Entscheidungsfehler
Diese 3 Denkfehler führen zu schlechten Entscheidungen

Entscheidungen zu treffen, ist nicht Ihre Stärke? Sie wägen ab, zögern und hadern? Dann passieren Ihnen vielleicht diese Denkfehler. Mit diesen drei Strategien lassen sie sich vermeiden.

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Manchmal fallen Entscheidungen schwer - mit den passenden Strategien nicht mehr.
© go2/photocase.de

Es passiert blitzschnell. Etwa 20.000 Mal am Tag treffen wir laut dem Psychologen Ernst Pöppel Entscheidungen. Ganz automatisch, ohne groß darüber nachzudenken: Wir brühen morgens einen Kaffee auf – ohne vorher abzuwägen, ob wir nicht besser Tee oder einen Smoothie trinken sollten. Wir steigen nach dem Frühstück in den Wagen, ohne vorher eine Pro-Contra-Liste übers Autofahren zu erstellen.

Warum machen wir das bei den wichtigen Dingen im Leben nicht genauso? Weil wir Angst haben, uns falsch zu entscheiden. Tee oder Kaffee – das hat keine großen Konsequenzen. Ob wir ein Unternehmen gründen, in eine andere Stadt ziehen oder den Partner verlassen hingegen schon.

Die Angst vor Fehlern ist nur ein Grund. Oft lassen wir uns von einer „verzerrten Denkweise leiten“, wie Philip Meissner in seinem Buch „Entscheiden ist einfach. Wenn man weiß, wie es geht“ schreibt. Er ist überzeugt: Wer gute Entscheidungen treffen möchte, muss wissen, wie das menschliche Hirn tickt. Drei typische Denkfehler – und drei Strategien, um sie zu vermeiden.

Strategie 1: Identifizieren Sie das richtige Problem

Der Denkfehler: Jeder Entscheidung geht ein Problem voran. Oft schärfen wir unseren Blick für das falsche.

Stellen Sie sich zum Beispiel folgende Situation vor: Ein Mitarbeiter aus der Buchhaltung hängt ständig durch. Er kommt zu spät, macht Fehler und steckt Kollegen mit seiner Null-Bock-Laune an. Sie haben den Eindruck, er ist in Ihrem Unternehmen falsch aufgehoben. Ein Problem, das eine Entscheidung fordert: Sollen Sie ihn wegen seines Verhaltens abmahnen und als Ultima Ratio kündigen? Aber ist das wirklich das Problem, das Sie lösen müssen: den Mitarbeiter loswerden? Vielleicht sitzt er einfach nur auf dem falschen Posten oder mit den falschen Kollegen in einem Büro? Möglicherweise würden Sie, wenn Sie ihm die richtigen Fragen stellen, schnell herausfinden, dass er viel besser im Vertrieb aufgehoben wäre.

Woran aber liegt es, dass wir uns auf die Symptome stürzen statt auf das Problem? Unser Hirn funktioniert einfach so. Haben wir unseren Fokus einmal scharf gestellt, dann blenden wir alles andere aus. Wer das anzweifelt, sollte sich dieses Video anschauen:

Zum Weiterlesen

Das Buch "Entscheiden ist einfach" von Philip Meissner, erschienen bei Campus, bringt die Strategien auf den Punkt, die souveränes, nachhaltiges und selbstbewusstes Handeln möglich machen.

Dieses Phänomen nennt Max Bazerman, der an der Harvard Business School zu Entscheidungsfindung forscht, bounded awareness (begrenzte Aufmerksamkeit). Wir merken einfach nicht, dass wir etwas ausblenden. Das führe laut Meissner in vielen Fällen dazu, dass wir vorschnelle Schlüsse ziehen.

