Mediation
Einen Streit mit Mediation beilegen? Das sollten Sie vorher wissen

Ob zwischen Gesellschaftern, Mitarbeitern oder Geschäftspartnern: Konflikte können ein Unternehmen lähmen. Mediation bietet hier einen Ausweg – ohne Gerichte. Das sind Vorteile, Nachteile und Ablauf.

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Mediation Unternehmen
© Art Alex / iStock / Getty Images Plus

Einen Rechtsstreit zwischen Gesellschafterinnen oder Geschäftspartnern vor Gericht auszutragen, kann sich über Jahre hinziehen – Ausgang ungewiss. Der Konflikt blockiert unternehmerische Entscheidungen und kann schlimmstenfalls das ganze Unternehmen bedrohen.

Mediatoren können helfen, den Streit zwischen zwei Parteien ohne Gerichte beizulegen – bestenfalls bleibt die Geschäftsbeziehung dabei erhalten. Doch wie funktioniert das genau? Und für welche Konflikte eignet sich das Verfahren?

Wie funktioniert eine Mediation?

Mediation ist ein Konfliktlösungsverfahren, bei dem die Konfliktparteien ihren Streit mithilfe eines Mediators oder einer Mediatorin selbst beilegen. Statt auf Konfrontation vor Gericht setzen sie auf Austausch und die gemeinsame Suche nach einer Lösung. Damit handelt es sich idealerweise um eine kostengünstige und effiziente Methode zur Konfliktbearbeitung. Die Beteiligten behalten die volle Kontrolle über das Verfahren und die Lösung.

Seit 2012 gibt das Mediationsgesetz den Rahmen für solche Konfliktlösungsverfahren in Deutschland vor. So legt das Gesetz etwa fest, dass die Teilnahme an dem Verfahren freiwillig sein muss und die Kommunikation in der Mediation vertraulich ist. Der Mediator unterliegt einer Verschwiegenheitspflicht.

Was versteht man unter Wirtschaftsmediation?

Kommt eine Mediation bei Konflikten in oder zwischen Unternehmen zum Einsatz, bezeichnet man dies auch als Wirtschaftsmediation. „Mediation kann im wirtschaftlichen Bereich grundsätzlich für alles angewendet werden, was konfliktbehaftet ist“, erläutert der Jurist André Niedostadek, Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsrecht an der Hochschule Harz.

Das kann ein Streit zwischen Gesellschaftern sein, Ärger im Team oder Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch wenn sich etwa Geschäftsführung und Betriebsrat überworfen haben, kann ein Mediator vermitteln. Bei solchen Auseinandersetzungen innerhalb eines Unternehmens spricht man auch von interner Mediation.

Bei Konflikten zwischen Firmen oder Geschäftspartnern ist die Rede von externer Mediation. Das können Vertragsstreitigkeiten im Verhältnis zu Lieferanten oder Kunden sein, zivilrechtliche Konflikte mit Konkurrenten oder Handelsstreitigkeiten über Ländergrenzen hinweg.

Für welche Konflikte eignet sich Mediation?

Eine Mediation bietet sich an, wenn die Beteiligten daran interessiert sind, ihre Beziehung fortzuführen. „Von Lieferanten oder Kunden kann ich mich trennen, aber Gesellschafter oder gar Familienmitglieder können nicht einfach auseinandergehen“, sagt Niedostadek, der seit 20 Jahren als Mediator tätig ist.

Entsprechend kommt diese Form der Konfliktbearbeitung beispielsweise bei Unternehmensnachfolgen, Erbstreitigkeiten oder Scheidungen zum Einsatz. Dabei steht mitunter die Zukunft des Unternehmens und der Familie gleichermaßen auf dem Spiel. „Die Mediation kann hier Bereiche einbeziehen, die vor Gericht überhaupt nicht zur Sprache kämen“, erklärt Niedostadek. „Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern eine Lösung für die Zukunft.“

