Kontakt halten bei langer Krankheit
„Wir lassen niemanden hängen“

Fällt ein Teammitglied länger aus, kann das für alle belastend sein. Wie impulse-Bloggerin Vanessa Weber den Kontakt zu einem erkrankten Mitarbeiter hielt und wie sie ihn seit der Rückkehr unterstützt.

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Kontakt halten bei langer Krankheit
© the_burtons / Moment / Getty images

Endlich ist er wieder da! Mein Vertriebsleiter Stefan Inderwies war fast drei Jahre lang krank, jetzt ist er wieder in unser Team zurückgekehrt. Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen, seine Abwesenheit war für uns alle eine große Herausforderung.

Anfangs gingen wir nicht davon aus, dass er so lange ausfallen würde. Ich erinnere mich, wie ich damals ins Krankenhaus fuhr und ihn besuchte. Und er sagte: „Da liegt noch ein Zettel mit einem Auftrag auf meinem Schreibtisch“. Er wollte sichergehen, dass wir uns darum kümmern – das ist typisch für ihn!

Dann wurde klar, dass er mehr Zeit für die Genesung brauchen würde. Während seiner Abwesenheit waren wir in engem Kontakt, ich wollte ihn auf dem Laufenden halten und unterstützen. Ich glaube fest daran, dass es wichtig ist, in solchen schwierigen Zeiten als Chefin für Mitarbeiter da zu sein und die Verbindung zu halten. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen anderen Unternehmerinnen und Unternehmern in ähnlichen Situationen helfen können. Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe:

Regelmäßige Check-ins vereinbaren

Mir ist klar, dass es nicht bei jeder Erkrankung möglich ist, einen engen Kontakt zu halten. Und es gibt sicher Mitarbeiter, die diesen Kontakt auch gar nicht wollen. Das sollte man als Führungskraft selbstverständlich respektieren. Für Stefan und mich war es wichtig und richtig, dass wir uns weiter regelmäßig austauschten – über Telefonate oder Video-Calls.

Wir haben uns ungefähr alle sechs Monate aber auch getroffen. Mal waren wir zusammen mittagessen, mal habe ich ihn zuhause besucht. Er wohnt nicht weit entfernt von der Firma, ein paar Mal ist er auch einfach vorbeikommen. Und dann haben wir gesprochen. Ich wollte wissen, wie es ihm geht. Was er denkt, wann er zurückkommen kann. Wie er sich seine Rückkehr vorstellt. Umgekehrt habe ich ihm erzählt, was in der Firma gerade so los ist.

Die normale Teamkommunikation weiterführen

Einmal im Monat machen wir bei uns einen Video-Call mit dem gesamten Team. Stefan war weiter dabei, wenn es für ihn möglich und er nicht gerade zur Reha war. Wir nutzen für unsere Kommunikation Microsoft Teams, Stefan blieb da in allen Gruppen, um sich auf dem Laufenden halten zu können. Ich glaube: So fühlt sich der Mitarbeiter während seiner Abwesenheit weiterhin als Teil des Teams und kann sich schneller wieder integrieren, wenn er zurückkehrt.

Stefan war auch die ganze Zeit in unserer firmeninternen WhatsApp-Gruppe. Die nutzen wir zum Beispiel für Geburtstagsglückwünsche. Natürlich haben wir auch an Stefans Geburtstag gedacht und ihm über den Messenger gratuliert.

Zur Person
Vanessa WeberVanessa Weber ist Geschäftsführerin der Firma Werkzeug Weber in Aschaffenburg und Unternehmerin aus Leidenschaft. 2002 übernahm sie das Familienunternehmen von ihrem Vater. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin ist Vanessa Weber eine gefragte Keynote-Speakerin.

Deutlich machen: Wir denken an dich

All das sind kleine, aber sehr wichtige Signale, um dem Mitarbeiter deutlich zu machen: Wir vergessen sich nicht. Zwei andere einfache Möglichkeiten: Wir haben Stefan zwischendurch ein Päckchen mit ein paar Aufmerksamkeiten geschickt und gute Besserung vom Team gewünscht. Und ich habe ihn zur Weihnachtsfeier eingeladen, an der er dann auch teilnehmen konnte.

Den Angehörigen vermitteln: Wir lassen niemanden hängen

Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter länger ausfällt, versuche ich in der Regel, auch Kontakt zur Familie aufzunehmen. In Stefans Fall war ich mit seiner Tochter im Austausch, einfach um zu zeigen: Wir lassen hier niemanden hängen, er sitzt nicht irgendwann auf der Straße, weil er länger nicht arbeiten kann – ihr als Angehörige braucht euch also auch, zumindest in dieser Hinsicht, keine Sorgen zu machen. In meinem Verständnis gehört das für mich als Unternehmerin zu meiner Verantwortung.

