Walt-Disney-Methode
Neue Ideen gesucht? So beflügeln Sie die Kreativität

Mit der Walt-Disney-Methode helfen Sie Ihrer Kreativität auf die Sprünge. Aber keine Sorge: Mit Micky Maus hat die Kreativtechnik nichts zu tun.

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Walt-Disney-Methode
© dashakovtun / Fotolia.com

Sie denken im Team schon lange an einer bestimmten Aufgabe herum und haben das Gefühl, einfach nicht weiterzukommen? Sie können jetzt eine Mindmap erstellen, sich in ewigen Brainstorming-Runden verlieren – oder Sie versuchen es einmal mit dieser Methode, die nach dem Erfinder von Micky Maus und Donald Duck benannt ist:

Was steckt hinter der Walt-Disney-Methode?

Es handelt sich um eine Kreativitätstechnik, bei der man sich einem Problem aus verschiedenen Perspektiven nähert und dafür in unterschiedliche Rollen schlüpft. Die Methode ist auch als Walt-Disney-Strategie oder „Disney method“ bekannt. Eine verwandte Kreativitätstechnik sind die „Denkhüte“, die der britische Wissenschaftler Edward de Bono entwickelt hat. Dabei stehen verschiedene Farben für unterschiedliche Rollen in einer Diskussion – und die Teilnehmer setzen sich je nach Perspektive bildlich gesprochen einen bestimmten Hut auf.

Bei der Disney-Strategie versetzten sich die Teilnehmer wie in einem Rollenspiel nacheinander in drei Charaktere:

  1. den Träumer, der wild herumspinnt und neue, verrückte Ideen entwickelt.
  2. den Realisten, der sich Gedanken über die konkrete Umsetzung der Ideen macht.
  3. den Kritiker, der die Ideen genau überprüft und auf eventuelle Risiken hinweist.

Wann ist die Walt-Disney-Methode sinnvoll?

Wenn Sie für ein Problem eine alltagstaugliche Lösung suchen oder Ihre Ziele konkretisieren wollen, kann die Walt-Disney-Methode Sie im Kreativitätsprozess weiterbringen. Sie dient der Ideenfindung und der anschließenden Ideenveredelung und -bewertung. „Sie dürfen allerdings nicht erwarten, mithilfe der Walt-Disney-Methode auf die kreativste Lösung überhaupt zu stoßen. Sie entwickeln damit keine Game Changer“, so die Einschätzung des Hamburger Kreativ- und Innovationscoachs Peter Pakulat. Die Methode könne aber durchaus helfen, gut umsetzbare Lösungen zu finden – und sei im Vergleich zu anderen Kreativitätstechniken mit relativ wenig Aufwand verbunden.

Was genau hat Walt Disney damit zu tun?

Um die Entstehungsgeschichte der Walt-Disney-Methode ranken sich einige Mythen. Auch wenn der Erfinder von Donald und Micky ein äußerst kreativer Kopf gewesen sein muss, diese Methode hat er, anders als häufig behauptet, nicht selbst entwickelt. Vielmehr diente Disney dem US-amerikanischen Autoren und Trainer Robert B. Dilts als Inspiration. Dilts ist Experte auf dem Gebiet des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP), in seinem 1994 erschienen Buch „Strategies of Genius“ schrieb er über den Comic-Pionier: „Tatsächlich gab es drei Walts: den Träumer, den Realisten und den Miesepeter“. An dieser Dreiteilung orientierte sich Dilts bei der Konzeption seiner Disney-Strategie.

Sie wollen die Walt-Disney-Methode ausprobieren? Das müssen Sie beachten

Die Teilnehmer

Die besten Resultate erzielt man laut Peter Pakulat mit einer kleinen Gruppe von fünf oder sechs Personen. Teilweise wird dazu geraten, einen neutralen Moderator zu bestimmen, der durch die drei Phasen der Kreativübungen führt. Pakulat hält das für nicht zwingend notwendig. Nur wenn die Teilnehmer sich gegenseitig nicht ausreden ließen, könne es sinnvoll sein, einen Gesprächsführer zu bestimmen.

Zur Person
Peter Pakulat Peter Pakulat ist Kreativ- und Innovationscoach. Seit 2004 bietet er über seine Agentur Freigeisterei Ideenworkshops und Trainings an.

Von der weit verbreiteten Idee, die Methode allein statt im Team durchzuspielen, hält Pakulat wenig. „Natürlich kann man das machen, aber die Ergebnisse werden nicht besonders überzeugend ausfallen“, sagt er.