Auch bei großen Summen könne eine Mediation hilfreich sein, da diese prinzipiell vertraulich sei, so Niedostadek. „Sie können so die Kohlen aus dem Feuer holen – ohne negative PR durch entsprechende Presseberichte.“ Das Verfahren bietet sich etwa an, wenn zwei Unternehmen um Vertragsstrafen oder Patentrechte streiten. „Je mehr auf dem Spiel steht, desto eher lohnt sich der Aufwand.“

Der Experte
Professor André Niedostadek.Professor André Niedostadek lehrt Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsrecht an der Hochschule Harz. Der Jurist verfügt über eine Ausbildung als Wirtschaftsmediator und ist seit mehr als 20 Jahren auf diesem Gebiet tätig. Darüber hinaus hat er auch zum Thema Mediation geforscht und publiziert. Er ist Mitherausgeber des Praxishandbuchs Professionelle Mediation.

Wann ist eine Mediation eher ungeeignet?

Doch nicht immer ist eine Mediation der passende Weg zur Konfliktlösung. Eine Grundvoraussetzung ist: „Die Parteien müssen sich auch einigen wollen oder sich zumindest offen auf das Verfahren einlassen, sonst funktioniert es nicht“, so Niedostadek. Mediation eigne sich für viele Konflikte. „Aber die Beteiligten eignen sich nicht immer für Mediation.“

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Auch, wenn vor Gericht eine Grundsatzentscheidung herbeigeführt werden soll, lohnt sich eine Mediation nicht. Das ist etwa der Fall, wenn es noch viele gleichartige Fälle gibt – zum Beispiel zahlreiche betroffene Kunden. Der Aufwand, sich mit jedem einzelnen zu einigen, wäre dann unverhältnismäßig hoch.

Wie läuft ein Mediationsverfahren ab?

Jede Mediation lässt sich in verschiedene Phasen einteilen, die aufeinander aufbauen.

  1. Arbeitsbündnis: „Der Anfang ist oft am schwersten“, sagt Niedostadek. Meist tritt eine der Konfliktparteien an den Mediator heran und bittet um Vermittlung. „Wenn sich die andere Seite dann entschließt mitzumachen, hat man bereits eine erste Übereinkunft, auf der man aufbauen kann.“ Ein Gesellschaftsvertrag kann diese Form der Konfliktbearbeitung durch eine entsprechende Klausel auch im Vorfeld festlegen.
  2. Bestandsaufnahme: Im nächsten Schritt legen beide Parteien fest, worüber sie sprechen wollen. „Das geschieht ohne die einzelnen Aspekte inhaltlich zu bewerten“, sagt Niedostadek. Anschließend werden die Themen priorisiert: In welcher Reihenfolge soll über die Dinge gesprochen werden?
  3. Interessensklärung: „Erst in dieser Phase geht es auch um Inhaltliches“, so der Mediator. In der Regel um die Frage: Was sind die Interessen der Beteiligten? Eine Mediation zielt auf die eigentlichen Motive aller Parteien – und die sind nicht immer monetär: Mitunter geht es auch um fehlende Wertschätzung, einen Zugewinn persönlicher Freiheiten oder eine neue Form der Arbeitsteilung.
  4. Lösungsfindung: Sind die Standpunkte klar, beginnt die nächste Phase, in der auch verhandelt wird. Wie lassen sich die Interessen aller Seiten am besten abbilden? „Hier geht es darum, kreative Lösungen zu entwickeln“, erklärt Niedostadek. Diese Phase sei oftmals ein echter „Gamechanger“. Dabei kommen auch Kreativitätstechniken wie Brainstorming oder die Kartenumlauftechnik zum Einsatz.
  5. Vereinbarung: Bei einer Mediation gibt es anders als bei einem Schiedsverfahren oder einer Schlichtung keinen Vorschlag des Schiedsrichters und keinen Schlichterspruch. Stattdessen müssen die Konfliktparteien selbst die Lösung finden. Am Ende steht dann eine Übereinkunft. „Das kann ein Vertrag sein, muss es aber nicht.“

Was sind die Unterschiede zum Gerichtsprozess?

