Innovative Geschäftsideen
Neue Geschäftsideen finden? Mit dieser Doppelstrategie klappt’s

Ob Airbnb oder der Selfie-Stick – innovative Geschäftsideen begeistern Millionen. Das wollen Sie auch? So finden Sie Ideen, die am Markt bestehen, und hängen die Konkurrenz in vier Schritten ab.

, von

Kommentieren
Innovative Geschäftsideen
© Francesco Carta fotografo / Moment / Getty Images

Neue Geschäftsideen fallen nicht vom Himmel. Sicherlich gibt es wenige Glückliche, die dank eines Geistesblitzes Millionen verdienen. Ansonsten gilt: Man muss aktiv nach einer Idee suchen.

Aber wie findet man eine innovative Geschäftsidee? Wie erfinden Gründer Produkte, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie brauchen – bis sie auf den Markt kommen und zum Bestseller werden, so wie der Selfie-Stick? Wie schafft es ein Unternehmen, sich gegen zahlreiche Konkurrenten durchzusetzen, die bereits ähnliche Produkte anbieten?

Diese zwei Strategien helfen, neue Geschäftsidee zu finden und so zu entwickeln, dass der Einfall nicht zur Schnapsidee wird.

Painspotting-Strategie: Geschäftsideen finden

Painspotting heißt auf Deutsch so viel wie „den Schmerz finden“. Das Prinzip ist simpel: Menschen ärgern sich über ein Produkt oder eine Dienstleistung – und Unternehmerinnen und Unternehmer entwickeln eine Lösung.

Ein Beispiel: Zwei Hamburger wollen nachts in einer Münchener Disco ein Taxi rufen, doch sie haben keine Ahnung, wo genau sie sind, und kennen die Nummer der Taxi-Zentrale nicht. Warum gibt es für das Taxi-Problem keine App?, denken sie sich und machen sich an die Arbeit. Daraus entsteht ein Unternehmen, das heute mehr als 300 Mitarbeiter zählt: MyTaxi. Über die App können Kunden per Knopfdruck ein Taxi bestellen, das sie dank GPS findet.

„Wenn der Kunde leidet, ist die Zeit reif für Neues“, sagt David Rudolph, der Firmenchefs und -chefinnen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen berät. Rudolph hat sich mit den Geschäftsideen von mehr als 500 Unternehmen auseinandergesetzt und untersucht, was die Ideen erfolgreicher Firmen ausmachen. Sein Ergebnis: „Die erfolgreichsten Geschäftsideen versuchen immer, ein Grundbedürfnis zu stillen.“

Zur Person
David Rudolph ist Marketingstratege mit den Schwerpunkten Geschäftsmodellentwicklung und Digitalisierung. Als Sparringspartner für Geschäftsführer begleitet er seit mehr als zehn Jahren Unternehmen bei strategischen Herausforderungen. Sein Unternehmen Maximal Digital hat seinen Sitz in Stuttgart.

So funktioniert die Painspotting-Strategie

Wer die Painspotting-Strategie anwenden will, benötigt keine Programme, aufwendige Team-Brainstormings oder tausende Euro für einen Berater – man muss nur gut beobachten können. Welches Produkt oder welche Dienstleistung ärgert Sie selbst, Ihre Familie oder Mitarbeiter? Worüber beschweren sich Freunde? Mäkeln sie an einem schwer bedienbarem Gerät oder einem grottenschlechten Kundenservice? Was wünschen sie sich, um sich den Alltag zu erleichtern?

Haben Sie ein Problem ausgemacht, das nicht nur Sie persönlich, sondern auch viele andere Menschen betrifft? Dann heißt es: eine Lösung finden.

So haben es auch die Gründer von „Towell“ gemacht. Ihr Problem: Im Fitnessstudio rutschte ihnen ständig das Handtuch von den Geräten und sie wussten nicht, wo sie ihr Handy und die Mitgliedskarte beim Training verstauen sollten. Sie suchten eine Lösung – und entwickelten „Towell“, ein rutschfestes Handtuch mit integrierter Tasche. Eine simple Idee, die auch die Investoren in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ begeisterte.

Wenn man eine Idee für einen Service oder ein Produkt gefunden hat, gilt es zu recherchieren: Gibt es schon eine ähnliche Geschäftsidee? „Das Risiko, dass schon jemand anderes versucht hat, das Problem zu lösen, ist relativ hoch“, sagt David Rudolph. Das muss nicht gleich heißen, dass man die Idee verwerfen sollte – vielmehr sollte man sie weiterentwickeln, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Hier setzt die Blue-Ocean-Strategie an.