Der zeitliche Rahmen

Die Walt-Disney-Methode besteht aus drei Phasen (Träumer, Realist und Kritiker), die beliebig oft wiederholt werden können. Pro Phase hält Peter Pakulat einen Zeitrahmen von rund 20 Minuten für ausreichend. Teilweise wird in der Literatur vorab eine Art Probelauf empfohlen, um die Teilnehmer auf die jeweilige Phase einzustimmen. Darauf könne man laut Pakulat aber getrost verzichten.

Die Hilfsmittel

Damit sich die Teilnehmer der Disney-Methode besser in die jeweilige Rolle einfinden, kann es sinnvoll sein, in einem Raum drei verschiedene Bereiche zu definieren und diese entsprechend der Rollen zu dekorieren. Die Träumerecke sollte bunt und spielerisch gestaltet sein, etwa mit Blumen, bunten Stoffen und Ballons. Der Bereich des Realisten könnte mit Werkzeugen wie einem Schraubenzieher, Maßbändern und einem Hammer ausgestattet werden. Die Ecke des Kritikers wiederum kann in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten sein und zum Beispiel mit einer Richterrobe dekoriert werden. Wer etwas mehr Zeit für die Vorbereitung hat, kann im Vorfeld auch Moodboards mit Fotos entwickeln, die sinnbildlich für die drei verschiedenen Rollen stehen, und diese im Raum aufhängen.

Die drei Phasen der Walt-Disney-Methode

Nachdem definiert wurde, für welches Problem oder welche Fragestellung eine Lösung gesucht wird, versetzen sich die Teilnehmer der Reihe nach in die drei verschiedenen Rollen. Wichtig ist, immer in der jeweiligen Rolle zu bleiben und Ideen beispielsweise nicht schon in der Träumer-Phase zu bewerten oder kritisch zu hinterfragen.

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Der Träumer

In dieser Phase sollen die Teilnehmer nach Lust und Laune herumspinnen und auch völlig abwegige Ideen entwickeln. Eine Möglichkeit sei es laut Peter Pakulat, erst zehn Minuten still zu arbeiten und sich als Gruppe im Anschluss zehn Minuten auszutauschen. Die so entstandenen Ideen werden schriftlich festgehalten. Mögliche Fragen, die man sich während dieser Phase stellen kann:

  • Was wäre schön?
  • Wie sieht die ideale Situation aus?
  • Was ist mein Traum dazu?
  • Was wäre völlig verrückt und abgedreht?

Der Realist

In der zweiten Phase wechseln die Teilnehmer in den Bereich des Realisten. Dort sollen sie nach realistischen Lösungen für ausgewählte Ideen aus der ersten Phase suchen. Ausgangspunkt ist, dass diese Ideen schon beschlossene Sache sind. Es geht darum, sich um die konkrete Umsetzung zu kümmern. Mögliche Fragen für diese Phase:

  • Was wird für die Umsetzung benötigt?
  • Welche Infos fehlen uns noch?
  • Wer könnte sich darum kümmern?

Der Kritiker

In der letzten Phase schlüpfen die Mitspieler in die Rolle des Kritikers und fühlen den erarbeiteten Vorschlägen auf den Zahn. Dabei können sie folgende Fragen bedenken:

  • Was wurde übersehen?
  • Wo liegen die Schwächen?
  • Was kann gar nicht funktionieren?
  • Was sind die Risiken?

Die so aufgezeigten Schwachpunkte und Fragestellungen können in einer zweiten Runde durch die verschiedenen Phasen bearbeitet werden. Dabei werden die Ideen immer weiter verfeinert und weitergegeben – so lange, bis alle Teilnehmer mit der Lösung zufrieden sind.

So funktioniert die Strategie ganz konkret

Wir haben den Experten Peter Pakulat nach einem Fallbeispiel zur Veranschaulichung gefragt. Einmal angenommen, Sie und Ihr Team stünden vor der Herausforderung, einen innovativen Briefkasten zu entwickeln. Wie würden Sie vorgehen?

Phase 1

Als Träumer sammelt das Team alle möglichen Ideen. Der Briefkasten könnte zum Beispiel über eine Schnittstelle mit dem Smartphone verbunden werden und so direkt mit dem Besitzer kommunizieren. Wie wäre es, wenn der Briefkasten ein Geräusch macht, sobald er befüllt wird? Oder wenn man dort auch Briefe deponieren könnte, die der Postbote dann mitnimmt? All diese Ideen hält das Team fest – ohne sie zu bewerten.

