Lotusblütentechnik
Struktur gewinnt! Mit dieser Methode finden Sie schnell neue Ideen

Strukturiert Probleme lösen, Ideen finden, Produkte weiterentwickeln: Mit der japanischen Lotusblütentechnik klappt das leicht. Wie sie funktioniert und welcher Kniff sie besonders erfolgreich macht.

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Lotusblütentechnik
© fmajor / E+ / Getty Images

Wie funktioniert die Lotusblütentechnik?

Die Lotusblütentechnik dient dazu, ein Thema strukturiert zu durchdenken, Ideen zu finden – und diese wiederum weiterzuentwickeln. Dazu nutzt sie ein Diagramm aus neun Blüten, das in der Draufschau von oben entfernt an eine Lotusblüte erinnert, die sich von innen nach außen aufblättert. Hier eine schematische Darstellung, die das Prinzip illustriert:

lotusbluetentechnik-grafik-1

© Robert Beckers / impulse

Um die Lotusblütentechnik zu nutzen, zeichnen Sie zunächst eine Blume zentral auf ein Blatt Papier oder ein Flipchart (s. Grafik ). Diese Blume sollte ein Zentrum und acht Blütenblätter haben. Dann notieren sie im Zentrum dieser Blüte das Problem, für das Sie Lösungen brauchen, oder eine erste Idee, die Sie weiterentwickeln möchten.

Anschließend überlegen Sie sich Gedanken, Ideen oder Themen, die mit dem, was im Zentrum steht, zusammenhängen – und schreiben jene, die Ihnen am besten vorkommen, in die acht Blütenblätter.

Dann folgt Durchgang zwei: Zeichnen Sie acht weitere Blüten um die zentrale Blume in der Mitte des Blattes. Im Zentrum jeder dieser Blüten notieren Sie eine der acht Ideen, die in den Blütenblättern der ersten Blume stehen – damit werden diese Unterideen zu einem eigenen Thema. Nun überlegen Sie sich zu den acht Schlagworten  wieder acht Dinge, die mit dem Thema in Zusammenhang stehen, und schreiben Sie in die acht Blütenblätter drumherum.

Ein Beispiel, wie die Lotusblütentechnik konkret hilft

Eine Konditorin möchte mithilfe der Lotusblütentechnik Pralinen für die Sommersaison kreieren. Also zeichnet sie ein Lotusblütendiagramm und schreibt in die Mitte der zentralen Blume: „Pralinen für die Sommersaison“.

Dann überlegt sie, was ihr spontan dazu einfällt. Sie notiert sich zum Beispiel Fruchtpralinen und Eispralinen als Sommerprodukte. Diese Ideen macht die Konditorin im nächsten Schritt zum Zentrum neuer Blumen. In deren Blütenblätter schreibt sie Geschmacksrichtungen für Frucht- und Eispralinen. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen:

lotusbluetentechnik-grafik-2

© Robert Beckers / impulse

Der Experte
Alexander BremAlexander Brem arbeitet als Professor für Entrepreneurship in Technologie und Digitalisierung an der Universität Stuttgart und ist Direktor des Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI). In seinem Ratgeber „Die Kreativ-Toolboxs für Unternehmen“ (Schäffer-Poeschel, 24,95 Euro) stellt er 50 Techniken zur Ideenfindung vor – und gibt Tipps, wie sich diese klug anwenden lassen.

Worin liegen die Vorteile der Lotusblütentechnik?

„Die Lotusblütentechnik gehört zu den sogenannten Visualisierungstechniken: Sie macht Gedanken sichtbar – das macht es unserem Gehirn leichter, neue Verbindungen zu ziehen und ein Thema weiterzudenken“, sagt Alexander Brem, Direktor des Instituts für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) an der Universität Stuttgart.

Ein weiterer Vorteil: Sie gibt ein Schema vor, nach dem die Ideensuche abläuft. Die Lotusblütentechnik gliedert strikt hierarchisch in Ober- und Unterpunkte. „So lässt sich ein Problem strukturiert in einzelne Bestandteile zerlegen, auf denen man dann ebenso strukturiert herumdenken kann“, so Brem weiter.

Wie lässt sich die Lotusblütentechnik klug anwenden?

Wer die Lotusblütentechnik für sich nutzen will, kann sie allein für ein Brainstorming verwenden. Auch in Gruppen-Workshops kann die Kreativtechnik helfen, auf bessere Ideen zu kommen – wenn die Moderatorin oder der Moderator einen Trick anwendet.

„Bei Workshops stehen Sie vor einem Problem: Die lautesten Teilnehmer und Teilnehmerinnen rufen ihre Ideen meist schnell in die Gruppe – und die Gedanken der eher stilleren gehen unter“, so Brem. Er rät daher, zunächst alle Beteiligten eine Lotusblütenvorlage ausfüllen zu lassen, anschließend die Ideen aller auf einem Flipchart zu sammeln – und die besten in eine Blüten-Vorlage auf einem weiteren Blatt zu schreiben. Und diesen Vorgang anschließend für die so entstandenen einzelnen Unterideen zu wiederholen.

