Benjamin-Franklin-Methode
In 6 Schritten zur fundierten Entscheidung

Wenn eine schlichte Pro-Contra-Liste nicht ausreicht, verspricht eine Methode von US-Gründervater Benjamin Franklin Hilfe. So funktioniert sie.

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Entscheiden wie einer der Gründerväter der USA: Benjamin Franklin hat die klassische Pro-Contra-Liste verfeinert.

Ja oder nein? Fragen, die einer klaren Entscheidung bedürfen, bereiten Unternehmern gerne mal Kopfzerbrechen. Immerhin kann die Zukunft der gesamten Firma von ihnen abhängen – egal, ob es um eine Personalentscheidung oder die Wahl eines neuen Zulieferers geht.

Einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten glaubte bereits 1772, eine Lösung für Entscheidungsprobleme gefunden zu haben: Benjamin Franklin entwickelte eine Art gewichtete Pro-Contra-Liste. „Ich glaube, ich kann auf diese Weise besser urteilen und es ist weniger wahrscheinlich, dass ich etwas übereile“, schrieb er dem Wissenschaftler Joseph Priestley in einem Brief  über seine Technik. So funktioniert die Methode nach Benjamin Franklin:

Schritt 1: Die Frage formulieren

Die Benjamin-Franklin-Methode funktioniert nur bei geschlossenen Fragen, auf die man mit Ja oder Nein antworten kann. Zum Beispiel:

  • Brauchen wir einen weiteren Vertriebsweg?
  • Ist es sinnvoll, Verstärkung in der Buchhaltung einzustellen?
  • Soll ich Mitarbeiter XY mehr Führungsverantwortung übertragen?

Die Frage schreiben Sie oben auf ein Blatt Papier (oder auch in eine Excel-Tabelle).

Schritt 2: Pro- und Contra-Argumente sammeln

Anschließend unterteilen Sie das Blatt in zwei Spalten, schreibt Franklin. Nun geht es darum festzustellen: Was spricht dafür? Und was spricht dagegen?

In die linke Spalte schreiben Sie die Pro-Argumente. Notieren Sie zunächst alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Auf der rechten Seite listen Sie anschließend die Dinge auf, die dagegensprechen – zum Beispiel so:

Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen?

Pro Contra
kann gut Projekte leiten Einarbeitung kostet viel Zeit

Tipp: Sie stehen auf dem Schlauch? Sammeln Sie für komplexe Entscheidungen gerne über mehrere Tage hinweg Ihre Einfälle in der Pro-Contra-Liste. Benjamin Franklin nahm sich für diesen Schritt drei bis vier Tage Zeit.

Schritt 3: Die Argumente gewichten

Nicht jedes Argument hat für Ihre Entscheidung die gleiche Bedeutung. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Immerhin garantiert eine genaue Einarbeitung – wenn auch anfangs zeitaufwändig – langfristig reibungslosere Abläufe. Ein guter Projektleiter hingegen bringt das Unternehmen wirklich voran.

Mit den folgenden Fragen fällt es leichter, Ihre Argumente gegeneinander abzuwägen:

Wo könnte es haken? / Was kann schlimmstenfalls passieren?

Spielen Sie das Szenario im Kopf durch: Sie befürchten, Ihr Team muss sich erst an die neue Führungskraft gewöhnen und tut sich dabei schwer. Womöglich fühlen sich andere Mitarbeiter, die keine Beförderung erhielten, übervorteilt und proben schlimmstenfalls einen Aufstand. Darauf sollten Sie Ihren neuen Projektleiter vorbereiten – besonders in der Eingewöhnungsphase. So kann er zügig wieder für gute Stimmung im Team sorgen. Dass er anschließend Projekte gut leitet, ist nicht nur zu Beginn, sondern fortlaufend wichtig. Scheint also ganz so, als sei „Kann sehr gut Projekte anleiten“ das wichtigere Argument.

Was wäre Ihr Traumergebnis?

Ihr Mitarbeiter begreift schnell, kann gleich zu Beginn voll einsteigen und Projekte leiten. Die Einarbeitungszeit fällt entsprechend kurz aus.

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Wie sieht es langfristig aus?