Die Lösung:

  1. Der Führungscoach Peter Bregman habe laut Meissner für schwierige Entscheidungssituationen eine Frage entwickelt, die helfe, das richtige Probleme zu identifizieren: „Wenn das Problem, das ich gerade lösen möchte, nicht das wahre Problem wäre, was könnte es sonst noch sein?“
  2. Meissner empfiehlt, eine „Root Cause“-Analyse zu machen: Fragen Sie solange immer wieder „Warum?“, bis sie auf die Wurzel (Root) des Problems stoßen. Zum Beispiel: Ein Meeting mit den Kollegen ist aus dem Ruder gelaufen. Welcher Grund schießt Ihnen als Erstes in den Kopf? Die sind alle zu chaotisch. Bevor Sie die ganze Mannschaft strammstehen lassen, fragen Sie sich: Warum sind alle so chaotisch? Weil es keine Agenda für das Meeting gab. Warum gab es keine Agenda? Weil niemand sich zuständig fühlte. Warum fühlte sich niemand zuständig? Weil Sie es versäumt haben, diese Frage zu klären.

Strategie 2: Fragen Sie die richtigen Leute um Rat

Der Denkfehler: Wären Sie schon mal fast über eine rote Ampel gefahren, weil die Autos rechts neben Ihnen losgefahren sind? Dann wissen Sie, wie stark wir uns von anderen beeinflussen lassen. Dieser Mitläufereffekt spielt auch bei Entscheidungen eine Rolle. „Wir orientieren uns an der gängigen Meinung und fragen Menschen um Rat, die diese Meinung vertreten“, schreibt Meissner. Er rät, sich dieser Tendenz bewusst zu sein.

Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten einen Job als Beamter bei der Stadtverwaltung und überlegen, ihn hinzuwerfen, um ein Unternehmen zu gründen. Was glauben Sie, wird wohl die Mehrheit der Menschen raten? Wahrscheinlich würden die meisten sagen: viel zu riskant.

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Die Lösung: Wie findet man einen wirklich guten Ratgeber? Machen Sie es wie Sam Walton. Das ist der Gründer der Supermarktkette Walmart. Als er Walmart gründete, soll Walton sich immer die Frage gestellt haben: „Wer außer mir steht vor dem gleichen Problem wie ich, und was kann ich von ihm lernen?“ Mit dieser Frage im Kopf wandte er sich an seine Konkurrenten und sammelte Informationen, um die für sein Unternehmen richtigen Entscheidungen zu treffen.

Meissner empfiehlt, bei schweren Entscheidungen vorzugehen wie Walton: „Wir sollten uns fragen, wessen Expertise und Erfahrungen neue Sichtweisen auf die Entscheidung vermitteln und wessen Erkenntnisse am besten zu der spezifischen Situation passen, mit der wir uns gerade beschäftigen.“ Wenn Sie zum Beispiel überlegen, eine andere Firma aufzukaufen: Fragen Sie jemanden, der schon eine gekauft hat.

Tipp: Suchen Sie möglichst nicht in Ihrem Freundeskreis nach Ratgebern. Denn Freunde haben oft ähnliche Ansichten wie wir selbst.

Strategie 3: Setzen Sie auf die magische Kraft von Deadlines

Der Denkfehler: Eigentlich ist schon alles entschieden. Doch dann hadern wir plötzlich wieder mit unserer Entscheidung: „Habe ich wirklich an alle Pros und Contras gedacht, alle Risiken berücksichtigt, haben sich die Umstände in den letzten 24 Stunden nicht noch geändert?“

Dieses Zweifeln in letzter Sekunde trete oft in der finalen Phase eines Entscheidungsprozesses auf, schreibt Meissner und warnt: Wenn wir dann zu viel nachdenken, „entstehen neue gedankliche Optionen und wir überlasten unser Gehirn mit zu vielen Informationen“. So hätten unterschiedliche Studien gezeigt, dass uns zu viele Optionen verwirren. Dann geht es uns nicht anders als einem Kind vor der Theke einer Eisdiele, vor ihm eine Auswahl von 24 Eissorten: Die Auswahl überfordert es. Selbst wenn es sonst immer genau weiß, dass es am liebsten Zitroneneis mag, lässt die Vielfalt es zweifeln.