Eine Mediation unterscheidet sich grundlegend von einem Gerichtsprozess: „Ein Gericht erhebt Beweise und gibt dann zum Beispiel einer Seite ganz oder teilweise Recht“, sagt Niedostadek. „In der Mediation geht es darum, die Interessen der Beteiligten herauszuarbeiten.“ Idealerweise findet sich dann eine Lösung, die für alle sinnvoll ist.

Spart man mit einem Mediationsverfahren also in jedem Fall Zeit, Geld und Nerven? Niedostadek verneint das. Eine Mediation könne schneller gehen und weniger kosten. Aber: „Kommt es dann trotzdem zum Gerichtsverfahren, sind die Kosten natürlich on top.“ Auch sei eine Mediation nicht unbedingt weniger aufreibend: „Einen Prozess kann man an Anwälte delegieren. In eine Mediation muss man sich selbst einbringen.“

Was ist das Ergebnis einer Mediation?

Am Ende einer Mediation steht idealerweise eine Vereinbarung. Die kann schriftlich festgehalten werden – etwa in der Form: Partei A zahlt Summe X an Partei B – oder, wenn es ausreicht, auch mit einem Handschlag besiegelt werden.

„Ich habe auch schon erlebt, dass der Erfolg einer Mediation darin bestand, dass die zerstrittenen Gesellschafter überhaupt wieder miteinander geredet haben“, berichtet Niedostadek. Am Ende brauchte es gar keine Übereinkunft, stattdessen blieben beide Seiten einfach im Gespräch.

Warum scheitert eine Mediation?

Nicht immer steht am Ende einer Mediation eine Lösung. Mediationen können aus sehr unterschiedlichem Gründen scheitern, so Niedostadek. Etwa, wenn sich die Parteien nur darauf einlassen, um guten Willen zu zeigen – ohne ernsthafte Einigungsabsicht. Doch auch, wenn die Gespräche scheitern, muss das nicht unbedingt ein Nachteil sein. „Eine Mediation führt zur Klärung der Situation, auch wenn am Ende die Trennung steht.“

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Wie lange dauert eine Mediation?

„Mediationen sind zeitlich flexibel“, sagt Niedostadek. Manche Dinge könnten bereits an einem intensiven Gesprächstag geklärt werden. „Ich habe aber auch schon Mediationen erlebt, die sich über mehrere Monate hingezogen haben.“

Generell sei es ratsam, nichts unnötig zu verschleppen. Deshalb gelte bei einer Mediation auch der Grundsatz: „Die Entscheider müssen mit am Tisch sitzen.“ Unternehmerinnen und Unternehmer sollten diese Aufgabe also nicht an Teammitglieder ohne Entscheidungsbefugnisse delegieren, wenn sie ernsthaft an einer Einigung interessiert sind.

Wer eignet sich als Mediator?

Der Mediator sollte eine Person sein, die von allen Beteiligten als parteiübergreifend oder neutral wahrgenommen wird. Meist ist das ein externer Dritter. Eine Führungskraft eignet sich zum Beispiel häufig nicht als Mediator, um in einem Teamkonflikt zu vermitteln. Dennoch können mediative Fähigkeiten – außerhalb einer klassischen Mediation – im Führungsalltag helfen.

Speziell zertifizierte Mediatoren verfügen noch über eine weitergehende Aus- und Fortbildung. Eine besondere Nähe zum Thema – etwa juristische Kenntnisse im Arbeits- oder Gesellschaftsrecht – brauche der Mediator nicht, so Niedostadek. „Meiner Erfahrung nach spielt Fachkenntnis keine große Rolle, weil es bei den meisten Konflikten nicht um fachliche Details geht.“

Wie findet sich ein professioneller Mediator?

Professionelle Mediatoren müssen in Deutschland bestimmte Qualifikationsanforderungen erfüllen und sich an die ethischen Standards und Regeln des Mediationsgesetzes halten.

Viele Mediatoren sind in Berufsverbänden organisiert, die eine gute erste Anlaufstelle bilden, etwa der Bundesverband Mediation oder die Deutsche Gesellschaft für Mediation (DGM). Daneben gibt es weitere Spezialverbände wie die Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation oder den Verband der Wirtschaftsmediatoren.