Eine weitere Empfehlung des Experten: Chefs und Chefinnen sollten in solchen Workshops nicht dabei sein. „Der einfache Grund: Es fällt vielen Angestellten schwer, etwas Anderes wirklich gut zu finden als das, was die Führungskraft sagt. Deshalb sind die Ideen von Chefs und Chefinnen in Workshops häufig überrepräsentiert und das Denken in neuen Zusammenhängen ist blockiert“, erklärt Brem.

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Extra-Tipp für noch bessere Einfälle

Brem zufolge hat die Lotusblütentechnik einen Nachteil: Weil sie so systematisch ist, lässt sie das intuitiv-kreative Denkvermögen ungenutzt. „Sie ruft nur unseren normalen, alltäglichen Erfahrungshorizont ab. Deshalb werden Sie mit der Lotusblütentechnik allein nicht auf superneue, spannende Ideen kommen“, sagt Brem.

Der Experte empfiehlt deshalb, die Lotusblütentechnik mit einer intuitiv-kreativen Methode zu verknüpfen, etwa der sogenannten Reizwortanalyse. Bezogen auf das Beispiel der Konditorin könnte das wie folgt aussehen:

Schritt 1: Die Konditorin führt die Lotusblütentechnik wie oben gezeigt durch.

Schritt 2: Sie zeichnet eine zweite Lotusblütenvorlage. In die Mitte der zentralen Blume schreibt sie diesmal ein beliebiges Wort, etwa „Wasser“.

Schritt 3: Jetzt notiert sie in den acht Blütenblättern acht Dinge, die ihr zum Reizwort Wasser spontan einfallen – egal, ob diese sinnvoll scheinen oder nicht. Also beispielsweise „klar“, „frisch“, „Meer“, „Wellen“, „salzig“, „Urlaub“, „Insel“, „türkis“.

Schritt 4: Dann überschreibt die Konditorin das Wort „Wasser“ durch eine Idee, die ihr im ersten, klassischen Lotusblütendurchgang eingefallen ist, also zum Beispiel „Urlaubspraline“. Anschließend füllt sie das Lotusblütendiagramm wie gehabt aus. Setzt also unter anderem das Wort „türkis“ ins Zentrum einer weiteren Blüte und überlegt, was ihr zu „türkis“ im Zusammenhang mit „Urlaubspraline“ einfällt.

„Durch eine solche Kombination der Techniken regen Sie Ihre Phantasie an und bringen sich aus Ihrem persönlichen Erfahrungskreis gedanklich in einen kreativeren Bereich“, so Brem. „Die Konditorin könnte beim Gedanken an ‚türkis‘ und ‚Urlaubspraline‘ etwa auf eine Blue-Curacao-Pralinenvariante kommen – oder auf eine Malediven-Edition mit verschiedenen tropischen Frucht-Variationen, mit denen ihre Kunden das Sommerurlaubs-Gefühl verlängern können.“