Erwachsenen geht es ähnlich. Zu viele Optionen und Informationen helfen nicht weiter. Meissner schreibt dazu: „Wenn wir ständig warten und denken, dass neue Informationen uns weiterhelfen können, gelangen wir in einen Teufelskreis und werden nie eine Entscheidung treffen.“

Die Lösung: Setzen Sie sich eine Deadline. So ein fester Termin wirkt Wunder. Wir halten uns einfach gerne an Zeitvorgaben. Parkinsonsches Gesetz wird dieses Phänomen genannt: Wenn wir uns für die Vorbereitung einer Powerpoint Präsentation eine Stunde Zeit geben, brauchen wir eine Stunde. Wenn wir eine Woche Zeit haben, einen Kostenvoranschlag zu machen, dauert es in der Regel auch eine Woche.

Tipp: Noch effektiver wirkt so eine Deadline, wenn Sie anderen von ihr erzählen. Andere Menschen wirken wie Druckverstärker.

Lesen Sie auch: 10-10-10-Methode: So treffen Sie die richtigen Entscheidungen

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Drei typische Denkfehler - und drei Strategien, um sie zu vermeiden. Strategie 1: Identifizieren Sie das richtige Problem Der Denkfehler: Jeder Entscheidung geht ein Problem voran. Oft schärfen wir unseren Blick für das falsche. Stellen Sie sich zum Beispiel folgende Situation vor: Ein Mitarbeiter aus der Buchhaltung hängt ständig durch. Er kommt zu spät, macht Fehler und steckt Kollegen mit seiner Null-Bock-Laune an. Sie haben den Eindruck, er ist in Ihrem Unternehmen falsch aufgehoben. Ein Problem, das eine Entscheidung fordert: Sollen Sie ihn wegen seines Verhaltens abmahnen und als Ultima Ratio kündigen? Aber ist das wirklich das Problem, das Sie lösen müssen: den Mitarbeiter loswerden? Vielleicht sitzt er einfach nur auf dem falschen Posten oder mit den falschen Kollegen in einem Büro? Möglicherweise würden Sie, wenn Sie ihm die richtigen Fragen stellen, schnell herausfinden, dass er viel besser im Vertrieb aufgehoben wäre. Woran aber liegt es, dass wir uns auf die Symptome stürzen statt auf das Problem? Unser Hirn funktioniert einfach so. Haben wir unseren Fokus einmal scharf gestellt, dann blenden wir alles andere aus. Wer das anzweifelt, sollte sich dieses Video anschauen: Dieses Phänomen nennt Max Bazerman, der an der Harvard Business School zu Entscheidungsfindung forscht, bounded awareness (begrenzte Aufmerksamkeit). Wir merken einfach nicht, dass wir etwas ausblenden. Das führe laut Meissner in vielen Fällen dazu, dass wir vorschnelle Schlüsse ziehen. Die Lösung: Der Führungscoach Peter Bregman habe laut Meissner für schwierige Entscheidungssituationen eine Frage entwickelt, die helfe, das richtige Probleme zu identifizieren: "Wenn das Problem, das ich gerade lösen möchte, nicht das wahre Problem wäre, was könnte es sonst noch sein?" Meissner empfiehlt, eine "Root Cause"-Analyse zu machen: Fragen Sie solange immer wieder "Warum?", bis sie auf die Wurzel (Root) des Problems stoßen. Zum Beispiel: Ein Meeting mit den Kollegen ist aus dem Ruder gelaufen. Welcher Grund schießt Ihnen als Erstes in den Kopf? Die sind alle zu chaotisch. Bevor Sie die ganze Mannschaft strammstehen lassen, fragen Sie sich: Warum sind alle so chaotisch? Weil es keine Agenda für das Meeting gab. Warum gab es keine Agenda? Weil niemand sich zuständig fühlte. Warum fühlte sich niemand zuständig? Weil Sie es versäumt haben, diese Frage zu klären. Strategie 2: Fragen Sie die richtigen Leute um Rat Der Denkfehler: Wären Sie schon mal fast über eine rote Ampel gefahren, weil die Autos rechts neben Ihnen losgefahren sind? Dann wissen Sie, wie stark wir uns von anderen beeinflussen lassen. Dieser Mitläufereffekt spielt auch bei Entscheidungen eine Rolle. "Wir orientieren uns an der gängigen Meinung und fragen Menschen um Rat, die diese Meinung vertreten", schreibt Meissner. Er rät, sich dieser Tendenz bewusst zu sein. Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten einen Job als Beamter bei der Stadtverwaltung und überlegen, ihn hinzuwerfen, um ein Unternehmen zu gründen. Was glauben Sie, wird wohl die Mehrheit der Menschen raten? Wahrscheinlich würden die meisten sagen: viel zu riskant. Die Lösung: Wie findet man einen wirklich guten Ratgeber? Machen Sie es wie Sam Walton. Das ist der Gründer der Supermarktkette Walmart. Als er Walmart gründete, soll Walton sich immer die Frage gestellt haben: "Wer außer mir steht vor dem gleichen Problem wie ich, und was kann ich von ihm lernen?" Mit dieser Frage im Kopf wandte er sich an seine Konkurrenten und sammelte Informationen, um die für sein Unternehmen richtigen Entscheidungen zu treffen. Meissner empfiehlt, bei schweren Entscheidungen vorzugehen wie Walton: "Wir sollten uns fragen, wessen Expertise und Erfahrungen neue Sichtweisen auf die Entscheidung vermitteln und wessen Erkenntnisse am besten zu der spezifischen Situation passen, mit der wir uns gerade beschäftigen." Wenn Sie zum Beispiel überlegen, eine andere Firma aufzukaufen: Fragen Sie jemanden, der schon eine gekauft hat. Tipp: Suchen Sie möglichst nicht in Ihrem Freundeskreis nach Ratgebern. Denn Freunde haben oft ähnliche Ansichten wie wir selbst. Strategie 3: Setzen Sie auf die magische Kraft von Deadlines Der Denkfehler: Eigentlich ist schon alles entschieden. Doch dann hadern wir plötzlich wieder mit unserer Entscheidung: "Habe ich wirklich an alle Pros und Contras gedacht, alle Risiken berücksichtigt, haben sich die Umstände in den letzten 24 Stunden nicht noch geändert?" Dieses Zweifeln in letzter Sekunde trete oft in der finalen Phase eines Entscheidungsprozesses auf, schreibt Meissner und warnt: Wenn wir dann zu viel nachdenken, "entstehen neue gedankliche Optionen und wir überlasten unser Gehirn mit zu vielen Informationen". So hätten unterschiedliche Studien gezeigt, dass uns zu viele Optionen verwirren. Dann geht es uns nicht anders als einem Kind vor der Theke einer Eisdiele, vor ihm eine Auswahl von 24 Eissorten: Die Auswahl überfordert es. Selbst wenn es sonst immer genau weiß, dass es am liebsten Zitroneneis mag, lässt die Vielfalt es zweifeln. Erwachsenen geht es ähnlich. Zu viele Optionen und Informationen helfen nicht weiter. Meissner schreibt dazu: "Wenn wir ständig warten und denken, dass neue Informationen uns weiterhelfen können, gelangen wir in einen Teufelskreis und werden nie eine Entscheidung treffen." Die Lösung: Setzen Sie sich eine Deadline. So ein fester Termin wirkt Wunder. Wir halten uns einfach gerne an Zeitvorgaben. Parkinsonsches Gesetz wird dieses Phänomen genannt: Wenn wir uns für die Vorbereitung einer Powerpoint Präsentation eine Stunde Zeit geben, brauchen wir eine Stunde. Wenn wir eine Woche Zeit haben, einen Kostenvoranschlag zu machen, dauert es in der Regel auch eine Woche. Tipp: Noch effektiver wirkt so eine Deadline, wenn Sie anderen von ihr erzählen. Andere Menschen wirken wie Druckverstärker. Lesen Sie auch: 10-10-10-Methode: So treffen Sie die richtigen Entscheidungen
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