emotional aufgewühlt sind. Schlechte Laune, Stress und Druck machen uns anfälliger für kognitive Verzerrungen. Regel 5: Binden Sie Experten in die Bewertung ein Experten können und wollen oft nicht entscheiden – weil sie alle „Wenns“ und „Danns“ und „Unter der Voraussetzung, dass ...“ im Kopf haben. Akzeptieren Sie dies. Nutzen Sie ihre Expertise, um zu hinterfragen, ob Sie eventuell ein übertriebenes Vertrauen in sich selbst, Ihre Organisation oder gewisse Technologien haben. Gerade in der Vergangenheit sehr erfolgreiche Unternehmer tappen oft in die „Vermessenheitsfalle“. Regel 6: Hinterfragen Sie Ihr Bauchgefühl Fragen Sie sich zum Beispiel: Welche Motive, Hoffnungen meinerseits (ver-)leiten mich zu meiner Entscheidung? Welche Glaubensätze von mir stecken dahinter, die eventuell keine Relevanz mehr haben? Denken Sie daran: Zu viel Ego kann – für Sie und Ihr Unternehmen – sehr teuer werden; diese Erfahrung haben im zurückliegenden Jahrzehnt nicht nur viele Privatbanken gesammelt. Regel 7: Schaffen Sie eine objektive Basis für Ihre Entscheidung Machen Sie die Optionen vergleichbar. Dafür leiten Sie zum Beispiel aus Ihren Zielen einen Kriterienkatalog ab und listen auf: was für oder gegen jede Option spricht, auf welchen Annahmen und Voraussetzungen deren potenzieller Erfolg basiert, welche Investitionen an Zeit und Geld ihre Realisierung erfordert, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind. So schaffen Sie eine objektive Entscheidungsbasis – auch diese weiterhin auf Annahmen beruht. (mehr dazu hier: Benjamin-Franklin-Methode - in 6 Schritten zur fundierten Entscheidung) Regel 8: Halten Sie nicht an schlechten Entscheidungen fest Ihre Entscheidungen können sich trotzdem immer noch als partiell falsch erweisen. Dies gilt in unserer von rascher Veränderung geprägten Welt mehr denn je – auch weil in ihr immer wieder sogenannte „Schwarze Schwäne“, also unverhofft eintretende Ereignisse (wie die Finanzkrise, der Brexit, der Handelskrieg zwischen den USA und China) die Grundlagen der Entscheidungen obsolet machen. Das befreit Sie als Unternehmer jedoch nicht von der Aufgabe zu entscheiden: Wer führt, muss Entscheidungen treffen. Entsprechend wichtig ist es, die damit verbundenen Risiken zu kennen und sich bewusst zu sein: Strategische Entscheidungen sind letztlich eine Wette auf eine ungewisse Zukunft. Sie beruhen stets auf Annahmen – zum Beispiel darüber, wie sich der Markt entwickelt. Oder darüber, was in einigen Jahren technisch möglich sein wird. Diese Annahmen können sich als unzutreffend erweisen. Deshalb müssen wir den Mut haben, sie zu hinterfragen und bei Bedarf zu korrigieren oder ganz über Bord zu werfen. Das gilt auch, wenn Sie oder Ihre Organisation schon viel Zeit und Geld in deren Umsetzung investiert haben. Lesen Sie auch: Inneres Team: Diese Methode hilft, schwierige Entscheidungen zu treffen. 
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