Zielkonflikte
Was tun, wenn sich zwei Ziele nicht unter einen Hut bringen lassen?

Gehälter erhöhen – oder Kosten senken? Für beides gibt es gute Gründe, doch beides gleichzeitig ist nicht möglich. Zielkonflikte wie dieser sind für Unternehmer Alltag. Wie geht man klug mit ihnen um?

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Manchmal liegen Ziele einfach zu weit auseinander: Wer sich für Ziel A entscheidet, kann nicht gleichzeitig Ziel B erreichen. Bei solchen Zielkonflikten hilft nur: Prioritäten setzen.
Manchmal liegen Ziele einfach zu weit auseinander: Wer sich für Ziel A entscheidet, kann nicht gleichzeitig Ziel B erreichen. Bei solchen Zielkonflikten hilft nur: Prioritäten setzen.
© iStock / Getty Images Plus

Investieren – oder die Zahlungsfähigkeit sichern? Umstrukturieren – oder das Tagesgeschäft optimieren? Den Service verbessern – oder die Kosten senken? Am liebsten würden Unternehmer wahrscheinlich jeweils beide Ziele mit ihrem Unternehmen erreichen – doch sie sind miteinander unvereinbar.

Solche Zielkonflikte sind nicht neu; früher allerdings könnten Unternehmen Ziele oft noch nacheinander bearbeiten: „Dieses Jahr kümmern wir uns vorrangig darum, dass unser Ertrag steigt. Nächstes Jahr strukturieren wir dann unsere Organisation um und danach legen wir den Fokus auf die Personalentwicklung.“

Da sich das Unternehmensumfeld heute rasch ändert, funktioniert das nicht mehr. Die Folge: Unternehmer müssen widersprüchliche Ziele permanent neu ausbalancieren – mal liegt der Fokus mehr auf dem einen, mal mehr auf dem anderen Ziel.

Die Folge: genervte Mitarbeiter, die nicht verstehen, warum der Chef erst Hü sagt und dann Hott – zumindest dann, wenn ihnen Kurswechsel nicht erklärt werden.

Die folgenden Tipps helfen, klug mit Zielkonflikten im Unternehmen umzugehen.

Tipp: Zielkonflikte analysieren

Die meisten Ziele von Unternehmen beeinflussen sich wechselseitig – entsprechend häufig kommt es zu Zielkonflikten. Werden sie auf die lange Bank geschoben, ist irgendwann nur noch ein Krisenmanagement möglich.

Wer ein Dilemma aber erkennt, bevor die Probleme akut werden, kann in Ruhe entscheiden, welches Ziel Priorität hat. Entsprechend wichtig ist es zu analysieren:

  • Welche Ziele hat das Unternehmen?
  • Wie hängen die Ziele zusammen?
  • Welchen Einfluss haben die Ziele auf den kurz-, mittel- und langfristigen Erfolg des Unternehmens?
  • Und: Wo sind Zielkonflikte warum vorprogrammiert?

Beim Prioritätensetzen hilft übrigens auch das Eisenhower-Prinzip.

Tipp: Auf Mitarbeiter hören

Viele Chefs sie haben mit dem Alltagsgeschäft wenig zu tun – dann können sie schwer einschätzen, was Entscheidungen wie „Wir strukturieren um“ oder „Wir erschließen neue Märkte“ für die Firma bedeuten. Oder sie betrachten nicht alle Facetten des Dilemmas – weil sie beispielsweise nur durch die „Vertriebsbrille“ schauen oder nur durch die „Netter-Chef-Brille“.

Sätze wie „Wir bekommen ein Problem, wenn …“ wollen viele Unternehmer von ihren Mitarbeitern nicht hören. Nicht selten stempeln sie die Mahner als „Bedenkenträger“ ab.

 

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Tipp: Wertekompass justieren

In einem Dilemma muss der Unternehmer immer wieder aufs Neue entscheiden, wo er die Prioritäten setzt. Einfacher wird die Entscheidung, wenn er sich dabei an einem inneren Kompass orientieren kann. Er sollte daher definieren, von welchen Werten er sich seiner Führungsarbeit leiten lässt

Trifft der Unternehmer Entscheidungen stets im Einklang mit den eigenen Werte, bleibt sein Handeln für die Mitarbeiter berechenbar und glaubwürdig.

Der Gastautor
Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur ist Autor mehrerer Change- und Projektmanagement-Bücher. Seit 1994 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-Provence und der technischen Universität Clausthal.

Tipp: Mitarbeiter ins Boot holen

Unternehmer sollten mit ihren Mitarbeitern darüber sprechen, vor welchen Zielkonflikten das Unternehmen steht und wie sie sie angehen wollen.

Zudem sollte man Regeln vereinbaren, wie das Unternehmen mit Zielkonflikten umgeht –  zum Beispiel:

  • Wie sorgen wir dafür, dass wir bei der Alltagsarbeit nicht die langfristigen Entwicklungsziele aus dem Blick verlieren?
  • Wie gehen wir mit den sich teilweise widersprechenden Zielen der einzelnen Bereiche um?
  • Und: Wie sorgen wir für die nötige Balance zwischen Kontinuität und Veränderung?

Das Ziel ist ein gemeinsames Verständnis über die Zielkonflikte im Unternehmen und ein Bewusstsein dafür, dass diese sich nie lösen, sondern nur aktiv managen lassen.

Tipp:  Regeln regelmäßig prüfen

Eignen sich unsere Regeln und Prinzipien noch, um Zielkonflikte zu lösen, oder brauchen wir neue? Diese Frage sollten sich Unternehmer regelmäßig stellen.

Dennoch: Im Betriebsalltag werden immer wieder Situationen auftauchen, in denen man alle Regeln über Bord werfen muss: Ein wichtiger Schlüsselkunde bricht weg; ein unvorhergesehenes Ereignis bedroht die Existenz des Unternehmens. Dann muss der Unternehmer kurzfristig Langfristziele ad acta legen; denn in dieser Situation hat ein anderes Ziel Priorität: die Existenzsicherung des Unternehmens.

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