Homeoffice oder Büro
„Wir müssen uns aufraffen, ins Büro zu gehen“

Die Mitarbeitenden von Janine Lampprecht konnten ihren Arbeitsort immer frei wählen. Jetzt will die Chefin ihr Team öfter zurück ins Büro holen. Im Interview erklärt sie ihren teilweisen Kurswechsel.

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Janine Lampprecht
Janine Lampprecht führt ein Team mit 25 Mitarbeitenden - viele arbeiten von zuhause.
© Unternehmen

impulse: Frau Lampprecht, welche Homeoffice-Regelungen galten bei Ihnen bislang?
Janine Lampprecht: Es gab keine, denn ich arbeite gern ohne feste Regeln. Im Prinzip haben wir gesagt, dass jeder arbeiten kann, wo er will. Auch die Arbeitszeiten waren völlig flexibel. Zum Teil sind sie das auch heute noch. Die einzige Erwartungshaltung war, dass sich die Mitarbeiter nach den Kunden richten.

Zur Person
Janine Lampprecht ist CEO und Gründerin des Beratungsunternehmens Grenzlotsen im baden-württembergischen Herrenberg. Sie berät mit ihren knapp 25 Mitarbeitenden sowohl große Konzerne als auch kleinere Familienbetriebe zu allen Fragen rund um den Zoll.

Wie hat sich die Flexibilität auf Ihre Mitarbeiter ausgewirkt?
Manche kamen super damit klar und waren seit mehreren Jahren kaum noch im Büro. Wiederum andere haben sich regelrecht im Homeoffice verkrochen, was sich negativ ausgewirkt hat – sowohl sozial als auch auf ihre Arbeitsleistung. Ich finde, da haben alle im Team die Verantwortung, achtsam zu sein und Veränderungen bei den Kolleginnen und Kollegen frühzeitig anzusprechen.

Jetzt haben Sie entschieden, sich von der völligen Flexibilität zu verabschieden. Wie kam es dazu?
Mein Marketing-Team bestand bislang aus einem Kollegen und mir. Zum Jahreswechsel sind zwei neue Mitarbeiter hinzugekommen. Daher sind der gesamte Aufgabenbereich und alle Prozesse noch völlig unstrukturiert. Momentan muss jeder noch seinen Platz finden. Um für die Zusammenarbeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, habe ich das erste Mal die Erwartung aufgestellt: zwei Mal pro Woche treffen wir uns im Büro, mindestens für drei Monate.

Warum, glauben Sie, lässt sich das Vertrauen besser vor Ort aufbauen?
Um sich richtig kennenzulernen, muss man sich einige Male ‚offline‘ sehen. In der Phase der Rollenverteilung müssen im Zweifel auch mal Konflikte angesprochen werden. Dafür eine gute Basis aufzubauen, ist über die Ferne einfach nicht so schnell möglich. Vor zwei bis drei Jahren hätte ich das wahrscheinlich noch anders gesehen. Ich glaube, dass es jetzt im Moment der richtige Weg ist. Wenn wir die Prozesse erstmal installiert haben, können wir nochmal darüber sprechen. Andere Teams bei uns arbeiten auch fast nur remote.

Wie haben denn die betroffenen Mitarbeiter auf die Einschränkungen reagiert?
Die ersten Reaktionen wirkten überrascht. Gleichzeitig erlebe ich, dass die Zufriedenheit am Ende größer ist. Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Joggen. Am Anfang habe ich nicht unbedingt Lust dazu und muss mich aufraffen. Aber wenn ich es dann gemacht habe, bin ich total erfüllt. Außerdem testen wir es erstmal einige Monate aus. Danach können wir schauen, ob der Bedarf überhaupt noch besteht.

Gab es Unmut, weil bislang nur ein Team betroffen ist und der Rest der Mitarbeiter weiterhin volle Freiheiten hat?
Nein, weil die Gründe transparent sind und der Teamentwicklungsprozess bei dem neuen Marketing-Team an einer anderen Stelle steht.