Auch die Industrie- und Handelskammern können Kontakte zu Mediatoren herstellen. „Die meisten Mediationen kommen allerdings über persönliche Empfehlungen zustande“, weiß Niedostadek.

Was kostet eine Mediation?

Die Kosten für eine Mediation hängen nicht vom Streitwert ab, sondern vor allem von der Dauer des Verfahrens. Tages- oder Stundensätze für einen Mediator bewegen sich im üblichen Rahmen eines Freiberufler-Honorars – abhängig von der fachlichen Expertise. Viele Mediatoren haben auch einen juristischen Hintergrund. „Prinzipiell ist das Honorar aber Verhandlungssache“, sagt Niedostadek.

Mitunter übernehmen auch Rechtsschutzversicherungen die Kosten für eine Mediation – üblich sind dann Stundensätze von 150 bis 180 Euro, die der Mediator in Rechnung stellen kann.

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Seit 2012 gibt das Mediationsgesetz den Rahmen für solche Konfliktlösungsverfahren in Deutschland vor. So legt das Gesetz etwa fest, dass die Teilnahme an dem Verfahren freiwillig sein muss und die Kommunikation in der Mediation vertraulich ist. Der Mediator unterliegt einer Verschwiegenheitspflicht. Was versteht man unter Wirtschaftsmediation? Kommt eine Mediation bei Konflikten in oder zwischen Unternehmen zum Einsatz, bezeichnet man dies auch als Wirtschaftsmediation. „Mediation kann im wirtschaftlichen Bereich grundsätzlich für alles angewendet werden, was konfliktbehaftet ist“, erläutert der Jurist André Niedostadek, Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsrecht an der Hochschule Harz. Das kann ein Streit zwischen Gesellschaftern sein, Ärger im Team oder Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch wenn sich etwa Geschäftsführung und Betriebsrat überworfen haben, kann ein Mediator vermitteln. Bei solchen Auseinandersetzungen innerhalb eines Unternehmens spricht man auch von interner Mediation. Bei Konflikten zwischen Firmen oder Geschäftspartnern ist die Rede von externer Mediation. Das können Vertragsstreitigkeiten im Verhältnis zu Lieferanten oder Kunden sein, zivilrechtliche Konflikte mit Konkurrenten oder Handelsstreitigkeiten über Ländergrenzen hinweg. Für welche Konflikte eignet sich Mediation? Eine Mediation bietet sich an, wenn die Beteiligten daran interessiert sind, ihre Beziehung fortzuführen. „Von Lieferanten oder Kunden kann ich mich trennen, aber Gesellschafter oder gar Familienmitglieder können nicht einfach auseinandergehen“, sagt Niedostadek, der seit 20 Jahren als Mediator tätig ist. Entsprechend kommt diese Form der Konfliktbearbeitung beispielsweise bei Unternehmensnachfolgen, Erbstreitigkeiten oder Scheidungen zum Einsatz. Dabei steht mitunter die Zukunft des Unternehmens und der Familie gleichermaßen auf dem Spiel. „Die Mediation kann hier Bereiche einbeziehen, die vor Gericht überhaupt nicht zur Sprache kämen“, erklärt Niedostadek. „Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern eine Lösung für die Zukunft.“ Auch bei großen Summen könne eine Mediation hilfreich sein, da diese prinzipiell vertraulich sei, so Niedostadek. „Sie können so die Kohlen aus dem Feuer holen – ohne negative PR durch entsprechende Presseberichte.“ Das Verfahren bietet sich etwa an, wenn zwei Unternehmen um Vertragsstrafen oder Patentrechte streiten. „Je mehr auf dem Spiel steht, desto eher lohnt sich der Aufwand.