Menschen ändern wollen
5 Tipps, um gelassener mit schwierigen Menschen umzugehen

Die nervige Mitarbeiterin, der nörgelnde Kunde – oft wünschen wir uns, andere ändern zu können. Viel hilfreicher: die eigene Einstellung ändern. 5 Tipps, wie das gelingt.

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Menschen ändern wollen
© Epoxydude / Getty Images

Das Leben wäre manchmal einfacher, wenn alle ein bisschen mehr ticken würden wie man selbst: der Freund mit den fragwürdigen politischen Ansichten, die Mitarbeiterin, die so langsam und ungenau arbeitet, der Kunde, der ständig meckert.

Solche Gedanken kennen wohl viele. Doch laut Autorin, Unternehmerin und Coach Nele Kreyßig führen sie vor allem zu einem: Unzufriedenheit. Statt andere nach der eigenen Vorstellung zurechtbiegen zu wollen, sei es wesentlich hilfreicher, an sich selbst zu arbeiten – um auch schwierigen Mitmenschen gelassener begegnen zu können. In ihrem Buch „Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen“ stellt Kreyßig fünf Strategien vor, die dabei helfen.

Das Buch

Nele Kreyßig: Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen. Gabal Verlag, 17 Euro.

1. Der Brillentausch

Ein neuer Mitarbeiter verhält sich Kolleginnen und Kollegen gegenüber unfreundlich? Möglich, dass er von Natur aus ein griesgrämiger Mensch ist und andere gerne piesackt – aber unwahrscheinlich.

Bevor wir anderen böse Absichten unterstellen, sollten wir uns laut Kreyßig für deren Sichtweise interessieren. Womöglich empfindet der neue Mitarbeiter sich selbst gar nicht als unfreundlich – wohl aber seine Kolleginnen und Kollegen.

Jeder nimmt die Welt auf seine eigene Art und Weise wahr, hat eigene Wertevorstellungen, Ziele, Träume, schreibt die Autorin. Und betrachtet entsprechend den Arbeitsalltag durch seine eigene Brille.

Wer versucht, die Welt durch die Brille des anderen zu sehen, kann dessen Verhalten besser verstehen. Diese Fragen der Autorin helfen dabei:

  • Aus welcher Lebenswelt kommt mein Gegenüber?
  • Welche Erfahrungen hat sie oder er im Unterschied zu mir wahrscheinlich gemacht?
  • Welche Motive, Werte, Bedürfnisse sprechen aus ihrem oder seinem Verhalten?
  • Welchen Vorteil könnte sie oder er sich von diesem Verhalten versprechen?

2. Die Zauberfrage

„Wie konntest du das nur tun?!“ Ob im Streit oder wenn uns die Entscheidung eines anderen nicht gefällt: Oft vergreifen wir uns im Ton und verärgern unser Gegenüber. Dabei müsste es meist gar nicht zum Wortgefecht kommen, schreibt Kreyßig – wenn wir uns für die Beweggründe des anderen interessieren würden.

Ihre Empfehlung: Wir sollten uns mit vorschnellen Urteilen zurückhalten und auf Warum-Fragen oder „Wie konntest du nur?“ verzichten. Denn solche Fragen führen nur dazu, dass das Gegenüber sich gezwungen sieht, sich zu rechtfertigen und mit Ausreden oder abwehrenden Antworten zu reagieren.

Stattdessen sollte man so nachfragen, dass der andere Respekt für seine Haltung spürt und sich ernst genommen fühlt. Etwa so:

  • „Du hast dir das sicher gut überlegt. Was hat dich bewogen, so vorzugehen?“
  • „Ich möchte gern verstehen, wie es dazu gekommen ist. Weshalb ist dir das so wichtig?“
  • „Da sind wir offenbar völlig unterschiedlicher Meinung. Magst du mir deinen Standpunkt näher erläutern?“

Mehr dazu: Verbale Angriffe abwehren: 5 Tipps, wie Sie Verbal-Attacken wie ein Profi kontern

3. Die Pinguin-Strategie

Es käme wohl niemand auf die Idee, einem Pinguin Tipps zu geben, wie er besser klettert, so Kreyßig. Das Klettern gehört offensichtlich nicht zu seinen Stärken. Genauso unsinnig sei es, introvertierten Menschen vorzuwerfen, dass sie sich nie ins Party-Getümmel stürzen. Oder einen sehr präzise und dadurch langsam arbeitenden Mitarbeiter aufzufordern, seine Arbeit in der Hälfte der Zeit zu schaffen.