Phase 2

Als Realisten fragt sich das Team, wie diese Ideen umzusetzen wären. Welche technischen Voraussetzungen wären nötig, damit der Briefkasten mit dem Handy kommunizieren kann? Was müsste mit der Post abgesprochen werden, damit der Briefträger in Zukunft nicht nur Briefe austeilt, sondern auch einsammelt? Wer kann sich um die Umsetzung kümmern?

Phase 3

Schließlich konzentrieren Sie sich auf die besten Ideen aus der 2. Phase und hinterfragen sie kritisch. Was daran funktioniert nicht? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wer bezahlt die zusätzliche Arbeit der Briefträger?

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Haben Sie sich abschließend darauf verständigt, dass es eine gute Idee wäre, einen Briefkasten mit dem Smartphone zu synchronisieren, das aber in der Umsetzung sehr teuer wäre, könnte die Aufgabenstellung für den nächsten Durchlauf lauten: Wie kann ich die Idee eines smarten Briefkastens billiger umsetzen? Wieder fangen Sie mit der Perspektive des Träumers an, klopfen die gesammelten Vorschläge dann auf ihre Umsetzbarkeit ab und hinterfragen sie in der Rolle des Kritikers – bis Sie zufrieden mit der Lösung sind.

Was sind die Vor- und Nachteile der Disney-Methode?

NLP-Experte Robert Dilts hat die Disney-Methode in den 1990er Jahren entwickelt. Seitdem habe sich der Bereich der Ideenfindung extrem professionalisiert, so Peter Pakulat. Besonders die erste Phase der Methode, also die des Träumers, sieht er kritisch. „Der Ansatz ‚Du darfst alles denken, was du willst‘ funktioniert einfach nicht besonders gut“, sagt er. „Unser Gehirn ist ein Routine-Organ. Wir brauchen eine Struktur, um wirklich kreativ zu werden.“ Zudem sei die Idee überholt, dass Kreative und Künstler einfach so eine Eingebung hätten, sagt Pakulat. Vielmehr gehe es darum, Dinge neu zu kombinieren und sich inspirieren zu lassen – das funktioniere besser als zielloses Brainstormen.

Deswegen nutze er in seinen Workshops differenziertere Methoden, um seinen Kunden bei der kreativen Ideenfindung auf die Sprünge zu helfen, erklärt Pakulat. Er arbeite zum Beispiel mit so genannten Provokationstechniken. Dabei werden die Gedanken zunächst in eine völlig andere Richtung geleitet, um dann auf die eigentliche Aufgabe zurückkommen.

Neben aller Kritik sieht Pakulat den anschließenden Prozess der Ideenbewertung und -veredelung aber positiv. Andere Kreativitätsmethoden wie Brainstorming, Brainwriting oder Scamper gingen oft gar nicht so weit; dabei seien diese beiden Phasen extrem wichtig, um umsetzbare Lösungen zu entwickeln.

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Für impulse-Mitglieder gibt es außerdem eine Vorlage der Osborn-Checkliste zum Herunterladen: Osborn-Checkliste: Für frische Ideen, wie sich Angebote weiterentwickeln lassen