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Wie funktioniert die Lotusblütentechnik? Die Lotusblütentechnik dient dazu, ein Thema strukturiert zu durchdenken, Ideen zu finden – und diese wiederum weiterzuentwickeln. Dazu nutzt sie ein Diagramm aus neun Blüten, das in der Draufschau von oben entfernt an eine Lotusblüte erinnert, die sich von innen nach außen aufblättert. Hier eine schematische Darstellung, die das Prinzip illustriert: [caption id="attachment_7614404" align="alignnone" width="600"] © Robert Beckers / impulse[/caption] Um die Lotusblütentechnik zu nutzen, zeichnen Sie zunächst eine Blume zentral auf ein Blatt Papier oder ein Flipchart (s. Grafik ). Diese Blume sollte ein Zentrum und acht Blütenblätter haben. Dann notieren sie im Zentrum dieser Blüte das Problem, für das Sie Lösungen brauchen, oder eine erste Idee, die Sie weiterentwickeln möchten. Anschließend überlegen Sie sich Gedanken, Ideen oder Themen, die mit dem, was im Zentrum steht, zusammenhängen – und schreiben jene, die Ihnen am besten vorkommen, in die acht Blütenblätter. Dann folgt Durchgang zwei: Zeichnen Sie acht weitere Blüten um die zentrale Blume in der Mitte des Blattes. Im Zentrum jeder dieser Blüten notieren Sie eine der acht Ideen, die in den Blütenblättern der ersten Blume stehen – damit werden diese Unterideen zu einem eigenen Thema. Nun überlegen Sie sich zu den acht Schlagworten  wieder acht Dinge, die mit dem Thema in Zusammenhang stehen, und schreiben Sie in die acht Blütenblätter drumherum. Ein Beispiel, wie die Lotusblütentechnik konkret hilft Eine Konditorin möchte mithilfe der Lotusblütentechnik Pralinen für die Sommersaison kreieren. Also zeichnet sie ein Lotusblütendiagramm und schreibt in die Mitte der zentralen Blume: „Pralinen für die Sommersaison“. Dann überlegt sie, was ihr spontan dazu einfällt. Sie notiert sich zum Beispiel Fruchtpralinen und Eispralinen als Sommerprodukte. Diese Ideen macht die Konditorin im nächsten Schritt zum Zentrum neuer Blumen. In deren Blütenblätter schreibt sie Geschmacksrichtungen für Frucht- und Eispralinen. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen: [caption id="attachment_7614405" align="alignnone" width="600"] © Robert Beckers / impulse[/caption] [zur-person] Worin liegen die Vorteile der Lotusblütentechnik? „Die Lotusblütentechnik gehört zu den sogenannten Visualisierungstechniken: Sie macht Gedanken sichtbar – das macht es unserem Gehirn leichter, neue Verbindungen zu ziehen und ein Thema weiterzudenken“, sagt Alexander Brem, Direktor des Instituts für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) an der Universität Stuttgart. Ein weiterer Vorteil: Sie gibt ein Schema vor, nach dem die Ideensuche abläuft. Die Lotusblütentechnik gliedert strikt hierarchisch in Ober- und Unterpunkte. „So lässt sich ein Problem strukturiert in einzelne Bestandteile zerlegen, auf denen man dann ebenso strukturiert herumdenken kann“, so Brem weiter. Wie lässt sich die Lotusblütentechnik klug anwenden? Wer die Lotusblütentechnik für sich nutzen will, kann sie allein für ein Brainstorming verwenden. Auch in Gruppen-Workshops kann die Kreativtechnik helfen, auf bessere Ideen zu kommen – wenn die Moderatorin oder der Moderator einen Trick anwendet. „Bei Workshops stehen Sie vor einem Problem: Die lautesten Teilnehmer und Teilnehmerinnen rufen ihre Ideen meist schnell in die Gruppe – und die Gedanken der eher stilleren gehen unter“, so Brem. Er rät daher, zunächst alle Beteiligten eine Lotusblütenvorlage ausfüllen zu lassen, anschließend die Ideen aller auf einem Flipchart zu sammeln – und die besten in eine Blüten-Vorlage auf einem weiteren Blatt zu schreiben. Und diesen Vorgang anschließend für die so entstandenen einzelnen Unterideen zu wiederholen. Eine weitere Empfehlung des Experten: Chefs und Chefinnen sollten in solchen Workshops nicht dabei sein. „Der einfache Grund: Es fällt vielen Angestellten schwer, etwas Anderes wirklich gut zu finden als das, was die Führungskraft sagt. Deshalb sind die Ideen von Chefs und Chefinnen in Workshops häufig überrepräsentiert und das Denken in neuen Zusammenhängen ist blockiert“, erklärt Brem. [mehr-zum-thema] Extra-Tipp für noch bessere Einfälle Brem zufolge hat die Lotusblütentechnik einen Nachteil: Weil sie so systematisch ist, lässt sie das intuitiv-kreative Denkvermögen ungenutzt. „Sie ruft nur unseren normalen, alltäglichen Erfahrungshorizont ab. Deshalb werden Sie mit der Lotusblütentechnik allein nicht auf superneue, spannende Ideen kommen“, sagt Brem. Der Experte empfiehlt deshalb, die Lotusblütentechnik mit einer intuitiv-kreativen Methode zu verknüpfen, etwa der sogenannten Reizwortanalyse. Bezogen auf das Beispiel der Konditorin könnte das wie folgt aussehen: Schritt 1: Die Konditorin führt die Lotusblütentechnik wie oben gezeigt durch. Schritt 2: Sie zeichnet eine zweite Lotusblütenvorlage. In die Mitte der zentralen Blume schreibt sie diesmal ein beliebiges Wort, etwa „Wasser“. Schritt 3: Jetzt notiert sie in den acht Blütenblättern acht Dinge, die ihr zum Reizwort Wasser spontan einfallen – egal, ob diese sinnvoll scheinen oder nicht. Also beispielsweise „klar“, „frisch“, „Meer“, „Wellen“, „salzig“, „Urlaub“, „Insel“, „türkis“. Schritt 4: Dann überschreibt die Konditorin das Wort „Wasser“ durch eine Idee, die ihr im ersten, klassischen Lotusblütendurchgang eingefallen ist, also zum Beispiel „Urlaubspraline“. Anschließend füllt sie das Lotusblütendiagramm wie gehabt aus. Setzt also unter anderem das Wort „türkis“ ins Zentrum einer weiteren Blüte und überlegt, was ihr zu „türkis“ im Zusammenhang mit „Urlaubspraline“ einfällt. „Durch eine solche Kombination der Techniken regen Sie Ihre Phantasie an und bringen sich aus Ihrem persönlichen Erfahrungskreis gedanklich in einen kreativeren Bereich“, so Brem. „Die Konditorin könnte beim Gedanken an ‚türkis‘ und ‚Urlaubspraline‘ etwa auf eine Blue-Curacao-Pralinenvariante kommen – oder auf eine Malediven-Edition mit verschiedenen tropischen Frucht-Variationen, mit denen ihre Kunden das Sommerurlaubs-Gefühl verlängern können.“
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