Die anderen Teammitglieder im Auge behalten

Fällt jemand dauerhaft aus, bedeutet das leider häufig Mehrarbeit für die Kolleginnen und Kollegen. In Stefans Fall hat beispielsweise ein Mitarbeiter aus dem Innendienst einige seiner Aufgaben aus dem Außendienst übernehmen müssen. Das sollte man als Chefin im Blick behalten und darauf achten, dass sich niemand überlastet. Mein Eindruck ist aber: Bei uns überwog bei allen das Mitgefühl – wir sind ein familiäres Unternehmen. Deswegen war man bereit, zusätzliche Aufgaben zeitweise zu schultern.

Aufmerksam und einfühlsam sein

Jeder geht mit Herausforderungen auf seine eigene Art und Weise um. Meiner Erfahrung nach ist es sehr wichtig, in solchen Situationen besonders aufmerksam zu sein. Stefan wollte beispielsweise relativ früh wieder zurückkehren. Also haben wir es versucht, dann aber schnell gemerkt, dass er seine Leistungsfähigkeit zu dem Zeitpunkt nicht richtig eingeschätzt hatte. Das anzusprechen, ist mir natürlich nicht leichtgefallen. Mir war es wichtig, dabei sensibel vorzugehen. Ich habe gesagt: „Mein Eindruck ist, du bist noch nicht soweit. Ich halte es noch für zu früh, dass du wieder anfängst.

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
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Den Wiedereinstieg gemeinsam gestalten

Wiedereingliederung ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Ich finde es wichtig, einfühlsam und verständnisvoll zu reagieren, wenn es dem Mitarbeiter nicht so leichtfällt, sich wieder einzufinden. Seit Mai ist Stefan nun wieder zurück. Wir haben uns vorher zusammengesetzt und die Rahmenbedingungen geklärt: Wie viele Stunden kannst du arbeiten? Was ist für dich besonders wichtig? Er wollte etwa einen ruhigen Arbeitsplatz, da er Hektik nicht so gut vertragen kann. Wir haben außerdem vereinbart, dass er mir Feedback gibt, wenn es ihm zu viel wird. Ich möchte da beständig im Austausch sein und auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters achten.

Zurück im Betrieb: Stefan Inderwies.© Werkzeug Weber

Ich bin sehr dankbar, dass wir als Team Stefan unterstützen konnten und er nun wieder bei uns ist. Seine Professionalität, sein Fachwissen und seine freundliche Art sind eine Bereicherung für unser Team! Wie geht ihr damit um, wenn Mitarbeiter länger ausfallen? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche Tipps habt ihr? Schreibt mir gern in den Kommentaren! (Anm. d. Red.: Die Kommentarfunktion finden Sie direkt am Beginn des Artikels)