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Bei der Disney-Strategie versetzten sich die Teilnehmer wie in einem Rollenspiel nacheinander in drei Charaktere: den Träumer, der wild herumspinnt und neue, verrückte Ideen entwickelt. den Realisten, der sich Gedanken über die konkrete Umsetzung der Ideen macht. den Kritiker, der die Ideen genau überprüft und auf eventuelle Risiken hinweist. Wann ist die Walt-Disney-Methode sinnvoll? Wenn Sie für ein Problem eine alltagstaugliche Lösung suchen oder Ihre Ziele konkretisieren wollen, kann die Walt-Disney-Methode Sie im Kreativitätsprozess weiterbringen. Sie dient der Ideenfindung und der anschließenden Ideenveredelung und -bewertung. "Sie dürfen allerdings nicht erwarten, mithilfe der Walt-Disney-Methode auf die kreativste Lösung überhaupt zu stoßen. Sie entwickeln damit keine Game Changer", so die Einschätzung des Hamburger Kreativ- und Innovationscoachs Peter Pakulat. Die Methode könne aber durchaus helfen, gut umsetzbare Lösungen zu finden - und sei im Vergleich zu anderen Kreativitätstechniken mit relativ wenig Aufwand verbunden. Was genau hat Walt Disney damit zu tun? Um die Entstehungsgeschichte der Walt-Disney-Methode ranken sich einige Mythen. Auch wenn der Erfinder von Donald und Micky ein äußerst kreativer Kopf gewesen sein muss, diese Methode hat er, anders als häufig behauptet, nicht selbst entwickelt. Vielmehr diente Disney dem US-amerikanischen Autoren und Trainer Robert B. Dilts als Inspiration. Dilts ist Experte auf dem Gebiet des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP), in seinem 1994 erschienen Buch "Strategies of Genius" schrieb er über den Comic-Pionier: "Tatsächlich gab es drei Walts: den Träumer, den Realisten und den Miesepeter". An dieser Dreiteilung orientierte sich Dilts bei der Konzeption seiner Disney-Strategie. [mehr-zum-thema] Sie wollen die Walt-Disney-Methode ausprobieren? Das müssen Sie beachten Die Teilnehmer Die besten Resultate erzielt man laut Peter Pakulat mit einer kleinen Gruppe von fünf oder sechs Personen. Teilweise wird dazu geraten, einen neutralen Moderator zu bestimmen, der durch die drei Phasen der Kreativübungen führt. Pakulat hält das für nicht zwingend notwendig. Nur wenn die Teilnehmer sich gegenseitig nicht ausreden ließen, könne es sinnvoll sein, einen Gesprächsführer zu bestimmen. Von der weit verbreiteten Idee, die Methode allein statt im Team durchzuspielen, hält Pakulat wenig. „Natürlich kann man das machen, aber die Ergebnisse werden nicht besonders überzeugend ausfallen“, sagt er. Der zeitliche Rahmen Die Walt-Disney-Methode besteht aus drei Phasen (Träumer, Realist und Kritiker), die beliebig oft wiederholt werden können. Pro Phase hält Peter Pakulat einen Zeitrahmen von rund 20 Minuten für ausreichend. Teilweise wird in der Literatur vorab eine Art Probelauf empfohlen, um die Teilnehmer auf die jeweilige Phase einzustimmen. Darauf könne man laut Pakulat aber getrost verzichten. Die Hilfsmittel Damit sich die Teilnehmer der Disney-Methode besser in die jeweilige Rolle einfinden, kann es sinnvoll sein, in einem Raum drei verschiedene Bereiche zu definieren und diese entsprechend der Rollen zu dekorieren. Die Träumerecke sollte bunt und spielerisch gestaltet sein, etwa mit Blumen, bunten Stoffen und Ballons. Der Bereich des Realisten könnte mit Werkzeugen wie einem Schraubenzieher, Maßbändern und einem Hammer ausgestattet werden. Die Ecke des Kritikers wiederum kann in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten sein und zum Beispiel mit einer Richterrobe dekoriert werden. Wer etwas mehr Zeit für die Vorbereitung hat, kann im Vorfeld auch Moodboards mit Fotos entwickeln, die sinnbildlich für die drei verschiedenen Rollen stehen, und diese im Raum aufhängen. Die drei Phasen der Walt-Disney-Methode Nachdem definiert wurde, für welches Problem oder welche Fragestellung eine Lösung gesucht wird, versetzen sich die Teilnehmer der Reihe nach in die drei verschiedenen Rollen. Wichtig ist, immer in der jeweiligen Rolle zu bleiben und Ideen beispielsweise nicht schon in der Träumer-Phase zu bewerten oder kritisch zu hinterfragen. Der Träumer In dieser Phase sollen die Teilnehmer nach Lust und Laune herumspinnen und auch völlig abwegige Ideen entwickeln. Eine Möglichkeit sei es laut Peter Pakulat, erst zehn Minuten still zu arbeiten und sich als Gruppe im Anschluss zehn Minuten auszutauschen. Die so entstandenen Ideen werden schriftlich festgehalten. Mögliche Fragen, die man sich während dieser Phase stellen kann: Was wäre schön? Wie sieht die ideale Situation aus? Was