Zu Beginn die schlechte Nachricht: Wir sind alle krank. Menschen leiden an „Addition Sickness“ – Hinzufügeritis. Stoßen wir auf ein Problem, wollen wir es durch Hinzufügen lösen. Sind wir unzufrieden mit unserer Leistung, versuchen wir, uns mehr anzustrengen. Wir reden mehr, wenn wir uns unverstanden fühlen.
So zeigt sich Hinzufügeritis in Unternehmen
Zu den typischen Symptomen des Problems gehören etwa die dritte Kontrollschleife in der Produktion (und trotzdem werden weiterhin Fehler passieren), das vierte Kick-off für ein Projekt (das dennoch nicht vorankommt) oder das fünfte kollaborative Software-Tool (mit dem die Zusammenarbeit auch nicht leichter wird).
Dem Streben nach dem Immer-mehr können Menschen nur schwer widerstehen. „Wir übersehen die Option, etwas wegzulassen, wenn wir bauen oder kochen, beim Denken und beim Komponieren. Wenn wir unsere Firmen organisieren, unseren Alltag oder unsere Ideen“, schreibt der US-Amerikaner Leidy Klotz, der an der Schnittstelle zwischen Ingenieur- und Verhaltenswissenschaften forscht, in seinem Buch „Subtract“ (Flatiron Books, 2021).
Klotz hat die Hinzufügeritis ausführlich untersucht. Er bat zum Beispiel Testpersonen in Experimenten, wackelige Lego-Bauwerke zu stabilisieren. Der Versuchsaufbau sah als einfachste Lösung vor, einen Stein zu entfernen. Doch auf die Idee kamen kaum Teilnehmende – selbst dann nicht, wenn sie für jeden zusätzlichen Legostein zahlen mussten. Dasselbe konnten Forscherinnen und Forscher beobachten, wenn Probanden Essays verbessern sollten und die Texte verlängerten, statt überflüssige Sätze zu streichen.
Kurz gesagt: Wir Menschen übersehen, wo wir etwas weglassen können und neigen zu komplizierten Lösungen. In Unternehmen hat das eine weitreichende Folge: Sie werden immer komplexer.
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