Endlich ist er wieder da! Mein Vertriebsleiter Stefan Inderwies war fast drei Jahre lang krank, jetzt ist er wieder in unser Team zurückgekehrt. Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen, seine Abwesenheit war für uns alle eine große Herausforderung. Anfangs gingen wir nicht davon aus, dass er so lange ausfallen würde. Ich erinnere mich, wie ich damals ins Krankenhaus fuhr und ihn besuchte. Und er sagte: „Da liegt noch ein Zettel mit einem Auftrag auf meinem Schreibtisch“. Er wollte sichergehen, dass wir uns darum kümmern – das ist typisch für ihn! Dann wurde klar, dass er mehr Zeit für die Genesung brauchen würde. Während seiner Abwesenheit waren wir in engem Kontakt, ich wollte ihn auf dem Laufenden halten und unterstützen. Ich glaube fest daran, dass es wichtig ist, in solchen schwierigen Zeiten als Chefin für Mitarbeiter da zu sein und die Verbindung zu halten. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen anderen Unternehmerinnen und Unternehmern in ähnlichen Situationen helfen können. Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe: Regelmäßige Check-ins vereinbaren Mir ist klar, dass es nicht bei jeder Erkrankung möglich ist, einen engen Kontakt zu halten. Und es gibt sicher Mitarbeiter, die diesen Kontakt auch gar nicht wollen. Das sollte man als Führungskraft selbstverständlich respektieren. Für Stefan und mich war es wichtig und richtig, dass wir uns weiter regelmäßig austauschten – über Telefonate oder Video-Calls. Wir haben uns ungefähr alle sechs Monate aber auch getroffen. Mal waren wir zusammen mittagessen, mal habe ich ihn zuhause besucht. Er wohnt nicht weit entfernt von der Firma, ein paar Mal ist er auch einfach vorbeikommen. Und dann haben wir gesprochen. Ich wollte wissen, wie es ihm geht. Was er denkt, wann er zurückkommen kann. Wie er sich seine Rückkehr vorstellt. Umgekehrt habe ich ihm erzählt, was in der Firma gerade so los ist. Die normale Teamkommunikation weiterführen Einmal im Monat machen wir bei uns einen Video-Call mit dem gesamten Team. Stefan war weiter dabei, wenn es für ihn möglich und er nicht gerade zur Reha war. Wir nutzen für unsere Kommunikation Microsoft Teams, Stefan blieb da in allen Gruppen, um sich auf dem Laufenden halten zu können. Ich glaube: So fühlt sich der Mitarbeiter während seiner Abwesenheit weiterhin als Teil des Teams und kann sich schneller wieder integrieren, wenn er zurückkehrt. Stefan war auch die ganze Zeit in unserer firmeninternen WhatsApp-Gruppe. Die nutzen wir zum Beispiel für Geburtstagsglückwünsche. Natürlich haben wir auch an Stefans Geburtstag gedacht und ihm über den Messenger gratuliert. [zur-person] Deutlich machen: Wir denken an dich All das sind kleine, aber sehr wichtige Signale, um dem Mitarbeiter deutlich zu machen: Wir vergessen sich nicht. Zwei andere einfache Möglichkeiten: Wir haben Stefan zwischendurch ein Päckchen mit ein paar Aufmerksamkeiten geschickt und gute Besserung vom Team gewünscht. Und ich habe ihn zur Weihnachtsfeier eingeladen, an der er dann auch teilnehmen konnte. Den Angehörigen vermitteln: Wir lassen niemanden hängen Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter länger ausfällt, versuche ich in der Regel, auch Kontakt zur Familie aufzunehmen. In Stefans Fall war ich mit seiner Tochter im Austausch, einfach um zu zeigen: Wir lassen hier niemanden hängen, er sitzt nicht irgendwann auf der Straße, weil er länger nicht arbeiten kann – ihr als Angehörige braucht euch also auch, zumindest in dieser Hinsicht, keine Sorgen zu machen. In meinem Verständnis gehört das für mich als Unternehmerin zu meiner Verantwortung. Die anderen Teammitglieder im Auge behalten Fällt jemand dauerhaft aus, bedeutet das leider häufig Mehrarbeit für die Kolleginnen und Kollegen. In Stefans Fall hat beispielsweise ein Mitarbeiter aus dem Innendienst einige seiner Aufgaben aus dem Außendienst übernehmen müssen. Das sollte man als Chefin im Blick behalten und darauf achten, dass sich niemand überlastet. Mein Eindruck ist aber: Bei uns überwog bei allen das Mitgefühl – wir sind ein familiäres Unternehmen. Deswegen war man bereit, zusätzliche Aufgaben zeitweise zu schultern. [mehr-zum-thema] Aufmerksam und einfühlsam sein Jeder geht mit Herausforderungen auf seine eigene Art und Weise um. Meiner Erfahrung nach ist es sehr wichtig, in solchen Situationen besonders aufmerksam zu sein. Stefan wollte beispielsweise relativ früh wieder zurückkehren. Also haben wir es versucht, dann aber schnell gemerkt, dass er seine Leistungsfähigkeit zu dem Zeitpunkt nicht richtig eingeschätzt hatte. Das anzusprechen, ist mir natürlich nicht leichtgefallen. Mir war es wichtig, dabei sensibel vorzugehen. Ich habe gesagt: „Mein Eindruck ist, du bist noch nicht soweit. Ich halte es noch für zu früh, dass du wieder anfängst. Den Wiedereinstieg gemeinsam gestalten Wiedereingliederung ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Ich finde es wichtig, einfühlsam und verständnisvoll zu reagieren, wenn es dem Mitarbeiter nicht so leichtfällt, sich wieder einzufinden. Seit Mai ist Stefan nun wieder zurück. Wir haben uns vorher zusammengesetzt und die Rahmenbedingungen geklärt: Wie viele Stunden kannst du arbeiten? Was ist für dich besonders wichtig? Er wollte etwa einen ruhigen Arbeitsplatz, da er Hektik nicht so gut vertragen kann. Wir haben außerdem vereinbart, dass er mir Feedback gibt, wenn es ihm zu viel wird. Ich möchte da beständig im Austausch sein und auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters achten. [caption id="attachment_7614033" align="alignnone" width="620"] Zurück im Betrieb: Stefan Inderwies.[/caption] Ich bin sehr dankbar, dass wir als Team Stefan unterstützen konnten und er nun wieder bei uns ist. Seine Professionalität, sein Fachwissen und seine freundliche Art sind eine Bereicherung für unser Team! Wie geht ihr damit um, wenn Mitarbeiter länger ausfallen? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Welche Tipps habt ihr? Schreibt mir gern in den Kommentaren! (Anm. d. Red.: Die Kommentarfunktion finden Sie direkt am Beginn des Artikels)
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