Nach den ersten Monaten ist das Thema „intensive Einarbeitung“ kein Thema mehr, denn Ihr Mitarbeiter hat sein Aufgabenfeld begriffen und kann eigenständig arbeiten.

Nutzen Sie dann eine Skala von 1 bis 10 (10 = sehr wichtiges Argument) und bewerten Sie jeden Stichpunkt. Den Wert notieren Sie neben dem jeweiligen Argument in der Tabelle. Diese Wertungen sind subjektiv und damit nicht mathematisch präzise – dennoch schätzte Benjamin Franklin dieses Vorgehen, wie er schreibt. Indem er die Argumente aufschreibe und bewerte, könne er die Argumente auf einen Blick miteinander vergleichen.

Schritt 4: Die Argumente auf ihre Wahrscheinlichkeit prüfen

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Mitarbeiter ein Projekt gut anleitet, und wie sicher wird die Einarbeitung zeitintensiv ausfallen? Notieren Sie die Wahrscheinlichkeit eines Arguments wieder über eine Skala von 1 bis 10 (10 = sehr sicher). Den jeweiligen Wert schreiben Sie neben den Wichtigkeits-Wert aus Schritt 3. Anschließend multiplizieren Sie die Wahrscheinlichkeit mit der Wichtigkeit zu einer Gesamtbewertung.

Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen?

Pro W1 W2 G Contra W1 W2 G
kann gut Projekte anleiten 10 7 10×7= 70 zeitintensive Einarbeitung 3 7

3×7=

21

(W1=Wichtigkeit, W2=Wahrscheinlichkeit, G=Gesamtwert)

Schritt 5: Die Pro-Contra-Liste vereinfachen

So könnte die bewertete Pro-Contra-Liste im Beispiel nun aussehen:

Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen?

Pro W1 W2 G Contra W1 W2 G
kann gut Projekte anleiten 10 7 70 zeitintensive Einarbeitung 3 7 21
Ich finde ihn persönlich sympathisch 4 10 40 Er wird einige Außentermine haben und ist nicht im Büro ansprechbar 10 6 60
Er arbeitet auch an Brückentagen 5 4 20 Er wird kostspielige Fortbildungen brauchen 5 2 10
Er hat einen starken Händedruck 5 2 10
Summe 24 23 140 18 15 91

(W1=Wichtigkeit, W2=Wahrscheinlichkeit, G=Gesamtwert)

das ist Ihnen zu lang und unübersichtlich? Dann geht es jetzt daran, die Liste zu verknappen:

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„Wenn mir zwei Argumente gleichwertig erscheinen, ein Pro und ein Contra, streiche ich beide“, schreibt Benjamin Franklin. Das könnte also so aussehen:

  • Pro: Er hat einen starken Händedruck (10)
  • Contra: Er wird eine kostspielige Fortbildung brauchen (10)

Oder aber Sie versuchen es so: Franklin strich gleich fünf Argumente auf einmal, wenn die Summe dreier Pro-Argumente (Gesamtbewertungen addieren!) die Summe zweier Contra-Argumente ergab.

Zum Beispiel:

  • Pro: Ich finde ihn persönlich sympathisch (40) + Er arbeitet auch an Brückentagen (20) + Er hat einen starken Händedruck (10) = 70
  • Contra: Er wird einige Außentermine haben und ist nicht im Büro ansprechbar (60) + Er wird kostspielige Fortbildungen brauchen (10) = 70

Schritt 6: Auswerten und entscheiden

So lesen Sie Ihre Benjamin-Franklin-Liste: Vergleichen Sie in der verknappten Liste die Summe der Gesamtbewertungen für die Pro- und Contra-Argumente. Je größer der Wert, desto eher tendieren Sie bei Ihrer Frage zu einem Dafür oder Dagegen. Sie können auch nur die Wichtigkeit und/oder nur die Wahrscheinlichkeit der Argumente vergleichen, um sich Ihre Entscheidung zu erleichtern.