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Doch genau das tun viele von uns, so die Unternehmerin: Wir werfen anderen vermeintliche Schwächen vor, die teilweise tief in ihrer Persönlichkeit verwurzelt sind. Ihr Rat: auf die Bewertungsbremse treten. Und sich folgende Fragen stellen, bevor man unbedachte Bemerkungen äußert:

  • Warum macht der oder die andere das so?
  • Warum stört mich das?
  • Bin ich gerade gerecht?
  • Was ist eigentlich das Gute an dieser Eigenschaft der Person, die ich gerade kritisieren möchte?

Kreyßig: „Häufig verdrängen wir, dass fast jeder Charakterzug und beinahe jede Vorliebe auch gute Seiten hat. Der introvertierte Freund ist ein klasse Zuhörer. Die forsche Kollegin macht sich erfolgreich für Mitarbeiterinteressen stark, auch da, wo andere längst eingeknickt sind.“

4. Die Neugier-Strategie

Kinder sind extrem neugierig und bombardieren Erwachsene mit Fragen. Doch je älter wir werden, so Kreyßig, desto mehr macht diese Neugier Gewohnheiten Platz, die uns Sicherheit vermitteln – auch, wenn sie uns offensichtlich schaden. Wie etwa die tägliche Tüte Chips vorm Fernseher oder der immer gleiche Streit mit dem Schwiegervater über politische Differenzen.

„Gewohnheiten sind daher ein zweischneidiges Schwert. Sie erleichtern das Leben und beschränken unseren Erfahrungshorizont“, schreibt die Unternehmerin. Ein wenig mehr Neugier könne helfen, mit Menschen zurechtzukommen, die man als anders oder schwierig empfindet: Statt die immer gleichen Argumente mit dem Schwiegervater auszutauschen, könnte man ihn fragen, wie er zu seiner Ansicht kommt.

Kreyßig: „Statt ganz schnell ein Urteil zu fällen, dass ein Verhalten unmöglich, eine Herangehensweise zum Scheitern verurteilt oder ein Auftreten unangemessen ist, könnten wir herausfinden, was dahintersteckt – welche Motive, Werte, Erfahrungen, Hoffnungen.“

Diese Fragen können dabei helfen:

  • Was ist interessant an diesem Verhalten?
  • Welchen Zweck erfüllt es für die jeweilige Person?
  • Was kann ich dazulernen, indem ich mich mit diesem Verhalten auseinandersetze?

5. Die Flucht nach vorne

Manchmal ist es unausweichlich: Man muss dem anderen klar seine Meinung sagen – auch wenn es für beide Seiten unangenehm ist. Kreyßig schildert etwa den Fall einer Unternehmerin, die eine talentierte Praktikantin übernehmen wollte. Was sie daran hinderte, sie einzustellen: Die Praktikantin kleidete sich stets so unpassend, dass ihre Chefin sie nicht mit in Verhandlungen nehmen wollte. „Ich kann einer erwachsenen Frau doch nicht sagen: ‚Ziehen Sie sich mal was Ordentliches an!‘“, habe die Unternehmerin zu Kreyßig gesagt.

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Hier hilft nur Klartext. Der Praktikantin eine Anstellung verweigern, weil man sich nicht traut, ihr Verhalten anzusprechen, sei unfair und egoistisch. „Offenes Feedback zu geben, ist auch eine Frage des Respekts für den anderen“, schreibt Kreyßig.

Ihre Tipps, um unbequeme Botschaften zu überbringen:

  • Konkrete Beobachtungen aus der Ich-Perspektive formulieren: „Ich habe diese Woche beobachtet, dass Sie sehr sportliche Kleidung tragen“ statt „Sie sind hier nicht auf dem Sportplatz, sondern im Büro!“
  • Darauf hinweisen, wie dieses Verhalten auf andere wirkt: „Das kann unsere Geschäftspartner und Kollegen irritieren. Ich sorge mich außerdem, dass unsere Kunden Sie vielleicht nicht ernst nehmen, wenn Sie sie so empfangen.“
  • Einen Wunsch oder eine Erwartung formulieren, eventuell Hilfe anbieten: „Ich wünsche mir für unsere künftige Zusammenarbeit, dass Sie schickere Kleidung tragen. Sie können sich dabei an Ihren Kolleginnen orientieren oder mich jederzeit ansprechen, wenn Sie unsicher sind.“

Wichtig: Du-Botschaften wie „Du kleidest dich völlig unpassend!“ provozieren Widerworte. Ich-Botschaften dagegen werden laut Kreyßig eher angenommen.