“ [zur-person] Wann ist eine Mediation eher ungeeignet? Doch nicht immer ist eine Mediation der passende Weg zur Konfliktlösung. Eine Grundvoraussetzung ist: „Die Parteien müssen sich auch einigen wollen oder sich zumindest offen auf das Verfahren einlassen, sonst funktioniert es nicht“, so Niedostadek. Mediation eigne sich für viele Konflikte. „Aber die Beteiligten eignen sich nicht immer für Mediation.“ Auch, wenn vor Gericht eine Grundsatzentscheidung herbeigeführt werden soll, lohnt sich eine Mediation nicht. Das ist etwa der Fall, wenn es noch viele gleichartige Fälle gibt – zum Beispiel zahlreiche betroffene Kunden. Der Aufwand, sich mit jedem einzelnen zu einigen, wäre dann unverhältnismäßig hoch. Wie läuft ein Mediationsverfahren ab? Jede Mediation lässt sich in verschiedene Phasen einteilen, die aufeinander aufbauen. Arbeitsbündnis: „Der Anfang ist oft am schwersten“, sagt Niedostadek. Meist tritt eine der Konfliktparteien an den Mediator heran und bittet um Vermittlung. „Wenn sich die andere Seite dann entschließt mitzumachen, hat man bereits eine erste Übereinkunft, auf der man aufbauen kann.“ Ein Gesellschaftsvertrag kann diese Form der Konfliktbearbeitung durch eine entsprechende Klausel auch im Vorfeld festlegen. Bestandsaufnahme: Im nächsten Schritt legen beide Parteien fest, worüber sie sprechen wollen. „Das geschieht ohne die einzelnen Aspekte inhaltlich zu bewerten“, sagt Niedostadek. Anschließend werden die Themen priorisiert: In welcher Reihenfolge soll über die Dinge gesprochen werden? Interessensklärung: „Erst in dieser Phase geht es auch um Inhaltliches“, so der Mediator. In der Regel um die Frage: Was sind die Interessen der Beteiligten? Eine Mediation zielt auf die eigentlichen Motive aller Parteien – und die sind nicht immer monetär: Mitunter geht es auch um fehlende Wertschätzung, einen Zugewinn persönlicher Freiheiten oder eine neue Form der Arbeitsteilung. Lösungsfindung: Sind die Standpunkte klar, beginnt die nächste Phase, in der auch verhandelt wird. Wie lassen sich die Interessen aller Seiten am besten abbilden? „Hier geht es darum, kreative Lösungen zu entwickeln“, erklärt Niedostadek. Diese Phase sei oftmals ein echter „Gamechanger“. Dabei kommen auch Kreativitätstechniken wie Brainstorming oder die Kartenumlauftechnik zum Einsatz. Vereinbarung: Bei einer Mediation gibt es anders als bei einem Schiedsverfahren oder einer Schlichtung keinen Vorschlag des Schiedsrichters und keinen Schlichterspruch. Stattdessen müssen die Konfliktparteien selbst die Lösung finden. Am Ende steht dann eine Übereinkunft. „Das kann ein Vertrag sein, muss es aber nicht.“ Was sind die Unterschiede zum Gerichtsprozess? Eine Mediation unterscheidet sich grundlegend von einem Gerichtsprozess: „Ein Gericht erhebt Beweise und gibt dann zum Beispiel einer Seite ganz oder teilweise Recht“, sagt Niedostadek. „In der Mediation geht es darum, die Interessen der Beteiligten herauszuarbeiten.“ Idealerweise findet sich dann eine Lösung, die für alle sinnvoll ist. Spart man mit einem Mediationsverfahren also in jedem Fall Zeit, Geld und Nerven? Niedostadek verneint das. Eine Mediation könne schneller gehen und weniger kosten. Aber: „Kommt es dann trotzdem zum Gerichtsverfahren, sind die Kosten natürlich on top.“ Auch sei eine Mediation nicht unbedingt weniger aufreibend: „Einen Prozess kann man an Anwälte delegieren. In eine Mediation muss man sich selbst einbringen.