Das Ergebnis ist nicht eindeutig oder Sie fühlen sich trotz dieser ausgiebigen Überprüfung noch unsicher? Dann hören Sie auf Ihr Gefühl! Gerade große Entscheidungen sollten Sie nicht übereilen. Bei allen logischen Abwägungen: Schlafen Sie eine Nacht darüber, fragen Sie nach einer zweiten Meinung und hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl.

Ja oder nein? Fragen, die einer klaren Entscheidung bedürfen, bereiten Unternehmern gerne mal Kopfzerbrechen. Immerhin kann die Zukunft der gesamten Firma von ihnen abhängen – egal, ob es um eine Personalentscheidung oder die Wahl eines neuen Zulieferers geht. Einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten glaubte bereits 1772, eine Lösung für Entscheidungsprobleme gefunden zu haben: Benjamin Franklin entwickelte eine Art gewichtete Pro-Contra-Liste. „Ich glaube, ich kann auf diese Weise besser urteilen und es ist weniger wahrscheinlich, dass ich etwas übereile“, schrieb er dem Wissenschaftler Joseph Priestley in einem Brief  über seine Technik. So funktioniert die Methode nach Benjamin Franklin: Schritt 1: Die Frage formulieren Die Benjamin-Franklin-Methode funktioniert nur bei geschlossenen Fragen, auf die man mit Ja oder Nein antworten kann. Zum Beispiel: Brauchen wir einen weiteren Vertriebsweg? Ist es sinnvoll, Verstärkung in der Buchhaltung einzustellen? Soll ich Mitarbeiter XY mehr Führungsverantwortung übertragen? Die Frage schreiben Sie oben auf ein Blatt Papier (oder auch in eine Excel-Tabelle). Schritt 2: Pro- und Contra-Argumente sammeln Anschließend unterteilen Sie das Blatt in zwei Spalten, schreibt Franklin. Nun geht es darum festzustellen: Was spricht dafür? Und was spricht dagegen? In die linke Spalte schreiben Sie die Pro-Argumente. Notieren Sie zunächst alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Auf der rechten Seite listen Sie anschließend die Dinge auf, die dagegensprechen - zum Beispiel so: Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen? Pro Contra kann gut Projekte leiten Einarbeitung kostet viel Zeit ... ... Tipp: Sie stehen auf dem Schlauch? Sammeln Sie für komplexe Entscheidungen gerne über mehrere Tage hinweg Ihre Einfälle in der Pro-Contra-Liste. Benjamin Franklin nahm sich für diesen Schritt drei bis vier Tage Zeit. Schritt 3: Die Argumente gewichten Nicht jedes Argument hat für Ihre Entscheidung die gleiche Bedeutung. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Immerhin garantiert eine genaue Einarbeitung – wenn auch anfangs zeitaufwändig - langfristig reibungslosere Abläufe. Ein guter Projektleiter hingegen bringt das Unternehmen wirklich voran. Mit den folgenden Fragen fällt es leichter, Ihre Argumente gegeneinander abzuwägen: Wo könnte es haken? / Was kann schlimmstenfalls passieren? Spielen Sie das Szenario im Kopf durch: Sie befürchten, Ihr Team muss sich erst an die neue Führungskraft gewöhnen und tut sich dabei schwer. Womöglich fühlen sich andere Mitarbeiter, die keine Beförderung erhielten, übervorteilt und proben schlimmstenfalls einen Aufstand. Darauf sollten Sie Ihren neuen Projektleiter vorbereiten - besonders in der Eingewöhnungsphase. So kann er zügig wieder für gute Stimmung im Team sorgen. Dass er anschließend Projekte gut leitet, ist nicht nur zu Beginn, sondern fortlaufend wichtig. Scheint also ganz so, als sei „Kann sehr gut Projekte anleiten“ das wichtigere Argument. Was wäre Ihr Traumergebnis? Ihr Mitarbeiter begreift schnell, kann gleich zu Beginn voll einsteigen und Projekte leiten. Die Einarbeitungszeit fällt entsprechend kurz aus. Wie sieht es