Gibt es sonst noch feste Präsenztage in Ihrem Unternehmen?
Es gibt vier Quartalstage im Jahr, an denen sich alle treffen und Diskussionen stattfinden. Klar ist die Anreise immer mit Aufwand verbunden – insbesondere, weil einige meiner Mitarbeiter nicht aus der Region kommen. Aber meine Leute finden diese Treffen super. Ich habe den Eindruck, dass sie nach den Treffen aufgeladen nach Hause gehen.

An welchen Stellen hat sich Ihre Einstellung zu flexiblem Arbeiten noch gewandelt?
Im Recruiting: Wenn Bewerbern und Bewerberinnen einen hohen Remote-Anteil haben werden, achte ich darauf, dass sie sich im Vorfeld selbst reflektieren. Ihnen muss klar sein, was das bedeutet und ob sie so arbeiten wollen und können. Bereits in den Bewerbungsgesprächen sagen wir, dass wir zwar flexibel arbeiten, aber es auch Phasen gibt, in denen man mehr ins Büro kommen sollte. Und zukünftig wollen wir vor allem Leute einstellen, die in der Nähe wohnen.

Können Sie sich vorstellen, eine Präsenzpflicht auch in bereits bestehenden Teams einzuführen?
Ja, grundsätzlich wollen wir den Fokus wieder auf den sozialen Austausch vor Ort lenken. Ich hoffe, dass regelmäßige Treffen im Büro langfristig Mitarbeiter binden. Für unsere Unternehmensgröße sehe ich das als großen Vorteil, wenn es diese Verbundenheit mit einem Ort gibt und mein Team sagen kann: Wir haben ein richtig cooles Büro.

Welche Anreize wollen Sie schaffen, um Ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro zu holen?
Zuerst will ich das Thema ‚Büro‘ neu denken. Das klassische Büro, wie wir es kennen, ist nicht mehr der Arbeitsplatz der Zukunft. Ich will Räume schaffen, die die Identität und Wertestruktur des Unternehmens widerspiegeln. Es soll ein Ort sein, an dem sich das gesamte Team wohlfühlt – wie eine Art Sozialtankstelle, wo man sich austauscht. Wir brauchen keine klassischen Zweier-Räume oder Großraumbüros mehr, sondern Einzelarbeitsplätze zum fokussierten Arbeiten und Gruppenräume, um gemeinsam kreativ zu werden.