Mehr dazu hier: Ich-Botschaften: Beispiele und Erfolgsformel für Führungskräfte

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Das Leben wäre manchmal einfacher, wenn alle ein bisschen mehr ticken würden wie man selbst: der Freund mit den fragwürdigen politischen Ansichten, die Mitarbeiterin, die so langsam und ungenau arbeitet, der Kunde, der ständig meckert. Solche Gedanken kennen wohl viele. Doch laut Autorin, Unternehmerin und Coach Nele Kreyßig führen sie vor allem zu einem: Unzufriedenheit. Statt andere nach der eigenen Vorstellung zurechtbiegen zu wollen, sei es wesentlich hilfreicher, an sich selbst zu arbeiten – um auch schwierigen Mitmenschen gelassener begegnen zu können. In ihrem Buch „Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen“ stellt Kreyßig fünf Strategien vor, die dabei helfen. [zur-person] 1. Der Brillentausch Ein neuer Mitarbeiter verhält sich Kolleginnen und Kollegen gegenüber unfreundlich? Möglich, dass er von Natur aus ein griesgrämiger Mensch ist und andere gerne piesackt – aber unwahrscheinlich. Bevor wir anderen böse Absichten unterstellen, sollten wir uns laut Kreyßig für deren Sichtweise interessieren. Womöglich empfindet der neue Mitarbeiter sich selbst gar nicht als unfreundlich – wohl aber seine Kolleginnen und Kollegen. Jeder nimmt die Welt auf seine eigene Art und Weise wahr, hat eigene Wertevorstellungen, Ziele, Träume, schreibt die Autorin. Und betrachtet entsprechend den Arbeitsalltag durch seine eigene Brille. Wer versucht, die Welt durch die Brille des anderen zu sehen, kann dessen Verhalten besser verstehen. Diese Fragen der Autorin helfen dabei: Aus welcher Lebenswelt kommt mein Gegenüber? Welche Erfahrungen hat sie oder er im Unterschied zu mir wahrscheinlich gemacht? Welche Motive, Werte, Bedürfnisse sprechen aus ihrem oder seinem Verhalten? Welchen Vorteil könnte sie oder er sich von diesem Verhalten versprechen? 2. Die Zauberfrage „Wie konntest du das nur tun?!“ Ob im Streit oder wenn uns die Entscheidung eines anderen nicht gefällt: Oft vergreifen wir uns im Ton und verärgern unser Gegenüber. Dabei müsste es meist gar nicht zum Wortgefecht kommen, schreibt Kreyßig – wenn wir uns für die Beweggründe des anderen interessieren würden. Ihre Empfehlung: Wir sollten uns mit vorschnellen Urteilen zurückhalten und auf Warum-Fragen oder „Wie konntest du nur?“ verzichten. Denn solche Fragen führen nur dazu, dass das Gegenüber sich gezwungen sieht, sich zu rechtfertigen und mit Ausreden oder abwehrenden Antworten zu reagieren. Stattdessen sollte man so nachfragen, dass der andere Respekt für seine Haltung spürt und sich ernst genommen fühlt. Etwa so: „Du hast dir das sicher gut überlegt. Was hat dich bewogen, so vorzugehen?“ „Ich möchte gern verstehen, wie es dazu gekommen ist. Weshalb ist dir das so wichtig?“ „Da sind wir offenbar völlig unterschiedlicher Meinung. Magst du mir deinen Standpunkt näher erläutern?“ Mehr dazu: Verbale Angriffe abwehren: 5 Tipps, wie Sie Verbal-Attacken wie ein Profi kontern 3. Die Pinguin-Strategie Es käme wohl niemand auf die Idee, einem Pinguin Tipps zu geben, wie er besser klettert, so Kreyßig. Das Klettern gehört offensichtlich nicht zu seinen Stärken. Genauso unsinnig sei es, introvertierten Menschen vorzuwerfen, dass sie sich nie ins Party-Getümmel stürzen. Oder einen sehr präzise und dadurch langsam arbeitenden Mitarbeiter aufzufordern, seine Arbeit in der Hälfte der Zeit zu schaffen. Doch genau das tun viele von uns, so die Unternehmerin: Wir werfen anderen vermeintliche Schwächen vor, die teilweise tief in ihrer Persönlichkeit verwurzelt sind. Ihr Rat: auf