langfristig aus? Nach den ersten Monaten ist das Thema "intensive Einarbeitung" kein Thema mehr, denn Ihr Mitarbeiter hat sein Aufgabenfeld begriffen und kann eigenständig arbeiten. Nutzen Sie dann eine Skala von 1 bis 10 (10 = sehr wichtiges Argument) und bewerten Sie jeden Stichpunkt. Den Wert notieren Sie neben dem jeweiligen Argument in der Tabelle. Diese Wertungen sind subjektiv und damit nicht mathematisch präzise – dennoch schätzte Benjamin Franklin dieses Vorgehen, wie er schreibt. Indem er die Argumente aufschreibe und bewerte, könne er die Argumente auf einen Blick miteinander vergleichen. [mehr-zum-thema] Schritt 4: Die Argumente auf ihre Wahrscheinlichkeit prüfen Wie wahrscheinlich ist es, dass der Mitarbeiter ein Projekt gut anleitet, und wie sicher wird die Einarbeitung zeitintensiv ausfallen? Notieren Sie die Wahrscheinlichkeit eines Arguments wieder über eine Skala von 1 bis 10 (10 = sehr sicher). Den jeweiligen Wert schreiben Sie neben den Wichtigkeits-Wert aus Schritt 3. Anschließend multiplizieren Sie die Wahrscheinlichkeit mit der Wichtigkeit zu einer Gesamtbewertung. Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen? Pro W1 W2 G Contra W1 W2 G kann gut Projekte anleiten 10 7 10x7= 70 zeitintensive Einarbeitung 3 7 3x7= 21 (W1=Wichtigkeit, W2=Wahrscheinlichkeit, G=Gesamtwert) Schritt 5: Die Pro-Contra-Liste vereinfachen So könnte die bewertete Pro-Contra-Liste im Beispiel nun aussehen: Soll ich Mitarbeiter XY mehr Verantwortung übertragen? Pro W1 W2 G Contra W1 W2 G kann gut Projekte anleiten 10 7 70 zeitintensive Einarbeitung 3 7 21 Ich finde ihn persönlich sympathisch 4 10 40 Er wird einige Außentermine haben und ist nicht im Büro ansprechbar 10 6 60 Er arbeitet auch an Brückentagen 5 4 20 Er wird kostspielige Fortbildungen brauchen 5 2 10 Er hat einen starken Händedruck 5 2 10 Summe 24 23 140 18 15 91 (W1=Wichtigkeit, W2=Wahrscheinlichkeit, G=Gesamtwert) das ist Ihnen zu lang und unübersichtlich? Dann geht es jetzt daran, die Liste zu verknappen: „Wenn mir zwei Argumente gleichwertig erscheinen, ein Pro und ein Contra, streiche ich beide“, schreibt Benjamin Franklin. Das könnte also so aussehen: Pro: Er hat einen starken Händedruck (10) Contra: Er wird eine kostspielige Fortbildung brauchen (10) Oder aber Sie versuchen es so: Franklin strich gleich fünf Argumente auf einmal, wenn die Summe dreier Pro-Argumente (Gesamtbewertungen addieren!) die Summe zweier Contra-Argumente ergab. Zum Beispiel: Pro: Ich finde ihn persönlich sympathisch (40) + Er arbeitet auch an Brückentagen (20) + Er hat einen starken Händedruck (10) = 70 Contra: Er wird einige Außentermine haben und ist nicht im Büro ansprechbar (60) + Er wird kostspielige Fortbildungen brauchen (10) = 70 Schritt 6: Auswerten und entscheiden So lesen Sie Ihre Benjamin-Franklin-Liste: Vergleichen Sie in der verknappten Liste die Summe der Gesamtbewertungen für die Pro- und Contra-Argumente. Je größer der Wert, desto eher tendieren Sie bei Ihrer Frage zu einem Dafür oder Dagegen. Sie können auch nur die Wichtigkeit und/oder nur die Wahrscheinlichkeit der Argumente vergleichen, um sich Ihre Entscheidung zu erleichtern. Das Ergebnis ist nicht eindeutig oder Sie fühlen sich trotz dieser ausgiebigen Überprüfung noch unsicher? Dann hören Sie auf Ihr Gefühl! Gerade große Entscheidungen sollten Sie nicht übereilen. Bei allen logischen Abwägungen: Schlafen Sie eine Nacht darüber, fragen Sie nach einer zweiten Meinung und hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl.
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