impulse: Frau Lampprecht, welche Homeoffice-Regelungen galten bei Ihnen bislang? Janine Lampprecht: Es gab keine, denn ich arbeite gern ohne feste Regeln. Im Prinzip haben wir gesagt, dass jeder arbeiten kann, wo er will. Auch die Arbeitszeiten waren völlig flexibel. Zum Teil sind sie das auch heute noch. Die einzige Erwartungshaltung war, dass sich die Mitarbeiter nach den Kunden richten. [zur-person] Wie hat sich die Flexibilität auf Ihre Mitarbeiter ausgewirkt? Manche kamen super damit klar und waren seit mehreren Jahren kaum noch im Büro. Wiederum andere haben sich regelrecht im Homeoffice verkrochen, was sich negativ ausgewirkt hat – sowohl sozial als auch auf ihre Arbeitsleistung. Ich finde, da haben alle im Team die Verantwortung, achtsam zu sein und Veränderungen bei den Kolleginnen und Kollegen frühzeitig anzusprechen. Jetzt haben Sie entschieden, sich von der völligen Flexibilität zu verabschieden. Wie kam es dazu? Mein Marketing-Team bestand bislang aus einem Kollegen und mir. Zum Jahreswechsel sind zwei neue Mitarbeiter hinzugekommen. Daher sind der gesamte Aufgabenbereich und alle Prozesse noch völlig unstrukturiert. Momentan muss jeder noch seinen Platz finden. Um für die Zusammenarbeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, habe ich das erste Mal die Erwartung aufgestellt: zwei Mal pro Woche treffen wir uns im Büro, mindestens für drei Monate. Warum, glauben Sie, lässt sich das Vertrauen besser vor Ort aufbauen? Um sich richtig kennenzulernen, muss man sich einige Male ‚offline‘ sehen. In der Phase der Rollenverteilung müssen im Zweifel auch mal Konflikte angesprochen werden. Dafür eine gute Basis aufzubauen, ist über die Ferne einfach nicht so schnell möglich. Vor zwei bis drei Jahren hätte ich das wahrscheinlich noch anders gesehen. Ich glaube, dass es jetzt im Moment der richtige Weg ist. Wenn wir die Prozesse erstmal installiert haben, können wir nochmal darüber sprechen. Andere Teams bei uns arbeiten auch fast nur remote. Wie haben denn die betroffenen Mitarbeiter auf die Einschränkungen reagiert? Die ersten Reaktionen wirkten überrascht. Gleichzeitig erlebe ich, dass die Zufriedenheit am Ende größer ist. Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Joggen. Am Anfang habe ich nicht unbedingt Lust dazu und muss mich aufraffen. Aber wenn ich es dann gemacht habe, bin ich total erfüllt. Außerdem testen wir es erstmal einige Monate aus. Danach können wir schauen, ob der Bedarf überhaupt noch besteht. Gab es Unmut, weil bislang nur ein Team betroffen ist und der Rest der Mitarbeiter weiterhin volle Freiheiten hat? Nein, weil die Gründe transparent sind und der Teamentwicklungsprozess bei dem neuen Marketing-Team an einer anderen Stelle steht. Gibt es sonst noch feste Präsenztage in Ihrem Unternehmen? Es gibt vier Quartalstage im Jahr, an denen sich alle treffen und Diskussionen stattfinden. Klar ist die Anreise immer mit Aufwand verbunden – insbesondere, weil einige meiner Mitarbeiter nicht aus der Region kommen. Aber meine Leute finden diese Treffen super. Ich habe den Eindruck, dass sie nach den Treffen aufgeladen nach Hause gehen. An welchen Stellen hat sich Ihre Einstellung zu flexiblem Arbeiten noch gewandelt? Im Recruiting: Wenn Bewerbern und Bewerberinnen einen hohen Remote-Anteil haben werden, achte ich darauf, dass sie sich im Vorfeld selbst reflektieren. Ihnen muss klar sein, was das bedeutet und ob sie so arbeiten wollen und können. Bereits in den Bewerbungsgesprächen sagen wir, dass wir zwar flexibel arbeiten, aber es auch Phasen gibt, in denen man mehr ins Büro kommen sollte. Und zukünftig wollen wir vor allem Leute einstellen, die in der Nähe wohnen. [mehr-zum-thema] Können Sie sich vorstellen, eine Präsenzpflicht auch in bereits bestehenden Teams einzuführen? Ja, grundsätzlich wollen wir den Fokus wieder auf den sozialen Austausch vor Ort lenken. Ich hoffe, dass regelmäßige Treffen im Büro langfristig Mitarbeiter binden. Für unsere Unternehmensgröße sehe ich das als großen Vorteil, wenn es diese Verbundenheit mit einem Ort gibt und mein Team sagen kann: Wir haben ein richtig cooles Büro. Welche Anreize wollen Sie schaffen, um Ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro zu holen? Zuerst will ich das Thema ‚Büro‘ neu denken. Das klassische Büro, wie wir es kennen, ist nicht mehr der Arbeitsplatz der Zukunft. Ich will Räume schaffen, die die Identität und Wertestruktur des Unternehmens widerspiegeln. Es soll ein Ort sein, an dem sich das gesamte Team wohlfühlt – wie eine Art Sozialtankstelle, wo man sich austauscht. Wir brauchen keine klassischen Zweier-Räume oder Großraumbüros mehr, sondern Einzelarbeitsplätze zum fokussierten Arbeiten und Gruppenräume, um gemeinsam kreativ zu werden.