“ Was ist das Ergebnis einer Mediation? Am Ende einer Mediation steht idealerweise eine Vereinbarung. Die kann schriftlich festgehalten werden – etwa in der Form: Partei A zahlt Summe X an Partei B – oder, wenn es ausreicht, auch mit einem Handschlag besiegelt werden. „Ich habe auch schon erlebt, dass der Erfolg einer Mediation darin bestand, dass die zerstrittenen Gesellschafter überhaupt wieder miteinander geredet haben“, berichtet Niedostadek. Am Ende brauchte es gar keine Übereinkunft, stattdessen blieben beide Seiten einfach im Gespräch. Warum scheitert eine Mediation? Nicht immer steht am Ende einer Mediation eine Lösung. Mediationen können aus sehr unterschiedlichem Gründen scheitern, so Niedostadek. Etwa, wenn sich die Parteien nur darauf einlassen, um guten Willen zu zeigen – ohne ernsthafte Einigungsabsicht. Doch auch, wenn die Gespräche scheitern, muss das nicht unbedingt ein Nachteil sein. „Eine Mediation führt zur Klärung der Situation, auch wenn am Ende die Trennung steht.“ [mehr-zum-thema] Wie lange dauert eine Mediation? „Mediationen sind zeitlich flexibel“, sagt Niedostadek. Manche Dinge könnten bereits an einem intensiven Gesprächstag geklärt werden. „Ich habe aber auch schon Mediationen erlebt, die sich über mehrere Monate hingezogen haben.“ Generell sei es ratsam, nichts unnötig zu verschleppen. Deshalb gelte bei einer Mediation auch der Grundsatz: „Die Entscheider müssen mit am Tisch sitzen.“ Unternehmerinnen und Unternehmer sollten diese Aufgabe also nicht an Teammitglieder ohne Entscheidungsbefugnisse delegieren, wenn sie ernsthaft an einer Einigung interessiert sind. Wer eignet sich als Mediator? Der Mediator sollte eine Person sein, die von allen Beteiligten als parteiübergreifend oder neutral wahrgenommen wird. Meist ist das ein externer Dritter. Eine Führungskraft eignet sich zum Beispiel häufig nicht als Mediator, um in einem Teamkonflikt zu vermitteln. Dennoch können mediative Fähigkeiten – außerhalb einer klassischen Mediation – im Führungsalltag helfen. Speziell zertifizierte Mediatoren verfügen noch über eine weitergehende Aus- und Fortbildung. Eine besondere Nähe zum Thema – etwa juristische Kenntnisse im Arbeits- oder Gesellschaftsrecht – brauche der Mediator nicht, so Niedostadek. „Meiner Erfahrung nach spielt Fachkenntnis keine große Rolle, weil es bei den meisten Konflikten nicht um fachliche Details geht.“ Wie findet sich ein professioneller Mediator? Professionelle Mediatoren müssen in Deutschland bestimmte Qualifikationsanforderungen erfüllen und sich an die ethischen Standards und Regeln des Mediationsgesetzes halten. Viele Mediatoren sind in Berufsverbänden organisiert, die eine gute erste Anlaufstelle bilden, etwa der Bundesverband Mediation oder die Deutsche Gesellschaft für Mediation (DGM). Daneben gibt es weitere Spezialverbände wie die Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation oder den Verband der Wirtschaftsmediatoren. Auch die Industrie- und Handelskammern können Kontakte zu Mediatoren herstellen. „Die meisten Mediationen kommen allerdings über persönliche Empfehlungen zustande“, weiß Niedostadek. Was kostet eine Mediation? Die Kosten für eine Mediation hängen nicht vom Streitwert ab, sondern vor allem von der Dauer des Verfahrens. Tages- oder Stundensätze für einen Mediator bewegen sich im üblichen Rahmen eines Freiberufler-Honorars – abhängig von der fachlichen Expertise. Viele Mediatoren haben auch einen juristischen Hintergrund. „Prinzipiell ist das Honorar aber Verhandlungssache“, sagt Niedostadek. Mitunter übernehmen auch Rechtsschutzversicherungen die Kosten für eine Mediation – üblich sind dann Stundensätze von 150 bis 180 Euro, die der Mediator in Rechnung stellen kann.
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