ist mein Traum dazu? Was wäre völlig verrückt und abgedreht? Der Realist In der zweiten Phase wechseln die Teilnehmer in den Bereich des Realisten. Dort sollen sie nach realistischen Lösungen für ausgewählte Ideen aus der ersten Phase suchen. Ausgangspunkt ist, dass diese Ideen schon beschlossene Sache sind. Es geht darum, sich um die konkrete Umsetzung zu kümmern. Mögliche Fragen für diese Phase: Was wird für die Umsetzung benötigt? Welche Infos fehlen uns noch? Wer könnte sich darum kümmern? Der Kritiker In der letzten Phase schlüpfen die Mitspieler in die Rolle des Kritikers und fühlen den erarbeiteten Vorschlägen auf den Zahn. Dabei können sie folgende Fragen bedenken: Was wurde übersehen? Wo liegen die Schwächen? Was kann gar nicht funktionieren? Was sind die Risiken? Die so aufgezeigten Schwachpunkte und Fragestellungen können in einer zweiten Runde durch die verschiedenen Phasen bearbeitet werden. Dabei werden die Ideen immer weiter verfeinert und weitergegeben - so lange, bis alle Teilnehmer mit der Lösung zufrieden sind. So funktioniert die Strategie ganz konkret Wir haben den Experten Peter Pakulat nach einem Fallbeispiel zur Veranschaulichung gefragt. Einmal angenommen, Sie und Ihr Team stünden vor der Herausforderung, einen innovativen Briefkasten zu entwickeln. Wie würden Sie vorgehen? Phase 1 Als Träumer sammelt das Team alle möglichen Ideen. Der Briefkasten könnte zum Beispiel über eine Schnittstelle mit dem Smartphone verbunden werden und so direkt mit dem Besitzer kommunizieren. Wie wäre es, wenn der Briefkasten ein Geräusch macht, sobald er befüllt wird? Oder wenn man dort auch Briefe deponieren könnte, die der Postbote dann mitnimmt? All diese Ideen hält das Team fest – ohne sie zu bewerten. Phase 2 Als Realisten fragt sich das Team, wie diese Ideen umzusetzen wären. Welche technischen Voraussetzungen wären nötig, damit der Briefkasten mit dem Handy kommunizieren kann? Was müsste mit der Post abgesprochen werden, damit der Briefträger in Zukunft nicht nur Briefe austeilt, sondern auch einsammelt? Wer kann sich um die Umsetzung kümmern? Phase 3 Schließlich konzentrieren Sie sich auf die besten Ideen aus der 2. Phase und hinterfragen sie kritisch. Was daran funktioniert nicht? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wer bezahlt die zusätzliche Arbeit der Briefträger? Haben Sie sich abschließend darauf verständigt, dass es eine gute Idee wäre, einen Briefkasten mit dem Smartphone zu synchronisieren, das aber in der Umsetzung sehr teuer wäre, könnte die Aufgabenstellung für den nächsten Durchlauf lauten: Wie kann ich die Idee eines smarten Briefkastens billiger umsetzen? Wieder fangen Sie mit der Perspektive des Träumers an, klopfen die gesammelten Vorschläge dann auf ihre Umsetzbarkeit ab und hinterfragen sie in der Rolle des Kritikers - bis Sie zufrieden mit der Lösung sind. Was sind die Vor- und Nachteile der Disney-Methode? NLP-Experte Robert Dilts hat die Disney-Methode in den 1990er Jahren entwickelt. Seitdem habe sich der Bereich der Ideenfindung extrem professionalisiert, so Peter Pakulat. Besonders die erste Phase der Methode, also die des Träumers, sieht er kritisch. "Der Ansatz 'Du darfst alles denken, was du willst' funktioniert einfach nicht besonders gut", sagt er. "Unser Gehirn ist ein Routine-Organ. Wir brauchen eine Struktur, um wirklich kreativ zu werden." Zudem sei die Idee überholt, dass Kreative und Künstler einfach so eine Eingebung hätten, sagt Pakulat. Vielmehr gehe es darum, Dinge neu zu kombinieren und sich inspirieren zu lassen - das funktioniere besser als zielloses Brainstormen. Deswegen nutze er in seinen Workshops differenziertere Methoden, um seinen Kunden bei der kreativen Ideenfindung auf die Sprünge zu helfen, erklärt Pakulat. Er arbeite zum Beispiel mit so genannten Provokationstechniken. Dabei werden die Gedanken zunächst in eine völlig andere Richtung geleitet, um dann auf die eigentliche Aufgabe zurückkommen. Neben aller Kritik sieht Pakulat den anschließenden Prozess der Ideenbewertung und -veredelung aber positiv. Andere Kreativitätsmethoden wie Brainstorming, Brainwriting oder Scamper gingen oft gar nicht so weit; dabei seien diese beiden Phasen extrem wichtig, um umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Sie arbeiten lieber mit Checklisten? Osborn-Checkliste: Ideen finden nach Anleitung Für impulse-Mitglieder gibt es außerdem eine Vorlage der Osborn-Checkliste zum Herunterladen: Osborn-Checkliste: Für frische Ideen, wie sich Angebote weiterentwickeln lassen
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