Blue-Ocean-Strategie: Ideen weiterentwickeln

Die Blue-Ocean-Strategie hilft laut Rudolph, die Geschäftsidee zu verfeinern, ein besseres Produkt als die Konkurrenten anzubieten und sogar neue Märkte mit wenig oder gar keiner Konkurrenz zu schaffen.

In eigener Sache
Machen ist wie wollen, nur krasser
Machen ist wie wollen, nur krasser
Die impulse-Mitgliedschaft - Rückenwind für Unternehmerinnen und Unternehmer

Blue Ocean, also blauer Ozean, steht für einen Markt ohne oder mit nur wenigen Wettbewerbern – im Gegensatz zum Red Ocean, einem Markt mit vielen Wettbewerbern.

Klingt abstrakt? Ein Beispiel für ein Unternehmen, das sein Geschäftsmodell mit der Blue-Ocean-Strategie revolutioniert hat, ist laut Rudolph das Café Ziferblat in London. „Cafés gab es schon, das ist nichts Neues“, sagt Rudolph. „Die Ziferblat-Gründer haben sich überlegt: Was machen wir anders als die anderen?“

Im Ziferblat zahlen die Gäste nicht den verzehrten Kaffee oder Kuchen – sondern die Zeit, die sie im Café verbringen. Pro Stunde kostet der Aufenthalt etwa zwei Euro. Dafür gibt es keine Kellner und das Geschirr müssen die Kunden selbst spülen. Das Modell hat Erfolg, mittlerweile gibt es 15 Ziferblat-Cafés in Europa.

Ein bekannteres Beispiel ist die Videospielkonsole „Nintendo Wii“. Der Konzern Nintendo steckte Anfang der 2000er in der Krise. Um sich von den Konkurrenten Microsoft und Sony abzuheben, die etwa zeitgleich neue Spielekonsolen herausbrachten, änderte Nintendo sein Konzept: Der Konzern entwickelte eine neuartige Steuerung. Um den Preis gleichzeitig niedrig halten zu können, machte man dafür Abstriche bei der Rechenleistung und der Grafik. Die neue Konsole Wii wurde zum Verkaufsschlager und katapultierte das Unternehmen aus der Krise.

So funktioniert die Blue-Ocean-Strategie

Im ersten Schritt sollten Unternehmer festlegen, welche Merkmale ihrer Geschäftsidee die Kunden besonders schätzen, so Rudolph. Im Fall von Spielekonsolen sind das unter anderem die Grafik, Rechenleistung, Bedienung und der Preis.

Dann sollten Unternehmer untersuchen, wie diese Merkmale bei der Konkurrenz ausgeprägt sind. Microsoft und Sony setzen mit ihren Spielekonsolen etwa auf eine realitätsnahe Grafik, eine schnelle Rechenleistung, mussten dafür aber einen entsprechend hohen Preis fordern. Für Nintendo lag es also auf der Hand, mit einem günstigen Preis ins Rennen zu gehen.

Die Konkurrenz abhängen – in vier Schritten

Der nächste Schritt? Die Geschäftsidee zuspitzen und sich von der Konkurrenz abheben. Das funktioniert laut David Rudolph mit den vier Filtern der Blue-Ocean-Strategie:

In eigener Sache
Klar und souverän führen
Onlinekurs für Führungskräfte
Klar und souverän führen
Ihr Fahrplan hin zu mehr Motivation, Produktivität und Zufriedenheit. Für Ihr Team – und für Sie selbst.

Schritt 1: Eliminieren

Auf welche Produkt- oder Servicemerkmale können Sie verzichten?

Nintendo verzichtete bei der Wii auf einen integrierten DVD-Player.

Schritt 2: Reduzieren

Welche Merkmale können gekürzt werden? „Keine Spielereien, nur der tatsächliche Nutzen zählt“, sagt David Rudolph.

Nintendo reduzierte die Grafik- und Rechenleistung – und konnte so den Preis senken.

Schritt 3: Steigern/erweitern

Welche Elemente der Geschäftsidee können über den branchenüblichen Standard gehoben werden? Wie kann das Produkt außergewöhnlich werden?

„Im Bereich der physischen Produkte gibt es dafür einen einfachen Trick“, sagt David Rudolph. „Ich schaue mir an, was Kunden eines vergleichbaren Produkts in den Rezensionen schreiben, etwa bei Amazon. Dann bekomme ich sehr schnell raus, womit sie unzufrieden sind und in welchen Punkten ich mein Produkt verbessern kann.“

Schritt 4: Neues schaffen

Was wurde in der Branche noch nie angeboten?