die Bewertungsbremse treten. Und sich folgende Fragen stellen, bevor man unbedachte Bemerkungen äußert: Warum macht der oder die andere das so? Warum stört mich das? Bin ich gerade gerecht? Was ist eigentlich das Gute an dieser Eigenschaft der Person, die ich gerade kritisieren möchte? Kreyßig: „Häufig verdrängen wir, dass fast jeder Charakterzug und beinahe jede Vorliebe auch gute Seiten hat. Der introvertierte Freund ist ein klasse Zuhörer. Die forsche Kollegin macht sich erfolgreich für Mitarbeiterinteressen stark, auch da, wo andere längst eingeknickt sind.“ 4. Die Neugier-Strategie Kinder sind extrem neugierig und bombardieren Erwachsene mit Fragen. Doch je älter wir werden, so Kreyßig, desto mehr macht diese Neugier Gewohnheiten Platz, die uns Sicherheit vermitteln – auch, wenn sie uns offensichtlich schaden. Wie etwa die tägliche Tüte Chips vorm Fernseher oder der immer gleiche Streit mit dem Schwiegervater über politische Differenzen. „Gewohnheiten sind daher ein zweischneidiges Schwert. Sie erleichtern das Leben und beschränken unseren Erfahrungshorizont“, schreibt die Unternehmerin. Ein wenig mehr Neugier könne helfen, mit Menschen zurechtzukommen, die man als anders oder schwierig empfindet: Statt die immer gleichen Argumente mit dem Schwiegervater auszutauschen, könnte man ihn fragen, wie er zu seiner Ansicht kommt. Kreyßig: „Statt ganz schnell ein Urteil zu fällen, dass ein Verhalten unmöglich, eine Herangehensweise zum Scheitern verurteilt oder ein Auftreten unangemessen ist, könnten wir herausfinden, was dahintersteckt – welche Motive, Werte, Erfahrungen, Hoffnungen.“ Diese Fragen können dabei helfen: Was ist interessant an diesem Verhalten? Welchen Zweck erfüllt es für die jeweilige Person? Was kann ich dazulernen, indem ich mich mit diesem Verhalten auseinandersetze? [mehr-zum-thema] 5. Die Flucht nach vorne Manchmal ist es unausweichlich: Man muss dem anderen klar seine Meinung sagen – auch wenn es für beide Seiten unangenehm ist. Kreyßig schildert etwa den Fall einer Unternehmerin, die eine talentierte Praktikantin übernehmen wollte. Was sie daran hinderte, sie einzustellen: Die Praktikantin kleidete sich stets so unpassend, dass ihre Chefin sie nicht mit in Verhandlungen nehmen wollte. „Ich kann einer erwachsenen Frau doch nicht sagen: ‚Ziehen Sie sich mal was Ordentliches an!‘“, habe die Unternehmerin zu Kreyßig gesagt. Hier hilft nur Klartext. Der Praktikantin eine Anstellung verweigern, weil man sich nicht traut, ihr Verhalten anzusprechen, sei unfair und egoistisch. „Offenes Feedback zu geben, ist auch eine Frage des Respekts für den anderen“, schreibt Kreyßig. Ihre Tipps, um unbequeme Botschaften zu überbringen: Konkrete Beobachtungen aus der Ich-Perspektive formulieren: „Ich habe diese Woche beobachtet, dass Sie sehr sportliche Kleidung tragen“ statt „Sie sind hier nicht auf dem Sportplatz, sondern im Büro!“ Darauf hinweisen, wie dieses Verhalten auf andere wirkt: „Das kann unsere Geschäftspartner und Kollegen irritieren. Ich sorge mich außerdem, dass unsere Kunden Sie vielleicht nicht ernst nehmen, wenn Sie sie so empfangen.“ Einen Wunsch oder eine Erwartung formulieren, eventuell Hilfe anbieten: „Ich wünsche mir für unsere künftige Zusammenarbeit, dass Sie schickere Kleidung tragen. Sie können sich dabei an Ihren Kolleginnen orientieren oder mich jederzeit ansprechen, wenn Sie unsicher sind.“ Wichtig: Du-Botschaften wie „Du kleidest dich völlig unpassend!“ provozieren Widerworte. Ich-Botschaften dagegen werden laut Kreyßig eher angenommen. Mehr dazu hier: Ich-Botschaften: Beispiele und Erfolgsformel für Führungskräfte