Um beim Beispiel Nintendo zu bleiben: Der Konzern brachte mit seiner neuen Steuerung den Fitness-Faktor in die Videospiel-Branche ein – denn um mit der Wii zu spielen, reicht es nicht, auf der Couch zu sitzen und auf Knöpfe zu drücken: Spieler müssen sich aktiv bewegen. Der kabellose Controller überträgt ihre Armbewegungen auf den Fernseher. Diese intuitive Steuerung verhalf der Konsole zu einer ganz neuen und für die Branche unüblichen Zielgruppe: Nicht-Spieler, kleine Kinder, Frauen, Familien und Senioren.

In eigener Sache
Das ChatGPT-Prompt-Handbuch
Für Unternehmerinnen und Unternehmer
Das ChatGPT-Prompt-Handbuch
17 Seiten Prompt-Tipps, Anwendungsbeispiele und über 100 Beispiel-Prompts
Neue Geschäftsideen fallen nicht vom Himmel. Sicherlich gibt es wenige Glückliche, die dank eines Geistesblitzes Millionen verdienen. Ansonsten gilt: Man muss aktiv nach einer Idee suchen. Aber wie findet man eine innovative Geschäftsidee? Wie erfinden Gründer Produkte, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie brauchen – bis sie auf den Markt kommen und zum Bestseller werden, so wie der Selfie-Stick? Wie schafft es ein Unternehmen, sich gegen zahlreiche Konkurrenten durchzusetzen, die bereits ähnliche Produkte anbieten? Diese zwei Strategien helfen, neue Geschäftsidee zu finden und so zu entwickeln, dass der Einfall nicht zur Schnapsidee wird. Painspotting-Strategie: Geschäftsideen finden Painspotting heißt auf Deutsch so viel wie "den Schmerz finden". Das Prinzip ist simpel: Menschen ärgern sich über ein Produkt oder eine Dienstleistung – und Unternehmerinnen und Unternehmer entwickeln eine Lösung. Ein Beispiel: Zwei Hamburger wollen nachts in einer Münchener Disco ein Taxi rufen, doch sie haben keine Ahnung, wo genau sie sind, und kennen die Nummer der Taxi-Zentrale nicht. Warum gibt es für das Taxi-Problem keine App?, denken sie sich und machen sich an die Arbeit. Daraus entsteht ein Unternehmen, das heute mehr als 300 Mitarbeiter zählt: MyTaxi. Über die App können Kunden per Knopfdruck ein Taxi bestellen, das sie dank GPS findet. „Wenn der Kunde leidet, ist die Zeit reif für Neues“, sagt David Rudolph, der Firmenchefs und -chefinnen bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen berät. Rudolph hat sich mit den Geschäftsideen von mehr als 500 Unternehmen auseinandergesetzt und untersucht, was die Ideen erfolgreicher Firmen ausmachen. Sein Ergebnis: "Die erfolgreichsten Geschäftsideen versuchen immer, ein Grundbedürfnis zu stillen." [zur-person] So funktioniert die Painspotting-Strategie Wer die Painspotting-Strategie anwenden will, benötigt keine Programme, aufwendige Team-Brainstormings oder tausende Euro für einen Berater – man muss nur gut beobachten können. Welches Produkt oder welche Dienstleistung ärgert Sie selbst, Ihre Familie oder Mitarbeiter? Worüber beschweren sich Freunde? Mäkeln sie an einem schwer bedienbarem Gerät oder einem grottenschlechten Kundenservice? Was wünschen sie sich, um sich den Alltag zu erleichtern? Haben Sie ein Problem ausgemacht, das nicht nur Sie persönlich, sondern auch viele andere Menschen betrifft? Dann heißt es: eine Lösung finden. So haben es auch die Gründer von "Towell" gemacht. Ihr Problem: Im Fitnessstudio rutschte ihnen ständig das Handtuch von den Geräten und sie wussten nicht, wo sie ihr Handy und die Mitgliedskarte beim Training verstauen sollten. Sie suchten eine Lösung - und entwickelten "Towell", ein rutschfestes Handtuch mit integrierter Tasche. Eine simple Idee, die auch die Investoren in der Vox-Gründershow "Die Höhle der Löwen" begeisterte. Wenn man eine Idee für einen Service oder ein Produkt gefunden hat, gilt es zu recherchieren: Gibt es schon eine ähnliche Geschäftsidee? "Das Risiko, dass schon jemand anderes versucht hat, das Problem zu lösen, ist relativ hoch", sagt David Rudolph. Das muss nicht gleich heißen, dass man die Idee verwerfen sollte - vielmehr sollte man sie weiterentwickeln, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Hier setzt die Blue-Ocean-Strategie an. Blue-Ocean-Strategie: Ideen weiterentwickeln Die Blue-Ocean-Strategie hilft laut Rudolph, die Geschäftsidee zu verfeinern, ein besseres Produkt als die Konkurrenten anzubieten und sogar neue Märkte mit wenig oder gar keiner Konkurrenz zu schaffen. Blue Ocean, also blauer Ozean, steht für einen Markt ohne oder mit nur wenigen Wettbewerbern - im Gegensatz zum Red Ocean, einem Markt mit vielen Wettbewerbern. Klingt abstrakt? Ein Beispiel für ein Unternehmen, das sein Geschäftsmodell mit der Blue-Ocean-Strategie revolutioniert hat, ist laut Rudolph das Café Ziferblat in London. "Cafés gab es schon, das ist nichts Neues", sagt Rudolph. "Die Ziferblat-Gründer haben sich überlegt: Was machen wir anders als die anderen?" Im Ziferblat zahlen die Gäste nicht den verzehrten Kaffee oder Kuchen - sondern die Zeit, die sie im Café verbringen. Pro Stunde kostet der Aufenthalt etwa zwei Euro. Dafür gibt es keine Kellner und das Geschirr müssen die Kunden selbst spülen. Das Modell hat Erfolg, mittlerweile gibt es 15 Ziferblat-Cafés in Europa. Ein bekannteres Beispiel ist die Videospielkonsole "Nintendo Wii". Der Konzern Nintendo steckte Anfang der 2000er in der Krise. Um sich von den Konkurrenten Microsoft und Sony abzuheben, die etwa zeitgleich neue Spielekonsolen herausbrachten, änderte Nintendo sein Konzept: Der Konzern entwickelte eine neuartige Steuerung. Um den Preis gleichzeitig niedrig halten zu können, machte man dafür Abstriche bei der Rechenleistung und der Grafik. Die neue Konsole Wii wurde zum Verkaufsschlager und katapultierte das Unternehmen aus der Krise. [mehr-zum-thema] So funktioniert die Blue-Ocean-Strategie Im ersten Schritt sollten Unternehmer festlegen, welche Merkmale ihrer Geschäftsidee die Kunden besonders schätzen, so Rudolph. Im Fall von Spielekonsolen sind das unter anderem die Grafik, Rechenleistung, Bedienung und der Preis. Dann sollten Unternehmer untersuchen, wie diese Merkmale bei der Konkurrenz ausgeprägt sind. Microsoft und Sony setzen mit ihren Spielekonsolen etwa auf eine realitätsnahe Grafik, eine schnelle Rechenleistung, mussten dafür aber einen entsprechend hohen Preis fordern. Für Nintendo lag es also auf der Hand, mit einem günstigen Preis ins Rennen zu gehen. Die Konkurrenz abhängen – in vier Schritten Der nächste Schritt? Die Geschäftsidee zuspitzen und sich von der Konkurrenz abheben. Das funktioniert laut David Rudolph mit den vier Filtern der Blue-Ocean-Strategie: Schritt 1: Eliminieren Auf welche Produkt- oder Servicemerkmale können Sie verzichten? Nintendo verzichtete bei der Wii auf einen integrierten DVD-Player. Schritt 2: Reduzieren Welche Merkmale können gekürzt werden? "Keine Spielereien, nur der tatsächliche Nutzen zählt", sagt David Rudolph. Nintendo reduzierte die Grafik- und Rechenleistung - und konnte so den Preis senken. Schritt 3: Steigern/erweitern Welche Elemente der Geschäftsidee können über den branchenüblichen Standard gehoben werden? Wie kann das Produkt außergewöhnlich werden? "Im Bereich der physischen Produkte gibt es dafür einen einfachen Trick", sagt David Rudolph. "Ich schaue mir an, was Kunden eines vergleichbaren Produkts in den Rezensionen schreiben, etwa bei Amazon. Dann bekomme ich sehr schnell raus, womit sie unzufrieden sind und in welchen Punkten ich mein Produkt verbessern kann." Schritt 4: Neues schaffen Was wurde in der Branche noch nie angeboten? Um beim Beispiel Nintendo zu bleiben: Der Konzern brachte mit seiner neuen Steuerung den Fitness-Faktor in die Videospiel-Branche ein - denn um mit der Wii zu spielen, reicht es nicht, auf der Couch zu sitzen und auf Knöpfe zu drücken: Spieler müssen sich aktiv bewegen. Der kabellose Controller überträgt ihre Armbewegungen auf den Fernseher. Diese intuitive Steuerung verhalf der Konsole zu einer ganz neuen und für die Branche unüblichen Zielgruppe: Nicht-Spieler, kleine Kinder, Frauen, Familien und Senioren.
Mehr lesen über